Meine Gedanken zum Thema "Selbstverteidigung"...

beprudent
Erklär mir mal bitte, was du damit meinst! Plakativ?
Ich persönlich finde das was xX.... geschrieben hat Hand und Fuß, ist gut durchdacht!
was an 'Plakativ'durchdacht ist, erschliesst sich mir leider nicht. Deswegen bitte ich dich, mich diesbezüglich aufzuklären.
LG Alex

Das ist, um noch einmal auf das Zitat/Post von Moleson einzugehen, eben der Casus Knacksus, auf der Straße wird nicht abgetappt (schreibt man das so?) sonder heutzutage leider auf dem Opfer rumgetrampelt.

Eine Kampfsportart hilft mir bei vielem, bei meiner Fitness, bei meinem Körpergefühl und Koordination, bei meiner Ausdauer und bedingt auch in der SV, aber es ist eben ein Wettkampfsport. Olympisches Fechten ist vom Historischen Fechten auch Lichtjahre weit entfernt, trotzdem hätte ein Olympischer Fechter jemandem der das erste Mal einen Degen/Rapier/etc. in der Hand hat einen gewaltigen Vorteil. Aber es ist nicht auf die SV ausgelegt und behandelt desshalb Kernelemente der SV überhauptnicht.

Kampfkunst nähert sich schon eher dem SV prinzip.
Aber bis man die, teils stark ritualisierten, Abläufe so verinnerlicht hat das sie in Hochstresssituationen funktionieren und man die Sicherheit hat auch abgewandelte Formen zu benutzen und Techniken der Kampfkunst an die Gegebenheiten anzupassen vergehen Jahre.
Aufgrund des eigentlich immer Philosophischen Anspruchs der meisten KK ist die saubere Ausführung der Techniken ein Integraler bestandteil des Training, die Einteilung in Dans und das erreichen eines Höheren erfordert von Stufe zu Stufe immer mehr und mehr Perfektion und eine spezielle Art der Disziplin die wiederum mit den Philosophischen Aspekten Hand in Hand geht. Ansonsten wäre Bushido nicht heute noch So beliebt bei Japanischen Geschäftsleuten.
Aber aus dem gleichen Grund hat Bruce Lee "Jeet Kune Do" entwickelt. Weil er die Kampfkunst, in der er selber Meister war, als SV-Technik für ungeignet hielt.
Die Kampfkünste die Heute gelehrt werden stammen aus einer Zeit, in der a) nicht jeder die Möglichkeit hatte diese zu Trainieren und b) Diejenigen die sie trainiert haben, im alter von 4 oder 5 Jahren damit angefangen haben. Ninjutsu/ Jiu - Jitsu/ Kung Fu waren den Kriegerklassen vorbehalten die sich mit wenig anderem befasst haben oder für Mönche für die es Teil Religiöser Zeremonien und Meditationen war. Diese Menschen haben, bevor sie jemals in eine Situation kommen konnten in denen sie es anwenden mussten schon etliche Jahre Training hinter sich.

Und jetzt das worauf ich eigentlich hinaus wollte, obwohl ich wieder tausend Worte benutzt habe, und es dem, Ein oder Anderen zu Plakativ ist

Moderne SV-Systeme arbeiten mit dem was Varminter beschreibt.
Speed-Agression-Surprise.
Diese Systeme haben ihren Ursprung im Militärischen Nahkampf und sind darauf ausgelegt den Feind mit allen Mitteln aussergefecht zu setzen. Meistens Lethal. In den Zivilen Varianten wird das verständlicherweise ausgelassen, ändert aber nichts am Prinzip.

Geschwindigkeit durch instinktive Bewegungen die nur noch in einen Feinschliff benötigen.
Wenn etwas auf meinen Kopf zukommt reisse ich instinktiv die Arme hoch. Durch Feinschliff wird daraus dann eine vernünftige Deckung. Die sieht nicht gut aus, die ist aber einfach, effektiv und immer anwendbar. In vielen Kampfkünsten müssen die Verteidigungselemente erst in das Muskelgedächtnis eingespeichert werden. Darum dauert es länger bis sie einem "In Fleisch und Blut übergehen".
Bei den mit natürlchen Reaktionen arbeitenden Systemen muss ich den Schlag auf meine Deckung einstecken, das Ja, aber mit dem unterlaufen der Gegnerischen Schlagdistanz verpufft viel der Wirkung.
Lieber einen schlecht sitzenden Schlag auf meine Deckung als mitten in meiner Deckungsarbeit unterbrochen zu werden weil ich noch eine halbe Sekunde über die nächste Bewegung nachdenken musste und mir eine gut platzierte Rechte ungedeckt einfange.

