1 Woche im tropischen Wald

  • Hallo zusammen!


    Ich bin heute von meiner Buschtour zurück gekommen...lebend, deswegen hier mein Bericht für Euch.


    Vorab möchte ich noch zwei Dinge anmerken:


    No.1: Der Bericht erscheint wie Ihr gemerkt habt unter "Entwicklungen, Erwartungen und Szenarien". Sicherlich wäre der Bereich "Bushcraft" genauso gut geeignet, ich möchte aber, dass irgendwelche Leute (Gäste) nicht mitlesen können. Das ist also nur für registrierte Leute sichtbar, für Euch werte Gemeinde. Ausserdem ist es mein ganz persönliches "Szenario" und nicht primär nur auf "Bushcraft" beschränkt. Ich bitte daher um Verständnis und hoffe das geht klar.


    No.2: Ich bitte inständig darum, dass Ihr Euch bis zum Ende meines Berichts (mehrere Beiträge/dauert eine Weile/mehrere Tage!) mit Kommentaren, Fragen und Kritiken zurückhaltet. Das macht mir das beschwerliche Hochladen der Beiträge wesentlich einfacher und dient uns allen zudem der Übersichtlichkeit. Also auch wenn es Euch in den Fingern brennt, bitte wartet solange, bis ich eindeutig den "Feuerbefehl" gebe und beschränkt Euch auf die "gefällt mir/gefällt mir nicht"-Funktion.


    Los geht's:


    Die Vorbereitung


    Jetzt werden viele von Euch gleich zu Anfang mit dem Kopf schütteln oder die Maus zuckt gleich in Richtung "Zurücktaste" im Browser. Warum: Meine Ausrüstung besteht zu einem grossen Teil aus stinknormalen bis wahnwitzigen Gegenständen. Lediglich einige wenige Gegenstände kann man als richtiges "Preppergear" bezeichnen.


    Das Ganze erhebt also keinen Anspruch eine Empfehlung zu sein oder zum Nachahmen anzuregen. Auch wäre das ganze Gerummel sicherlich niemals dazu geeignet es irgendwie auch nur einen Kilometer weit zu transportieren...schon gar nicht in einer Krisensituation.


    Trotzdem habe ich das gemacht, ich habe halt nichts anderes hier und darüber hinaus dient das vielleicht dem ein oder anderen als Bestätigung für die eigene Hightech-Ausrüstung und anderen wiederum als Motivation auch mit billigen Mitteln sein S+P zu betreiben und bei den teuren Gegenständen ganz klar Prioritäten setzen zu können.


    Fangen wir an:


    Wasser


    [ATTACH=CONFIG]28705[/ATTACH]


    - Wasserfilter Katadyn Pocket
    - 3 Stk. 3l Weithals-Plastikflaschen
    - 2 Stk. 1,5l Weithals-Plastikflaschen
    - Eine 0,5l Plastikflasche


    Als Startration wurden 1x3l und 1x 1,5l mit Wasser gefüllt. Also 4,5l Wasser am Start. Transportiert wurde das alles in einem Müllsack.


    Nahrung


    [ATTACH=CONFIG]28706[/ATTACH]


    - Reis = 1000g/3583kcal
    - Nudeln = 500g/1767kcal
    - 10x Asia-Suppe = 600g/2900kcal
    - 3 Tüten Beef Jerky = 150g/407kcal
    - 1 Dose Thunfisch = 185g/346kcal
    - 1 kl. Dose Lachs = 85g/118kcal
    - 1 Dose Sardinen = 106g/145kcal
    - Mozzarella Käse = 250g/748kcal
    - 2x Fertiggericht-Dose = 800g/602kcal
    - 12x Müsliriegel = 372g/1602kcal
    - Fruchtgummi = 200g/664kcal
    - 2x Reiscracker = 200g/872kcal
    - 5x Tütensuppe = 201g/731kcal
    - Milchpulver = 120g/608kcal
    - Meersalz + Pfeffer
    - Instantkaffee 90g
    - ca. 20 Teebeutel


    15.093kcal


    Nicht auf dem Bild und später dazugekommen (erkläre ich noch):


    - Fruchtgummi 25g/ca. 80kcal
    - 2 Dosen Truthahnfleisch 600g/996kcal


    Macht insgesamt gute 16.000kcal.
    Laut Kalorienrechner im Internet beträgt mein täglicher Gesamtbedarf bei schwerer Arbeit und mittelmässiger Freizeitbeschäftigung etwa 3.500kcal. Das würde eine theoretische Reichweite von ca. 4,6 Tagen ergeben, allerdings halte ich "meinen Wert" für etwas zu hoch angesetzt, ausserdem kommen ein paar überflüssige Pfunde hinzu.


    Eingepackt in 2 Sistema-Boxen


    Ausrüstung/Werkzeug


    [ATTACH=CONFIG]28707[/ATTACH]


    - 08/15 Machete mittelgross
    - Billigst-Mini-Gartenschäufelchen (zerbricht schon beim Anschauen)
    - kl. Gartenharke
    - 1 Paar normale Arbeitshandschuhe
    - Astsäge Silka Big Boy
    - Leatherman Surge inkl. Holster (mit defekter Schere/Qualität?)
    - 30m
    - BIC Feuerzeug
    - Schwedischer Feuerstahl
    - Bauplane ca. 3,5x5m (Nicht auf dem Bild)

    Kochmöglichkeit

    [ATTACH=CONFIG]28708[/ATTACH]


    - Selbstgebastelter Hobo-Kocher aus Konservendose
    - Tasse mit Kunststoffeinsatz
    - Stieltopf mit Deckel
    - Löffel und Gabel
    - Scheuerschwamm


    Hygiene- und Medipack


    [ATTACH=CONFIG]28709[/ATTACH]


    - 3 Rollen Klopapier
    - ein Stück Kernseife
    - Zahnbürste und Tube Ajona-Zahncreme
    - kl. Spiegel
    - 3 Mullbinden
    - ein paar Pflaster, Kompressen und Fixomull
    - ein bisschen Jodsalbe
    - ein paar ml Octenisept Wund-Desinfektionsspray
    - 4 Stk. 100er Tramadol-Schmerztabletten


    Eingepackt wurde alles ausser dem Klopapier in eine alte Auto-Verbandstasche.

