Preppen, vom Anfänger bis zur voll ausgerüsteten Retraite

  • Zitat von Waldschrat;68330

    Schon mal über das Thema Jagd nachgedacht? 100 kg Hirsch im Tausch gegen eine im nicht C-Fall bevorratete Gewehrpatrone für 50 ct haben einen gewissen Appetit anregenden Faktor.


    Hallo,


    klar habe ich darüber nachgedacht - und bin offensichtlich zu einem anderen Schluss gekommen als Du :)
    Ich glaube nicht, dass ich oder ein anderer meiner Familie, besonders viel Glück hätte, erfolgreich auf Jagd zu gehen. Das überlass ich lieber anderen, die das gelernt haben und können (ich hab gute Kontakte zu den lokalen Jagdpächtern). Genau das ist mein Standpunkt: ich lass die Finger von Sachen, die ich nicht beherrsche. Und den Jagdschein zu machen hielt meiner "Kosten-Nutzen-Analyse" nun mal nicht stand. Wie schon gesagt, ist mir das ständige bewachen-müssen einer Schusswaffe zu heikel - gerade mit Blick auf Crash-/Fluchtszenarien. Dann ist es mit dem fachmännisch zur Strecke bringen des 100kg-Hirsches ja auch nicht getan. Nimm mal an, es ist August, 34° im Schatten, es gibt seit Monaten kein Benzin mehr, der eingelagerte Vorrat aufgebraucht, der tote Hirsch liegt auf einer Waldlichtung 5-6km von Deinem Refugium entfernt, Du bist auf Dich allein gestellt, weil sich Dein Survivalpartner den Fuss verstaucht hat oder die Kinder hüten muss. Was nun? Mit Mühe und unter unsauberen Arbeitsbedingungen säbelst Du zwei Keulen ab, macht netto vielleicht 10-12kg Fleisch aus, den Rest musst Du leider zurück lassen. Schade drum. Zurück am Lager esst ihr dann gebratene Hirschkeule, bis es Euch den Magen umdreht - weil ihr grad auf der Flucht seid, habt ihr keine Möglichkeit, das Fleisch haltbar zu machen und einzulagern. Wenn man kein Fluchtszenario annimmt, sondern eine stabile Lage zuhause oder einem Refugium, dann könntest Du den Hirsch nach und nach in Teilen heimschleppen - stell ich mir aber insgesamt recht mühsam vor - dann doch lieber ein paar Karnickel oder Meerschweinchen zuhause vorhalten und einmal im Monat kommt eins davon in den Topf. Dazu brauch ich aber kein Gewehr.


    Im übrigen halte ich Jagd für das schwächste Argument für eine Schusswaffe. Eher zur Verteidigung gegen wilde Tiere oder Kriminelle, die mir ans Leder wollen. Aber auch da hat meine persönliche Abwägung für mich zu einem "nein" geführt. Andere mögen das anders sehen.


    Was Deine übrige Vorbereitung angeht bzw. Deine Notfallkisten, gehe ich mit Dir d'accord, das sieht bei uns nicht viel anders aus. Nur den Sinn eines Dosimeters mit Messbereich 5Sv musste mir erklären - wenn das Vollausschlag anzeigt, dann ist die Information maximal für meinen Totengräber noch von Bedeutung... :face_with_rolling_eyes:


    Wobei ich mittlerweile auch die nicht-essbaren Vorräte/Ausrüstungsgegenstände "rotiere" und versuche, auf aktuelle Erfahrungen/Entwicklungen zu reagieren und als unnötig erkanntes Material grosszügig wieder auszumustern. Z.B. Solarladegeräte mit weniger als 2W-Modulleistung, diversen China-Ramsch oder speziell angefertigtes Survival-Equipment (wie irgendwelche Superduper-Kombi-Messer, Pseudo-Weltempfänger mit eingebautem Solarzellen-Kurbeldynamo-Taschenlampengedöns). Lieber "normales" Standard-Equipment, dafür aber in solider Qualität. Statt zwei Billigst-Stromerzeugern lieber einen soliden Hatz-Diesel bzw. nen Honda-4-Takter und dazu genügend Reparaturmaterial.


    Meine Vorbereiterei halte ich dynamisch und unauffällig - also möglichst mit Alltagsgegenständen.


    Grüsse


    Tom

  • Ich poste ab und zu mal was von "drüben" und ja, die Amis haben eben wirklich eine für uns manchmal schwer nachvollziehbare Optik. Wer das erkennt ist im Vorteil und kann Anregungen für sich übernehmen und das andere verwerfen. Wer den Bericht gelesen hat stellt fest, dass nicht nur um Knarren und Dollars geht.