Agression ist denke ich klar. Ich kann in einer Selbstverteidigungssituation keine halbherzigen Aktionen bringen. Ich muss alles in meinen Angriff legen was ich habe jede Chance nutzen und jeden miesen Trick anwende den ich kenne. Und sei es den Mike Tyson machen.
Eben die von Varminter angesprochen "Brutalität"

Die Überrschung kommt durch das verhalten vor meinem ersten Schlag, durch eine devote Körperhaltung, das zurückweichen von ein oder zwei Schritten und dem vermitteln des Eindrucks das ich die Überlegenheit des anderen akzeptiert habe. Dieser rechnet dann meistens nicht mehr mit einer harten Gegenwehr.
Darüberhinaus hat es den Vorteil das es für umstehende ein klares Zeichen ist das man selber den Kampf nicht wollte, was wichtig sein kann sollte man sich irgendwann mit dem Angreifer vor Gericht wiederfinden oder in dem seltenen Fall das die Polizei irgendwann doch auftaucht.

So wiedermal etwas Länger. Ist aber auch ein Steckenpferd von mir.
Mir ist auch klar das viele hier die Sachen die ich geschrieben habe schon wissen und genau so oder so ähnlich Trainieren.
Aber für Jemanden der es nicht weiss oder nicht sicher ist Was er zur SV lernen soll ist es denke ich Informativ und nützlich.
Und es passt in diesen Thread.
Ausserdem will ich betonen das ich hier keine Wertung abgeben will. Alles, Kampfsport, Kampfkunst und Selbstverteidigungssysteme haben ihre Berechtigung und ihren Nutzen. Nur der Anwendungsbereich ist wichtig. Wie bei jedem Werkzeug.
Zum Holzhacken nehme ich kein Küchenmesser und zum Fillettieren keine Machete.
Gut zum Holzhacken auch nicht, aber lassen wir das. Ihr wisst was ich meine:peinlich:
PJ

Hallo,
ich habe einige Jahre in der Psychiatrie gearbeitet und deswegen Deeskalationstraining erhalten und später auch selbst an Mitarbeiter weitergegeben, sie also trainiert. Dabei ging es natürlich nicht darum, den Patienten um die Ecke zu bringen, sondern als letzte Möglichkeit, wenn alle Deeskalationsversuche gescheitert sind, sich, die anderen Patienten und diesen Patienten vor sich selbst zu schützen. Der Patient wurde durch geeignete Techniken zeitweise ausser Gefecht gesetzt bzw. in eine kontrollierbare Lage gebracht und abschliessend fachgerecht verpackt bzw. fixiert. Dabei ist man im Idealfall natürlich mit mehreren Personen. Dieses funktioniert sehr gut. Ich war jedoch dabei auch schon in der Lage, dass ich nicht mehr aus einem Zimmer raus kam, weil sich ein 2 Meter grosser Russe sich in den Türrahmen gestellt hat und seinen Gürtel aus seiner Hose gemacht hat und auf mich los ist. Ja er hatte einen Gürtel, weil es sich nicht um einen geschützten (geschlossenen) Bereich handelte. Nun bin ich nicht klein und auch nicht schwächlich, ich konnte mir diesen nicht zimperlichen Typen solange vom Leib halten, bis Verstärkung kam. Dabei habe ich automatisiert gehandelt, ich hatte keine Zeit zu überlegen und ich hab einfach gekämpft. So und dieses alles, weil er mehr Zigaretten haben wollte. Natürlich war da nix mit fair, ich hoffe, seine Kronjuwelen klingeln heute noch.
Unsere Kinder sind jetzt 6 Jahre und haben mit Taekwondo angefangen. Das Training macht fit, automatisiert viele Abläufe, die das Gehirn dann auch in brenzligen Situationen abrufen kann und am Ende der Stunde macht der Trainer jedes Mal Selbstverteidigung mit praktischem Hintergrund. So z.B. Was machst du, wenn dich einer mitschleppen will...
Da unsere Kinder schwarz sind, haben sie wohl in ihrem Leben mit einigem zu kämpfen ( wie man jetzt auch schon feststellen kann) und wir erhoffen uns, dass sie durch dieses Training ein grösseres Selbstbewusstsein haben und sich im Falle eines Falles verteidigen können. So haben sie wenigstens eine Chance. Denn eine Horde Nazis z. B. Ist nicht fair. Zusätzlich üben wir mit ihnen noch ein paar schärfere Sachen, die im Normalen Training nichts zu suchen haben, dir aber die nötigen Sekunden zur Flucht verschaffen können.
Und fair? Das Leben ist nicht fair und Menschen, die andere Menschen angreifen sind es erst recht nicht.
Mein Hemd ist mir da das Nächste!
LG Alex

Ich möchte nur kurz auf ein Detail eingehen:

Zitat von xXPJXx;269615

Die Überrschung kommt durch das verhalten vor meinem ersten Schlag, durch eine devote Körperhaltung, das zurückweichen von ein oder zwei Schritten und dem vermitteln des Eindrucks das ich die Überlegenheit des anderen akzeptiert habe. Dieser rechnet dann meistens nicht mehr mit einer harten Gegenwehr.