    Schlafen


    [ATTACH=CONFIG]28710[/ATTACH]- Spreizstock-Gartenhängematte von "Lola" mit Befestigung (Liegefläche 2,40mx1,60m)
    - dünne Decke
    - dickere aber kleine Decke
    - Moskitonetz

    Elektrokram und Solaranlage (jetzt wird's richtig krank
    :zany_face:)

    [ATTACH=CONFIG]28711[/ATTACH]- Netbook inkl. KFZ-Lader
    - SD-Kartenleser
    - Nikon wasserfeste Kamera
    - Nikon D5000 Kamera (Nicht auf dem Bild)
    - altes Nokia-Handy inkl. KFZ-Lader
    - /70cm Funkgerät Maas AHT-9-UV mit Ladeschale
    - Nitecore Rundzellen Ladegerät
    - Diktiergerät mit 2x AAA-LSD-NiMH-Akkus
    - Stirnlampe Fenix mit 4x AA-LSD-NiMH-Akkus
    - Taschenlampe Nitecore MH-20 mit 1x 18650er Li-Ion-Akku, USB-Ladekabel und Holster
    - 2x 34mm Diffusor von Nitecore (mit eingeklebten Abstandshaltern weil Lampenköpfe kleiner)
    - Solarladerregler Steca PR3030
    - ein paar alte Autoglühbirnen mit Fassungen und Lüsterklemmen vom Schrott
    - 14m 2x5mm2 und 10m 3x1,5mm2 Kabel
    - ca. 60 Kabelbinder
    - Autobatterie 35Ah
    - KFZ-Dreifachsteckdose
    - 100Wp PV-Rahmenmodul (nicht auf dem Bild)


    Für die Kameras hatte ich keine Lademöglichkeit dabei, deshalb mit vollgeladenen Akkus mitgenommen...hat gut geklappt, Nikon geht echt sparsam mit dem Strom um.


    Eingepackt habe ich einiges in einer Sistema-Box und in einer Gürteltasche, das Modul habe ich "geschultert" und die Autobatterie und Kabel kamen in den Rucksack.

    Kleidung und Transportmittel


    - 08/15 Reisetasche (am Rücken getragen)
    - Eastpack-Rucksack (vor der Brust getragen)
    - 2 ineinander gesteckte Müllsäcke
    - Gürteltasche
    - Machete, Müllsack und Modul in der Hand/geschultert


    - Arbeits-Sicherheitsschuhe
    - Paar FlipFlops
    - Hut
    - Sonnenbrille
    - Arbeitshose
    - Jogginghose
    - kurze Hose
    - 3x Boxershorts
    - 3 Paar Socken, davon 2 Paar Falke-Wandersocken
    - 2x T-Shirt
    - dünnes, langärmeliges Sweatshirt
    - Pullover (Scheissteil)
    - Handtuch



    Wie Ihr seht ist das eine verrückte Zusammenstellung, in keinster Weise krisentauglich. Einige Dinge habe ich auch gar nicht genutzt, waren also völlig überflüssig...dazu später dann mehr.


    Das Gewicht beträgt locker über 60kg, alleine die Elektrogeschichte schlägt mit ca. 25-30kg zu Buche. Gewogen habe ich es leider nicht. Auch ist alles sehr sperrig. Das nicht vorhandene Tragesystem trägt seinen Teil zur Unmöglichkeit bei.


    Weiter geht es dann im nächsten Teil.


    An dieser Stelle nochmal die Bitte noch nichts zu kommentieren, es kann einige Tage dauern bis alle Beiträge und Bilder geschrieben und hochgeladen sind!


    LG Buschmann

  • Hallo nochmal schnell in eigener Sache.


    Wie Ihr bemerkt habt, habe ich massive Probleme mit dem Editor und dem Hochladen der Bilder. Meine Verbindung ist seit einiger Zeit wieder verdammt schlecht. Daher bitte ich Euch um Verständnis und Geduld.


    An dieser Stelle ein Dankeschön an diejenigen von Euch, die mich per PN auf das Problem hingewiesen haben. Leider bin ich mir dessen bewusst und werde gerade bekloppt vorm Computer.


    LG Buschmann

  • (Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt, dass ich noch zwei kleine Minispanngurte dabei hatte...notgedrungen, wegen der schnellen Befestigung von Hängematte und Folie an der Reisetasche...und ein Tütchen mit ein paar Wattestäbchen und zwei Sicherheitsnadeln im Hygienebeutel)

    Das Szenario/Die Ausgangslage

    Stattgefunden hat das ganze in unserem Wald. Ein tropischer Regenwald, teils sehr dicht bewachsen, teils etwas offener...ähnlich einem Laubwald bei Euch. Das Gelände ist relativ felsig, die Erdschicht ist dünn.


    Die Übergänge zu anderer Leute Wald sind fliessend, jegliche öffentliche Wege und Strassen waren meine Begrenzung. Ich sollte keinen anderen Menschen begegnen, lediglich Funkkontakt zur Buschfrau halten und ein Handy für Notfälle und um die leider notwendige Erreichbarkeit für meine Kunden sicherzustellen.


    Geplant war mindestens eine Woche Aufenthalt im Wald. Insgeheim hatte ich an zwei Wochen gedacht, vor allem wegen der mitgeführten Nahrung...damit diese aufgebraucht wird und ich mich selbst kümmern muss.


    Die Bilder in den folgenden Beiträgen sind nicht immer am beschriebenen Tag entstanden, auch habe ich leider mMn viel zu wenig Bilder gemacht...aber um einen Eindruck zu erhalten sollte es reichen.


    Durch diesen Wald musste ich mich irgendwie durcharbeiten



    [ATTACH=CONFIG]28713[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]28714[/ATTACH]


    LG Buschmann

  • Der Start und das Ankommen (Tag 1)


    Los bin ich dann erst sehr spät. Ich hatte zwar vor relativ früh zu starten, aber irgendwie habe ich getrödelt, noch ausgiebig gefrühstückt, vorher noch im Forum geschrieben und gepackt hatte ich eigentlich auch noch nichts so richtig.


    Das war mir aber dann egal...wenn es ernst wird, kann man sich den Zeitpunkt auch nicht aussuchen, ausserdem musste ich ja nur ein paar wenige hundert Meter überbrücken. Fertig gepackt sollte alles natürlich sein. Wer sich totlachen möchte...so sah die ganze Schose aus:


    [ATTACH=CONFIG]28717[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]28719[/ATTACH]


    Das ich so bepackt nicht weit gekommen bin dürfte klar sein. Über einen geraden und ebenen Weg hätte ich das vielleicht 500m tragen können, im dichten Wald war nach kaum 20m Schluss. Die Reisetasche mit der Hängematte verkantete sich zu allen Seiten mit der Natur, der Müllsack mit dem Wasser hatte neben der Reisetasche kaum Platz am Rücken und wollte immer wieder nach vorne, die Hände hatte ich eh nicht frei um Äste beiseite zu drücken und an ein Arbeiten mit der Machete war gar nicht erst zu denken.


