Wasseraufbereitung

  • Hallo,
    mit diesem Beitrag möchte ich die vielen Informationen die überall im Netz verstreut sind zu diesem Thema versuchen zusammen zu fassen. Ich freue mich über Kommentare und Ergänzungen. Der Text stammt aus dem Skript das die Teilnehmer unserer Survival Basis Seminare bekommen, die "Wir"-Form im Text spiegelt wieder, dass an dem Text mehrere Menschen beteiligt waren. Mir liegen natürlich die Erlaubnisse aller beteiligten Autoren vor. In einigen Bereichen spiegelt der Text unsere Erfahung und Sichtweise wieder. Diese subjektiven Menungen sind aber denke ich gut von den Fakten zu unterscheiden. Und nun möchte mir der Internet-Gott gnädig sein beim transfer der Quellverweise. (@Techniker: Ja, Du darfst)


    1. Einleitung
    60 % des Körpergewichtes eines männlichen Menschen besteht aus Wasser, bei weiblichen sind es 50 %.
    Dies entspricht bei einem 75kg schwerem erwachsenen Mann 45ltr Wasser.


    Eine übermäßige Abnahme der Körperflüssigkeit durch verringerte Flüssigkeitsaufnahme bzw. krankhaft erhöhten Flüssigkeitsverlust führt zum Austrocknen. Der Flüssigkeitsverlust kann über den Magen-Darm-Trakt (Stuhlgang), die Lunge (Atemluft), die Nieren (den Urin) oder über die Haut (Schwitzen) erfolgen. Erkrankungen, zum Beispiel der Nieren oder Fieber, beziehungsweise starke körperliche Anstrengungen können zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust und damit zu einem Flüssigkeitsungleichgewicht führen. Es werden drei Arten der Flüssigkeitsverlustes unterschieden:

    • Salz gleicher Flüssigkeitsverlust: Bei dieser Form ist der Verlust von Wasser und Salzen im gleichen Verhältnis zueinander erfolgt. Vor allem bei unzureichender Wasser- und Natriumzufuhr, aber auch bei Erbrechen oder Durchfall ist dies der Fall.
    • Salz armer Flüssigkeitsverlust: Er entsteht beim Verlust von Wasser ohne entsprechenden Salzverlust. Dies kann bei Fieber der Fall sein und führt im Extremfall zum Verdursten. Übermäßiges Schwitzen bei körperlicher Arbeit ohne einen Wasserausgleich hat den gleichen Effekt, da Schweiß eine Salz arme Flüssigkeit ist.
    • Salz reicher Flüssigkeitsverlust: Wenn im Verhältnis zum Wasserverlust zu viel Salz ausgeschieden wird, entsteht diese Form. Beispielsweise bei starkem Schwitzen und Ausgleich durch salzarme Flüssigkeit (reines Wasser) ist in der Bilanz die Salzausscheidung höher als die Wasserausscheidung. Zum Ausgleich genügt Mineralwasser oder sogenannte Iso-Getränke, die isoton also Salz gleich im Vergleich zum Blut sind. Salz reiche Flüssigkeiten zu trinken ist nicht nötig, da der Körper überschüssiges Wasser z.B. über die Nieren ausscheiden kann.


    (Quelle, mit einigen Umtextungen zur besser Verständlichkeit: Wikipedia: Dehydratation)


    Ab einem Wasserverlust des menschlichen Körpers von 0,5 – 3% (bei 75kg, männlich: 0,4-2,3ltr) spürt der Betroffene Durst. Ab 10% (4,5ltr) kommt es zu Sprachstörungen und unsicherem Gang. Innerhalb von nur drei bis vier Tagen tritt in der Regel der Tod durch Flüssigkeitsverlust ein. Diese Zeitspanne ist jedoch extrem temperaturabhängig. Als Beispiel seien Berichte über Touristen, die in Wüstengegenden innerhalb eines einzigen heißen Tages verdursteten, und über Schiffbrüchige oder von Fluten Weggeschwemmten genannt, die bei kühleren Temperaturen zehn Tage ohne Wasser überlebten.
    Die detaillierten Folgen eines Austrocknens des menschlichen Körpers sind:

    • Reduktion des Allgemeinzustands und daraus folgender Bettlägerigkeit
    • Benommenheit mit abnormer Schläfrigkeit als leichtere Form der Bewusstseinstrübung
    • Mögliche körperliche und geistige Unruhe und Zittrigkeit, solange Wassermangel anhält: Verwirrtheit
    • Trockenheit der Haut und Schleimhäute sowie
    • Wackligen Beinen, Schwindel Gefühl und damit verbundener Sturzgefahr


    (Quelle, mit einigen Umtextungen zur besser Verständlichkeit: Wikipedia: Exiskkose)


    Aus diesen Rahmeninformationen und Mengenangaben erschließt sich die hohe Bedeutung von Wasser sehr schnell. Aus diesem Grund widmen wir der Möglichkeit zur Wasseraufbereitung sehr viel Aufmerksamkeit.

  • 2. Methoden zur Wasseraufbereitung


    2. Methoden zur Wasseraufbereitung
    Grundsätzlich musst Du davon ausgehen, dass nahezu jede natürlich Wasserquelle auf die eine und/oder andere Weise kontaminiert ist. Manchen Menschen die von klein auf viel draußen unterwegs sind, machen meist die heimischen Krankheitserreger kaum noch etwas aus, so lange sie bei guter Gesundheit sind. Nehmen sie jedoch einen Ortswechsel vor, oder sind bereits gesundheitlich angeschlagen, so kann das trinken aus einem Bach plötzlich eine böse Überraschung geben. Aus diesem Grund können wir jedem nur empfehlen alles Wasser aus natürlichen Quellen auf zu bereiten. Zur Aufbereitung stehen folgende Methoden zur Verfügung:

    • Filtern
    • Chemisch
    • Mit UV Licht durchleuchten
    • Abkochen


    Als erstes ist es wichtig zu verstehen welche Dinge Dir an die Gesundheit wollen. Das sind:

    • Mehrzeller (z.B. Würmer)
    • Einzeller (Protozoen)
    • Bakterien
    • Viren
    • Chemikalien


    Übersicht der Wirksamkeit der unterschiedlichen Methoden:
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    Mehrzeller

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    Einzeller

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    Bakterien

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    Viren

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    Chemie

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    Abkochen

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    Chemische Methoden:

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    Chlor

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    Jod

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    Kaliumpermanganat

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    UV-Licht

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    kommerzielle Wasserfilter

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    improvisierter Wasserfilter?

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    + wirksam, - unwirksam, ? vielleicht wirksam, *Mit Aktivkohle können chemische Verunreinigungen reduziert werden


    Auf die einzelnen Methoden wird in dem kommenden Abschnitten detailliert eingegangen.

