[h=1]MedizinZunderschwamm - Ein Pilz für alle Fälle[/h][COLOR=#3E5466 !important]aus der Sendung vom Donnerstag, 25.10.2007 | 22.00 Uhr | SWR Fernsehen
Schon Ötzi, der Mann aus dem Eis hatte ihn einst bei sich - Fomes fomentarius, den Zunderschwamm. Der Baumpilz, der an Buchen, Pappeln und Birken wächst, war damals für die Menschen überlebenswichtig. Denn sie brauchten das Pilzmaterial um Feuer zu machen.
Zundermaterial, ein Feuerstein und ein "Funkenstein" - fertig war das Steinzeitfeuerzeug. Und so funktioniert es:
Beim Aneinanderschlagen des Feuer- und des eisenhaltigen Funkensteins (Markasit oder Pyrit) entstehen kurzlebige Funken. Diese fallen auf das Pilzmaterial und bringen den Zunder zum Glühen. Mit trockenem Heu als Brandbeschleuniger und ein wenig Pusten, ist das Feuer schnell entfacht.
Das faserige Pilzmaterial stillte außerdem Blutungen und heilte Wunden. Ein besonders wertvoller Nebeneffekt der pilzlichen Wundauflage: Die entzündungshemmende Wirkung des Naturstoffs - und das rettete damals wohl so manchem das Leben. Dann kam das moderne Zeitalter - und mit ihm neue Technologien und Erfindungen. Pflaster und Streichhölzer eroberten die Welt. Und so geriet der Pilz Ende des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit.
Aus Alt mach’ Neu
Mittlerweile allerdings bringen Wissenschaftler altes, fast schon vergessenes Wissen über Naturstoffe wieder ans Tageslicht.
Diplom-Ingenieur Wilfried Rühle hat sich auf den Zunderschwamm spezialisiert. Seit zehn Jahren beschäftigt er sich mit dem Pilz und ist von seinen vielfältigen Eigenschaften absolut überzeugt. Ein Stoff, der früher heilen konnte, kann das doch heute auch noch, sagt er. Mittels moderner Biotechnologie stellt Wilfried Rühle in seinem Labor aus dem Baumpilz einen Wundpuder her. Er soll mit der Haut verwachsen, antibakteriell wirken und die Wundheilung beschleunigen. Dieses Pilzpulver wird bald flächendeckend in deutschen Tierkliniken erprobt.
Baumpilz gegen Hautpilz
Eine weitere medizinisch nutzbare Eigenschaft des Pilzpulvers: Es soll das Wachstum des für den Menschen gefährlichen Hautpilzes Candida albicans unterdrücken können. Dieser Hautpilz ist sehr aggressiv. Durch Hautrisse kann er in den Körper eindringen, innere Organe befallen und so schwere Erkrankungen auslösen. Für immungeschwächte Menschen kann es dann lebensbedrohlich werden. Jedes Jahr sind in Deutschland etwa 40.000 Menschen von einer Candida-Infektion betroffen.
Bei chirurgischen Eingriffen in Krankenhäusern ist die Infektionsgefahr mit dem Hautpilz ein großes Problem. Auf der Krankenhausinfektionsliste rangiert der Pilz inzwischen auf einem der vordersten Plätze der gefährlichsten Erreger. Zur Behandlung der Infektionen werden Antimykotika verabreicht. Ähnlich wie Antibiotika Bakterien abtöten, töten Antimykotika Pilze ab. Auch sie können Nebenwirkungen haben, da sie nicht selektiv wirken, sondern auch einen Teil der nützlichen Mikroflora im menschlichen Körper abtöten.
Die Wirksamkeit der wenigen Medikamente ist eingeschränkt, da der Pilz-Erreger eine Resistenz ausbilden kann. Neue Mittel gegen resistente Candida-Stämme sind also gefragt. Könnte der Stoff aus dem Zunderschwamm am Ende eins davon sein? Vielleicht. Der Weg zum medizinischen Produkt ist aber noch weit. Deshalb hat Diplom Ingenieur Rühle den Wirkstoff erst mal in eine Creme gepackt. Denn dort wo der Zunderstoff ist, meint Rühle, wächst der Hautpilz gar nicht erst.