    Bevor ich einen falschen Schritt mache und mir die Beine breche...ablegen und mit einem Teil weiter. Wo genau ich lang musste war nicht klar. Ich kannte nur die ungefähre Richtung. Am Ende habe ich den Kram in drei verschiedenen "Packgruppen" Stück für Stück weiter geschleppt.


    An diesem Ort entdeckte ich eine Palme und machte eine Orientierungspause. Auch stiess ich auf menschliche Hinterlassenschaften und dachte mir: Diese Flasche willst Du jetzt garantiert nicht haben...einfach nur Wasser...der erste Schluck von meiner Ration war dahin.


    [ATTACH=CONFIG]28718[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]28720[/ATTACH]


    Ich ging ohne Gepäck auf Erkundung. Wo ist diese verdammte Bananenplantage/Lichtung wo du hinwolltest? Irgendwann hatte ich sie dann gefunden. Aber wo das Lager aufbauen? Keine brauchbaren Bäume für die Hängematte in Sicht. Toll. Ich suchte weiter. Eine andere Lichtung...da standen sie: Genau passende Bäume.


    Gut dachte ich, jetzt noch den Krempel hier her und dann das Lager aufbauen. Letztendlich musste ich mir mit der Machete und den blossen Händen einen Pfad durch die hohen Farne und Büsche schlagen. Keine Chance sonst mit dem Gepäck durchzukommen. Selbst ohne wäre es sehr gefährlich, die Vegetation z.T. brusthoch und wer weiss was sich unten versteckt. Ein Loch, eine Höhle, oder einfach nur blöd hängenbleiben und hinfallen.


    Mehr als die Hälfte der Zeit des verrückten Transportes war ich also mit Suchen und Wegbereiten beschäftigt. Wo muss ich hin...wo soll ich den Pfad am besten durchschlagen? Ich stellte mir vor wie es mit angemessenem Gewicht und Tip-Top Rucksack/Tragesystem wäre...toll muss das sein...gute, leichte Ausrüstung...ich wäre um ein vielfaches schneller und gesünder ist das auch.


    Vor allem für meinen Rücken. Die Ausgangslage war sowieso ungünstig, hatte ich mich doch vor zwei Wochen massiv verhoben und die alten Rückenschmerzen kamen wieder zurück. Deswegen hatte ich auch die Tramal-Tabletten mitgenommen...hoffentlich geht alles gut, dachte ich. An den seither latenten Schmerz hatte ich mich halbwegs gewöhnt. Idiot dachte ich noch...aber ich wollte es ja so.


    Dann war ich endlich da. Diese vielleicht 200m haben mich eine Stunde gekostet...da laufen andere 5km durch den Wald und haben trotzdem 20kg dabei...Gummipunkt für die richtige Ausrüstung und die europäischen Wälder. Naja, alles beisammen, das ganze Zeug bei mir. Obwohl so stressig und schwer...irgendwie hatte ich es lieb...war es doch nun das einzige Zeug, mein ganzer Hausstand.


    Erstmal eine rauchen. Leider, dachte ich. Hatte ich es doch schon einmal geschafft aufzuhören, wurde sogar zum unausstehlichen Nichtraucher. Nur um wieder anzufangen und es seitdem noch schwieriger zu haben wieder aufzuhören. Ich fragte mich, ob ich in Krisenzeiten ein Opfer von fliegenden Tabakhändlern werden würde und mein letztes Hemd dafür hergebe.


    Ich fing an den Platz zu säubern...so dass man endlich mal den Boden sehen konnte. Ich merkte schnell, dass der vermeintlich ebene Platz von vielen Felsen gespickt war...toll. Nochmal woanders hin? Geht nicht...da musste ich durch und einige Felsen waren locker, so konnte ich zumindest teilweise eine halbwegs brauchbare Fläche schaffen. Die Hängematte zwischen die angedachten Bäume gespannt, dann war die Bauplane dran.


    Wie befestigen? Meine bisherige "Campingerfahrung" bestand aus Zelten in der Jugend und Wander-Tagestouren. Ich sägte mir einen Ast zurecht und befestigte ihn über der Hängematte. Darauf kam die Plane, am einen Ende mit den zwei Spanngurten an anderen Bäumen befestigt, auf der anderen Seite lies ich sie im Winkel bis zum Boden hängen und stabilisierte das ganze mit weiteren Ästen. Am Boden mit Steinen beschwert.


    Zwischendurch gegen 14:00 Uhr machte ich eine Pause, sprach etwas in mein Diktiergerät und beim letzten Schluck aus der 1,5l Flasche wurde mir bewusst, dass ich bald kein Wasser mehr haben würde. Es war relativ warm und schwül...wenn ich so weiter trinken würde, dann ist der mitgebrachte Wasservorrat bald aufgebraucht. Zum Glück wusste ich von der Palme an der ich auf dem Hinweg vorbei gekommen bin.


    Dann klingelte das Telefon. Zwei mal kurz hintereinander. Toll. Normalerweise will keiner was von mir, jetzt kommt es doppelt. Solarkunde: "Hilfe, ich sitze im Dunkeln, habe keinen Strom" Super, selbst an den Einstellungen rumgespielt...bitte Neustart des Systems..."Juhu, geht wieder". Ich muss definitiv die Zugangsrechte beschränken. Die nächste Stimme sagt: "Ist dort die Buschfrau" Nein, Nein, Nein. Danke, Tschüss.


    Wenig später meldet sich die Buschfrau am Funk: "Nachricht aus Übersee...unsere Lebensversicherung läuft aus und ob die Unfallversicherung so weiter laufen soll?" Wie bitte? Na wenn das mal kein Omen ist. Das fängt ja gut an. Ich beschloss eine kleine Stärkung zu mir zu nehmen und vergriff mich an einer Tüte Beef Jerky. Lecker.


    Ich bastelte weiter an meinem neuen Zuhause und gegen 15:30 war mein Lager erstmal soweit fertig. Ich konstatierte, dass es durchaus eine Weile standhalten würde, einem Sturm aber wohl nicht gewachsen wäre.


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    Dann wollte ich die Nase putzen und griff in Richtung Klopapier. Halt, dachte ich. Du hast zwar die Nase voller Staub vom Boden freimachen, wenn du dir aber täglich die Nase damit putzt, dann wirst du dich später noch so richtig ärgern. Ich überlegte. Blätter? Die Kleidung? Oder doch lieber der "Bauarbeiterrotz"? Ich entschied mich für letzteren.


    Den Rest des Tages verbrachte ich damit den Boden weiter zu säubern und einige kleine Löcher in der alten Bauplane mit dem mitgebrachten Panzerband (hatte ich glaube ich auch in der Auflistung vergessen/hatte ca. zwei Meter davon eingepackt) abzudichten.