  • 2.1 Wasseraufbereitung durch Filtern


    2.1 Wasseraufbereitung durch Filtern
    2.1.1 Kommerzielle Filter
    Wasserfilter gibt es etliche auf dem Markt und ihr Aufbau reicht von wirklich zuverlässigen und erprobten Filtern bis hin zu Spielzeugen, die gerade mal einen Teil der gröbsten Schwebstoffe und höchstens Mehrzellern aus dem Wasser entfernen. Die Funktionsweise ist recht simpel, das verunreinigte Wasser fliest durch eine Filtermembran, deren Poren so klein sind das Mehr- und Einzeller sowie Bakterien nicht hindurch passen. Ein Filter, der auch die noch kleineren Viren aufhalten kann ist als dieses Skript erstellt wird nicht auf dem Markt vorhanden. Seriöse Hersteller geben dies auch ganz klar auf ihren Informationen an und empfehlen in solchen Fällen wo eine virale Belastung zu erwarten ist, nach dem Filtern zusätzlich eine chemische Wasseraufbereitung durchgeführt werden soll.


    Die von den Herstellern angegebene Filterleistung, sprich wie lange ein Filter Innenleben hält, ist unter Tourbedingungen etwa zu 1/3 realistisch ein zu schätzen. Anders sieht es aus, wenn man möglichst klares Wasser filtert oder die Möglichkeiten einer Vorfiltrierung oder eines Absetzbeckens hat. Eine Vorfiltrierung kann z.B. durch einen Kaffeefilter erfolgen, ein Absetzbecken kann ein Eimer oder eine Wanne sein in der sich beispielsweise über Nacht Partikel am Boden absetzen können.


    Die meisten Filter auf dem Markt sind Pumpfilter und es erfordert schon einige Kraft um das Wasser durch den Filter mit seinen kleinen Poren zu pumpen. Komfortabler, gerade für Gruppen ist da ein Gravitationsfilter, der zwar langsam funktioniert, dafür aber fast von selbst.
    Vorsicht ist mit den Filtern bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt geboten. Gefriert das Wasser im kern des Filters kann dies zu Mikro-Rissen führen, die man im schlimmsten Fall gar nicht mal sieht. Diese Risse entstehen, wenn Wasser gefriert das sich in den kleinen Poren des Filters befindet und sich bei diesem Wechsel des Aggregatszustandes ausdehnt. Krankheitskeime können nun durch die Filtermatrix ungehindert passieren. In der kalten Jahreszeit trägt man den Filter entweder direkt am Körper oder aber möglichst Rücken nah im Rucksack und nimmt ihn nachts mit in den Schlafsack.


    2.1.2 Improvisierte Filter
    Videos auf YouTube und Anleitungen in der Survival Literatur um aus Dingen die man häufig in der Natur finden kann einen Wasserfilter zu improvisieren gibt es viele. Um es direkt vor weg zu nehmen, wir halten dies für ziemlich gefährlichen Unsinn. Aus diesem Grund unterrichten wir den bau solcher Filter auch nicht. Damit Sie sich eine eigene Meinung bilden können bieten wir ihnen jedoch unsere Argumente an, warum wir diese Filter und ihre Anleitungen für so Fragwürdig halten.


    Bei den meisten beschriebenen Filtern werden mehrere Schichten aus verkohlten Resten vom Lagerfeuer, Sand und Gras hergestellt. Ein solch improvisierter Filter, draußen, ohne Labortechnik gebaut ist in seiner Wirksamkeit nicht zu überprüfen. Eben so wenig lassen sich reproduzierbare Qualitätsstandards schaffen, dass man einmal einen Filter aus Naturmaterialien baut, ihn testen lässt und in Zukunft immer wieder auf die gleiche Weise baut, so dass die ermittelten Werte auch für zukünftige Filter gelten.


    Aus diesem Grund halten wir nichts von diesen improvisierten Wasserfiltern und halten die Verbreitung von Bauanleitungen dieser Filter für gefährlichen Unsinn, da sie einfach etwas versprechen, was sie nicht halten können.

  • 2.2 Chemische Wasseraufbereitung


    2.2 Chemische Wasseraufbereitung
    Die Möglichkeiten zur chemischen Wasseraufbereitung sind sehr umfangreich. Diejenigen Methoden die mobil nutzbar sind wollen wir in diesem Kapitel einmal näher betrachten.


    2.2.1 Chlor
    Chlorartige Verbindungen gibt es viele. Einige davon haben es sogar in spezielle Präparate zur Wasseraufbereitung für Trinkwasser geschafft. Im großen Stil wird in machen ausländischen Städten das Trinkwasser grundsätzlich gechlort. Zu generellen Gesundheitsrisiken was Chlor anbegeht gibt es eine Greenpeace Studie (Leisewitz & Schwarz, 1995). Nach unserer Einschätzung beziehen sich die Risiken jedoch auf den Langzeitkonsum und nicht auf die sporadische Verwendung im Naturerholungsbereich oder gar in Survival Situationen.


    Kommerzielle Produkte zu Chlor basierten Wasseraufbereitung
    Auf dem Outdoor Ausrüstungsmarkt gibt es einige Präparate die auf Chlorbasis das Wasser reinigen. Im folgenden wollen wir zwei unterschiedliche Vorstellen.


    Micropur Forte / Certisil Combina
    Bei Micropur ist es wichtig, dass man beim Kauf das richtige auswählt. Zur Wasser Aufbereitung sind nur die Micropur Forte Produkte geeignet. Die Produktreihe ohne das Forte ist zum konservieren von Wasser gedacht und verhindert eine Neuverkeimung von vorher gereinigten Wasser. Die Produktreihe mit dem Forte tötet Krankheitskeime ab und konserviert das Wasser durch seinen Silberionenanteil für bis zu 6 Monate.
    Die größte Anwendungssicherheit haben für uns Tabletten. Da die Tabletten jedoch für einen Liter ausgelegt sind uns so klein sind, dass sie sich nicht zuverlässig teilen lassen, sollte die Trinkflasche auch darauf abgestimmt sein und eben jenen 1 Liter Inhalt haben.
    Micropur Forte MF1T – dies sind die 1ltr Tabletten - wird in Tabletten Blistern geliefert wie wir sie von Medikamenten kennen. Zwei zusammen gerollte Blister Micropur Forte MF1T passen bequem in eine Fotodose, was für 50ltr Wasser reicht. Die Einwirkzeit beträgt 30 Minuten, sind Einzeller wie Giardia zu erwarten verlängert sich die notwendige Einwirkzeit auf 2 Stunden. Das gleiche ist der Fall bei kaltem (<10°C) Wasser.


