"Patriots - A Novel of Survival in the coming Collapse" - James Wesley Rawles

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe über Weihnachten den Roman "Patriots - A Novel of Survival in the coming Collapse" von James Wesley Rawles gelesen und möchte an dieser Stelle eine kleine Review dazu geben.


    Vorwort:
    Um einige Dinge erstmal klarzustellen:
    1. Ich habe bereits Mr. Rawles Sachbuch "How to survive the end of the World as we know it" gelesen. Dieses fand ich seinerzeit recht gut (mit dem Thanatos im dazugehörigen Forenthread bin ich weder verwandt noch verschwägert). Auf mich hatte Mr. Rawles besonders ganz zu Anfang meiner Prepper Zeit (bevor ich wusste was das eigentlich ist) einen recht großen Einfluss. Seinen Blog lese ich inzwischen zwar mit einem sehr kritischen Blick aber trotzdem noch sehr gerne.
    2. Mir ist klar das dieses Buch von einem Amerikaner für Amerikaner geschrieben ist, ich versuche in der Review darauf Rücksicht zu nehmen, ob mir das gelingt dürft ihr dann beurteilen.
    3. Das Christenthema: Werde ich unten noch mal kurz (!) anschneiden.
    4. Dies hier ist eine persönliche Meinung von mir, bitte fühlt euch nicht angegriffen wenn sie eurer widerspricht, ich werde mich auch nicht angegriffen fühlen wenn ihr mir widersprecht.
    5. SPOILER: Wer das Buch noch lesen sollte und nur eine Einschätzung von mir möchte soll bitte gleich zum Ende scrollen.


    Das Buch ist grob in 3 Teile aufgeteilt. Das Davor, der "Crunch" (Zusammenbruch) und der Bürgerkrieg.


    Davor:
    Hier wird eine kurze Einführung in die wichtigsten Charaktere gegeben, es wird beschrieben wie die Welt "untergeht". Gar nicht so unrealistisch: Durch eine verheerende Weltwirtschaftskrise. Alles bricht relativ schnell zusammen und spätestens als Wasser und Strom wegbleiben fließt das Blut in den Straßen (in Mengen). Die Hauptcharaktere sind eine Gruppe von Preppern, welche sich in das Haus eines der Mitglieder in Idaho zurückziehen. Hier wird es schon ein bisschen schwierig. Die Gruppe ist SUPER vorbereitet. Für mich war das ganze etwas unrealistisch aber noch nicht störend. Die erste Hälfte des Buches liest sich größtenteils wie eine Einkaufsliste, kein Scherz. Es wird genau beschrieben was der Held wo gekauft hat. Manchmal steht über eine halbe Seite was wer in seinem Rucksack trägt. Das kann Prepperrelevant sein aber stört die Romanhandlung ungemein.
    Vielleicht tue ich dem Autor hier unrecht. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn man in den USA wohnt diese Einkaufslisten durchaus nützlich sind, aber sie lesen sich halt interessant wie ein Telefonbuch.
    Nochmal: Es wäre kein Problem wenn dies gelegentlich vorkommen würde aber es kommt andauernd vor.


    Der Crunch:
    Hier wird beschrieben erzählen die einzelnen Gruppenmitglieder wie sie es zum gemeinsamen Rückzugsort geschafft haben. Das ist mit Abstand noch der interessanteste Teil des Buches und das einzige mal das ich es nicht aus der Hand legen wollte.
    Auch die ersten 4 Jahre nach dem Zusammenbruch der Gesellschaft lesen sich einigermaßen flüssig und vielleicht auch hilfreich. So wird z.B. beschrieben wie man Wachposten aufstellt oder Schusswunden behandelt. Auch hier wiederholen sich bestimmte Elemente leider recht häufig, was aber verkraftbar ist.
    Dann fängt die Story an etwas abzudrehen. Die Charaktere der Gruppe, und das ist sehr wichtig, sind eindeutig die Guten. Klar wer will sich schon mit den Bösewichten identifizieren, aber dieses Buch übertreibt es! Während die ganze Welt im Blutrausch ist, ist die Heldengruppe stets gerecht und "gnädig". Eine seltsame Aussnahme wird gemacht als man auf 2 Kannibalen trifft (die sich ergeben), welche noch zu allem Übel Kommunisten sind. Die werden dann erschossen, was aber ok ist da man danach betet.


