Grillanzünder für Dieselfahrzeuge geeignet?

Hallo Survivalists!

Mal ein paar Fragen: Ist Grillanzünder so etwas wie sehr reiner Diesel? Kann man ihn in den Tank von Dieselfahrzeugen reinschütten? Kann man ihn mit Diesel mischen und dann damit fahren?

Ich frage, weil ich davon eine Palette für meine Petromax und meinen Hochdruck-Allesbrenner gebunkert habe - beides funktioniert einwandfrei damit und mit ca. 1,50 Euro pro Liter war das Zeug wesentlich billiger als das Petroleum, was man so bekommt. Je mehr Verwendungsmöglichkeiten, desto besser.

Hat sich jemand von Euch schon mal damit beschäftigt?

Euer Hotze.

Zitat von Clearfix;33832

Ich denke mal der Hintergrund der Frage ist der ob sein Auto mit dem Grillanzünder laufen würde wenn es an der Tankstelle schon lange keinen Sprit mehr zu kaufen gibt.

Ja, zum Beispiel. Und wenn die kommende Krise ohne Treibstoff-/Strom-/Energieknappheit durchläuft und ich das Zeug nach der Krise immer noch in rauen Mengen übrig habe. Zum Wegschütten isses zu umweltschädlich :Cool:
Mal sehr sehr langfristig gedacht.

(übrigens, Clearfix, deine Rezepte sind genial! :winke:)

Hotze

Sodala, habe mal ein paar technische Daten aus verschiedenen Quellen zusammengesucht:

Petroleum (Basis von Grillanzünder)

Dichte: 0,8 g/cm3
Siedebereich: 175-325°C
Flammpunkt: 55-74°C
Zündtemperatur: 210°C

Kerosin (alternative Basis von Grillanzünder)

Dichte: 0,75-0,845 g/cm3
Siedebereich: 150-300°C
Flammpunkt: 28-60°C
Zündtemperatur: 220°C

Diesel/Heizöl (damit funktionieren Dieselmotoren)

Dichte: 0,82-0,845 g/cm3
Siedebereich: 170-390°C
Flammpunkt: >55°C
Zündtemperatur: 220°C

Pflanzenöl (damit funktionieren Dieselmotoren auch)

Dichte: 0,92 g/cm3
Flammpunkt: 317°C
Siedepunkt: ca. 240 °C
Zündtemperatur: ca. 300°C

Grillanzünder (das will ich theoretisch in Dieselmotoren reinkippen)

Dichte: 0,78-0,81 g/cm3
Siedebereich: 150-250°C
Flammpunkt: >60°C
Zündtemperatur: >230°C

Grillanzünder liegt also grob schon innerhalb der Spezifikationen für Kraftstoff, mit dem man Dieselmotoren füttert. Wenn man es dem normalen Diesel in geringen Mengen beimischt, sollte eigentlich nichts passieren.

Euer Hotze.

Disclaimer:
Das sind alles nur THEORETISCHE Überlegungen, bitte nicht machen!

Grillanzünder

Hey Ho.

Also bei Dieselmotoren kommt es (wie Frei bereits sagt) auf das Baujahr und vor allem Einspritztechnik an.

Bei "modernen" Common-Rail/Pumpe-Düse d.h. neuere Dieselmotoren - definitiv Finger weg. Das Problem ist die Schmierung der Verteilerpumpe. Diese wird vom Diesel geschmiert und sollte der Schmierfilm abreißen (was ich bei Grillanzünder vage behaupten würde) dann is aus die Maus.

Was ich mit einem praktischen Test vom letzten Campingurlaub am See sagen kann ist dass 2-Takter (in meinem Fall eine Simson S51) bei einem 50/50 Gemisch (ca. 2,5 Liter) furchtbar fährt - aber sie fährt.