    Kosten (Stand 2012) am Beispiel Micropur Forte MF1T, 17,95€ für 100 Tabletten, entspricht 0,18€ pro Liter.



    Aquaventure / Aquamira
    Auf dem Outdoor Markt kaum war genommen und es ist deutlich schwerer eine Quelle zu finden als bei den Micropur Produkten, so ist dieses Wasserentkeimungspräparat eines der effektivsten auf dem Markt. Es basiert auf Chlordioxid, was den Vorteil hat, dass es effektiver sein soll als alle anderen Chlor-Verbindungen. Wasser macht es für 5 Jahre haltbar und die effektive Einwirkzeit gegen Giardien beträgt 35 Minuten.
    Der Nachteil ist allein die Beschaffungsmöglichkeit. Auf dem deutschen Markt bekommt man wenn überhaupt nur die zwei Komponenten Tropfen Form heran. Es gibt auch eine Tabletten Form, jedoch haben wir die auf dem deutschen Markt noch nie zu Gesicht bekommen. Von Chlordioxid Produkten wird auch gesagt, dass sie deutlich weniger nach Chlor schmecken und riechen und weniger schädliche Nebenprodukte bei der Reaktion im zu reinigenden Wasser entstehen sollen. Was diese Dinge angeht können wir hier nur Ergebnisse der Behauptungen Anderer wiedergeben, da bei uns keiner Chemiker ist.


    Kosten (Stand 2012) am Beispiel McNett Aquaventure Wasserentkeimer, 16,25€ für 120ltr, entspricht 0,14€ pro Liter.



    Improvisierte Methoden zur Chlor basierten Wasseraufbereitung
    Diese Methoden sind nur im absoluten Notfall an zu wenden. Die verwendeten Materialien besitzen keinerlei Zulassung für die beschriebenen Zwecke und können bei falscher Handhabung gesundheitsgefährdend und lebensbedrohlich sein. Die dargestellten Werte und Mengen sind nach bestem Wissen recherchiert, sind aber dennoch ohne Gewähr zu betrachten. Der Autor übernimmt keinerlei Haftung für eventuelle Folgeschäden.


    Chlorbleiche
    Die Notfallmäßige Wasserdesinfektion mit Chlorbleiche wird unter anderem auf der Webseite der US Amerikanischen Katastrophenschutzbehörde FEMA beschrieben (US Katastrophenschutzbehörde FEMA, 2012). Auf der Webseite der FEMA wird folgendes Beschrieben:

    Zitat

    „Sie können mit Haushalts-Bleiche Mikroorganismen abtöten. Verwenden Sie nur normale Haushalts- Bleiche, die 5,25 - 6,0 Prozent Natriumhypochlorit enthält. Verwenden Sie keine parfümierten Bleichmittel, Bleichmittel mit besonderen Farbschutzanteilen oder Bleichmittel mit zusätzlichen Reinigungsmitteln. Da die Wirksamkeit von Bleichen mit der Zeit abnimmt, benutzen sie nur neu geöffnete oder ungeöffnete Flaschen.


    Fügen Sie 16 Tropfen Bleichmittel pro Gallone Wasser, [Anm. 1 Galone sind 3,785 ltr, umgerechnet bedeutet dies also auf 1ltr Wasser kommen rund 4 Tropfen] umrühren und 30 Minuten stehen lassen. Das Wasser sollte einen leichten Geruch von Bleiche annehmen. Wenn dies nicht der Fall, dann wiederholen Sie die Dosierung und weitere 15 Minuten stehen lassen. Wenn es dann immer noch nicht nach Chlor riecht, entsorgen sie das ganze und suchen nach einer anderen Wasserquelle.


    Andere Chemikalien wie Jod oder Produkte zur Wasseraufbereitung in Camping- oder Military-Shops, die keine 5,25 oder 6,0 Prozent Natriumhypochlorit als einzigen Wirkstoff haben, werden nicht empfohlen und sollte nicht verwendet werden.“
    Ergänzend zu dieser Anleitung ein kleiner Tipp wie man die Bleiche zum Tropfen bringt: Sie nehmen einen Esslöffel, schütten ein klein wenig Chlorbleiche auf den Löffel und legen dann einen kleinen Papiersteifen in die Flüssigkeit auf den Löffel, der über den Rand des Löffels hinaus ragt. Von diesem Ende des Papierstreifens wird es tropfen.


    Chlorverbindungen selber herstellen


    MSR Miox
    Eine chemische Wasseraufbereitungsmethode hergestellt und vertrieben unter dem Namen Miox, der Firma MSR, beinhaltet ein elektronisches Gerät, dass aus Kochsatz und Strom Natriumhypochlorit produziert. Als Nachschub unterwegs ist also nur Kochsalz und spezielle Fotobatterien nötig um eine sehr wirksame Chlorverbindung auch Unterwegs frisch zu produzieren.
    Die Kosten für das Gerät betragen (Stand 2012): 155€
    Obwohl das Gerät recht robust sein sollte, schließlich ist einer der Hauptabnehmer das amerikanische Militär, so ist uns ein solch kostenintensives elektronisches Gerät besonders im Survival Kontext zu unsicher.


    WATA – lokale Chlorproduktion durch Elektrolyse
    Das WATA ist ein Gerät zur vor Ort Produktion von Natriumhypochlorit der schweizer Firma Antenna. Es wurde vor allem dazu entwickelt um in Ländern ohne saubere Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung sauberes Trinkwasser zu produzieren. Das Gerät benötigt grundsätzlich Strom, es ist jedoch auch eine Solarerweiterung erhältlich. WATAs gibt es in drei verschiedenen Größen, das kleinste ist ausreichend um 2000ltr Wasser pro Tag, das Mittlere für 10.000ltr pro Tag und das große für 500.000ltr Wasser pro Tag zu reinigen.


    Das Funktionsprinzip:
    Die Elektrolyse wandelt eine Kochsalzlösung (Natriumchlorid) in aktives Chlor (Natriumhypochlorit) um.
    Das Endprodukte ist dann vielseitig Einsetzbar:

    • Trinkwasseraufbereitung
    • Reinigung von Fleisch, Obst und Gemüse, Geschirr, Besteck, Kochutensilien, Arbeitsflächen
    • Wasser für den persönlichen Wäsche
    • Desinfektion von Wunden
    • Desinfektion in Arztpraxen, Krankenhäusern, Apotheken, Küchen, Toiletten
    • Desinfektion von Kleidung
    • Desinfektion von chirurgischen Gegenständen (nicht gleich sterilisieren!)
    • Desinfektion von Abwasser
    • ........