    Als es dunkel wurde, war meine Hobo-Premiere. Zum ersten mal hatte ich so ein Teil gebastelt und zum ersten mal sollte, nein musste ich etwas damit kochen. Ich suchte mir trockenes Holz. Trocken ist relativ, bei der Luftfeuchtigkeit ist eigentlich gar nichts richtig trocken.


    Was sollte ich als Zunder verwenden? Ich testete meinen Feuerstahl, auch der erste in meinem Leben. In Streifen gerissenes Laub...kannste vergessen. Hölzerne Farnstiele...geht nicht. Halbwegs trockenes und sehr feines Wurzelwerk...keine Chance. Hmmm. Nicht gut.


    Das das Feuermachen hier sehr schwierig ist wusste ich schon. Aber selbst mit dem Feuerzeug wollten die Sachen einfach nicht brennen. Dann fing ich an zu schnitzen. Mit dem Leatherman-Messer wurde der trockenste und halbwegs noch nicht morscheste Ast bearbeitet. Ich schnitzte Spähne, immer dünner, der Rest verblieb als dünnes Stöckchen.


    Wieder den Feuerstahl probiert. 20x einen dicken Funken direkt in das Zundernest gespritzt...verdammt, es klappt nicht. Dann das Feuerzeug. Auch damit brauchte ich mehrere Anläufe...immer wieder neuen und mehr Zunder geschnitzt...bis es funktionierte. Das Feuer verhält sich hier so ähnlich wie wenn einfach zu wenig Sauerstoff vorhanden ist. Ich fragte mich, wie die Urvölker im Busch ein Feuer entfachen...und das ohne Feuerstahl oder gar Feuerzeug. Faszinierend. Da besteht eine menge Nachholbedarf bei mir.


    Irgendwann brannte der Hobo dann doch. Mit der Luftzirkulation im Hobo war ich erst unzufrieden. Dann merkte ich, dass die vermeintlich zu wenigen Löcher an der Oberseite doch ganz gut waren, konnte ich doch durch leicht versetztes Aufstellen des Topfes den Kamineffekt regulieren. Ich kochte mir Wasser für eine Asia-Suppe.


    Zwei Pakete öffnete ich. Von den mitgelieferten Tüten mit "Geschmack" benutzte ich nur eine, da mir beim Probieren das ganze schon reichlich scharf vorkam. Diese Tatsache war klug, ein Viertel hätte sogar gereicht.


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    Dieses Teufelszeug ist vermutlich pures Gift. Sofort nach dem Essen drehte sich mein Darm um und ich musste rennen. Da ich noch keine Latrine hatte, war ich froh noch gerade so weit genug vom Lager wegzukommen. Ich verfluchte die Asiaten und die ganzen E's auf der Zutatenliste. Als Preppernahrung würde das Zeug garantiert nicht in meinen Rucksack wandern, soviel war sicher.


    Der einzige Vorteil war, dass mir das Zeug bei Essen die Tränen in die Augen trieb und ich damit endlich mal ein wenig Flüssigkeit in der Nase hatte um den Dreck raus zu waschen. Ich machte nochmal den "Bauarbeiter".


    Gegen 19:00 Uhr legte ich mich für eine Pause in die Hängematte. Pause ist gut...ich schlief direkt ein. Zwei Stunden später wachte ich auf. Ich hatte die Arbeitshose noch an. Naja dachte ich, die hat wenigstens eine gute Tasche für meine Taschenlampe und da ich aus der Hängematte weder an meine Tasche am Boden noch an die "Decken-Stirnlampe" rankam, beschloss ich sie für diese Nacht anzubehalten.


    Ich ergänzte meine Notizen im Diktiergerät, ein Müsliriegel diente mir dann noch als Betthupferl, ich putzte die Zähne und fand mich darauf wieder schlafend in der Hängematte wieder.


    LG Buschmann

  • Der Kokosnuss-Highway (Tag 2)


    Aufgestanden bin ich gegen 6:00 Uhr. Die Nacht war geprägt von mehrmaligem Aufwachen. Klar, ich hatte ja schon früh geschlafen und die Hängematte entpuppte sich als nicht allzu bequem. Mein Rücken quittierte das mit einigen Schmerzen, Idiot dachte ich, warum musst du auch diesen ganzen Kram in den blöden Taschen durch den Wald schleppen.


    Nachdem ich endlich den Hobo angefeuert hatte gab es meinen ersten Hobo-Buschkaffee. Der tat richtig gut. Als kleines Frühstück ass ich noch ein paar Stücke Käse mit Reiscrackern. Noch ein paar flüchtige Gedanken im Diktiergerät festgehalten und dann überlegte ich was heute zu tun wäre.


    Klar, ein Klo musste her...irgendwie. Aber schon beim Kaffeekochen fiel mein Blick auf die sich leerende Wasserflasche. Ein guter Liter war da vielleicht noch drin...wow, mehr als 3l für einen halben Tag gestern. Die Nacht war sternenklar gewesen, heute morgen hatte sich der Himmel aber zugezogen. Nieselregen kam für ein paar Minuten runter...viel zu wenig um irgendwas davon auffangen zu können.


    Vielleicht regnet es dann ja doch noch. Ich hatte gestern durch ein gut platziertes Loch in der Bauplane einen Zweig gesteckt...an diesem sollte Regenwasser herunterlaufen. Dazu müsste es natürlich erstmal regnen.


    Da ich von den Kokosnüssen wusste und noch ein wenig Wasser in der Flasche war, habe ich mich erstmal um das Klo gekümmert. Sicherlich keine Schönheit und wie auch gestern schon stand ich vor der Aufgabe irgendein Material zu finden, mit welchem ich Äste zusammenbinden konnte. Ich fand diesmal eine Baumrinde, sie liess sich gut verarbeiten, den Rest erledigte ich durch die "Buschmannsche Klemmtechnik" indem ich einfach Äste zwischen andere Stämme klemmte.


    Zwischendurch habe ich versucht ein Lagerfeuer zu entfachen um das ganze Material, welches sich durch meine Platzsäuberungen und dem Anlegen der Pfade angesammelt hatte, zu verbrennen. Ein Feuer bekam ich zwar an, jegliche Zugabe von halbfeuchtem Material war aber nicht möglich. Nun gut dachte ich, das versuchst Du später nochmal falls die Sonne rauskommt und es nicht mehr so schwül ist.


    Jetzt ging es an den Pfad zur Kokosnusspalme. Dorthin musste ich sowieso, das Wasser ging zur Neige. Ich erweiterte den Weg dorthin ein wenig, so würde es dann später einfacher sein die Nüsse zu holen.


