Billig-Vakuumierer vs. Sperrschichtfolie

  • Auch wenn man es sich vielleicht schwer vorstellen kann, aber selbst die verbreiteten 90µ-Vakuumfolien und noch mehr natürlich die dünneren "Gefrierbeutel" sind für Sauerstoff und Wasserdampf keineswegs undurchdringlich. Ja selbst größere Moleküle, wie z.B. flüchtige Aromastoffe, schlüpfen zwischen den Kettenmolekülen des Kunststoffs hindurch, weshalb geruchsintensive Stoffe in einem Folienbeutel durch diesen "hindurch riechen". Kartoffelchips, Erdnussflips und dergleichen verpackt die Lebensmittelindustrie deswegen zumindest in Aluminium-bedampfter Folie, weil schon diese hauchdünne Metallschicht eine erheblich bessere Barriere auch für kleinere Moleküle darstellt. Schon ziemlich nah an Metalldosen oder Weckgläsern ist dagegen Aluminiumverbundfolie, "Sperrschichtfolie". Diese enthält z.B. allein schon 12µ dickes Aluminium (zum Vergleich: die dünnsten verfügbaren Mülltüten für Abfalleimer sind aus 5µ-dickem Polyethylen). Solche Verbundfolien sind zwar nicht mehr billig, aber immernoch konkurrenzlos günstig gegenüber Gläsern oder Blechdosen. Von der Platz- und Gewichtseinsparung ganz abgesehen.


    Nun müsste man aber einige Hundert Euro auf den Tisch blättern, für ein Gerät, das so dicke Folie vakuumieren und verschweißen kann (gewerbliche Kammergeräte etwa gehen bei 700 Euro los). Will man diese geniale Folie überhaupt nutzen können und dafür Abstriche am Komfort machen, kann man sich für viel weniger Geld etwas basteln:


    Ich kaufte mir einen Caso VC10, ein Küchengerät für durchschnittlich 80 Euro und befand, dass dieser (bestimmungsgemäß) die üblichen Hausfrauentüten verschweißen kann und das war's dann auch. Jedenfalls hat er im Innern eine richtige Kolben-Vakuumpumpe und die halte ich für Langzeitlagerung ausreichend. Also: Gerät zerlegt und die Spannungen gemessen: 15,5 Volt stellt die Platine (Schaltnetzteil) zur Verfügung, sowohl für die Pumpe, als auch für den Heizdraht. Erster und gleich erfolgreicher Versuch: höhere Spannung! Ich fand in meinen Kisten ein Dell Notebook-Netzteil (19,5 Volt/ 4,6 ). Als ich den Heizdraht damit betrieb, erreichte er zwar auch dann die empfohlene Siegeltemperatur der Aluverbundfolie (210 °C) noch nicht ganz, konnte aber durch etwas mehr Geduld diese anspruchsvolle Folie nun endlich überhaupt versiegeln und darauf kam es mir schließlich an. Die dünne Naht kann man am Ende, wenn man will, mittels Bügeleisen (auf der höchsten Heizstufe) nochmals verbreitern, um ganz sicher zu gehen.


    Doch es gibt noch ein zweites Problem: das ist kein sogenanntes "Schnorchelgerät", sondern erfordert geriffelte, sogenannte "gouffrierte" Folie - glatte Folie hat keine Luftleitkanäle und funktioniert mit diesem Gerät überhaupt nicht. Also habe ich eine solche "Riffeltüte" in Segmente zerschnitten und so ein Segment an der richtigen Stelle in der Aluverbund-Tüte an der künftigen Siegelnaht platziert. Funktioniert!


    Ergebnis: eine Zange. (Die war das am nächsten greifbare Versuchsopfer).


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  • Zitat von Hartmut;157366

    ...Also habe ich eine solche "Riffeltüte" in Segmente zerschnitten und so ein Segment an der richtigen Stelle in der Aluverbund-Tüte an der künftigen Siegelnaht platziert. Funktioniert!...


    Also hast Du das Stückchen Riffeltüte einfach mit eingeschweisst?


    VG

  • Genau!
    Man darf nicht denken, diese zusätzliche Dicke schafft das Heizelement nicht mehr. Sondern, das erfordert nur geringfügig längeres Versiegeln. Das einzige Problem hinsichtlich der Leistung von Heizelementen ist das Aluminium. Weil dieses Metall in Nullkommanichts die Wärme abführt. Die Riffeltüte als schlechter Wärmeleiter macht dagegen gar nichts.

  • Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch mal eine Lanze für diese wunderbare Sperrschichtfolie brechen.


    Diese Rolle


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    war mit vor etwa einem Jahr in Ebay zugelaufen. Ich glaube, es waren 75 Euro plus Versand. Wie hoch der Versand war (schwer und sperrig) weiß ich nicht mehr, aber wenn ich mal ganz großzügig auf 100 Euro aufrunde, kostet mich der Quadratmeter 50 Cent (200 laufende Meter). Der Karton mit dieser Rolle ist echt so schwer, dass man ihn fast nur zu zweit tragen kann. Eine auch bei üblichen Vakuumbeuteln gängige Größe ist 20 x 30 cm, so entschied ich mich für eine Größe 25 x 33 cm, indem ich die Breite der Rolle (1 Meter) einfach durch 4 teile und den laufenden Meter durch 3. Bei diesem Schnäppchenkauf kostet mich die Tüte also nichtmal 10 Cent und ich kriege aus dieser Rolle theoretisch 1200 Tüten raus. Mit genügend Platzreserve zum Versiegeln passen da 1kg Sahnepulver rein (sehr voluminös), 1,5 kg Magermilchpulver (schon wesentlich kompakter) oder 2,5 kg Teller-Linsen von Müller's Mühle.


