Landwirte in der Krise!

  • Mir gehts wie Joshi, ich kann alles hier abnicken. Ich habe hier schon mehrfach erwähnt, dass nur noch 4% der Erwerbstätigen die anderen 96% Ernähren. Mit hochgezüchtetem Schlachtvieh, dass wegen seiner spezialisierung (Mehr Koteletts, mehr Milch etc.) nur noch dank präventivem Antibiotika am Leben gehalten werden kann, oder Hybrid-Saatgut.
    Monsanto kontrolliert bereits wesentliche Anteile der Welt-Ernährungssituation. Un nur dank billiger Energie funktioniert das ganze Schauspiel noch.


    Die Bauern sind schon jetzt knapp dran. Was, wenn sich der Dieselpreis verdreifacht?. Das Problem ist nicht Peak-Oil, sondern dass die Landwirte früher oder später aufgeben müssen. Wenn nicht wegen der Geldentwertung, dann spätestens wenn sie sich den Sprit nicht mehr leisten können.


    Ich bin gespannt :staun:


    LG
    Doomer

    Don't be scared, be prepared!

  • Hallo,


    noch eine Ergänzung zum Thema eigenes Saatgut.
    Wenn ein Landwirt eigenes Saatgut herstellt (das kommt hauptsächlich bei Getreide vor), muß er eine Abgabe an den Züchterverband zahlen!
    Aus diesem Grund verzichten viele Landwirte mittlerweile auf die Herstellung von eigenem Saatgut.
    Weiterhin wird genau vorgeschrieben, welche Getreidesorten angebaut werden dürfen. Nur die vorgegebenen Sorten werden von den Verarbeitern (Mälzereien, Mühlen etc.) überhaupt angenommen.
    Die Industrie bestimmt was angebaut wird, als Landwirt hat man fast keine Möglichkeit was anderes zu machen.
    Hoffnung machen hier nur biologisch wirtschaftende Betriebe mit Direktvermarktung. Diese Betriebe können unabhängig von den großen Konzernen agieren.


    Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von Subventionen. Hält man sich nicht an die Vorgaben der Behörden, bekommt man die Subventionen gestrichen oder muß sogar Strafe zahlen.
    Ich habe selbst schon so eine Kontrolle, dabei kommt man sich vor wie ein Schwerverbrecher. Hätte man die Machenschaften der Banken genauso kontrolliert, wäre es nie zu einer Finanzkrise gekommen!


    Grüße, Hans

  • Vor etwa zwei Jahren las ich eine Studie, nach der weltweit etwa 90% allen hybriden Saatguts von Monsanto stammt. Der Marktanteil von Monsanto liegt weltweit auch etwa im gleichen Bereich, was bedeuten würde, dass fast ausschließlich hybrides Saatgut verwendet wird (auch hier wieder weltweit). Kann die Studie aber nicht mehr finden, ist schon zu lange her.


    LG Strycker

  • Eigendlich traurig was so ab geht. In Entwicklungsländern werden Projekte mit öffendlichen Geldern unterstüzt die den dortigen Kleinbauern helfen sollen. Obs wirklich hilft ist ein anderes Blatt. Hierzulande wird die Landwirtschaft zugrunde geritten. Wissen geht den Bach runter. Wehn die Tiefstpreise nicht schon zum Aufgeben "ermuntert" haben, dem machen fantasivolle Gesetze fertig. Hände oder Stiefel waschen, draussen am Brunnen... nur wenn dich niemand sieht. Dauernd die neusten Vorschriften im Nacken. Während dessen sichern sich diverse Länder millionen von Hektaren Ackerflächen in Entwicklungsländern oder den Ostländern.
    Zitat von Doomer: "...dass nur noch 4% der Erwerbstätigen die anderen 96% Ernähren..." ist doch eigendlich erschreckend. Ob die in D oder anderswo.
    Als jemand der zum kleineren Prozentsatz gehört, frage ich mich schon, wer in Zukunft noch das Wissen weiter geben und führen soll.
    Nicht dass es in anderen Sparten keine Probleme und Krisen gäbe, es geht hierbei "nur" um unsere Ernährung. Unser täglich Brot... so nach dem Prinzip: "hoffen wir mal dass es auch morgen noch zu Essen gibt oder jemand der sich noch damit auskennt.

