Getreide rösten

  • Hallo Leute,


    angeregt durch die Themen Kaffee-Ersatz und Tsampa hab ich mal ein paar Eigenversuche in Sachen Getreide rösten gestartet. Normalerweise röstet man wohl so zwischen 5-20 Minuten. Je nach Vorlieben und Verwendungszweck. Tsampa ist eher ein helles Mehl aus geröstetem Getreide und braucht wohl nur ca. 5 Minuten, für einen tiefdunklen, intensiven Muckefuck empfehlen sich wohl eher so 20 Minuten. Hier mal ein paar Bilder, von links nach rechts: 5, 8, 15 Minuten im Backofen bei 200° C geröstet. Verwendet wurde Weizen da ich gerade keine Gerste im Haus habe, zumindestens nicht im festen Aggregatzustand^^:


    [ATTACH=CONFIG]10192[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]10193[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]10194[/ATTACH]


    5 min fürs Tsampa, 8 für beides und 15 min für den Ersatzkaffee.


    Hier sind nochmal 2 Bilder mit unbehandeltem Weizen zum Vergleich. Auf 3 Uhr der normale Weizen und dann in aufsteigender Minuten/Stundenanzahl (Uhrzeigersinn) die Röstprodukte, danach das Ganze nochmal in selber Reihenfolge in gemahlener Form. Je länger geröstet wird, desto leichter lässt sich das Mahlgut zerkleinern:


    [ATTACH=CONFIG]10201[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]10202[/ATTACH]


    Ich habe von allen ein paar Körner genascht. Der Röstgeschmack wird mit zunehmender Gardauer selbstverständlich immer intensiver, eigentlich ganz lecker. Im Moment mache ich noch ordentlich Nachschub um morgen oder die nächsten Tage das Tsampa und den Kaffeeersatz auszuprobieren (für heute bin ich schon satt und möchte auch irgendwann schlafen^^). Dann berichte ich weiter. Fakt ist auf jeden Fall dass die Sache ganz schön energieintensiv ist, aber das kommt dann ja auch immer auf das Szenario und die individuelle Vorbereitung und das Equipment an. Auf jeden Fall ist es so oder so interessant die Sache mal auszuprobieren. Früher war Muckefuck ja Gang und gebe und die Tibeter essen heute noch jeden Tag Tsampa.


    Gruß
    Vincent

  • So, hier nun die angekündigte Fortsetzung. Ich habe mir mittlerweile zum Vergleich sicherheitshalber nochmal Tsampa gekauft. Es gibt nur einen einzigen kommerziellen Hersteller dafür. Dieser sitzt in der Schweiz und verlangt (welch Überraschung) 3,29 € für 250 Gramm geröstete Gerste. Aber hey Qualität hat halt ihren Preis :] Egal mir ging es ja nur um den Geschmacks- & den Farbvergleich, ist also eine einmalige Ausgabe.


    [ATTACH=CONFIG]10278[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]10279[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]10280[/ATTACH]


    Man sieht links im großen Glas das gekaufte und rechts im kleinen das selbstgemachte. Bei den vorangegangenen Verkostungen erinnerte mich der Geschmack an etwas. Ah ja, da war doch was; NRG 5 nämlich. NRG 5 besteht nämlich zum großen Teil aus geröstetem Getreide (versetzt mit pflanzlichem Eiweiss und pflanzlichem Fett). Deswegen auch nochmal ein Teller mit allen 3 Produkten. auf 12 Uhr das gekaufte, auf 4 das Selbstgemachte & auf 8 das NRG 5. Wie man sieht unterscheiden sich die ersten beiden kaum in der Farbe und auch nicht im Geschmack. Das gekaufte ist lediglich etwas feiner aber ich bin beim selber malen lieber etwas vorsichtig. Das NRG 5 schmeckt halt noch etwas süsslicher. Ich habe es die letzen Tage jeweils morgens mit einer zerdrückten Banane, etwas Milchpulver und etwas Wasser gegessen. Da ich unter anderem mit Haferbrei und Frischkornmüsli aufgewachsen bin, hat es für mich sehr lecker geschmeckt. Ab sofort werde ich einen Teil meines abgelaufenen Getreides rösten und verfrühstücken und nur noch die letzten Reste im Winter an die Vögel verfüttern.


    Mein Fazit: geröstetes Getreide ist ein prima Notnahrungsmittel (improvisiertes NRG5) und je nach geschmacklichen Vorlieben auch vor der Krise, nach der Krise und manchmal zwischendurch essbar. Preiswert und leicht selbst herzustellen. Einfach und praktisch in der Anwendung. Deswegen wird es ja unter anderem auch entsprechend vermarktet. Ach ja, fürs Tsampa dann doch lieber nur 5 Minuten rösten wie man durch den erworbenen Vergleich sieht. Das dunklere (8 Minuten) war dann doch ganz schön aromatisch. Eignet sich meiner Meinung nach eher als Snack für zwischendurch um ein paar ganze Körner zu kauen.