    Das kleinste WATA Gerät kostet (Stand 2012) 50€ und das Solar Zusatzgerät noch zusätzlich 35€. (Foundation Antenna Technologies, 2012) Auch wenn es mit der Solar Option Netzunabhängig arbeiten kann, so ist es doch eher eine Lösung für Dörfer und Haushalte und eher ungeeignet für den Outdoor Einsatz.


    Neutralisierung von Chlor
    Da bei den meisten Chlor Präparaten das Wasser nach der Behandlung stark nach Schwimmbad riecht und schmeckt gibt es auf dem Markt natürlich auch eine kommerziell vertriebene Lösung um das Chlor wieder zu neutralisieren. Von der Firma Katadyn produziert heißt das Produkt Antichlor und es befindet sich eine 6%ige Natriumthiosulfat Lösung in einer Tropfflasche. Dosierung: 3 Tropfen auf einen Liter Wasser gegeben, 3 Minuten warten und falls dann immer noch ein Chlorgeruch wahrnehmbar ist wiederholt man das ganze, darf allerdings 15 Tropfen pro Liter Wasser nicht überschreiten.
    Das Natriumthiosulfat baut das Chlor um zu Kochsalz.


    Katadyn Antichlor Lösung kostet (10ml) (Stand 2012): 6€
    (Für selber Anrührer: 1kg Natriumthiosulfat im Einzelhandel für Chemikalien kostet rund 10€)


    2.2.2 Jod
    Besonders im amerikanischen Raum ist die Wasserdesinfektion mit Jod nach wie vor weit verbreitet, obwohl inzwischen selbst die US Katastrophenschutz Behörde FEMA davon abrät. (Siehe „Chlorbleiche“) . Im Europäischen Raum ist Jod als Wasseraufbereitungsmittel nicht mehr zugelassen. Zu groß sind die Risiken für Schwangere und Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion. Hinzu kommt, dass es gegen Giardia Zysten und einige andere Mehr- und Einzeller nicht wirksam ist. Zusätzlich gibt es Resistenzen im Bereich von Viren und Bakterien.


    Also ist folgendes unter dem Aspekt - wenn ich nichts anderes zur Verfügung habe, nicht mal abkochen kann und mit meiner letzten Flasche Betaisadona nichts besseres anfangen kann. Hier vor allem der Vollständigkeit halber aufgeführt die Dosierung:
    „5 Tropfen 2% Jodlösung auf einen Liter Wasser bei einer mindestens 30 Minuten Einwirkzeit.“ (Dipl. Biol. Utikal & Kersten, 2012)
    Der Geschmack dessen was dabei raus kommt ist übrigens äußerst Gewöhnungsbedürftig um im Bereich der vornehmen Worte zu bleiben.



    2.2.3 Kaliumpermanganat
    Finden wir immer wieder in Survival Büchern. Die Beschaffung ist inzwischen schwierig, da es als Pulverform nicht mehr verkauft werden darf. In Deutschland ist Kaliumpermanganat nicht zur Wasserdesinfektion zugelassen, wird aber zur Verringerung des Chlor Einsatzes als Vorstufe vor der eigentlichen Wasserreinigung in der professionellen Wasseraufbereitung (Wasserwerk) eingesetzt. Maximaldosis: 10mg/ltr. Der Grund dafür, dass es nicht zur Wasserdesinfektion zugelassen ist, dürfte wohl darin liegen, dass es Versuche gab (Banerjea, 1950), bei denen Kaliumpermanganat auch über einen Einwirkzeitraum vom 24h nicht dazu in der Lage war beispielsweise alle Typhus Bakterien über diesen langen Wirkzeitraum mit einer doppelt so hohen Menge pro Liter Wasser (20mg/ltr) ab zu töten.


    Damit fällt es in die gleiche Kategorie wie das Jod, als an und für sich ein unbrauchbares Mittel Zur Wasserentkeimung.


    Dosierung: maximal 10mg pro Liter. In der Praxis: färbt sich das Wasser hell Lila ist es zum trinken, wird es dunkel Lila verwendet man es entweder zur Wunddesinfektion oder fügt wieder Wasser hinzu. Aber Vorsicht! Eine zu hohe Dosierung wirkt ätzend.



    Banerjea, 1950: Banerjea, R. (1950). The Use of Potassium Permanganate in the Disinfection of Water. Ind. Med. Gaz. 85 , pp. 214-219.

  • 2.3 Wasseraufbereitung durch UV-Licht


    2.3 Wasseraufbereitung durch UV-Licht
    UV-Strahlung tötet in der Regel keine Krankheitskeime ab, sondern nimmt ihnen die Fähigkeit sich zu vermehren. Auf diese Weise kommen beim Konsum des behandelten Wassers zwar immer noch Keime in unseren Körper können dort jedoch keinen Schaden anrichten, da sie sich nicht vermehren können. Dieses Verfahren zur Wasseraufbereitung wird vor allem im großen Stil in Wasserwerken eingesetzt. Es gibt jedoch auch zwei mobile Lösungen die für den Trekking- oder Notfalleinsatz interessant sein können.


    2.3.1 Steri-Pen
    Der Stripen ist ein elektronisches Gerät, dass mit Batterien oder Akkus mit Strom versorgt wird und dessen UV Licht Birne in der richtigen Frequenz leuchtet um Protozoen, Bakterien und Viren steril macht. Vorteil: Wir brauchen nicht schweißtreibend zu pumpen, haben keinen schlechten Beigeschmack im Wasser, eigentlich doch perfekt, oder?
    Der Harken an der Sache ist, dass man für diese Art der Wasseraufbereitung möglichst sauberes, Schwebeteil freies Wasser benötigt – damit das UV-Licht überall hin kommt - und zum anderen, dass es ein elektronisches Gerät ist. Sie neigen dazu, aus zu fallen wenn man sie am dringendsten braucht. (Das bezieht sich nicht nur auf den Steripen an sich, sondern auf alle elektronischen Geräte) Er ist eine super Sache für Menschen die von Hotel zu Hotel reisen, kurz in den Drink gehalten und schon kann man ihn sicher trinken. Draußen finde ich meist kein Schwebeteil freies Wasser vor und das Gerät wird deutlich größeren mechanischen Torturen beim Trekking oder auf einer Kanutour ausgesetzt als in einem Trolly auf der Reise von Hotel zu Hotel.


