Krisen vorausagen

  • Hallo


    ich wollte Eure Meinung hören. Können Krisen an Hand der folgenden Parameter genau vorausgesagt werden:


    - Einkäuferindex
    - Goldpreis
    - Deckungsbeiträge der Pensionskassen


    Aus meiner persönlichen Sicht heraus ermöglichen diese Parameter eine gute Einsicht in die Finanzwelt, inbsbesondere wirtschaftliche Entwicklungen. Schlussendlich kommt das Essen vor der Moral; habe ich wenigstens so mal lesen müssen.


    Die entsprechenden Parameter könnt Ihr googeln wenn Ihr nicht genau wisst was damit beschrieben ist. Trotzdem würde mich Eure Meinung dazu interessieren. :staunen:


    A

  • Hallo Sandra,
    meine Meinung : Nein. Aber das hängt natürlich davon ab was man unter Krise versteht.
    Es haben sich schon Millionäre umgebracht, weil sie einige Millionen verloren haben., das war für die Betreffenden anscheinend so schlimm, dass ihnen der Tod verlockend erschien. :nono:


    Es fehlen noch etliche weitere Aussagen wie Arbeitslosenanteil.
    Versorgungslage mit allgemeinen Dingen, Kraftstoffen, Nahrung,
    welches Land dritte Welt, zweite Welt oder erste?
    Art der Regierung, Akzeptanz derselben, wie geht diese mit ihren Bürgen um...
    Wertbeständigkeit der aktuellen Währung.
    usw...


    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Hallo Nikwalla


    Es zeugt nicht von meiner Intelligenz wenn ich schreibe „genau vorhersagen“ (mea culpa). Es geht mir hier eigentlich nur um die rein finanzielle Sichtweise der DACH-Region (DACH = D-eutschlang, A-ustria, CH-Schweiz). Aus meiner Sicht deckt der Einkäuferindex Teile wie Arbeitslosigkeit und ähnliches ab.


    Gemäss Prozesslehre muss ja das rauskommen, was in den Prozess eingeführt worden ist. Umkehrschluss ist, dass wenn hinten nicht mehr abgesetzt werden muss, dann muss vorne auch nichts mehr beschafft werden durch die Unterstützungsprozesse im der Wertkette. Daraus folgend macht es keinen Sinn Lohn zu bezahlen, wenn nichts abgesetzt werden kann (gilt selbst für die Produktion von immateriellen Gütern).


    Inflation ist in etwa umgekehrt proportional zur Arbeitslosigkeit. Deshalb wurde der Maastrechter EU Vertrag (Oberstes Ziel Preisstabilität im Bereich von 2%) mit dem zweiten Vertragsteil der sozialen Sicherheit verknüpft. Sprich wenn die Inflation gleich null ist, so ist die Arbeitslosigkeit dementsprechend hoch und natürlich umgekehrt. Das stammt daher, dass die Güternachfrage immer etwas höher als die Produktion sein solle, damit verliert das Geld natürlich an Wert (Inflation) aber die Wirtschaft ist am laufen.


    Wesshalb mich Eure Meinung zu den ersten zwei Parametern interessiert ist die Tatsache, dass in den EZB-Monatsberichten diese Indizes bereits schon mehrmals als Konjunkturindikatoren genannt worden sind. Siehe dazu auch den EZB-Bericht vom Mai 2010 (EZB = Europäische Zentralbank).

  • Hallo Sandra,
    der Ansatz ist nicht unrichtig, doch nicht ausreichend. :)
    Wenn allein die Aussage zu den genannten Indikatoren für eine Krise ausschlaggebend wäre, hätten wir jedes 3.Jahr eine Krise. Man bezeichnet diese sich ergebenden Faktoren auch als Delle im Konjunkturzyklus, eine Abschwächung des sogen. Aufschwungs, oder anders.
    Wenn weniger bestellt wird, kann das auch andere Ursachen haben:
    Falsche Unternehmenspolitik - z.B.
    wer Videorecorder fertigt, stellt irgendwann fest, dass er diese am Markt nicht mehr absetzen kann und ordert hierfür keine Materialien mehr;
    wer trotz geringer Auftragslage weiter normal produziert hat und sich der Absatz nicht erhöht, stellt auch bei vollen Lagern die Produktion ein.