  • Zitat von micro14;33152

    Eigendlich traurig was so ab geht. In Entwicklungsländern werden Projekte mit öffendlichen Geldern unterstüzt die den dortigen Kleinbauern helfen sollen. Obs wirklich hilft ist ein anderes Blatt. Hierzulande wird die Landwirtschaft zugrunde geritten. Wissen geht den Bach runter. Wehn die Tiefstpreise nicht schon zum Aufgeben "ermuntert" haben, dem machen fantasivolle Gesetze fertig. Hände oder Stiefel waschen, draussen am Brunnen... nur wenn dich niemand sieht. Dauernd die neusten Vorschriften im Nacken. Während dessen sichern sich diverse Länder millionen von Hektaren Ackerflächen in Entwicklungsländern oder den Ostländern.
    Zitat von Doomer: "...dass nur noch 4% der Erwerbstätigen die anderen 96% Ernähren..." ist doch eigendlich erschreckend. Ob die in D oder anderswo.
    Als jemand der zum kleineren Prozentsatz gehört, frage ich mich schon, wer in Zukunft noch das Wissen weiter geben und führen soll.
    Nicht dass es in anderen Sparten keine Probleme und Krisen gäbe, es geht hierbei "nur" um unsere Ernährung. Unser täglich Brot... so nach dem Prinzip: "hoffen wir mal dass es auch morgen noch zu Essen gibt oder jemand der sich noch damit auskennt.


    Wegen den 4%... bist du in der Landwirtschaft tätig Micro?

    Glaube wenig. Hinterfrage alles. Denke selbst.


    Albrecht Müller

  • .. ja bin ich, jedenfalls jetzt noch. Ob ich das weiterhin noch sein werde entscheiden andere auf dem Papier, den die wirtschaftlichkeit ist nur ein Aspekt. Ansonnsten tritt dann für mich der ominöse Plan B in Kraft. Kleine Hütte nebenaussen mit Garten, davor ein Schild: Betreten auf eigene Gefahr.

  • Hallo!


    Wir bewirtschaften einen eigenen Bauernhof mir rd. 35 ha Ackerfläche, also einen österr. Durchschnittsbetrieb mit Viehhaltung. Die Probleme, die sich den Bauern stellen, sind einige, wenn es so richtig crasht! Wichtig ist vor allem, zu welchem Zeitpunkt das passiert. Im Frühsommer wenn die ganzen Kulturarbeiten erledigt sind steht nur mehr die Ernte vor der Tür, und alles ist halb so wild. Richtig problematisch ist es mitten im Winter.
    Saatgut: der überwiegende Teil der Bauern hat fast kein Saatgut mehr zu Hause auf Lager. Oft wird der Anbau gemeinschaftlich erledigt, und das Saatgut vom Anbauer bereitgestellt, der es per Big-Bag vom Händler bezieht. Das Saatgut ist gebeizt, und nicht genußfähig.
    Düngemittel und Pflanzenschutz: Diese werden im Frühjahr beim Händler abgeholt und hier ist der Bauer zu 90 - 100 % abhängig.
    Treibstoff: Vorrat bei vielen Bauern vorhanden, Menge unterschiedlich.
    Stallungen: Mit Ausnahme von Rinderstallungen sind moderne Stallungen elektonische High-Tech Zentren, die ohne Frischluftzufuhr nicht funktionieren.
    Nur Rinderställe kommen ohne Zwangsbelüftung aus, aber in großen Kuhställen, ist die Melktechnik nicht so einfach zu ersetzten. Intensivställe wären ohne Belüftungstechnik nur für ca 35 % der Tiere groß genug.


    Allgemein muss man sagen, daß durch die Spezialisierung die Produktion extrem gesteigert werden konnte. Bei Großstallungen wird 1 - 2 mal wöchentlich Futter geliefert. Vorräte am Betrieb gleich 0!!!
    Andererseits, in den 5 Orten meiner Umgebung gibt es 14 Milchkühe für rd. 2000 Einwohner!
    Auf vielen Bauernhöfen gibt es manchmal nicht einmal mehr einen Gemüsegarten.


    Allgemein kann gesagt werden, daß eine "Produktions- umstellung" mindestens 1 - 2 Jahre dauern würde, wobei sie mit viel Arbeit sicherlich möglich wäre, wie gesagt "mit viel Arbeit".


    Ach ja Hybridsaatgut ist vermehrbar!!! Selbst ausprobiert, allerdings Ertragseinbuße von rd 20 %.
    Die Versorgung ist das große Problem, und im Crashfall sehr energieaufwändig. Es geht nicht darum z.B. Weizen aufzutreiben, aber ohne Gas kann kein Bäcker sein Brot machen.


    Eine eigene "Saatgutbox" ist sicher eine der Top-Investitionen, vorausgesetzt man hat einen abgegrenzten Garten, weil dann andere die Ernte übernehmen. Das Ding von Innova ist ein guter Ansatz, mM nach aber viel zu klein!!!!


    Gleichzeitig ist es traurig, wenn man sieht, was zwar vor der Haustüre gedeihen würde, allerdings um die halbe Welt reist, weil es billiger ist damit zu handeln, als es vor Ort zu produzieren.


