Review Salomon XA Pro 3D

  • Mittlerweile habe ich ja ungelogen wesentlich mehr Schuhe als meine Frau. Das neueste Mitglied ist nun der Salomon XA Pro 3D. Ein Klassiker des Herstellers, der schon viele Jahre am Markt ist.


    Ich suchte einen sehr leichten und trotzdem robusten und stabilen Allrounder. Salomon kam für mich nie infrage weil mir die Modelle alle zu leicht und filigran erschienen. Und da meine Frau auch ein paar Salomons hat weiß ich auch, dass bestimmte Sohlentypen sich einfach zu schnell ablaufen. Bei einer Laufleistung von mehreren 1000 Km pro Jahr eigentlich ungeeignet für mich. Trotzdem dachte ich: Der Schuh ist leicht. Er wird erfolgreich seit Jahren verkauft. Ein Versuch ist es wert.


    Geworden sind es nun diese Schuhe:



    Der Salomon XA Pro 3D. Wie man sehen kann, haben die Schuhe bereits ein paar Kilometer auf der Uhr. Antreten mussten sie gegen ein paar wirklich sehr robuste Scarpa Bergstiefel vor wenigen Tagen in den Alpen. Die Wanderungen führten bis in Höhen von 3000 Meter, da müssen Schuhe schon ein wenig verlässlich sein. Nicht nur hinsichtlich ihrer Verarbeitung. Auch die Sohlenkonstruktion ist in gewissen Geländearten sehr wichtig.


    Die Features:


    Wichtig ist im Gelände ein brauchbarer Zehenschutz (in erster Linie) und ein Schutz des Schuhes selbst (in zweiter Linie) sollte man mit dem vorderen Bereich des Schuhes auf irgendwelche im Weg herumliegenden Steine dotzen. Was eigentlich dauern passiert. Wie man auf dem Foto sehen kann ist im vorderen Bereich eine Kappe angebracht, die genau diese Funktion sehr gut erfüllt.


    Die Schuhe besitzen keine klassischen Schnürsenkel, sondern ein Schnürsystem das Salomon "Quicklace" nennt. Es ist nur ein Senkel angebracht, der durch eine Plastikklemme läuft und sich wirklich sehr schnell schließen und öffnen lässt. Meiner Meinung nach nicht mit einer Hand (wie Salomon behauptet) aber trotzdem extrem schnell. So lässt sich die Schnürung schnell mal anpassen, wo zu man bei normalen Bergstiefeln oft einfach zu faul ist.


    Auch besitzen die Schuhe keine klassische "Zunge". Der Fuß wird komplett umschlossen durch ein dehnbares Material (Sensifit, ähnlich wie bei einem Socken) was wirklich sehr angenehm ist und auch dafür sorgt, dass nicht ganz so viel Dreck in den Schuh gerät.


    Bisher war meine Regel, in den Bergen Schuhe mit hohem Schnitt zu tragen. Ganz einfach, um die Fußknöchel zu schützen und auch zu stützen. Denn sehr schnell knickt man um weil man irgendwo abrutscht oder ein Stein dann doch nicht so stabil liegt wie er ausschaut.


    Diese Regel hab ich nun gebrochen und muss sagen, dass ich mich nicht einen Moment unwohl oder gar unsicher fühlte. Ich knickte nicht ein Mal um und bin auch nirgendwo mit meinen Fußkknöcheln angedotzt. Vielleicht aber auch, weil ich instinktiv etwas vorsichtiger oder vorausschauender unterwegs war. Wer weiß... Auf jeden Fall umschließt der Schuh den Fuß auf eine sehr angenehme Weise und dies so fest oder auch nicht wie man es gerade benötigt.


    Das Obermaterial selbst ist ein luftiges Mesh-Gewebe wie man es auch von Sportschuhen kennt. Also überhaupt gar nicht wasserdicht, nicht al wasserabweisend. Dafür gibt es dann aber die GTX-Variante.


    Bis hierher für "normales" Gelände mit Sicherheit eine echte Empfehlung.


    Aber ich war ja in den Bergen. Damit meine ich nicht den Wanderweg im Mittelgebirge sondern den Höhenbereich, in dem kaum mehr Vegetation existiert und auch keine Wege in dem Sinne. Man geht hier durch ein sehr anspruchsvolles Gelände.



    So sieht hier ein guter Weg aus:




    Und so der Weg zum Gipfel:



    Man hat es also zumeist mit Steinen in den unterschiedlichsten Größen zu tun. Und man sollte es tunlichst vermeiden ins Rutschen zu geraten. Den meist fällt man sehr tief.