    Die Wirtschaft bewegt sich immer in wellenförmigen Bewegungen.
    Auch die anderen Indikatoren Verbraucherstimmung, usw. führen immer wieder zu Vorhersagen, die nach spätestens 6Monaten revidiert werden. Eine Vorhersage ist aufgrund des komplexen Systems nicht genau vorhersagbar, auch wenn das zur Beruhigung der Märkte regelmäßig (monatlich) gemacht wird.
    Was bleibt einem Unternehmer mit mehreren Hunderttausend Beschäftigten auch anderes übrig als sich im Kaffesatzleserei zu üben um eine Entscheidung zu treffen oder sich in der getroffenen Entscheidung bestätigen zu lassen - Produktion rauf, etwas verringern oder einstellen...


    Generell ist das ja auch Thema des Studiums der Volks- und Betriebswirtschaft. Will sagen für eine Erklärung ist das Thema für einen Text viel zu komplex. Aber vielleicht antwortet ja jemand anderes der die gestellte Frage berichtigend beantworten kann. :face_with_rolling_eyes:


    Wenn Du den richtigen Ansatz gefunden hast, gehe zu großen Firmen und lasse Dich für die von Dir getroffenen Prognosen mit nicht weniger als je einer halben Million Euronen entlohnen. Mit diesem Thema beschäftigen sich etliche Doktorarbeiten, also zumindest ein schnöder Titel fällt auch noch ab. :devil:
    Mit freundlichen Grüßen :winke:
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Hi,
    1. Einkaufsmanagerindex ist teilweise extrem schwankungsanfällig und kann durch Sonderfaktoren sehr verzerrt werden.


    2. Börsen-Goldpreis ist leider zu stark manipuliert. Aber ein sehr guter Krisenindikator ist die Preis-Entwicklung der Goldmünzen. Aus der Entwicklung der Spanne zwischen An-und Verkaufspreisen von Standardmünzen wie z.B. Krüger kann man mögliche Engpässe in der physischen Goldversorgung vermuten (insbesondere, wenn für die physische Lieferung von Münzen mehr bezahlt wird, als für papiergeldunterlegte Goldanlagen).
    3. Deckungsbeiträge der PK sind leider überhaupt nichts wert, da total manipulier bar. Vgl. z.B. 2002, da hat man einfach den Mindestzins gesenkt und prompt konnten ein paar PK gerettet werden. Im Krisenfall wird man Zwangsfusionen durchführen, die Buchhaltungsregeln ändern und sowieso die Leistungsverpflichtungen senken.
    4. Ein anderer guter Krisenindikator, der den Stress im System anzeigt, sind die Kosten für Liquidität unter Banken. Sogenannter Ted-Spread. Findet man auch kostenlos auf Finanzseiten.


    Schöne Grüsse, 11



  • Krisenindikatoren


    By the way...ich entwickle gerade ein Excel-basiertes Prognose-Modell, das die Krisenanfälligkeit von komplexen, dynamischen Systemen beschreiben soll.
    Ich stells Euch gerne zur freien Nutzung zur Verfügung, wenns fertig ist (nach meinen Ferien).


    Schöne Grüsse, 11

  • Hallo zusammen

    Sorry ........, ich bin zu blöd um das zu verstehen.

    Wichtig in meinen Augen ist, dass man sich vorbereitet und seine "sieben Sachen" beisammen hat.

    Weiss wie man sich in prekären Situationen durchschlagen kann! Das nötige Rüstzeug beisammen hat (Wissen und Fertigkeiten) um darauf reagieren zu können wenn was geschieht.

    Das Excel File läuft bei mir nicht ohne Strom ........!

    Zudem sind ja eh alle diese Indexe gefakt!

    Viele Grüsse, Ernst

  • Die Systembeschreibung zu dynamischen Systemen in Excell ist gut. Mich selbst würde das auch interessieren. Insbesondere die Formelverknüpfung und das ganze hintendrann mit F11 und so. Das ist übrigens so "Geschwätz" das man an Schulen für "Buchhalter" eingetrichtert bekommt. Ist ganz interessant das ganze.