    2.3.2 SODIS
    UV Desinfektion von Wasser in Sonnenreichen Gegenden nennt man SODIS. Das SODIS Projekt ist ein Projekt bei dem es darum geht Menschen in den ärmeren Ländern dieser Erde die regelmäßig keinen Zugang zu Trinkwasser haben den Zugang zu Trinkwasser zu ermöglichen. Es ist also keine theoretische Methode sondern eine in der sog. 3. Welt vielfach erprobte Methode.
    Bei dieser improvisierten UV-Methode wird Wasser möglichst klares Wasser in möglichst klaren, unverkratzten PET Flaschen für mindestens 6 Stunden in die pralle Sonne gelegt. Flaschen mit einer Größe von über 3 Litern sind ungeeignet. Desto weniger die Flasche verkratzt ist und umso weniger Schwebeteilchen im Wasser sind, desto besser funktioniert es. Bei bewölktem Wetter, d.h. wenn mehr als Hälfte des Himmel mit Wolken bedeckt ist muss die Flasche 2 aufeinander folgende Tage in der Sonne liegen bleiben. Während Regen funktioniert die Methode nicht. Die Effektivität der Methode kann gesteigert werden in dem die Flasche auf eine reflektierende Oberfläche gelegt wird.
    Laut dem SODIS Manual (sodis, 2012) liegt der Beste Bereich zur Anwendung des SODIS Verfahrens in den Breitengraden 15° bis 35°N und Süd. Der 2. Beste Bereich von 15°S bis 15°N. Dies hängt mit der Anzahl der Sonnentage im Jahr und der Intensität der Sonneneinstrahlung zusammen. Das Sodis Verfahren ist also eher ungeeignet für unsere deutschen Breitengrade.

  • 2.4 Wasseraufbereitung durch abkochen und pasteurisieren


    2.4 Wasseraufbereitung durch Wärmebehandlung
    2.4.1 Abkochen
    Abkochen ist die Wetter unabhängigste und zuverlässigste Methode um im Notfall alle Keime im Wasser ab zu töten. 15 Minuten volles kochen des Wassers und es sollte alles tot darin sein was euch ans Leder wollte. Nun gibt es viele Kontroversen über diese Zeitangaben. In jedem Buch findet man eine andere Aussage und mehr und mehr „Outdoor-Spezialisten“ gehen wieder dazu über das Wasser nur zum kochen zu bringen.
    Damit sie selber entscheiden können, was für Sie Sinnvoll erscheint, möchten wir Ihnen an diesem Punkt ein paar Hintergrundinformationen geben, wie das abkochen wirkt.


    Bei etwa 50°C Wassertemperatur beginnen die ersten Krankheitskeime ab zu sterben. Desto höher die Temperatur wird, umso mehr Keime sterben ab. Nun gibt es jedoch einige eingekapselte Keime, sog. Zysten, die auch bei 100°C noch recht gut geschützt sind. Sie müssen erst langsam aufweichen um ab zu sterben. Je länger das Wasser kocht desto mehr sind abgestorben. Je nach Krankheitskeim wird eine Zeitdauer von 10-20min angegeben. Nun kommt es natürlich immer darauf an woher wir unser Wasser haben (Siehe Die richtige Wasserquelle finden). Ist es eine sehr gute Wasserquelle und wir kochen nun ohnehin nur ab um vorsichtig zu sein, so kann das zum kochen bringen bis zum Siedepunkt natürlich ausreichen. Ein weiterer Faktor den wir bedenken müssen ist, wo, bzw. wie hoch sind wir, gemessen über dem Meeresspiegel. Sind wir nah am Meeresspiegel, so erreicht das Wasser beim vollen Kochen (Big Bubbles – No troubles!) seine 100°C. Befinde ich mich jedoch auf einem Berg, so sieht die Sache schon wieder anders aus. Auf 3000m Meereshöhe kocht das Wasser bereits bei 90°C, dort würde ich das Wasser sicherlich länger als 15 Minuten kochen lassen.


    Mit diesem Hintergrundwissen sollten sie die Abkochzeiten ihren Bedürfnissen anpassen können.


    Da ich zum Abkochen nur ein Gefäß und eine Hitzequelle benötige sind Metalltrinkflaschen oder Metalltassen ihren leichteren Kunststoff äquivalenten klar vor zu ziehen. Die Fähigkeit ein Feuer zu machen ist hier wieder mal gefragt. Hat man nichts, was man ins Feuer stellen kann, so bleibt einem verletzendes noch die Möglichkeit mit Glut eine große Schale zu brennen und dort immer wieder heiße Steine aus dem Feuer in die mit Wasser gefüllte Glutschale zu legen bis es kocht und dann immer weiter Steine rein und raus, bis es für ihr Sicherheitsbedürfnis lang genug gekocht hat.


    2.4.2 Wasser pasteurisieren
    Als Wasser pasteurisieren bezeichnet man eine Methode zur Wasseraufbereitung bei dem das Wasser nicht zum Kochen gebracht wird sondern für einen längeren Zeitraum auf 70°C gehalten wird.


    Diese Methode halten wir in einer Outdoor Situation für wenig praktikabel, da man die Wassertemperatur kaum kontrollieren kann. Was unter Laborbedingungen gut funktioniert, sieht draußen in der freien Wildbahn schon wieder ganz anders aus.


    Ebenso wenig halten wir von diversen YouTube Videos in dem gezeigt wird wie man Wasser, dass in einer PET Flasche abgefüllt ist in einigem Abstand über das Feuer hängt um es auf diese Weise auf zu bereiten. Unter der Hitze des Feuers gehen sehr viele Chemikalien aus der PET Flasche in das Wasser über. Das ist nicht unsere Vorstellung von Trinkwasser.

  • Hallo Frank,
    schöner, ausführlicher Beitrag.


    Ein oder zwei Anmerkungen habe ich aber doch noch dazu:


    Du schreibst, dass ihr den Einsatz improvisierter Filter z.B. mit Holzkohle für gefährlichen Unsinn haltet. Gut, jedem seine Meinung, und mit dem Argument, die Wirksamkeit nicht überprüfen zu können, habt ihr auch sicherlich recht. Aber an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang schreibst du sinngemäss: Wenn nichts anderes da ist, ist es besser als nichts. Sollte das dann nicht auch für Holzkohlepulver gelten? Besser als gar nichts?
    Außerdem können die selbstgebauten Filter zumindest den Zweck erfüllen, Schwebeteilchen aus dem Wasser zu entfernen, um es für andere Aufbereitungsmethoden (UV) vorzubereiten.


    Zum Abkochen: Es gibt einige Bakterien - insbesondere fallen mir hierbei Clostridien ein - die bei Temperaturen von über hundert Grad Celsius nach über einer Stunde erst zu 90% reduziert sind, d.h. dass 10% der ursprünglich vorhandenen Bakterien immer noch froh und munter sind.
    Deshalb vermisse ich in deiner Aufzählung der Aufbereitungsmethoden auch die Destillation von Wasser.