    Der Bürgerkrieg:
    Ok bisher liest sich das Buch einfach langatmig und langweilig. Aber es finden sich bestimmt einige Preppingtipps die man gebrauchen kann und die Story ist nicht zu abgehoben. Das ändert sich alles im dritten Teil des Buchs.
    In Fort Knox ruft sich eine neue Regierung aus die stark diktatorisch ist und mit Hilfe der UN (fast ausschließlich deutsche und belgische Truppen) Amerika erobern will. Die Bundeswehr benimmt sich hier schlimmer als die SS ihrerzeit in Polen und mordet, plündert und vergewaltigt. Ich möchte hier eine Szene, wo es um belgische Soldaten geht, zitieren:
    "Most of the time was spent in town, getting drunk. Occassionally some hashish would come in the mail pouch from friends in Belgium. Then theyd have their big parties. Sometimes they could even catch a local teenage girl to gang rape. The Belgians would have otherwise liked being posted to Potlatch, but there were no residents left in town. It wasnt much fun without a few rapes."
    Szenen wie diese sind nicht die Ausnahme sondern die Regel (Inklusive Konzentrationslager, Massenhinrichtungen, etc.). Unsere Heldengruppe lässt Gefangene natürlich immer am Leben und behandelt sie fair.
    In diesem Buchteil finden sich versteckte Anleitungen zum Widerstandskampf (Bau von Bomben, Legen von Hinterhälten, etc.). Da ich von dieser Materie allerdings keine Ahnung habe, enthalte ich mich hier einer Wertung.
    Wie man vermuten kann gewinnen die patriotischen Amerikaner natürlich gegen die Invasoren und in der nahen Zukunft wird dann auch Europa befreit (von wem? Den Europäern?).
    Amerika ist freier als je zuvor und einfache Bürger haben Panzerfahrzeuge zuhause um zu vermeiden das so etwas je wieder passiert.


    Das Thema Christentum:
    Ich werde jetzt ganz besonders vorsichtig sein, da ich niemandem auf die Füße treten will und weis wie heikel dieses Thema ist. Ganz kurz: Ich bin selber gläubiger Christ und meine Religion hat für mich auch Prepperrelevanz (was ich hier aber nicht diskutieren möchte), Aaaaaber: Boah eh, in dem Buch wird es echt übertrieben. Klar Rawles ist streng gläubiger Christ, das sieht man in seinem anderen Buch und in seinem Blog, ich dachte ich wäre auf das vorbereitet was da kommt, aber ich war es nicht. Fast alle Gruppenmitglieder sind gläubige Christen (also streng gläubig, sowas wie heiraten vor dem ersten Date), bis auf einen der Jude ist (was ok ist denn in den Gebetsgruppen kann man wenigstens gemeinsam über das alte Testament reden). Ein späteres Gruppenmitglied ist Agnostiker, aber hey als seine Frau auf eine Landmine tritt und stirbt findet er zu Gott damit er im Himmel bei ihr sein kann (weshalb die Minensache irgendwie als was gutes rüber kommt). Generell sind auch Mitglieder anderer Milizen gläubige Christen (und streng gegen Rassismus, das ist irgendwie wichtig zu erwähnen). In dem Buch werden einem so viele Bibelzitate um die Ohren gehauen, da lernt man mehr als im Religionsunterricht.


    Fazit:
    Ich könnte noch mehr über dieses Buch schreiben und schimpfen, denke aber das genug gesagt wurde.
    Mein Fazit lautet: Kauft euch um himmelswillen nicht dieses Buch, es lohnt sich nicht. Es ist langweilig, die Charaktere einseitig und wer Preppingtipps von Hr. Rawles möchte sollte lieber sein Sachbuch lesen. Dieses Buch versagt sowohl als Roman, als auch als Sachbuch.