    Was das Jagen betrifft, so geb ich tomduly recht. In egal was für einem Szenario, bei welchem viele (Millionen) Menschen betroffen, und die Regale leer sind, ginge ich nicht in den Wald, da zuviele "Jäger" dem Rest der Wildtiere den Rest geben werden, in relativ kurzer Zeit. Von dem leben, was die Natur noch hergibt, da bist du schnell verhungert.


    Was die Waffen betrifft, so kann ich die Haltung von tomduly nachvollziehen. Persönlich muss ich sie aber ablehnen. Richtig ist, dass man im Notfall nicht darauf bauen darf, was man machen könnte, wenn man wollte. Wer nie einen Schuss abgefeuert hat und sich dann schwer bewaffnet ist eher eine Gefahr für die Umwelt. Dies erkannt, hat man jetzt die Gelegenheit, sich mit seinem Equipment vertraut zu machen, wie mit Garten anlegen, Wasserfilter reinigen, Knotenkunde, Einkochen etc..


    Kompetenz kann man durch Praxis erwerben. Gilt auch für den Umgang mit Waffen.
    Und WTSHTF ist das Ding sowieso auf Mann, egal ob schlafend oder pinkelnd.


    Chacun à son goût


    LG
    Doomer

    Don't be scared, be prepared!

  • Zitat von Cephalotus;68345

    Nun, solange es eine staatliche Ordnungsmacht gibt ist das erst einmal Wilderei. Sobald die zusammen gebrochen ist stellt sich die Frage, mit wievielen Hirschen und wievielen anderen Jägern man sich den Wald so teilen wird.


    Solange es die staatliche Ordnungsmacht gibt, gehe ich auch von halbwegs normalen Verhältnissen aus, die Wilderei als Notmaßnahme nicht erforderlich macht. Ist die national oder regional zusammengebrochen und überlebnswichtige Nahrungsmittel knapp, greift in D §34 StGB (rechtfertigender Notstand) und schlägt §292 StGB (Jagdwilderei). Also völlig legal.

    Zitat von Cephalotus;68345


    Im Gegensatz zu den Hirschen schießen die anderen Jäger übrigens zurück.


    Wenn die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist, ist auch der Besitzer eines gut ausgerüsteten Vorratskellers in der Gefahr, Blei von Jägern nach den Vorräten anderer Menschen anzuziehen. Er sollte sich überlegen, wie er mit diesem Szenario umgehen will.

    Zitat von Cephalotus;68345

    Wieviel Wild gibt es denn in Mitteleuropa im Vergleich zur sonstigen Fleischproduktion in der Landwirtschaft?


    Ökologisch gesehen mangels natürlicher Feinde viel zu viel. Verbissschäden in Aufforstungen und Schäden durch Schwarzwild in der Landwirtschaft sind enorm, die meist (Sonntags-)Jäger erfüllen die Abschussquoten oft nur zu 30-40%.


    Im Vergleich zur landwirtschaftlichen Produktion natürlich wenig, andererseits sind es aber auch nur wenige, die die Fähigkeit besitzen, sich diese Ressource zu erschließen. Selbst wenn ich einer Couch Potatoe ein Gewehr in die Hand drücke, wird er unverrichteter Dinge aus dem Wald zurückkommen, so er sich nicht selber erschossen hat.


    Zitat von Cephalotus;68345


    Also ich würde im Katastrophenfall zum nächsten Großbauern laufen und ihn fragen, ob ich ihm helfen kann, bevor die Tiere dort nach wenigen Tagen elendig verrecken.


    Wenn ich Großbauer und mit allem wohl versehen wäre, würde ich Dir einige Kilo Rindfleisch gern für einen Krügerrand oder Maple Leaf geben. Wäre ich weniger gut versorgt, würde ich allerdings nach krisengängiger Hardware fragen und Rindfleisch gegen Stromaggregat, Treibstoff, was auch immer handeln. Die Erzählungen meiner Großeltern (Flüchtlinge aus Schlesien) aus der zeit nach dem zweiten Weltkrieg waren für mich sehr instruktiv. Das ging beim Großbauern ein teures Schmuckstück gegen Lebensmittel für zwei bis drei Tage über die Theke.



    Zitat von Cephalotus;68345

    Das ist schon eine beeindruckende Ausrüstungsliste, die im Übrigen auch mal finanziert werden muss.