    Micropur forte: Sicherlich das bekannteste Mittel. Ich habe allerdings von Leuten, die sich damit auskennen, die Info, dass viele Einzeller (Amöben) sich nicht davon stören lassen. Dagegen soll Certisil Combina eine umfassendere Wirkung bieten. Leider wird dieses Mittel immer zugunsten von Micropur forte vergessen...


    LG
    Papa Bär

  • Hallo PapaBär,
    noch einmal vielen Dank, dass Du gewartet hast, bis ich fertig wurde. (Für alle die sich nun wundern, wir hatten PN Kontakt)


    Zitat von Papa Bär;99222

    Du schreibst, dass ihr den Einsatz improvisierter Filter z.B. mit Holzkohle für gefährlichen Unsinn haltet. Gut, jedem seine Meinung, und mit dem Argument, die Wirksamkeit nicht überprüfen zu können, habt ihr auch sicherlich recht. Aber an anderer Stelle und in anderem Zusammenhang schreibst du sinngemäss: Wenn nichts anderes da ist, ist es besser als nichts. Sollte das dann nicht auch für Holzkohlepulver gelten? Besser als gar nichts?
    Außerdem können die selbstgebauten Filter zumindest den Zweck erfüllen, Schwebeteilchen aus dem Wasser zu entfernen, um es für andere Aufbereitungsmethoden (UV) vorzubereiten.


    Das mit der Vorbereitung für andere Wasseraufbereitungsmethoden stimmt schon, aber das ist nicht der Zweck wie er regelmäßig in Büchern und in Videos propagiert wird. Es gibt inzwischen sogar Veranstalter für Survival Trainings die zu recht ganz klar sagen, dass Dich das Austrocknen schneller umbringt als jegliche Krankheitskeime, vor allem bei kurzfristigen Survival Aufenthalten um die drei Tge bis Du gerettet wirst. (Siehe Randalls Adventue and Training, Survival Course Talking Points, Folie 20).


    Daher kommt der Widerspruch den Du entdeckt hast. Auf der Einen Seite zeige ich auf was wirkt und was nicht, auf der anderen Seite muss einem klar sein, dass im wirklichen Notfall trinken wichtiger ist als Wasseraufbereitung.


    Was das konkret von Dir angesprochene improvisieren von Aktivkohle angeht: In welche Körnung muss es zerstoßen werden? Macht es was aus wenn Holzkohlestücke der Eibe darunter ist? Wenn ja, bist Du sicher, dass Du im dunklen kein Holz von der Eibe ins Feuer geworfen hast?


    Mit diesen Fragen will ich nicht nerven, ich möchte nur klar machen, dass wenn wir von Survival oder auch von anstrengenden Trekking Touren sprechen, alles ganz, ganz Simpel mit möglichst wenig Fehlerquellen sein muss, meiner Erfahrung nach. Dinge die zu viele Faktoren haben, die es gut oder schlecht machen können funktionieren einfach nicht mehr wenn Du erschöpft bist.


    Ansonsten, ist es ja, wie Du selbst geschrieben hast aus dem Zusammenhang gerissen. Ein aus Naturmaterialien improvisierter Wasserfilter hilft regelmäßig gegen gar nichts, außer zur Wasservorbereitung, da gebe ich Dir recht. Chemische Aufbereitungsmethoden die nicht gegen alle Keime helfen aber zumindest nachgewiesenermaßen gegen ein paar einzelne sind da für mich schon eine Stufe weiter, nämlich in der Kategorie besser als gar nichts.


    Zitat von Papa Bär;99222

    Zum Abkochen: Es gibt einige Bakterien - insbesondere fallen mir hierbei Clostridien ein - die bei Temperaturen von über hundert Grad Celsius nach über einer Stunde erst zu 90% reduziert sind, d.h. dass 10% der ursprünglich vorhandenen Bakterien immer noch froh und munter sind.
    Deshalb vermisse ich in deiner Aufzählung der Aufbereitungsmethoden auch die Destillation von Wasser.


    Okay, am konkreten Beispiel, der Clostridien zeigt sich, dass es natürlich Bakterien gibt, die nur durch aufkochen noch nicht vollkommen beseitigt sind. Allerdings kommt der von Dir als Beispiel genannte Erreger ohnehin bei 30% gesunder Menschen in der Darmflora vor und ist eher ein Problem im Krankenhaus nicht Antibiotika Einnahme, wenn er genug Platz hat sich an zu siedeln. Natürlich gibt es noch weitere Bakterien die auch noch deutlich mehr als 100°C aushalten, schließlich gibt es ja auch spezielle Organismen die selbst dauerhaft in heißen Quelle leben. So weit mir bekannt ist, richten die jedoch keinen Schaden an. Ich denke mir, dass dies auch der Grund ist, warum das beschriebene Abkochen als empfohlenes Verfahren z.B. auf der Webseite des US amerikanischen CDC zu finden ist.


    Die Destillation ist bewusst von mir nicht aufgeführt, da ich sie Survival Technisch, mit Ausnahme des Überlebens auf einer einsamen Insel ohne Frischwasserquelle, für irrelevant halte. Das Risiko der in der Einleitung erwähnten 3. Form des Austrocknen beschrieben Form begünstigt. Oder anders ausgedrückt, wer nicht normal, weiter isst hat mit destilliertem Wasser schnell ein Problem. Da ich Freunde habe, die sich im Alltag ausschließlich von destilliertem Wasser - neben ihrer normalen, Salzreichen Ernährung - ernähren konnte ich damit einige gute Selbstversuche machen und weiß nun schon mal zumindest wie mein Körper reagiert. Für mich persönlich gilt, dass destilliertes Wasser mir schneller Schaden zufügt, als es das Nicht-Trinken tut. Vorausgesetzt ich esse nichts. In der Kombination einsame Südseeinsel, Mehressfrüchte in Hülle und Fülle, da muss ich mir darum keine Sorgen machen, da ich über die Nahrung genug Salz bekomme.


    Zitat von Papa Bär;99222

    Micropur forte: Sicherlich das bekannteste Mittel. Ich habe allerdings von Leuten, die sich damit auskennen, die Info, dass viele Einzeller (Amöben) sich nicht davon stören lassen. Dagegen soll Certisil Combina eine umfassendere Wirkung bieten. Leider wird dieses Mittel immer zugunsten von Micropur forte vergessen...


    Certisil Combina ist, soweit ich das überblicke ein ähnliches zwei Komponenten Präparat wie das beschriebene Aquamira. Habs mir jetzt aber noch nicht genau angeschaut. Werde das bei Zeiten nachholen und ggf, eine Ergänzung für den entsprechenden Absatz schreiben.


    grüße,


    Frank

  • Certisil Combina


    Hallo,
    auf Papa Bärs Anregung, hab ich mich mal nach dem Produkt und seinen Unterschieden zu Micropur Forte umgesehen.