    Abends habe ich auch mal ganz puristisch nur Tsampa (als Füll- & Ballaststoff) mit etwas Wasser benetzt vor der letzen Suppe gegessen. Das war dann logischerweise kein geschmacklicher Höhepunkt, war aber ja auch nur ein Krisentest. Selbstverständlich könnte man das aber auch noch je nach seinen Vorlieben & Möglichkeiten aufpeppen. Hier gibts Rezepte und Anregungen dafür:


    http://www.blauer-planet.de/rez_files/Tsampa_Rezepte.pdf


    Meinen ersten Muckefuck habe ich zur ersten Hälfte schwarz und ungesüsst getrunken, die zweite Hälfte habe ich leicht mit Honig gesüsst. Ich fand dass dies dem Bohnenkaffe doch schon sehr nah gekommen ist. Für mich war das zwar kein Highlight aber absolut ok. Bin aber selbst auch kein ausgewiesener Kaffeetrinker, trinke Bohnenkaffee nur wenn ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen werde, also nur ein paar mal im Jahr. Auch hier möchte ich für mich noch einen finalen Vergleich mit Milchpulver und Zucker machen, da ich ihn bei den Einladungen eigentlich auch nur so trinke. Dieser Test/Vergleich steht noch aus, Bericht folgt aber noch...


    Gruß
    Vincent

  • Mir schmeckt ja Malzkaffe sehr viel besser als Getreidekaffe, Malzkaffe hat wirklich ein sehr gutes Aroma. Der Rest der im Teesieb bleibt kann auch ins Müsli, oder in Brot verbacken werden. Malzkaffe braucht auch nicht gesüßt werden, da das Malz schon süß ist.
    Ich stelle den regelmässig her, geht sehr einfach.


    Ich hatte es hier schon mal beschrieben:
    https://www.previval.org/forum…as-das-mir-Kaffee-ersetzt

  • @ Vincent
    Tsamba wird doch ursprünglich zusammen mitt Buttertee gegessen, hast du das schon mal probiert?
    Und kurz OT:

    Zitat

    Ab sofort werde ich einen Teil meines abgelaufenen Getreides rösten und verfrühstücken und nur noch die letzten Reste im Winter an die Vögel verfüttern


    Ich persönlich würde lieber das ganze abgelaufene Getreide an die Vögel verfüttern, und dann die Vögel rösten und verfrühstücken...Aber das ist wohl Geschmackssache:grosses Lachen:

  • Da hast du ja was angerichtet mit deinem Tsampa-Fred. :staun: Hab soeben mal ein paar Weizenkörner in der Pfanne geröstet und nun riecht es hier in der Küche wie in der Weihnachtsbäckerei.


    Nach dem abkühlen wurden die Körner gemahlen. Einen Teelöffel davon hab ich mit kochendem Wasser übergossen, nun ja, als Kaffeeersatz nicht unbedingt mein Geschmack. Doch das Tsampa, angerührt mit dem Rest des hellbraunen Weizenmehles, einem Schluck Milch und einem Teelöffel Honig schmeckt nicht mal schlecht. Nicht das ich das jetzt jeden Tag essen möchte, aber für Notrationen auf alle Fälle für gut befunden.


    Hab im Lager noch Roggen, Rotkornweizen, Emmer, Einkorn, Dinkel, Buchweizen und Hirse. Das wird auch mal getestet um eine passendere Geschmacksrichtung für den Kaffee zu finden. Sicher kann man diese Getreidesorten auch untereinander mischen.


    Das bringt mich auf einen weiteren Gedanken. Könnte man diese angerührte Pampe anstatt mit Milch auch mit Kräutertee oder eben nur Wasser anrühren und dann wieder dehydrieren, also trocknen? Hätte man dann nicht einen eigenen, sozusagen ganz persönlichen NRG-5 Riegel geschaffen, der vakuumiert auch einige Zeit haltbar sein dürfte?


    Verschiedene Geschmacksrichtungen könnte man ja mit Kräutern, Honig oder anderen Zutaten noch kreieren. Man müsste das halt mal testen... :face_with_rolling_eyes:


    Sorgen macht mir wegen der Haltbarkeit vor allem der Keim des Korns aber der haucht bei den Rösttemperaturen wohl eh sein Leben aus, oder?

    Wer sich in die Natur begibt, der lernt beim allerbesten Meister! (Erwin Thoma)


  • Hehe verstehe, kann ich aber nicht machen. Ich habe einen Deal mit denen und esse die nicht, die sind irgendwie so putzig; deswegen fütter ich die auch gerne. Aber klar wer Hühner etc. hat...



    Bei einer Temperatur von 200-300 ° C haben Schädlinge wie auch der Keim eher weniger eine Zukunft. Deswegen kann man es als Mensch danach aber auch ohne weitere Behandlung verzehren und verwerten. Trinken ist natürlich ein muss, aber das ist es ja sowieso.


    Wie gesagt ich selbst mag die Frühstücksvariante und habe so eine Möglichkeit gefunden bereits abgelaufenes Getreide zum Teil noch selbst zu verwerten. Im C Fall würde die Flexibilität mit Sicherheit steigen. Anyway ist es immer gut diese Möglichkeit zu kennen und im Vorfeld auch schon mal praktisch erprobt zu haben.


    Grüße
    Vincent

    Kein Plan überlebt die erste Feindberührung. (Helmuth von Moltke)