    Deine Liste wird im Laufe der Zeit gschätzte Kosten im Bereich von 100.000 Euro verursachen. Ob das jetzt noch billig ist und ob in vielen Notfällen nicht 100.000 Euro als sofort verfügbares Zahlungsmittel besser wären ist eine durchaus spannende Frage.


    Da liegst Du um eine Größenordnung daneben. Es gibt einige teure Ausrüstungsgegenstände, mein Cassens & Plath Sextant zum Beispiel, aber das meiste ist "dual use". Meine Frau und ich sind Segler, Navigationsgerät und Schiffsfunk ergibt sich nahtlos. Ich bin Funkamateur, noch mehr Grund für den Ankauf von Funkgeräten, meine Frau muss mich sogar bremsen ...


    Da wir häufig Campingurlaub machen, gelegentlich auch an den hunderte Kilometer breiten Sandstränden des Erg Oriental ;-), ist ein geländegängiger Dreieinhalbtonner ebenso hobbymäßig vorhanden wie eine gediegene Campingausrüstung und eine sehr gute Kühlbox, die auch bei 50 °C Außentemperatur ein kühles Weißbier liefert.


    Für Strahlenmesstechnik kann man unendlich viel Geld ausgeben, man kann sie aber auch billig haben. Mein semiprofessionelles Gammaspektrometer (profressionelle Anlagen kosten schnell einige 100 €) besteht aus einem Halbleiterdetektor der RAMII-Serie, einer selbst gebauten Interfacekarte und einem ohnehin vorhandenen Notebook. Der Gleichlauf mit einem professionellen Gerät war übrigens recht anständig. Dosimeter gab es vor Fukushima für rund 2€ das Stück bei eBay, Gelegenheitskäufe. Vieles andere kam relativ preisgünstig aus dem Armeesurplus.


    Eine anständige EH Ausrüstung und die Fähigkeit, damit umzugehen, sollte ohnehin jeder besitzen. Kosten sind überschaubar.

    Ich würde - das Auto mal rausgenommen - meine Ausrüstung auf 10.000 € taxieren, die ist aber über 10-15 Jahre entstanden und wird vielfach hobbymäßig genutzt. Ein Raucher verqualmt etwa 1.500 € im Jahr. Ich bin Nichtraucher.

    Zitat von Cephalotus;68345


    Das Ganze auch zu Transportieren steht und fällt dann aber mit dem Fahrzeug bzw der eigenen Fähigkeit, diese noch fahren zu können.


    Ich liebe meinen Truck. Ich schwimme ganz entspannt auf der rechten Spur der Autobahn mit den LKWs mit, höre Händels Concerti Grossi und amüsiere mich, wenn mich innerhalb einer Distanz von 500 km der selbe Porsche zum dritten mal überholt (Boxenstops kosten unglaublich Zeit) Mein Arzt hat mir erst vor kurzem einen beneidenswerten Blutdruck attestiert :winking_face:


    Viele Grüße


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Cephalotus;68345

    Nun, solange es eine staatliche Ordnungsmacht gibt ist das erst einmal Wilderei. Sobald die zusammen gebrochen ist stellt sich die Frage, mit wievielen Hirschen und wievielen anderen Jägern man sich den Wald so teilen wird.


    Solange es die staatliche Ordnungsmacht gibt, gehe ich auch von halbwegs normalen Verhältnissen aus, die Wilderei als Notmaßnahme nicht erforderlich macht. Ist die national oder regional zusammengebrochen und überlebnswichtige Nahrungsmittel knapp, greift in D §34 StGB (rechtfertigender Notstand) und schlägt §292 StGB (Jagdwilderei). Also völlig legal.

    Zitat von Cephalotus;68345


    Im Gegensatz zu den Hirschen schießen die anderen Jäger übrigens zurück.


    Wenn die staatliche Ordnung zusammengebrochen ist, ist auch der Besitzer eines gut ausgerüsteten Vorratskellers in der Gefahr, Blei von Jägern nach den Vorräten anderer Menschen anzuziehen. Er sollte sich überlegen, wie er mit diesem Szenario umgehen will.

    Zitat von Cephalotus;68345

    Wieviel Wild gibt es denn in Mitteleuropa im Vergleich zur sonstigen Fleischproduktion in der Landwirtschaft?


    Ökologisch gesehen mangels natürlicher Feinde viel zu viel. Verbissschäden in Aufforstungen und Schäden durch Schwarzwild in der Landwirtschaft sind enorm, die meist (Sonntags-)Jäger erfüllen die Abschussquoten oft nur zu 30-40%.