    Für Fragen und Ideen bin ich immer zu haben


    lg
    Mostviertler

  • Hallo,

    auch ich sehe die Versorgung durch Landwirtschaft,hier vor allem die individuellen Möglichkeiten der Bauern zur Umstellung oder gar Selbstversorgung deutschlands,als große Mär an.
    Danke an Mostviertler für die aktuelle Lageeinschätzung eines Insiders.
    Ideen ? Viele ,eine davon wäre gemeinsam eine größere Menge Saatgut zu kaufen.Für einen alleine ist das fast nicht zu stemmen.Diese dann entweder anteilig zu verteilen und gleichzeitig Strategien auszuarbeiten wie,wann und wo dieses Saatgut zum Einsatz kommt.
    Dies kann auch jeder individuell entscheiden ,aber ich halte es nicht für sinnvoll einen Anbau für uns Laien zu bewerkstelligen.Der Landwirt hat das knowhow,den Grund und Boden,bestenfalls funktioniert sein Fuhrpark noch.
    Was er nicht mehr haben wird ist Saatgut und Düngemittel.
    Ergo bleibt zu tun im Falle eines crashs Kontakt zu einem geeigneten Landwirt herzustellen oder bereits jetzt zu prüfen wer in Frage käme.

    Zweite Idee,die Saatgutproduktion selbst in Angriff zu nehmen.Sprich es tun sich ein paar Leute zusammen ,kaufen nichthybrides Saatgut,pachten den Acker (gibt viel Bauern welche aufhören)und lassen z.B. über den Maschinenring anbauen und ernten.
    Das Saatgut wird dann aufgeteilt und das Feld mit was anderem bebaut.
    Muß nicht unbedingt Getreide sein,auch Gemüse,Futterrüben etc. Wie gesagt es handelt sich hierbei nur um die Gewinnung von großen Mengen Saatgut ! In beiden Beispielen.
    Wer dazu noch Ideen hat oder sich vorstellen könnte was in der Richtung auf die Beine zu stellen,nur zu !
    Auch bitte ich die anwesenden Landwirte mich ggfls. auf Denkfehler aufmerksam zu machen.Vielleicht habt Ihr auch Lieferanten welche sowas in unserem Sinne abwickeln könnten :face_with_rolling_eyes:.

    LG badener

  • Hallo,


    mal eine Einschätzung von mir zum Thema Nahrungsversorgung in D.


    Man muß ein paar Sachen unterscheiden.


    Ein normaler Betrieb mit Milchvieh hat in der Regel genügend Vorräte für ein ganzes Jahr (Silage). Wer nur wenige Tage Vorrat hat und das Futter zukaufen muß, dem ist wirklich nicht zu helfen.
    Wie es bei Großbetrieben aussieht (mehr als 1000 Kühe) kann ich nicht beurteilen, aber das komplette Futter zuzukaufen kann sich normalerweise kein Milchbetrieb auf Dauer leisten!


    Bei Schweinemast siehts etwas anders aus, da hier viel Futter (Sojaschrot, Körnermais etc.) zugekauft wird, ist man natürlich von einer funktionieren Infrastruktur abhängig.


    Zum Thema Saatgut:
    Selbst Ackerland pachten und vom Maschinenring anbauen und ernten lassen ist utopisch. Sobald eine Fläche frei wird, hat sich bereits ein anderer Landwirt die Fläche unter den Nagel gerissen, außer das Land ist wirklich schlecht.
    Weiterhin ist es viel billiger sich direkt das fertige Saatgut zu kaufen. Im Getreideanbau ist es bei Pachtzahlungen und ohne eigen Maschinen unmöglich einen positiven Deckungsbeitrag zu erhalten. Da legt man pro Hektar locker mal 300 Euro drauf (trotz verkauftem Getreide!).
    Saatgut kaufen bringt auch nur was, wenn man es im gleichen Jahr auch aussät. Mit jedem Jahr geht Keimfähigkeit verloren, d.h. das Saatgut wird unbrauchbar.


    Was hier unterschätzt wird, ist die Krisenvorsorge des Staates.
    Wenn es hart auf hart kommt, kann der Staat bestimmen was angebaut wird, Sprit rationieren und bevorzugt der Landwirtschaft zur Verfügung stellen, Zwangsarbeit auf Betrieben zur Ernte befehlen usw.. Eine hungernde Bevölkerung ist der Untergang eines jeden Staates, deshalb wird ALLES getan um zumindest die Landwirtschaft am Laufen zu halten.


    Ich sehe hier nicht ganz so schwarz.


    Trotzdem:
    Wer selbst was anbauen kann, sollte dies auch tun. Auch eigenes Saatgut ist sinnvoll, aber nur wenn man es auch benutzt.