    Certisil Combina hat als Zusammensetzung: Natrium- /Calciumhypochlorit und Natriumsilberchlorokomplex.
    Micropur Forte hat als Zusammensetzung: Troclosennatrium und Silberchlorid


    Das sind nun, soweit ich das begreife unterschiedliche Verbindungen, jedoch nicht die deutlich wirksamere Verbindung des Aquamira Produktes. Eine größere Wirksamkeit des Certisil Produktes gegenüber des Micropur Forte konnte ich bisher nicht finden und würde mich freuen, wenn da jemand was findet, er es hier rein schreiben könnte.


    grüße,


    Frank

  • Ich hab die Information von Angehörigen einer Bundeswehr-Spezialeinheit, die für den Einsatz in allen geographischen und klimatischen Begebenheiten ausgebildet werden. Warum die Wirksamkeit von Certisil anders ist als die von Micropur forte, weis ich nicht.
    Manchmal reicht es auch zu wissen, das etwas so ist.

  • Hi,
    vielleicht findet ja doch noch jemand was. Mir reicht es leider nicht aus, es zu wissen auf der Basis, weil jemand ohne es belegen zu können es gesagt hat. Die Bundeswehr ist leider nicht wirkliche eine Instanz für mich was das Thema angeht. Die haben sich leider total ins Aus geschossen bei mir als ich die TL 8465-0113, Technische Lieferbedingungen Überlebensausstattung KSK/FeSpähKr las. (S.29) in der Micropur Classic als Wasserentkeimungstabletten aufgeführt werden. Kein Wunder, dass sie alle die es wirklich brauchen denzentral beschaffen. Aber das ist ein anderes Thema.


    Allgemein gilt für Micropur Forte und ich denke (hab leider keinen Beipackzettel von Certisil da), da wir das Certisil auch nicht besser abschneiden, dass die empfohlene Einwirkzeit bei kaltem Wasser sehr lange dauert. Bei Micropur Forte wird z.b bei unter 10°C kaltem Wasser aus dem empfohlenen 30min dann auch mal direkt 2h. 2h soll man bei Micropur übrigens auch bei zu erwartenden Giardia Erregern einhalten. Stellt sich nur die Frage wie lange soll die Einwirkzeit bei Giardia und unter 10°C kaltem Wasser sein?


    Ich nutze zwar nach wie vor Wasserfilter auf meinen Touren, aber sobald etwas schief läuft und ich merke, dass meine Fähigkeit komplex zu denken nachlässt, bin ich ganz schnell am abkochen. Diese Herangehensweise hat sich für mich in Europa, Afrika, Nord- und Südamerika und Asien bewährt. Und ich bin sehr empfindlich was Montezuma angeht.

  • Zitat

    Mir reicht es leider nicht aus, es zu wissen auf der Basis, weil jemand ohne es belegen zu können es gesagt hat. Die Bundeswehr ist leider nicht wirkliche eine Instanz für mich was das Thema angeht. Die haben sich leider total ins Aus geschossen bei mir als ich die TL 8465-0113, Technische Lieferbedingungen Überlebensausstattung KSK/FeSpähKr las. (S.29) in der Micropur Classic als Wasserentkeimungstabletten aufgeführt werden. Kein Wunder, dass sie alle die es wirklich brauchen denzentral beschaffen.


    Genau von den Leuten habe ich die Info erhalten:grosses Lachen:
    Also müssen zumindest die sich mit dem Thema eingehend beschäftigt haben...

  • Hi,


    Zitat von Papa Bär;99236

    Genau von den Leuten habe ich die Info erhalten:grosses Lachen:


    das war mir schon klar, zu Deiner Beschreibung gibt es nicht so viele Verwendungen.


    Zitat von Papa Bär;99236

    Also müssen zumindest die sich mit dem Thema eingehend beschäftigt haben...


    Da tun sie gut daran, denn ihr Dienstgeber passt nicht gut auf sie auf, meiner persönlichen Meinung nach. Ebenso tun wir hier auch gut daran uns gemeinsam schlauf zu machen, denn auf uns passt gar keiner auf. :winking_face:


    Also daher nochmals der Aufruf an alle: Kennt irgend jemand Quellen zu der Behauptung das Certisil wirksamer ist als Micropur Forte?


    grüße,


    Frank

  • Hallo FrankD,


    ich hätte jetzt auch unter jedem Beitrag "Danke" und "gefällt mir" anklicken können. Das wäre mir aber zu einfach gehalten.


    Deshalb möchte ich mich für die generelle Mühe, die Du Dir mit dem Erstellen dieses Threats gemacht hast, bedanken. Solche Zusammenfassungen sind für mich (und wahrscheinlich auch für viele andere Anfänger) immer Gold wert. Ich muss mich nicht erst durch hunderte Beiträge lesen, von denen ich dann am Ende eh wieder die Hälfte vergessen habe.
    Auf diese Weise habe ich die für mich wichtigsten grundsätzlichen Informationen zu einem Thema kompakt und verständlich zur Hand. Nochmal ein großes Dankeschön dafür!!!


    lg



    P.S.: Da ich immer noch dabei bin, mich durch diese Forum zu lesen, gilt mein Dank schon mal prophylaktisch für alle ähnlich angelegten Zusammenfassungen, die ich hier möglicherweise noch entdecken werde.

  • Hallo Frank,


    erstmal Danke schön für die guten und gelungenen Beiträge zur Wasseraufbereitung.


    Hab aber noch 2 Fragen:


    1. Ich hab heute zum ersten Mal von dem Steri-Pen gehört, finde das Prinzip aber echt interessant. Kannst du mir eine Bezugsquelle und den Preis dafür nennen ?


    2. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Micropur Forte und Micropur Classic ?


    Zu deiner Frage noch... weis leider nicht ob Certisil wirksamer als Micropur Forte ist.


    Grüsse Vengard

  • Hallo,


    Zitat von Vengard;99247

    Hab aber noch 2 Fragen:
    1. Ich hab heute zum ersten Mal von dem Steri-Pen gehört, finde das Prinzip aber echt interessant. Kannst du mir eine Bezugsquelle und den Preis dafür nennen ?


    Hi, das kommt auf die Version an, die Deine Bedürfnisse am Besten abdeckt. Hier die Hersteller Webseite. Zu kaufen gibt es das Gerät bei eigentlich jedem größeren Outdoor Ausstatter. Einfach mal Googlen.


    Zitat von Vengard;99247

    2. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Micropur Forte und Micropur Classic ?


