Erfahrungsbericht: Einen Monat aus dem Vorrat leben

  • Falls das Thema hier falsch eingeordnet ist, bitte verschieben. Es geht hier aber im wesentlichen um den Lebensmittelvorrat, deswegen erschien es mir hier am sinnvollsten untergebracht.


    Meine Frau hat sich etwas in die Miesen gewirtschaftet und vorgeschlagen, mal einen Monat aus dem Vorrat zu leben. Das lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen und habe, da ich alleine für die Einkäufe zuständig bin, diese sofort gestoppt.
    Damit kein Mißverständnis aufkommt, wir haben nur das Haushaltsportemonnaie zugelassen. Wasser, Strom und Lieferverträge liefen weiter, auch wenn wir nichts zu essen geliefert bekommen haben :winking_face: . Außerdem haben wir keine Kinder und einen Schrebergarten mit 100m2 Gemüsebeet und Lagergrube und die Tiefkühlvorräte. Die Schränke laufen ja noch. Außerdem sind wir nach wie vor auswärts essen gegangen, aber wohl nur zwei drei mal. Außerdem haben wir den Test nach Ablauf des Monats dann auf sechs Wochen ausgedehnt weil er eigentlich Spaß gemacht hat.


    Die ersten 10 Tage gab es eigentlich keinen Unterschied weil die Molkereiprodukte und das Gemüse noch gereicht haben. Brot backe ich für mich selbst im Automaten, meine Frau möchte Dinkelbrot vom Bäcker weil sie das besser verträgt. Deswegen ist sie nach einigen Tagen ausgerechnet auf das Pumpernickeldosenbrot umgestiegen. Davon habe ich die geringste Menge, das meiste ist Vollkorn oder Sonnenblumkerbrot vom Aldi. Muß also mal umdisponieren wenn es das mal wieder gibt.
    Nach 10 tagen war auch der letzte Brotaufstrich/-belag weg und meine Frau mußte mit gesalzener Butter auskommen. Ich esse eh kaum Käse auf dem Brot und hatte wie immer Brotaufstriche aus der Dose und selbstgemachte, sowohl frisch als auch eingefroren. Beim Essen gab es bis zum Schluß eigentlich keinen Unterschied, wir leben anscheinend eh überwiegend von Trockenwaren, Tiefgekühltem und Dosen, das Gemüse konnten wir ja teilweise aus der Lagergrube und teilweise aus der Tiefkühlung nehmen. Das Angebot war halt übersichtlicher.
    Hier ist mir aufgefallen, daß man wirklich nach zwei Wochen das Gefühl bekommt, es fehlen einem einige Dinge. Das was man nicht hat ist plötzlich sehr präsent im Kopf und ein Verlangen da. Man fängt an mit Ersatz zu experimentieren. Das hat mich sehr an Drogensucht erinnert und gefiel mir gar nicht. Meine Frau hat etwas gejammert, aber da es ihre Idee war, blieb sie hart. Ich selbst habe eben neues kreiert. Teilweise sinnlos wie Spaghetti aus roter Beete da ich Nudeln hatte aber nicht wollte aber auch einen Brotaufstrich aus Fischkonserve, welcher wohl meine gekauften Fischbrotaufstriche ersetzen sollte.


    Einmal habe ich gemogelt und etwas gekauft als ich einen neuen Hinterhofladen mit exjugoslawischen Lebensmitteln entdeckt habe, krautgefüllte Paprika im dreiliter Glas. Zwei Jahre haltbar und sehr kalorienarm da ohne Fett zubereitet. Ich wollte die unbedingt ausprobieren und bin zufrieden. Ist sofort auf die Liste für Vorrat und Rotation gekommen.
    Apropos mogeln, Chipse habe ich nach drei Wochen an der Bude von meinem Taschengeld gekauft, meine Frau hat gleich mit gemacht und sich Eis geholt. Diese Mogelei zeigt wohl, daß man das Bedürfnis entwickelt etwas besonderes zu genießen. Es baut sich über die Zeit ein Verlangen auf, welches einmalig befriedigt werden möchte, danach kann man es wieder unterdrücken. Unser Vorfahren haben wohl etwas besonderes gekocht oder gebacken. Seitdem mache ich mir Gedanken wie man den Vorrat dementsprechend ergänzen kann.


    Einen Einkauf mußte ich abholen weil ich ihn vorbestellt hatte, es handelt sich um 15kg eingelegte schwarze Oliven, eingeschweißt zur längeren ungekühlten Lagerung. Die habe ich aber nur in den Keller gestellt, wir hatten noch ca 5kg da und in Benutzung. Ich habe jetzt auch erst gelernt sie auch geöffnet ungekühlt zu lagern und niemals einzufrieren. Das macht die Menschheit jetzt seit einigen tausend Jahren so und sollte klappen. Nur sollte man jede Verschmutzung vermeiden.


    Der erste Einkauf jetzt umfasste also folgende als fehlend empfundene Dinge.
    - 1kg Bananen
    - 400g Stückkäse
    - 600g Schnittkäse
    - 400g Hirtenkäse
    - 400g Frischkäse
    - 400g Hüttenkäse
    - 3500g Joghurt
    - 24 Eier
    - 80g Frischhefe
    - 2kg Tiefkühlfisch
    - 1,5 kg Tiefkühlerbsen
    - 2 Blumenkohl
    - 2 Broccoli
    - 1 Gurke
    - 6 rote Paprika
    - 1 Avocado
    - 200g Austernpilze


    Nicht als fehlend empfundenes/Vorratsergänzung/Nachkauf ohne Notwendigkeit habe ich weggelassen da sie hier uninteressant sind.



    als neuer Vorrat eingelagert:
    - 0,125l Feuerzeugbenzin
    - 12kg Tafelsalz ohne Zusätze
    - 18x200g Heringskonserve in div Soßen
    - 6 Flaschen Wein
    - 8 Rollen Frischhaltefolie


    In der Folge des Experiments habe ich etwas ausprobiert um die Rotationsmengen zu erhöhen:
    Als nicht ohne Kühlung lagerbar haben sich herausgestellt:
    - Käse in Salzlake in Plastikdose


    Noch laufend und erfolgversprechend:
    - Käse in Salzlake in Metalldosen (z.B. Penny)


    Fazit war ganz klar, daß es ohne Stromausfall ein Kinderspiel ist ohne Nachlieferungen auszukommen weil alle Abläufe die selben bleiben und sich nur Zutaten ändern. Eine ordentliche Kochgelegenheit sollte deswegen ein Muß sein. Außerdem ein beängstigendes suchtähnliches Verlangen nach Knabbereien.


    Grüße bioke