Wintersonnwend = Einstieg für Freunde ohne daß die merken...

  • ... daß es ein kleines Training für einfaches Leben im Felde (bushcraft) war.


    Bin gerade zurück von meinem Wintersonnwend, so wie ich es für mich ab mindestens 2 Teilnehmer seit 4 oder 5 Jahren mache.
    Ich lade Freunde und Bekannte ein, mit Eigenverpflegung und etwas Holz auf eine Anhöhe zu wandern, wo wir an "meiner" Feuerstelle mit schöner Aussicht im Wald ein Feuer brennen, Würstl über Feuer halten, Bier trinken, Flachmann kreisen lassen, wer will trinkt nur Tee. Es ist eher eine Herrenrunde, aber Frauen sind nicht ausgeschlossen, wenn es ihnen egal ist ev. dreckige Witze und Rülpser aushalten zu können (soll aber nicht heissen, daß es nur so zugeht, wir hatten meist schöne halbe Nächte mit tiefgehenden guten Gesprächen)


    Anmarsch ist ca. 40 Minuten über ungefähr 100 Höhenmeter, man kommt ganz gut ins Schwitzen, weil relativ steil. Im Idealfall bereite ich die Feuerstelle 2-3 Wochen vorher vor und mache den übers Jahr durch Brombeeren verwachsenen Weg frei.
    Es reicht ein großer Sack mit Holzscheiten und Anzündholz + 3-4 Schwedenfeuer für eine guten Abend. Je nach Geschmack reicht für eine Person 2-3 Knacker, etwas Brot, ev. einige Folienkartoffeln, einige Dosen Bier, Tee.


    Oben angekommen, verschnaufen sich alle, jeder packt seinen Rucksack aus, was er gerade so braucht. Ein erstes Getränk wird genommen und wer Lust hat, beginnt für sich ein Feuer zu machen - letztlich wird alles in der zentralen Feuerstelle im Steinkreis zusammengeworfen. Man kann vorzeigen, wie es mit Feuerstahl und Zunder geht, die meisten machen es mit Papier und Unterzündholz, ich habe heute einen Ikea-Besteckbehälter als angefeuert und hatte darauf als erster fertiges Essen mit einer Dose Ravioli gemacht.


    Die Schwedenfeuer und ev. mitgebrachte Partyfackeln geben Licht, die Stimmung ist gut und Gespräche entwickeln sich. Wenn eine längere Pause eintritt und es passt gerade, walte ich meines Amtes als "Gastgeber und Reservedruide":
    "Heut ist die längste Nacht und der kürzeste Tag im Jahr. Es beginnt das neue Sonnenjahr mit länger werdenden Tagen.
    Nahe den Polarkreisen gibt es zur Wintersonnwend einen Tag ohne Sonnenaufgang, dafür zur Sommersonnwend einen Tag ohne Sonnenuntergang. Das heisst dort Mitternachtssonne oder "Weisse Nacht". Ich wünsch Euch allen heute viel Spaß und wenn es zwischendurch nix zu reden gibt, hört einfach in den Wald und die Nacht hinein. So, wo is denn jetzt wieder mein Bier..."


    Jeder schneidet sich einen Grillspiess für seine Wurscht, schaut zu wie andere Feuer machen und was sie so mithaben und es war noch jedes Jahr eine nette Runde. Ein gewisser harter Kern mit denselben Leuten, aber immer wieder Neue, die es das erste mal erleben. Es ist in freier Natur ganz anders als in einem Garten oder auf Großveranstaltungen wo Riesenholzhaufen angezündet werden.


    Wir hatten schon ganz harte Abende mit einem halben Meter Schnee und einen mit Schneeregen wo wir fast kein Feuer angekriegt hatten (mit Regenschirm drüber hat es dann geklappt). Aber normalerweise machen wir es jetzt so, daß wir einen Tag als Idealtermin ankündigen mit einem Alternativtermin, falls das Wetter echt saumäßig ist.
    Es war jedesmal schön und immer je nach Besucher anders.
    Zum Schluß verteile ich an alle Sternspritzer und Feuerzeuge und wie behängen runderum die Büsche damit und der Wald wird zum Weihnachtstraum. Viele machen Erinnerungsfotos. Danach wird aufgeräumt und das Feuer ausgemacht.
    Wir gehen eine Strecke runter zu unserem Weihnachtsbaum mit Aussicht. Der wird wieder mit Sternspritzer versehen und dort ist der Ausklang. Von dort gehen wir gemeinsam liegende Wege zusammen und trennen uns mit dem Gefühl eines besonderen Abends schön vorbereitet für den bald folgenden Weihnachtsabend im Kreise unserer Familien.