War mir nicht sicher, wo das Thema hingehört, aber wahrscheinlich ists hier nicht ganz verkehrt ...
Zement und Stahl ist, was die moderne Welt
In ihrem Innersten zusammenhält.
Dieses Thema richtet sich mehr an die Hausbesitzer, die in der Krise was instand setzen wollen/müssen.
Moderne Putze, Betone und ähnliches sind hochkomplexe Baustoffe aus genau abgestimmten Sanden und Kiesen, deren Korngrößenverhältnisse im Labor optimiert werden. Dazu auf die Tonne kilogenau dosierte Mengen Zemente (die in dieser Form oftmals nicht im Handel erhältlich sind), und exakt zugegebenes Wasser sowie jede Menge „Chemie“ in Form von Verzögerern, Fließmitteln, Luftporenbildern, Kunststoff- oder Metallfasern usw.
Aber es geht auch einfacher. Früher hat man ja auch ohne hochfesten, selbstverdichteten Beton gebaut.
Im Bauwesen geht ohne ein paar Grundsubstanzen nix, mit ihnen sehr viel.
Ein wenig gewusst wie gehört dazu, obwohl das nur sehr komprimiert und vereinfacht dargestellt werden kann. Hier ein kurzer Abriss, den man noch ausbauen kann:
Zement
Mit Wasser gemischt, bildet er Zementleim, der nach dem Aushärten Kies, Sand etc. zusammenklebt: So entsteht Mörtel, Putz und Beton.
Für praktisch alle Bauzwecke geeignet und ausreichend sind im Baustoffhandel erhältliche Sackzemente. Dabei bedeutet CEM I: Portlandzement ohne Zumahlstoffe, CEM II: Portlandkompositzement; CEM II ??-M: Mischzement mit 3 oder Hauptbestandteilen. CEM IV kann ein Trasszement sein, den man nur für Natursteinverlegung bzw. –verfugung nutzen sollte.
LL, S, T, V sagt etwas über den Zumahlstoff aus: LL ist Kalkstein ( in A nur L), der das Wasserrückhaltevermögen verbessert (guter Mörtelzement!!) , S bedeutet Hüttensand (für langsamere, lang erhärtende Betone hoher Endfestigkeit),
Die Zahl 32,5 oder 42,5 sagt etwas über die Festigkeit aus, die der Zement kriegen kann, das R oder N über die Geschwindigkeit (R= rapid, schnell, N = neutral oder normal).
Mit einem CEM II A-LL 32,5 R, CEM II B-S 42,5N oder ähnlichen Sorten ist man für alles gut gerüstet.
Wichtig ist es, Zement trocken und luftgeschützt zu lagern – möglichst frischen Zement kaufen (Herstelldatum steht auf den Säcken, im Sommer kriegt man oft noch warmen Zement, der ist ideal) und in Plastiksäcke verpacken. Feuchtigkeit macht den Zement klumpig, Luftkohlendioxid neutralisiert den zur Reaktion nötigen Branntkalk im Zement zu Kalkstein.
Luftdicht und trocken gelagerter Zement bleibt „ewig“ verarbeitbar; bei Siloräumungen im Zementwerk wurden zehn Jahre alte Reste als zwar als qualitativ schlechter, aber immer noch verwendbar, befunden!
Säcke, die spürbar hart wurden oder Zement, der klumpig aussieht, kann man verwerfen. Will man wissen, ob Zement noch „gut“ ist: mit etwas Wasser anteigen und warten – nach 3 – 4 h sollte er anfangen zu erstarren, nach 1 Tag schon fest und nach einerWoche richtig hart sein (in abgedecktem Gefäß lagern, soll im Test nicht austrocknen).
Für einen Kubikmeter Beton braucht man rund 280 – 300 kg Zement – eine Palette (ca. eine Tonne) Sackzement braucht rund einen Kubikmeter Platz, kostet so um die hundert Euro und ist nahezu unersetzlich.
ZEment ist im Gegensatz zu anderen Darstellungen kaum selbst herstellbar oder zu improvisieren!
Die so gerade noch funktionellen Ersatzsubstanzen wie Mischungen aus Kalk und Ziegelstaub brauchen vielfach länger zum erhärten und werden nicht so hart/fest.
Kalkhydrat
Kalkhydrat ist ein Universalgenie – Kalkstein wurde zu Branntkalk gebrannt und dann mit Wasser abgelöscht und wieder getrocknet. Das Ca(OH)2, und das ist Kalkhydrat chemisch, vergütet Mörtel und Putze, dient als desinfizierender Kalkanstrich und kann in abgeschlossenen Räumen CO2 binden. Auch Schweißelektroden lassen sich damit improvisieren. Löschkalk bildet mit Feuchtigkeit sofort die extrem ätzende Kalklauge. Vorsicht, immer mit Brille und Schutzhandschuhen arbeiten und jeglichen Hautkontakt (wie auch beim Zement!!) vermeiden.
Wie Zement muss es möglichst trocken und ohne Luftzutritt gelagert werden, weil es sonst zu Kalkstein wird, der nicht mehr reaktiv ist.
Kalkhydrat zur Mörtelvergütung lässt man einige Tage mit Wasser verrührt „einsumpfen“, was die Qualität verbessert.
Diesen Brei mit Wasser verdünnt, ergibt eine Anstrichfarbe, die aufgrund ihrer Alkalität desinfizierend wirkt – deshalb streicht oder spritzt man Stallung von Nutztieren mindestens einmal im Jahr damit raus; nicht nur, damit der Stall wieder heller wird ….
So ein Kalkanstrich lässt sich mit mineralischen Pigmente abtönen – Rost macht rötlichbraun, Eisenhammerschlag oder Schlacke anthrazit-grau. Der Anstrich trocknet und reagiert mit der Luft zu Kalkstein, er karbonatisiert
Ein paar Löffel Leinölfirnis oder Leinöl pro 10 l Eimer Anstrich mit suppiger Konsistenz verbessert die Haftungseigenschaften, Dichtigkeit und Wasserfestigkeit.
Kalkbrühe gehört in jeden Schutzraum – im Notfall lässt man die Luft durch die Brühe perlen, wobei das Luftkohledioxid ausfällt und so die Luft länger atembar bleibt, weil kein zusätzliches CO2 die Verfügbarkeit von Sauerstoff verschlechtert.
Branntkalk lässt sich durch erhitzen von Kalkgestein (zerfällt unter CO2 Abgabe zu Pulver) gewinnen - sehr energieaufwändig und gefährlich ..
Auch Zucker und Salz gehören zu Zement und Kalkhydrat, ebenso wie Spülmittel und Petroleum (oder halt einfach nur Heizöl bzw. Diesel). Warum, das steht im Bereich der alten Handwerksfähigkeiten. Da machen wir Beton, Mörtel, Putz nach alter Väter Sitte.