Hab ab Mai einen alten Diesel-Motor (VW Passat)für Experimente zur Verfügung. Falls da noch mehr in diese Richtung gehen sollte dann her mit Vorschlägen - ich glaube dieses Baujahr macht noch ne Menge mit.

Aua, das tut schon beim Lesen weh! Die arme Simson!

Das mit dem Abriss beim Schmierfilm ist ein Problem, was beim Falschbetanken eines Diesels zum Motorschaden führen kann und bei Diskussionen um dieses Thema häufig auf die Agenda kommt.

Diesel schmiert, Benzin ist ein Lösemittel, wirkt also der Schmierwirkung genau entgegen. Eine Kennzahl für die Schmierwirkung ist die Viskosität - habe deswegen nochmal die Daten inkl. Viskosität zusammengestellt und Benzin mit dazugenommen:

Diesel/Heizöl (damit funktionieren Dieselmotoren)

Dichte: 0,82-0,845 g/cm3
Siedebereich: 170-390°C
Flammpunkt: >55°C
Zündtemperatur: 220°C
Viskosität: 2-4 mm2/s

Pflanzenöl (damit funktionieren Dieselmotoren auch)

Dichte: 0,92 g/cm3
Flammpunkt: 317°C
Siedepunkt: ca. 240 °C
Zündtemperatur: ca. 300°C
Viskosität: 74 mm2/s

Grillanzünder

Dichte: 0,78-0,81 g/cm3
Siedebereich: 150-250°C
Flammpunkt: >60°C
Zündtemperatur: >230°C
Viskosität: 7 mm2/s

Benzin

Dichte: 0,72-0,775 g/m3
Siedebereich: 25-210°C
Flammpunkt: -21 °C
Zündtemperatur: 200-300 °C
Viskosität: 0,53 mm2/s

Insbesondere beim Vergleich der Viskositäten springt der Unterschied ins Auge. Bei Grillanzünder sind die Kohlenwasserstoffe längerkettig als bei Benzin. Benzin ist deswegen einen hohen Dampfdruck, d.h. es verdunstet sehr leicht, es viel flüchtiger als Diesel und explosionsgefährlicher. Nicht umsonst verwendet man kein Benzin zum Grillanzünden

Pflanzenöl habe ich nochmal aufgeführt, weil offensichtlich höher viskose Kohlenwasserstoffe wie im Pflanzenöl für die Motoren (auch für die Hightech-Turbomotoren) kein größeres Problem darstellen. Bei PÖL-Umbauten wird der Motor zuerst mit dem flüssigeren Diesel warmgefahren, das Pflanzenöl wird dann vor der Zufuhr zum Motor erhitzt, um die Viskosität zu senken. Gegen Ende der Fahrt werden Motor und Zuleitungen wieder mit Diesel gespült, um den Motor nach der Standpause wieder kalt starten zu können.

Grillanzünder ist dem Petroleum sehr ähnlich, also einem erheblich längerkettigen Kohlenwasserstoffgemisch als Benzin. Aus diesen Überlegungen und den Datenvergleichen schlussfolgere ich, dass die Schmierwirkung von Diesel durch etwas Grillanzünder nicht aufgehoben werden sollte. Bei Mischungen von 1:10 bis 1:8 sollte eigentlich nichts passieren. Mischen tut sich das Zeugs einwandfrei mit Diesel - die Bestandteile beider Flüssigkeiten sind unpolar.

Fetzi, ich möchte dich ja zu nichts anstiften, aber wenn du es risikieren willst, kannste den Passat mal mit einer Flasche von dem Zeug füttern - aber bitte nicht im Mischungsverhältnis 50/50 wie die arme Simson, sondern erstmal z.B. mit 1 Liter Grillanzünder auf 20 Liter Diesel oder so etwas.

Sagt mal, gibt es eigentlich jemanden hier, der auf dem Schrottplatz arbeitet und nicht Grillanzünder pur mal an einem Wrack ausprobieren kann? Wäre interessant

Euer Hotze.