    Manchmal hat der Untergrund kleine Kiesel und/oder Schotter:



    Die Sohle (zu der komme ich später noch) kommt mit diesem Untergrund am besten zurecht.



    Im Blockfeld mit kleineren und größeren Steinen, teilweise sehr wackelig oder auch brüchig (z.B. Schiefer):



    Auch hier kein Problem. Die Sohle (zu der ich auf jeden Fall noch kommen werde) hatte auf trockenem Stein ausreichend Reibung, sodass man auch auf den schrägen Flächen sehr gut zu einem sicheren Stand kommt. Das einzig Unschöne war, dass der relativ weiche Sohlenschaft



    oft unter die Plattenränder schnickte und ich dann etwas Mühe hatten den Fuß wieder frei zu bekommen.



    Steinplatten:



    Solange sie trocken waren, kein Thema. Aber wie es manchmal so ist: Auf dem Rückweg zog ein Gewitter auf das sich durch starken Schneeregen ankündigte. Auf einer großen, geneigten und nassen Schieferplatte hatte es mir dann doch die Haxn weg gehauen. Dabei war das eine Schieferplatte. Und Schiefer ist ein relativ rauer und poröser Stein. Sechs Minus für die Sohle auf nassem Stein.



    Im Schnee:



    Völlig ungeeignet. Wäre das ein größeres Schneefeld mit Neigung gewesen wäre das der Punkt meiner Umkehr gewesen. Ein Grödl lässt sich am Schuh nicht befestigen.


    Das Queren von Bergbächen war auch kein großes Thema. Sucht man sich die richtigen Steine aus, kommt man auch ohne rutschen und völlig durchnässten Füßen durch:



    Trotzdem hatte ich natürlich ab und an mal einen kleinen Wassereinbruch zu verzeichnen. Aber es war warm, ich trug lediglich dünne Merinos. Das war also kein Problem. Der Schuh speichert so gut wie kein Wasser (Mesh) und so waren die Füße schnell wieder trocken.



    Jetzt komme ich endlich mal zur wichtigen Sohle:


    Salomon etablierte Contra-Grip für seine Schuhe als Gegenpart zu Vibram. Zumindest wird das in der Szene so erzählt. Denn man findet kaum Infos zu dem Material. Vibram ist eigentlich das robuste Sohlenmaterial das man unter hochwertigen Bergstiefeln normalerweise immer findet. Und das kann ich auch bestätigen: Nach diesen Erfahrungen kann Contra-Grip in keinster Weiser gegen Vibram bestehen. Auch auf nassem Stein hält Vibram noch, auch wenn man vielleicht hier und dort mal rutscht, kommt man doch schnell zum Stehen.



    Die Sohle im Detail lässt erkennen, dass ein Profil in dem Sinne eigentlich gar nicht existiert. Die Lauffläche ist glatt und besitzt ein paar "Erhöhungen" von wenigen Millimetern. Das soll wohl das Profil sein. Man kann sich also vorstellen, dass auf glatten Flächen die Kontaktfläsche mit dem Untergrund eher gering ist. Auf Waldboden oder Schotter wiederum ist das von Vorteil weil sich die Sohle gut in den Boden beißen kann.


    Fraglich ist für mich, wie lange das "Profil" wohl Bestand haben wird. Ich habe paar Leichtwanderschuhe mal in 3 Monaten runter gelaufen. Und wie üblich bei solchen Schuhen lassen sie sich nicht neu besohlen. Auch wenn der Salomon mit 125,-- EUR nicht superteuer ist wäre es mir doch zu viel, wenn ich den Schuh nach wenige Wochen runter gelaufen hätte. Wir werden sehen.



    Ansonsten bin ich wirklich super zufrieden. Der Test im Gebirge war etwas unfair, denn dafür wurden diese Schuhe nicht konzipiert. Der Tragekomfort und die Schnürung begeistern mich. Dass die Sohle nicht unter allen Bedingungen gut funktioniert war mir eigentlich schon zum Zeitpunkt des Kaufs vollkommen bewusst. So gesehen ist das kein Minuspunkt. Denn wann bin ich schon mal in Bergen? Die meiste Zeit werden diese Sohlen den typischen Mittelgebirgswaldboden treten. Sollte die Lebenszeit der Sohle dann auch noch meine Erwartungen übertreffen habe ich meinen neuen Schuh gefunden.


    Ich werde berichten.


    So, das war's. Ürigens: Meine Waden sehen in Wirklichkeit gar nicht so dick aus. Muss irgendwie an der Perspektive liegen. :grinning_squinting_face:

    I feel a disturbance in the force...