    Ich bin gespannt wie das aussehen wird :Gut:

  • Krisenprognosemodell


    Hallo


    anbei ist ein Chart des Modells (rote Linie) am Beispiel der Inflation in UK seit dem Jahr 1264 (längste Zeitreihe, die ich finden konnte).
    Das Modell basiert auf der Idee instabiler dynamischer, komplexer Systeme. Anwendungen dazu finden sich in den Materialwissenschaften, Prognose von Erdbebenphänomenen etc.
    Man kann das wunderbar auch übertragen auf soziale Systeme, wo sich Massen gegenseitig beeinflussen und Entwicklungen auf einen instabilen Gleichgewichtspunkt hinlaufen.


    Grundsätzlich lässt sich jede (nicht-manipulierte) Zeitreihe auf Muster untersuchen, die Instabilitäten erwarten lassen.


    Bevor jemand danach fragt: Ja, ich habs schon auf Aktienkurse angewandt und ja, ich erwarte einen Crash und nein, es gibt keine Garantie dass es so kommen muss. Aber meine Untersuchungsergebnisse waren letztlich der Auslöser, dass ich hier im Forum gelandet bin.


    Hier ist eine knappe Zusammenfassung, wie das ganze funktioniert (Seite 7-8): https://www.bdvb.de/portalbuil…base/bdvb-aktuell_106.pdf


    Wer Interesse an dem Modell hat, soll mir per PN das mitteilen, damit ich nicht unnötig den Server des Forums mit meinen Dateien belaste.


    Schöne Grüsse, 11

  • Hab die Email mit den Dateien an alle Interessierten rausgeschickt.
    Falls Fragen auftauchen, ich bin ferienbedingt erst wieder Ende nächste Woche erreichbar.


    Schöne Grüsse, 11
    :)

  • @ 11 & Sandra:
    was definiert Ihr hier als "Krise", deren Eintreten Ihr prognostizieren wollt?



    Zitat von Elf;38660

    anbei ist ein Chart des Modells (rote Linie) am Beispiel der Inflation in UK seit dem Jahr 1264 (längste Zeitreihe, die ich finden konnte).
    ...


    Grundsätzlich lässt sich jede (nicht-manipulierte) Zeitreihe auf Muster untersuchen, die Instabilitäten erwarten lassen.


    hmmm ... war da nicht eine wesentliche "Manipulation" ...
    über Jahrhunderte waren die wesentlichen Währungseinheiten durch das Gewicht des enthaltenen Edelmetalls definiert
    (deshalb auch z.B. "Pfund" genannt - als ursprünglich dem Gewicht von 240 silberner Pence - bzw. ab dem 18./frühen 19. Jahrhundert dann eines "Sovereign" aus 7.98 g 916er Gold)


    Banknoten haben zunächst nur den Anspruch auf Auszahlung der entsprechenden Goldmünzen verbrieft


    mit/kurz nach dem ersten Weltkrieg wurde dieser "Goldstandard" dann aber auch bei den Briten aufgegeben
    (@ Sandra: die Bezeichnung "Goldpreis" ist somit bei einer längerfristigen Betrachtung wenig sinnvoll :face_with_rolling_eyes: )
    und seitdem kann Geld "bedarfsgerecht" - im Zweifelsfall wohl im Sinne der Staatsraison - gedruckt werden!


    wie soll da jetzt die Preisentwicklung des 13. bis frühen 20. Jahrhunderts mit den Inflationsschüben der letzten 90 Jahre vergleichbar sein????



    OT:

    Zitat von ID 2;38587

    Wichtig in meinen Augen ist, dass man sich vorbereitet und seine "sieben Sachen" beisammen hat.

    ...

    Das Excel File läuft bei mir nicht ohne Strom ........!


    das Excel-file soll Dir wohl vorher zeigen, ab wann Du mit dem Ausbleiben der Stromversorgung rechnen mußt :face_with_rolling_eyes:
    was eine gezielte Vorbereitung ja erleichtern würde
    (vor allem, wenn diese die Bevorratung von Sachen beinhaltet, die aufwendig zu lagern oder wenig haltbar sind!)
    was ich mich halt frage ist, ob die genannten ökonomischen Indikatoren eine für diesen Zweck brauchbare Prognose zulassen???