    Dann nahm ich den Eastpack-Rucksack. Nur um festzustellen, dass nur drei Kokosnüsse dort rein passen. Naja, egal, die Palme war ja keine 100m entfernt. Ich holte 5 Nüsse, dann nochmal 7 mit einem Müllsack, verdammt schwer die Dinger, merkt man erst wenn man mehrere transportiert.


    Später machte ich mich wiederum an den Weg zur Kokosnuss, ich wollte ja alles schön ausbauen und irgendwann auch mal in Richtung Haus eine Verbindung haben. Am Nachmittag versuchte ich mich wieder am Lagefeuer. Keine Chance. Ich beschloss mein Feuerzeuggas zu sparen, denn an den Feuerstahl war nicht zu denken. Vergessen wir also jegliche Feuer ausser dem Hobo.


    Gegen 16:00 gab es Kaffee. Bzw. sollte es geben. Der Hobo wollte einfach nicht brennen. Ich probierte wieder alle möglichen halbwegs trockenen Materialien als Zunder. Diesmal auch die Kokosnussfasern. Wird ja immer gerne von gesprochen dachte ich..., ja klar, kannst vergessen. Zumindest wenn die nicht 100% trocken sind. Also auch wieder der Effekt wie als wenn zu wenig Sauerstoff in der Luft wäre.


    Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft. Gut, dachte ich, dass du die letzen Stunden Kokosnüsse getrunken hast und noch normales Wasser für den Kaffee hast. Ich stellte mir vor was ich ohne die Kokosnüsse machen würde. Morgentau auffangen? Andere Pflanzen anzapfen? Wo bleibt nur der Regen? Das wäre ein Fulltime-Job und es dreht sich dann nur noch ums Überleben. In einem deutschen Wald, dachte ich, muss man unbedingt in der Nähe einer Wasserquelle sein...ansonsten sieht es schlimm aus wenn es tage- oder wochenlang nicht regnet. Ein Hoch auf die Kokosnuss.


    Als ich dann so bei meinem Kaffee sass, schaute ich aufs Funkgerät. Akku leer! Obwohl vollgeladen mitgenommen, nur ein wenig auf low-power gequatscht...schon leer? Mist, das Teil ist nicht wirklich der Hit. Dazu kommt das umständliche Laden per Ladeschale, kein USB, keine AA-Akkus...keine Prepperlösung. Egal, ich hatte ja meine riesige Solaranlage mitgequält.


    Denkste. Nachdem ich das Modul an den halbwegs hellsten Platz zwischen den ganzen Bäumen geschmissen und alles verkabelt hatte, kam der Schock. Die blöde Autobatterie zeigte nur 10,7V auf dem Laderegler an. Tiefentladen. Scheisse. Irgendwas muss beim Transport passiert sein. Ich hatte zwar immer darauf geachtet sie aufrecht zu transportieren, vielleicht Zellenkurzschluss, Schlacke am Boden...oder war sie doch schon am Ende und hat zuhause beim Testen die letzten Zuckungen von sich gegeben? Hätte ich sie doch nur richtig überprüft. "Hätte" ist ein Wort welches in einer Krisensituation äusserst fehl am Platze ist...Vollidiot.


    Na gut, ich hatte wenigstens noch einen Puffer. Die Sonne des bedeckten Himmels brachte zumindest noch 0,5A Strom in den Regler, genug um dem Funkgerät ein bisschen Energie zurückzugeben. Mit der Buschfrau war vereinbart mich jeden Abend zu melden, das wollte ich nicht verpassen und das Handy wollte ich auf keinen Fall nochmal anrühren.


    Durch die neue, sehr limitierte Stromsituation war an einen Betrieb des Netbooks auch nicht mehr zu denken. Durch die Bäume hatte ich zwar ein Zeitfenster von ca. 2 Stunden um die Mittagszeit und könnte bei Sonne das Netbook nachladen, jede Wolke hätte den Regler aber zum Abschalten gebracht und ich hatte keine Lust auf diese Weise irgendwas kaputt zu machen, vom Stress solcher Aktionen mal ganz abgesehen.


    Umso wichtiger wurde das Diktiergerät. Ich konnte zwar keine Berichte vorschreiben und die Bilder bearbeiten, aber wenigstens konnte ich meine Erlebnisse festhalten. Schade dachte ich, wollte ich doch aufzeigen wie man mit einer "gefundenen" Autobatterie und ein paar Glühbirnchen vom Schrott sich eine schöne Abendatmosphäre ins Waldlager zaubern könnte.


    Immerhin zeigt das ganze auf, dass man wenigstens Kleingeräte tagsüber wieder aufladen kann.


    Na gut, wie geht es weiter? Immer wieder der Rücken, kein Regen und dann auch noch eine entzündete Haarwurzel im Hüftbereich. Das Teil hatte ich auch von Zuhause mitgebracht. Sowas bekommt man hier ständig. Jetzt wurde das Ding aber grösser und fing an ordentlich zu schmerzen. Ich dachte über die Körperpflege nach. Obwohl viel geschwitzt und im Dreck gewühlt, fühlte ich mich noch relativ sauber...aber das würde nicht immer so bleiben.


    Mit Kokosnusswasser waschen? Momentan viel zu kostbar. War dort drüben doch nur eine grosse Palme und viele andere gab es nicht in der näheren Umgebung. Irgendwann wären die Nüsse aufgebraucht. Ich überlegte, ob ich mir ein Pflaster mit Jodsalbe auf die Entzündung packen sollte. Ich entschied mich dagegen...eine Nacht kannst Du abwarten und wenn es morgen schlimmer wird kannst Du es immer noch behandeln.


    Gegessen habe ich über den Tag verteilt wieder ein paar Reiscracker mit Käse, ein bisschen Kokosnuss und wieder eine Tüte Beef Jerky...man ist das Zeug lecker.


    "Fleisch", dachte ich...ja, das ist es was mich aufbaut. Da bin ich ganz ehrlich. Irgendwo hörte ich mal Hähne krähen. Natürlich auch unseren Hahn, aber der war tabu. Die anderen waren momentan viel zu weit weg. Das wäre eine ganze Tagesaufgabe die zu finden und dann auch noch zu fangen...momentan hatte ich andere Sorgen und Nahrung war ja noch vorhanden.


    Am Abend war mein mitgebrachtes Wasser aufgebraucht. Die Zähne habe ich mir dann mit Kokosnusswasser geputzt. Eine nette Erfahrung, es schmeckt sehr gut und funktioniert natürlich genauso wie mit normalem Wasser. Nur einen Schluck habe ich dafür benutzt, ich musste ja sparsam sein.