    Eine fertige Tüte (per Bügeleisen):


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    Und 2,5 kg Linsen:


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    Das Schnäppchen war ein Privatverkauf, direkt ab Händler kostet dieser Folientyp natürlich schon etwas mehr:


    http://www.cwaller.de/sperrschichtfolien.htm (Typ 30 T, Breite 100 cm auf dieser Webseite)


    Aber selbst als regulärer Neukauf auf der Rolle immer noch drastisch billiger als die fertigen Tüten in einem dieser Halsabschneider-Shops (meine Standard-Größe läge da zwischen EUR 1,25 und EUR 1,99 pro Tüte).


    Wie man als Bastler selbst einen Billig-Vakummierer dazu überreden kann, solche Folie zu verarbeiten, ist oben beschrieben.

  • Ein höherwertiges gewerbliches Kammer-Vakuumiergerät, wie es z.B. in Metzgereien verwendet wird, lohnt sich auch für den Privathaushalt, wenn man viel vakuumiert.
    Beim Absaug-Billiggerät hatten wir oft Ärger mit undichten Beuteln.
    Man kann übrigens auch Reiseproviant und allerlei andere Artikel vakuumieren und so platzsparend auf Reisen mitnehmen, z.B. Reservewäsche.


    Wenn man die Lebensmittel in gewöhnliche Alufolie verpackt und dann das Genze in einen gewöhnlichen Vakuumbeutel gibt, ist das gleich gut wie mit den Sperrschichtfolien? Oder Es geht natürlich nicht für Schüttgut, aber sicher für Trockenfleisch und dergleichen, das sich im Vakuumbeutel besser lagern lässt als offen.
    Man kann die sachen ja auch Schraubdeckelgläser geben, wenn das Gewicht nicht so wesentlich ist.

  • Also die Kammergeräte sind schon verdammt teuer, da müsste jeder für sich entscheiden, ob sich das noch rechnet.


    Nein, in Alufolie verpacken bringt gar nichts, außer den Schutz vor Licht.


    Aluverbundfolie kommt in Sachen Schutz vor Licht, Sauerstoff und Wasserdampf wirklich schon fast an Blechdosen heran, aber wie bei allen anderen Folien auch, muss man hier an mögliche Vorratsschädlinge denken, die in der Lage sind, Folien und auch Alufolie mit ihren Mundwerkzeugen zu durchbeißen, das sind Nagetiere und einige Insektenarten und deren Larven. Um eine Lagerung der Vakuumbeutel in Eimern oder Blechtonnen kommt man auf Dauer nicht drum herum. Sicher ist es auch sinnvoll, die fertig vakuumierten Aluverbundbeutel gründlich von Lebensmittelanhaftungen abzuwaschen, die Schädlinge anlocken könnten.

  • Siehe PN.
    Das ist ja schon ein Premium-Gerät. Ob der Schweißdraht 200 Grad schafft, wäre dann die Frage. Allerdings ist die Siegeldauer stufenlos regelbar, es fragt sich dann wie lange maximal. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, könnte klappen.
    Anderenfalls wärst Du bei so einem teuren Gerät wahrscheinlich eher nicht zu überreden, daran herumzubasteln, bei meinem 75-Euro-Teil ist mir das egal.

  • Zitat von hspler;158608

    @Hartmut, also hast Du die Beutel selber aus der "Meterware" hergestellt.


    Ich würde gerne mal testen ob ich die Dinger mit meinem LAVA V.300 Premium geschweisst bekomme. Meinst Du wir bekommen eine "Übergabe" in LA hin? Details gerne per PM...


    VG


    Und, hast du das mal ausprobiert?
    Hab nämlich auch ein Lava.


    cu Tom

  • Zitat von eraperp;162551

    Und, hast du das mal ausprobiert?
    Hab nämlich auch ein Lava.


    cu Tom


    Ja, hier. Allerdings habe ich nur verschweisst. Werde gleich weiter testen, ob ich ein Vakkum hinbekomme...


    ... was ich gerade gemacht habe. Und zwar nach dieser Originalanleitung von Lava:


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    Ergebnis mit einem USB-Stick:


    [ATTACH=CONFIG]17901[/ATTACH] [ATTACH=CONFIG]17902[/ATTACH]

  • Ist schon ein Monat her seit dem letzten Post, habe aber gerade was gesehen was zum Thema passt:


    Auf der Homepage von Lava werden metallisierte Vakuumbeutel angeboten, welche natürlich mit den Lavageräten verschweissbar sind. Wie Luftdicht sind diese, denkt ihr, vor Allem im Bezug zur Sperrschichtfolie?


    Gruss


    Scorp