Ich hatte vor Ewigkeiten bei der Armee einen Halbjahreskurs Selbstverteidigung. Gleich in der ersten Stunde wurde genau darauf großen Wert gelegt: Nicht drohend oder aggressiv auftreten (Augenkontakt!), sondern unterwürfig, feige, bettelnd ... und dann hart und entscheidend zuschlagen / -packen.

Hintergrund:
Mit Drohgebärden wird gewöhnlich versucht den Gegner einzuschüchtern und den Kampf selbst durch vermeintliche Überlegenheit zu vermeiden. Hier ging es um den Kampf.

P.S. Stark gerügt wurde jedes mal, wenn nach dem Kampf dem Unterlegenen aufgeholfen und/oder sich bei Verletzungen entschuldigt wurde. Dies würde Routine und wäre in einer realen Situation zumindest schädlich.

Zitat von Maxe;271599

...Ich hatte vor Ewigkeiten bei der Armee einen Halbjahreskurs Selbstverteidigung. Gleich in der ersten Stunde wurde genau darauf großen Wert gelegt: Nicht drohend oder aggressiv auftreten (Augenkontakt!), sondern unterwürfig, feige, bettelnd ... und dann hart und entscheidend zuschlagen / -packen.

Hintergrund:
Mit Drohgebärden wird gewöhnlich versucht den Gegner einzuschüchtern und den Kampf selbst durch vermeintliche Überlegenheit zu vermeiden. Hier ging es um den Kampf.

Hallo,

würde ich auch genau so handhaben, ist aber nicht IMMER so anzuwenden.
Ist eben wie vieles situationsbedingt!

Es gibt auch Situationen, wo man durch konsequentes Auftreten Stärke demonstriert und dadurch einen Kampf gar nicht erst aufkommen lassen muss.
Das hat natürlich auch viel mit dem körperlichen Erscheinungsbild zu tun, aber nicht nur.

Ist halt immer die Frage in welchem Szenario mit welchem Hintergrund.

Aber mit dem "verschleiern" der eigenen Stärke und dem "vortäuschen" der Schwäche ist es eigentlich schon ganz gut.
Dann noch die richtigen Techniken, bzw, das Wichtigste überhaupt: Der Einstieg in den Kampf, also die Verteidigungsposition samt Haltung + Distanzüberbrückung....ein Drittel ist geschafft!
Der nächste Teil ist vielleicht der Wichtigste: Der WILLE zum Sieg. Der unbedingte Wille schlägt oftmals auch die Technik.
Der Rest: Glück....klingt banal, ist aber so!

Die ganzen Faktoren kann man gar nicht aufzählen.
Und: Es kommt immer anders als man denkt und TRAINIERT!

LG
Volker

Zitat von wirdschon;271601

Der WILLE zum Sieg.

Klingt in D-Land etwas "bedenklich", würde ich daher mit "Entschlossenheit" übersetzen. Auf russischen Websites scheint gern das Wort "Erbarmungslos" dafür verwendet zu werden :ohhh: Aber, alle meinen vermutlich das Gleiche.

Zitat von Maxe;271608

Klingt in D-Land etwas "bedenklich", würde ich daher mit "Entschlossenheit" übersetzen. Auf russischen Websites scheint gern das Wort "Erbarmungslos" dafür verwendet zu werden :ohhh: Aber, alle meinen vermutlich das Gleiche.

Natürlich, in Deutschland ist so vieles "bedenklich".
Demnächst wird nur noch "weiß" gefahren, oder "starkpigmentiert", aber nicht mehr "schwarz".

Sorry, aber bei diesem Schwachsinn mache ich nicht mit. *kopfschüttel*

In den USA darfste (um auf dieses Thema Bezug zunehmen) mit Hackenkreuzflagge aufmarschieren und wir sollen das Wort SIEG nicht in einem bestimmten Zusammenhang schreiben. Mein Gott, wo sind wir nur hingekommen?

Und trotzdem schlägt der Wille oftmals Technik. :grosses Lachen:

LG
Volker

Da der Thread durch die Moderation gesplittet wurde, wandert auch dein Beitrag.

Vielen Dank für dein Verständnis

Sam Hawkins