    Forte ist mit Chlor, Classic ohne. Classic macht durch Silberionen Wasser haltbar, Forte tötet mit Chlor Erreger ab und macht das Wasser mit Silberionen haltbar.


    grüße,


    Frank

  • Sehr guter Beitrag, allerdings würde ich diesen Anschnitt am besten ganz weglassen:


    Zitat von FrankD;99214


    Chlorbleiche
    Die Notfallmäßige Wasserdesinfektion mit Chlorbleiche wird unter anderem auf der Webseite der US Amerikanischen Katastrophenschutzbehörde FEMA beschrieben (US Katastrophenschutzbehörde FEMA, 2012). Auf der Webseite der FEMA wird folgendes Beschrieben:



    1. Welches in DACH in Supermärkten erhältliche Produkt enthält die angebene 5,25 - 6,0 Prozent Natriumhypochlorit ?
    Auf der der Packung steht " mit Aktivchlor" oder mit vieleicht noch "mit Natriumhypochlorit", aber nicht wieviel.


    2. Was ist sonst noch alles drinn ? Will ich das trinken ?


    3. Auch wen man vieleicht ein Produkt gefunden hat, was ist, wenn morgen der Herstellen die Rezeptur ändert (und das vieleicht nicht mal auf der
    Verpackung angibt).


    4. In wieviel Haushalten steht das zufällig rum ?

    Wer vorhat, Natriumhypochlorit zum Wasseraufbereiten zu verwenden, kauft sich das besser im Chemikalienhandel als Feinchemikalie.
    Allerdings ist der Umgang damit (und auch die Lagerung) nicht ganz umproblematisch.

  • Hallo Henning,


    Zitat von Henning;99262

    1. Welches in DACH in Supermärkten erhältliche Produkt enthält die angebene 5,25 - 6,0 Prozent Natriumhypochlorit ? Auf der der Packung steht " mit Aktivchlor" oder mit vieleicht noch "mit Natriumhypochlorit", aber nicht wieviel.


    Schauen wir doch mal auf eine blaue Flasche Dan-Chlorix (Die grünen sind die mit Zusatzstoffen). Da steht drauf "unter 5% Natriumhypochlorid". Des weiteren finde ich den Aufdruck "Der Wirkstoff zerfällt bei der Anwendung zu Wasser, Sauerstoff und Kochsalz. Danchlorix ist frei von Säuren, enthält weder Phosphate noch Tenside sowie keine Duft und Farbstoffe" Die Dosierung muss ich natürlich bei einem Produkt unter 5% Natriumhypochlord anpassen.


    Zitat von Henning;99262

    2. Was ist sonst noch alles drinn ? Will ich das trinken ?


    Das kann ich Dir nicht beantworten. :waving_hand:


    Zitat von Henning;99262

    3. Auch wen man vielleicht ein Produkt gefunden hat, was ist, wenn morgen der Herstellen die Rezeptur ändert (und das vielleicht nicht mal auf der
    Verpackung angibt).


    Und dann? :popcorn:


    Zitat von Henning;99262

    4. In wieviel Haushalten steht das zufällig rum ?


    Keine Ahnung, muss mal bei meinen Freunden in die Putzmittelschränke schauen. :ohhh:


    Mal ernsthaft, es geht hier um eine Notfall Wasseraufbereitung die empfohlen wird wenn alles andere nicht möglich ist. Wer sich mit Survival beschäftigt und mal auch dem DACH Tellerrand raus schaut der wird früher oder später über diese Möglichkeit stolpern. Das es elegantere Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung gibt, steht wohl hoffentlich nach dem lesen der Beiträge außer Frage. Aber Chlorreiniger ist etwas was man in Haushalten möglicherweise finden kann und daher hab ich es aufgeführt. Es ist in der Praxis vor allem eine Methode für Überschwemmungsgebiete, wo alles voller Wasser ist und man keinen Platz hat um ein sicheres Lagerfeuer zum Wasser abkochen an zu legen.


    Wenn ich etwas zu Wasseraufbereitung bevorraten will, dann ist es sicherlich nicht DanChlorix. Wenn ich aber nichts habe und davon eine Flasche finde und kein Feuer machen kann.


    Ich finde es sollte drinnen bleiben. Andere improvisierte Methoden wie z.B. Pool-Reiniger hab ich schon außen vor gelassen. Da man aber spätestens auf der anderen Seite des großen Teiches in Notfalllisten über Bleichmittel stolpern wird, hab ich es aufgenommen.


    grüße,


    Frank

  • Zitat von FrankD;99271


    Schauen wir doch mal auf eine blaue Flasche Dan-Chlorix (Die grünen sind die mit Zusatzstoffen). Da steht drauf "unter 5% Natriumhypochlorid".


    Kannte ich nicht (auf der Flasche steht auch "Hygenereiniger" :ohhh:).
    Zitat von der Herstellerseite http://www.danklorix.de/umwelt.html "Es ist klar und rein und enthält nur einen altbewährten Wirkstoff: Natriumhypochlorit."


    Hmm, ein "Reiniger" ohne Tenside? Natriumhypochlori-Lösung ohne Stabilisator ?


    Etwas googeln (http://www.metro-haccp.com/at/…/security_notice/7524.pdf:frowning_face:


    Zusammensetzung:
    Natriumcarbonat 4 – 6 % (dürfte als Stabilisator dienen)
    Natriumhypochlorit 1 – 4 % (die 4% dann wohl bei der Abfüllung)



    und hier http://www.codecheck.info/wasc…orix_Hygiene_Reiniger.pro


    "Inhaltsstoffe / tech. Angaben unter anderem: (Natriumhypochlorit), (Alkalien) und (Tenside)".
    Abgebildet ist die blaue Flasche.


    Tenside dürfte dann das k.o. für die Wasseraufbereitung sein.
    Die Tenside müßte deklariert werden, vieleicht kann mal einer auf einer Flasche nachschauen?


    Zitat von FrankD;99271


    Da man aber spätestens auf der anderen Seite des großen Teiches in Notfalllisten über Bleichmittel stolpern wird, hab ich es aufgenommen.


    Es ist nicht immer alles aus dem Amiland auf unsere Verhältnisse übertragbar. Oder versuche mal hier in einen Supermarkt
    "baking soda" oder "self raising flour" zu bekommen.

  • Zitat von Henning;99281

    Tenside dürfte dann das k.o. für die Wasseraufbereitung sein.
    Die Tenside müßte deklariert werden, vieleicht kann mal einer auf einer Flasche nachschauen?


    Hallo,
    ist doch schon passiert. Das was ich in Beitrag 18 schrieb war von der Flasche abgeschrieben.


    grüße,


    Frank


    p.s.
    Self raising flour = 500 gr Mehl auf ein handelsübliches Tütchen Backpulver und eine Prise Salz
    baking soda = Kaiser Natron