    Vorm Zubettgehen ging ich die ca. 10m zu meinem neuen Klo pinkeln. Die Taschenlampe in der Hand hörte ich es auf einmal rascheln. Durch die Bäume konnte ich in etwa 20m Entfernung ein Augenpaar ausmachen das auch schnell wieder verschwand. Mir fiel fast etwas aus der anderen Hand, ein wenig erschreckt habe ich mich doch. Kurze Rücksprache mit der Buschfrau...alle unsere Hunde sind im Haus...na toll, ein anderer Hund oder ein Schwein. So war das mit dem Fleisch nicht gedacht. Naja, gesehen habe ich es nie wieder, der Gedanke hatte mich dann aber doch etwas am Einschlafen gehindert.


    Ich habe dann noch mein Pflanzenbuch (scheisse auch wieder vergessen in der Auflistung zu erwähnen) ausgepackt und habe lange gelesen. Irgendwann kam ich dann zur Ruhe, eingeschlafen bin ich erst gegen 1:00 Uhr.


    LG Buschmann

  • Wasser-Marsch (Tag 3)


    Die Nacht war nicht so pralle, aufgestanden so gegen 6:15 Uhr. Irgendwie kam der Gedanke, dass Hängematten nichts für mich sind. Zumindest nicht dieses Modell...vielleicht mal ne Stunde im Garten faulenzen aber permanent in diesem Teil schlafen...? Vielleicht liegt es aber auch nur an meinem verdammten Rücken.


    Geweckt wurde ich durch unsere Hunde. Nun haben sie mich auch im Wald gefunden. Natürlich dachte ich noch im Halbschlaf an das Augenpaar von gestern und die Schweine. Glück gehabt. Jedenfalls musste ich jetzt ein bisschen aufpassen, dass die lieben kleinen mir nicht mein Lager auseinandernehmen. Klopapier in Sicherheit...Nahrung bewacht usw.


    Dann einen Kaffee gekocht. Mit Kokoswasser. Nicht wirklich zu empfehlen, sehr bitter. Ich überlegte wie es wäre das Kokoswasser durch den Wasserfilter zu filtern...würde der Geschmack nachlassen? Vermutlich nicht, ist ja keine Aktivkohle drin, nur Keramik. Wäre auch Verschwendung, den Verlust durch die Filterspülung wollte ich nicht haben.


    Der Hobo streikte wieder. 3x Zunder gemacht, viel Feuerzeug verbraucht. Wieder der Gedanke an die richtigen Buschmenschen...wie machen die das?


    Trotzdem genoss ich den Kaffee so gut es ging, dann kam der Zeitpunkt zum ersten mal mein neues Klo ausprobieren zu müssen. Musste ich gestern komischerweise gar nicht, so wollte jetzt umso mehr nach draussen. Wie ich da so sass dachte ich: Traumhaft. Das ist ein echter Komfortgewinn. Natürlich müsste man das für ein mehrmonatiges oder gar mehrjähriges Szenario etwas verbessern, tiefes Loch graben, Dach drüber und noch weiter weg bauen. In diesem Fall empfand ich es als puren Luxus.


    Der Tag schien schön zu werden. Die Sonne kam raus, ich war guter Dinge.


    Was ist die Tagesaufgabe? Ein Stuhl wäre schön...vergiss es...du brauchst Wasser. Der "Hocker" aus einem Steinhaufen gebaut musste reichen und dann ging es an die Kokosnüsse. Ich musste wissen wie viele dort noch zu holen waren. Viele sind vergammelt, auch einige die ich mitgebracht hatte waren faul. Sehen kann man das nicht immer, ein gutes Indiz ist der Druckausgleich beim Öffnen, zischt es, dann ist meist alles OK.


    Hatte ich gestern sechs Nüsse benötigt, so werden es heute einige mehr sein...ich hatte ja sonst überhaupt kein Wasser mehr. Aus einer Nuss bekomme ich zwischen 200-400ml, je nach Reifegrad. Die grünen Nüsse oben an der Palme haben noch mehr Wasser, da kam ich aber nicht heran, die Palme war mind. 10m hoch.


    3 bis 4 Nüsse für einen Liter Flüssigkeit also. Und immer die Gefahr eine faule zu erwischen. Da kommt schon was zusammen. Letztendlich fand ich noch 27 vermeintlich brauchbare Nüsse bei der Palme. Ich sortierte alles aus um nichts zu übersehen. Das bedeutete etwa 6-7 Liter. OK dachte ich, damit solltest du heute und morgen irgendwie klarkommen, weiter aber garantiert nicht.


    Dann machte ich mich an einen neuen Weg. Nennen wir ihn die "Hauptstrasse". Durch einige Erkundungsgänge wusste ich ungefähr wo es lang gehen sollte. Erst ein Stück durch ungezähmten Wald, dann später eine Verbindung zu einem alten Weg, den der Vorbesitzer hier vor 20 Jahren angelegt hat. Völlig überwuchert natürlich, aber der Boden war halbwegs geebnet und ich konnte der alten Führung folgen.


    Die Arbeit war härter als gedacht. Um die Mittagszeit wurde es sehr heiss und zwischen den ganzen Pflanzen ist es viel feuchter als auf freier Fläche. Irgendwann wurde mir schwindelig. Immer diese gebückte Haltung, dann mal auf Knien und dann wieder hoch. Zwischendurch dickere Äste zersägen, immer wieder mit der Machete ausholen. Ich verlor eine menge Wasser.


    Am frühen Nachmittag bin ich ins Lager und trank aus der Kokosnuss. Zwischendurch war ich nur einmal hier um zu trinken...viel zu wenig wie ich nachher überlegte. Ich brauchte eine Pause. Normalerweise steht hier um die Mittagszeit alles still. Kaum einer beschäftigt sich dann mit Schwerstarbeit. Das sollte ich vielleicht auch in einer solchen Situation beherzigen, der Verbrauch und der Verschleiss sind einfach zu hoch.


    Gegen 14:30 legte ich mich in die Hängematte. Ein wenig ausruhen dachte ich. Ich schlief ein...eine halbe Stunde. Dann wachte ich geplagt von einem "Solar-Alptraum" auf. Was für ein Mist. So ein Schwachsinn...der Laderegler und die Autobatterie kamen darin vor...wüsste gerne was Traumdeuter dazu sagen würden. Naja, gut getan hat mir der Schlaf nicht wirklich...diese Hängematte, verdammt. Wieder der Rücken.