    Im Vergleich zur landwirtschaftlichen Produktion natürlich wenig, andererseits sind es aber auch nur wenige, die die Fähigkeit besitzen, sich diese Ressource zu erschließen. Selbst wenn ich einer Couch Potatoe ein Gewehr in die Hand drücke, wird er unverrichteter Dinge aus dem Wald zurückkommen, so er sich nicht selber erschossen hat.


    Zitat von Cephalotus;68345


    Also ich würde im Katastrophenfall zum nächsten Großbauern laufen und ihn fragen, ob ich ihm helfen kann, bevor die Tiere dort nach wenigen Tagen elendig verrecken.


    Wenn ich Großbauer und mit allem wohl versehen wäre, würde ich Dir einige Kilo Rindfleisch gern für einen Krügerrand oder Maple Leaf geben. Wäre ich weniger gut versorgt, würde ich allerdings nach krisengängiger Hardware fragen und Rindfleisch gegen Stromaggregat, Treibstoff, was auch immer handeln. Die Erzählungen meiner Großeltern (Flüchtlinge aus Schlesien) aus der zeit nach dem zweiten Weltkrieg waren für mich sehr instruktiv. Das ging beim Großbauern ein teures Schmuckstück gegen Lebensmittel für zwei bis drei Tage über die Theke.



    Zitat von Cephalotus;68345

    Das ist schon eine beeindruckende Ausrüstungsliste, die im Übrigen auch mal finanziert werden muss.



    Deine Liste wird im Laufe der Zeit gschätzte Kosten im Bereich von 100.000 Euro verursachen. Ob das jetzt noch billig ist und ob in vielen Notfällen nicht 100.000 Euro als sofort verfügbares Zahlungsmittel besser wären ist eine durchaus spannende Frage.


    Da liegst Du um eine Größenordnung daneben. Es gibt einige teure Ausrüstungsgegenstände, mein Cassens & Plath Sextant zum Beispiel, aber das meiste ist "dual use". Meine Frau und ich sind Segler, Navigationsgerät und Schiffsfunk ergibt sich nahtlos. Ich bin Funkamateur, noch mehr Grund für den Ankauf von Funkgeräten, meine Frau muss mich sogar bremsen ...


    Da wir häufig Campingurlaub machen, gelegentlich auch an den hunderte Kilometer breiten Sandstränden des Erg Oriental ;-), ist ein geländegängiger Dreieinhalbtonner ebenso hobbymäßig vorhanden wie eine gediegene Campingausrüstung und eine sehr gute Kühlbox, die auch bei 50 °C Außentemperatur ein kühles Weißbier liefert.


    Für Strahlenmesstechnik kann man unendlich viel Geld ausgeben, man kann sie aber auch billig haben. Mein semiprofessionelles Gammaspektrometer (profressionelle Anlagen kosten schnell einige 1000 €) besteht aus einem Halbleiterdetektor der RAMII-Serie, einer selbst gebauten Interfacekarte und einem ohnehin vorhandenen Notebook. Der Gleichlauf mit einem professionellen Gerät war übrigens recht anständig. Dosimeter gab es vor Fukushima für rund 2€ das Stück bei eBay, Gelegenheitskäufe. Vieles andere kam relativ preisgünstig aus dem Armeesurplus.


    Eine anständige EH Ausrüstung und die Fähigkeit, damit umzugehen, sollte ohnehin jeder besitzen. Kosten sind überschaubar.

    Ich würde - das Auto mal rausgenommen - meine Ausrüstung auf 10.000 € taxieren, die ist aber über 10-15 Jahre entstanden und wird vielfach hobbymäßig genutzt. Ein Raucher verqualmt etwa 1.500 € im Jahr. Ich bin Nichtraucher.

    Zitat von Cephalotus;68345


    Das Ganze auch zu Transportieren steht und fällt dann aber mit dem Fahrzeug bzw der eigenen Fähigkeit, diese noch fahren zu können.


    Ich liebe meinen Truck. Ich schwimme ganz entspannt auf der rechten Spur der Autobahn mit den LKWs mit, höre Händels Concerti Grossi und amüsiere mich, wenn mich innerhalb einer Distanz von 500 km der selbe Porsche zum dritten mal überholt (Boxenstops kosten unglaublich Zeit) Mein Arzt hat mir erst vor kurzem einen beneidenswerten Blutdruck attestiert :winking_face:



    Plan B: Meine Frau, ein wahrer Ausbund überlebenstauglicher Eigenschaften. In einem anderen Beitrag erwähnte ich mal, dass sie mich mal beim Segeln nach einem Unfall an Bord (Platzwunde) perfekt zusammengenäht hat, keine Narbe.



    Viele Grüße


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)