    Grüße, Hans

  • Hallo Hans1981,

    Zur Krisenvorsorge des Staates gehen unsere Meinungen sicher auseinander,aber danke für die Info und Deine Einschätzung wg. Saatgut.
    Ich fürchte halt daß wenn es crasht nicht genügend Nichthybriden zur Verfügung stehen und wenn jeder Landwirt von Monsanto und den gestiegenen Preisen abhängig sein wird,dann geht schnell garnichts mehr.

    Ich tüftle noch,aber mir fällt schon was ein :face_with_rolling_eyes:

    LG badener

  • Hallo badener,


    wie gesagt, OHNE funktionierende Landwirtschaft ist ein Staat nicht mehr existent!
    Schau dir mal die Gesetze dazu an, was alles für Zwangsmaßnahmen möglich sind (Notstandgesetze im Krisenfall). Ich muß den Link bei Gelegenheit mal raussuchen.


    Grüße, Hans

  • Treibstoff- und Arbeitskräftemangel


    Hallo Forum,


    kennt ihr die Eva-Marbach-Romane z:b Peak Oil Reloaded? Wohl keine literarischen Juwele, aber sie bringt es auf den Punkt, wie es im Falle von Krisen mit der Landwirtschaft ausschauen könnte!



    Vorhin(bevor der schon verfasste Beitrag verschwand) hatte ich wunderschöne Zahlen heraus gearbeitet.


    Was ich mir davon gemerkt hab:
    auf der Basis von 2009 wurde EU-weit 136 Mio t Weizen geerntet.
    Ca. 65 Mio t sollten davon nach Berechnung der US-Agrarökonomen am Ende der Saison übrig sein(nach Abzug der Exporte).


    Aufgeteilt auf 27 EU-Länder bringt dies 2,4 Mio t Weizen pro Land(jetzt mal die pro Kopf-Verteilung vernachlässigt).


    Die Bundesnotreserve in D an Weizen ist 435.000 t, also 1/6 der Saisonvorräte.
    Meine Frage: wie lange reicht so ein Vorrat von 2.835.000 t?


    Bei 81,850 Mio Einwohnern(D) bleiben 0,035 t bzw. 35kg pro Kopf.


    (ich hoffe, meine Zahlen stimmen und erzähle jetzt keinen Blödsinn)


    Ich weiß, diese Rechnung ist jetzt reine Hirnakrobatik; in Wirklichkeit käme es wohl ganz anders!
    Mich hat aber gereizt ein Gespür für die Dimensionen zu bekommen, mit denen wir es zu tun haben.
    35 kg pro Kopf, darunter kann ich mit etwas vorstellen - 35 kg Weizenbrot.
    Ist nicht üppig, oder? Wie weit kommen wir(=Durchschnittsbürger) da?


    Zu den Arbeitskräften:
    natürlich können Arbeitskräfte eingezogen werden um in der Landwirtschaft auszuhelfen, das hatten wir ja schon.
    Aber damals hatten die Bauern auch noch die notwendige Ausrüstung und Gerätschaft.
    Mit Hilfsarbeitern alleine kann man heute beim besten Willen keinen Traktor anschieben und zum Heu- oder Getreideernten einsetzen.


    Es fehlt einfach an manuell einsetzbaren Werkzeugen, und dann wohl auch am landwirtschaftlichen Verständnis der Hilfskräfte.


    Für mich persönlich kann ich mir sehr wohl vorstellen in einem Betrieb auszuhelfen - gegen Lebensmittel oder Zurverfügungstellen eines Grundstücks für den Eigenbedarf(früher hieß das Robotleistung).


    Gruß
    althea

  • Zitat von althea;37023


    Die Bundesnotreserve in D an Weizen ist 435.000 t, also 1/6 der Saisonvorräte.
    Meine Frage: wie lange reicht so ein Vorrat von 2.835.000 t?
    Bei 81,850 Mio Einwohnern(D) bleiben 0,035 t bzw. 35kg pro Kopf.


    Hallo Althea über die reichweite der reserven des Bundes haben wir schon mal hier diskutiert
    Staatliche Ernährungsvorsorge in der BRD
    Da habe ich auch was über die theoretische Reichweite der Vorräte geschrieben.


    Gruß KUPFERSALZ

  • Zitat von KUPFERSALZ;37095

    Hallo Althea über die reichweite der reserven des Bundes haben wir schon mal hier diskutiert
    Staatliche Ernährungsvorsorge in der BRD
    Da habe ich auch was über die theoretische Reichweite der Vorräte geschrieben.


    Gruß KUPFERSALZ


    Grüß Dich KUPFERSALZ,


    Deinen Beitrag dazu, bzw. den Thread habe ich erst im Laufe des Tages entdeckt - ich hoffe Ihr habt Nachsicht mit mir!
    Da ich vor der Anmeldung noch nicht lange mitlas, kann es sein, das ich öfter mal ins Fettnäpfchen tret :Sagenichtsmehr:


    Gruß
    althea