    Ich ass die letzte Tüte Beef Jerky, raffte mich auf und machte mich wieder an die Arbeit am Weg. Mein Rücken wurde immer schlimmer, zum ersten mal dachte ich ernsthaft an die Tabletten. Normalerweise nehme ich erst etwas kurz vorm Sterben...vielleicht auch blöd...naja, ich hielt auch so durch.


    Am Abend dann war mit mir nicht mehr viel los. Ich unterhielt mich noch ein wenig mit der Buschfrau am Funk, schnappte mir mein Buch für eine Weile. Ich bekam Kopfschmerzen, habe ich sonst nur sehr selten. Für mich ein weiteres Indiz zu wenig getrunken zu haben. 12 Kokosnüsse waren es heute, eine war faul. Wahrscheinlich nur 3l dachte ich, zu wenig, nicht in diesem Klima. Auch hatte ich nur Trockenes gegessen...morgen musst du mehr trinken.


    Ich lag noch eine Weile wach, vielleicht bis 23:00 Uhr etwa.
    Tagsüber verschwindet die Welt da draussen, alles wird sehr klein um einen herum. Vorm Einschlafen waren sie wieder da...die Gedanken an die grosse weite Welt da draussen. Da haben es echte Buschmänner sicherlich einfacher, die kennen diese Welt nicht...welch ein Frieden für den Kopf.


    LG Buschmann


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  • Der vierbeinige Betrugshelfer (Tag 4)


    Die letzte Nacht war mal wieder nicht so toll. Neben der schlechten Schlafposition kam die Kälte hinzu. Die Temperaturen sind auf etwa 15-16 Grad runtergegangen, sehr gering für unser Klima. Dadurch, dass die Hängematte von unten keinerlei Isolation bietet, habe ich gefroren.


    Irgendwann bin ich nachts aufgewacht und dachte nur: Schweine. Hatte ich doch eine ganze Reihe geöffneter Kokosnüsse im Lager liegen. Es waren dann doch wieder nur unsere Hunde...Glück gehabt.


    Nach einem weiteren Kaffee aus Kokoswasser...diesmal ohne Milchpulver und weniger Kaffeepulver..., war die erste Aufgabe das Lager aufzuräumen. Also alle alten Nüsse zum "Highway" gebracht und Ordnung geschaffen.


    Gestärkt durch eine Dose Fisch und die letzen Käsecracker machte ich mich wieder an die Arbeit an der "Hauptstrasse". Ich musste dort weiter kommen und weitere Palmen finden. Später fiel mir dann ein, dass wir in diese Richtung einen uralten Betontank stehen haben. Dieser ist mit Regenwasser gefüllt, welches über die Jahre sich darin angesammelt hatte.


    Sollst Du auf die Palmen pfeifen und dich daran bedienen? Ja, dachte ich, auch im Hinblick auf die Körperpflege. So langsam brauchte mein Körper auch von aussen mal Wasser. Nur Kokoswasser-Zähneputzen und Hände mit Erde reiben ist auf Dauer nicht so das wahre.


    Schlagen andere doch ihr Lager in der Nähe eines Sees, Bachs oder Tümpels auf, so sollte der Wassertank meine neue Quelle werden. Immerhin hast du bis heute Abend ganze zwei Tage nur durch Kokosnüsse überlebt, das sollte als erster Test mal reichen, dachte ich.


    Gegen Mittag hatte ich dann bis auf 5 Nüsse alle ausgetrunken. Auf meinem Weg zum Tank entdeckte ich eine weitere Palme. Ich dachte, OK, die bleiben als Nahrungsreserve dort, das Wasser kommt jetzt aus dem Tank.


    Bepackt mit dem Filter und ein paar leeren Flaschen schlug ich mich bis zum Tank durch. Ich filterte 6l und nahm noch 3,5l als Brauchwasser mit. Eine leichte Trübung blieb im gefilterten Wasser zurück, ein Vergleich mit der ungefilterten Flasche brachte keinen Unterschied zu tage. Zumindest waren die Mückenlarven und sonstigen Schwebestoffe entfernt.


    Das Wasser schmeckte ziemlich neutral. Meine erste Handlung im Lager war das Duschen. Ausgezogen und endlich Wasser und Seife. Eine Wohltat. Ich verbrauchte die 3,5l Brauchwasser komplett, war danach aber endlich richtig sauber. Ein gutes Gefühl und wie ich später überlegte, ganz eindeutig eine der wichtigsten Säulen in solch einer Situation. Körperpflege und das gute Gefühl sind nicht nur gesundheitlich ein Muss, sondern vielmehr auch ein wesentlicher Bestandteil eine Krisensituation auch mental besser überstehen zu können.


    Später arbeitete ich noch an dem Hauptpfad weiter, um es bei folgenden Wassertransporten einfacher zu haben. Am Abend gab es Nudeln mit Maggi-Tomatensuppe. Ein Traum. Diese Asia-Nudeln können hingehen wo der Pfeffer wächst.


    Definitiv würde ich mir solche Nudel-Pakete für einen BOB/INCH selbst abpacken, das ist für mich Luxus pur und ein Motivationsschub schlechthin. Diesen brauchte ich auch. Immer wieder war ich hin- und hergerissen...was als nächstes, niemand, den man Fragen könnte, umarmen kann oder die Situation teilen könnte. Nach ein paar Tagen wird es einsam...trotz Funkgerät. Ich bin definitiv nicht der Mensch um monatelang alleine zu sein.


    Ich brauche nicht viele Menschen, aber in einer guten Gruppe oder halt mit dem Partner ist sowas für mich um Längen leichter zu ertragen. Ich will mir nicht vorstellen, wie es in einer wirklichen Krisensituation wäre. Überleben würde ich vielleicht, aber zu welchem Preis?


    Ich unterhielt mich am Funk mit der Buschfrau über dieses Thema. Sie war auch alleine, interessiert was ich denn hier so mache...immer nur Funk...ist blöd. Mein Tabak ging auch noch zur Neige, scheiss Rauchen dachte ich. Letztendlich lief es auf ein "Cheaten" hinaus.


    Kurze Zeit später kam einer unserer Hunde mit "Geschenken" vorbei. Die Buschfrau hatte ein Paket Tabak und ein Tütchen Fruchtgummi ans Halsband gebunden. OK, dachte ich, es ist meine Entscheidung es anzunehmen oder nicht. Ich war schwach...und griff zu.