Umweltfreundlich und kompostierbar
Eine weitere hervorragende Eigenschaft des Pilzes ist, dass er Flüssigkeiten speichern kann. Die Pilzfaser funktioniert wie ein Schwamm. Die Mikrostruktur des Pilzmaterials besteht aus stark miteinander verflochtenen hohlen Fasern. Das Wasser wird sowohl in den Fasern als auch in den Hohlräumen zwischen den einzelnen Fasern gespeichert. Aufgrund der feinen Faserstruktur kann das Pilzmaterial das Zehnfache seines Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen.
Ein Blick in die Zukunft: Windeln und Binden könnten künftig aus Zunderpilzmaterial bestehen. Vorbei wären dann die Zeiten, in denen herkömmliche Windeln beim Verbrennen CO2 produzierten. Die Hygieneartikel der Zukunft wären einfach kompostierbar und umweltfreundlich. In Sachen Saugleistung allerdings hat bisher noch das herkömmliche Hygienematerial die Nase vorn. Doch Wissenschaftler arbeiten derzeit daran, die Saugfähigkeit des Naturprodukts zu optimieren.
Ein weiteres Pilzeinsatzgebiet: Wasseraufbereitung
Wilfried Rühle möchte die Pilzfaser auch noch anders nutzen: Als Filter. Da der Pilz Schwermetalle binden kann, kann er auch verunreinigte Flüssigkeiten von ihnen befreien. Die Pilzfaser besteht aus Chitin. Lässt man nun Schwermetall belastetes Wasser durch den Pilzfilter laufen, so lagern sich die freien Metall-Ionen an die freien Ionen-Bindungsstellen der Chitinfaser an. Die Chitinfaser ist ein leistungsfähiges Bindemittel, da sie viele freie Bindungsstellen besitzt. Es gibt auch noch andere sogenannte "Biosorbenten", beispielsweise Krabbenschalen oder Heu. Doch der Vorteil des Pilz-Biofilters ist, dass er auch in stark saurem und salzhaltigem Milieu einsetzbar ist. Andere Biosorbenten funktionieren in solchen Extremmedien nicht.
Der Experte sieht das Einsatzgebiet des Pilzfilters vorrangig bei der Filtration von gering verseuchten Industrieabwässern. Hier das herkömmliche Verfahren, die so genannte Elektrolyse einzusetzen, ist aufgrund des hohen Energieaufwands viel zu teuer.
Der Pilzfilter hingegen ist einfach und preiswert. Und außerdem kann man ein und denselben Filter mehrmals verwenden. Vor einem neuen Einsatz muss allerdings das Schwermetall, das sich im Pilz angereichert hat, wieder herausgespült werden. Die Folge: Beim Säubern des Pilzes entsteht eine neue, hoch konzentrierte schwermetallbelastete Flüssigkeit. Diese müsste dann aufbereitet, das Metall müsste wiedergewonnen werden. Wie? Am besten mit Elektrolyse. Ganz ohne geht es also doch nicht.
Noch besteht Forschungsbedarf bei den unterschiedlichen Anwendungsgebieten des Zunderschwamms. Material für künftige Generationen wäre jedenfalls genug vorhanden, denn der Pilz ist ein nachwachsender Rohstoff. Das Anzüchten von Zunderschwämmen ist so leicht wie das Züchten von Champignons, meint Zunderexperte Rühle.
[/COLOR]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]Vera Pfister[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]Gefunden hier:[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]http://www.swr.de/odysso/-/id=…2597306/ao2kzi/index.html[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica, sans-serif]Ich finde doch sehr interessant wie uns ein einziger Pilz das leben erleichtert habe mein selbst gebauten filter erweitert und werde jetzt auch ballt testen was den medizinischen Aspekt angeht.
Hat jemand schon Erfahrung mit dem guten alten Zunderschwamm ?[/FONT]