    Letztendlich war das natürlich nicht Sinn der Sache, in einer echten Situation bringt einem niemand Tabak oder Fruchtgummi. In diesem Fall war es mir egal. Die Idee einen Hund als Boten zu benutzen, der Nachrichten oder kleine Güter durch unwegsames Gelände von Camp zu Camp transportieren kann, war auch interessant...zumindest erklärte ich mir den S+P Bezug auf diese Weise;)


    Während ich so mit der Buschfrau funkte, beobachtete ich wieder die kleinen Ameisen, die nun auch einen Weg in das Funkgerät gefunden hatten. Man konnte sie ganz nett hinter dem Displayglas beschauen. Diese kleinen Biester kommen überall rein, verursachen aber keinen grossen Schaden. Ich kenne sie auch aus anderen geraten, bis jetzt blieb aber alles intakt, bis jetzt. Ich dachte nur: Jegliche Elektronik sollte einer Schutzklasse entsprechen...fatal wenn etwas ausfällt nur wegen Ameisen.


    Vorm Einschlafen kamen sie dann wieder. Die Gedanken wie es in einer richtigen Situation wäre, an die Welt da draussen. Ich glaube das ist ein Phänomen durch die Einsamkeit hervorgerufen. Wenn niemand da ist um abends den Tag zu reflektieren und das Morgen zu planen, ist man sich selbst überlassen. Ich fragte mich, ob ich in solch einer Situation nicht irgendwann verrückt werden würde. Der letzte Mensch auf Erden wollte ich nicht sein, soviel stand fest. Ich schlief ein.


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    LG Buschmann

  • Bunker bauen oder doch lieber Fluchtcontainer? (Tag 5)



    An dieser Stelle eine Entschuldigung dafür, dass sich das alles so in die Länge zieht. Ich versuche mal langsam hier weiter zu machen.



    Da an diesem Tag ausser "Pfade und Wege anlegen" nicht viel besonderes passiert ist, nur kurz eine Übersicht und dann möchte ich Euch einen kleinen Einblick über unseren "Abenteuerwald" geben.



    Die Nacht war kalt, ich habe aber relativ gut geschlafen. Interessanterweise wurde mir an diesem Morgen zum ersten mal klar, wie sich gewisse Abläufe auch im Wald verselbstständigen und zur täglichen Routine werden.



    Wo man sonst die Kaffeemaschine oder den Wasserkocher bequem einschaltet, so war es nun der Hobo-Kocher, der praktisch ganz von alleine im Halbschlaf angezündet wurde um den ersten Kaffee zu geniessen. Auch die Taktik des Anzündens lief immer besser. Ganz nebenbei fängt man an entsprechendes Holz am Vortag zu sammeln und bereit zu legen, das Kochgeschirr mit den beschränkten
    Möglichkeiten zu säubern, usw. usf.



    Die Welt wird auch generell übersichtlicher. Eine Frage nach dem "Was ziehe ich heute an" stellt sich gar nicht mehr. Welcher Topf zum Kochen? Es gibt nur den einen. Im Grunde eine Erleichterung, alles ist nicht mehr so komplex, der Kopf ist sofort frei für die notwendigen Tagesaufgaben...ich überlegte welch brauchbarer Aspekt das sei, wenn es wirklich nur um Wasser- und Nahrungsbeschaffung geht.


    Andererseits wurde mir auch klar, dass man, je mehr Routine in die Bushcraft-Geschichte reinkommt, geistig gar nicht mehr gefordert ist. Alleine zu sein vervielfacht dieses Dilemma wohl erheblich.



    Da nun die Wasserversorgung gesichert war, habe ich heute aber auch schon die letzten Tage damit verbracht die nähere Umgebung kennenzulernen. Immer wieder erstaunt war ich von der Tatsache, dass man 3m neben einem Pfad steht und ihn trotzdem nicht sieht oder findet. Das verhält sich hier im Wald mit fast allen Dingen so, einzig grosse und markante Bäume können einige Meter weiter als Orientierungspunkt dienen.



    Deswegen war jeder Schritt in unbekanntes Terrain auch wieder ein Erlebnis und ich wusste nie was mich erwartet. Wie schon erwähnt hat der Vorbesitzer hier teilweise ganze Arbeit geleistet. Ich fragte mich bei einigen Entdeckungen, ob es sich bei ihm nicht um eine Art Prepper gehandelt hatte. Von den Leuten hier hört man so Sachen wie: "Ja der, ...der ist damals durchgeknallt".



    Überall fand ich seine Hinterlassenschaften. Vor allem alte Konservendosen. An den verrücktesten Stellen im Wald, meist unter Baumstümpfen, immer wieder diese Haufen mit Krimskrams...aber irgendwie nicht Müll, sondern bewusst so dahin gelegt...regelrecht verscharrt.



    Und dann gibt es hier noch so richtig kuriose Dinge. Dinge wie z.b. ein Klo. Ja, eine Toilette, mitten im Wald! Ich bezweifle, dass jemand von Euch solch ein "Glück" bei einem Bug out in den nächsten Wald hat. Mitten auf einer Insel im Nirgendwo, in einem Regenwald im Nichts...da steht sie...das Buschklo...aus Keramik;) Darunter hat der Typ sogar einen Fäkalientank angelegt und Fliesen gelegt.


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    Tja, dann gibt's noch einen Container. Praktisch auch schon fast mitten im Wald. Wie der LKW da damals hingekommen ist, lässt sich nur vermuten. Kugelsicher ist der aber nicht, eher rostig und löchrig.


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    Immer wieder erstaunlich sind die Höhlen. Bei einer hat der Typ sogar eine Art Mineneingang geschaffen und DC-Stromversorgung gelegt...ein Spielplatz für Doomsday-Prepper würde ich sagen. Sogar über menschliche Knochen bin ich gestolpert...kein Scherz. Früher haben die Leute ihre Toten einfach in Höhlen gelegt...auch hier lässt sich wieder nur erahnen wie viele der Höhlen eigentlich mal "Grabstellen" waren/sind.


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    Je mehr Interessantes und Abenteuerliches ich auf meinen Streifzügen entdeckte, desto öfter kamen die Gedanken, die...so attestierte ich, vermutlich auch der Vorbesitzer hatte: "Daraus kann man was machen!"


    Ich fragte und frage mich, ob ich vielleicht aufpassen sollte nicht auch irgendwann als verrückter Waldprepper zu enden, einige Leute munkeln schon über mich: "Der Typ der sich immer im Wald versteckt"


    Vielleicht sollte ich einen Survival-Spielplatz für gestresste Grossstadt-Yuppies aufmachen...oder doch lieber die Ruhe? Mal sehen.


    Der Aufenthalt im Wald wurde für mich immer klarer. "Hättest du schon eher machen sollen". "Vielleicht", so dachte ich, könnte man das Haus verkaufen und sich eine kleine Hütte im Wald zurechtbasteln. Nun, die Buschfrau würde mich verlassen...keine Option...aber die Übersichtlichkeit und die Ruhe waren verlockend.


    LG Buschmann