Buchempfehlung "Der Untergang der islamischen Welt"

  • Da mich dieses Thema Islam & Islamismus selbst massiv beschäftigt und sich Ängste dahingehend bzw. Aggressionen gegenüber Muslimen auch hier im Forum finden lassen habe ich mir das Buch von Hamed Abdel-Samad zu Gemüte geführt und kann es nur wärmstens empfehlen.
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    Folgender Klappentext ist zu finden:
    Der Islam: rückwärtsgewandt und unfähig zur Reform
    Aus der Misere der islamischen Staaten erwächst eine globale Gefahr. Eine innovationsfeindliche Kultur, eine rapide wachsende, dabei arme und unterdrückte Bevölkerung, zur Neige gehende Erdölvorkommen und klimatische Probleme ergeben ein explosives Gemisch.

    Der deutsch-ägyptische Politikwissenschaftler zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand und der Zukunft der islamischen Kultur und wagt eine scharfe, zwingende Prognose für deren Zukunft; Die islamischen Staaten werden zerfallen, der Islam wird als politische und gesellschaftliche Idee, er wird als Kultur untergehen.

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    Bei deutschen Autoren wie z.B. Mathias Horx habe ich immer das Gefühl dass etwas beschrieben wird das man nicht wirklich kennt. Abdel-Samad, ehemaliges Mitglied der Muslimbruderschaft ist Teil der Thematik. Ausserdem beweisst er den Mut das Buch auch ins Arabische zu übersetzen und in seinem Geburtsland Ägypten vorzustellen. Und das trotz einer Fatwa die im vergangenen Jahr gegen ihn ausgesprochen wurde.

    Meine Bewertung: *****

  • Interressante These, wobei mein persönlicher Eindruck komplett gegenteilig ist. Nämlich eine Ausbreitung und Radikalisierung des Islams und in ehemals säkulare Staaten gewinnt der Islam auch wieder vermehrt an Bedeutung.

  • Zitat von Clearfix;58404

    Interressante These, wobei mein persönlicher Eindruck komplett gegenteilig ist. Nämlich eine Ausbreitung und Radikalisierung des Islams und in ehemals säkulare Staaten gewinnt der Islam auch wieder vermehrt an Bedeutung.



    Hallo Clearfix,

    das ist das Interessante an diesem Buch. Deine Wahrnehmung, meine Wahrnehmung und auch die Wahrnehmung des Autors sind identisch. Allerdings sieht er das als letztmaliges Aufbäumen. Es lassen sich Parallelen in vielen untergehenden oder bereits untergegangenen Systemen finden. Er nennt hier beispielsweise das römische und das osmanische Reich, der Kommunismus oder der Übergang der katholischen Kirche zum Individualglauben...und dem damit verbundenen zurückgehenden Einfluss auf Politik und Gesellschaft im Laufe des 20igsten Jahrhunderts.

    Ich war Anfangs auch skeptisch...aber seine Aussagen sind durchaus nachvollziehbar und realistisch.

  • Mal sehen ob ich den Effekt dieser Entwicklung noch zu Lebzeiten mitbekomme. Wobei ich mir nicht vorstellen kann das gerade in Ländern mit solchen archaisch, verkrusteten Strukturen plötzlich der Wandel einsetzen soll.

  • Zitat von bemac;58417

    sieht er das als letztmaliges Aufbäumen.


    Mit der Appeasement-Politik, auf welche dieses Aufbäumen seit längerem trifft wird es ein langes Aufbäumen... :brech:


    Immer lustig, wenn unsere Medien davon berichten, wie Saudi-Arabien im eigenen Land angeblich gegen Extremisten vorgeht. :grosses Lachen: Naja, aus Sicht der herrschenden Wahabiten sind wohl jegliche Oppositionelle Extremisten, ob sie lediglich eine andere Handabhackauffassung vertreten oder eine säkulare Demokratie wollen.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Ich würde an dieser Stelle auch gerne noch ein Paar Bücher empfehlen:


    1. Der Westen in der Falle des Islam.


    Ein sehr gutes Buch, dass die Zustände der arabischen Welt bündig & verständlich erklärt.


    http://www.amazon.de/Westen-is…7544?tag=httpswwwaustr-21


    2. Jürgen Todenhöfer: Warum tötest Du, Zaid?


    Auf einer Irakreise setzt sich J.T. mit den irakischen Widerstandskämpfern - NICHT AL QAIDA & Co. - auseinander und versucht sie und ihre Motive zu verstehen.


    http://www.amazon.de/s/ref=nb_…zaid&tag=httpswwwaustr-21

  • Zitat

    2. Jürgen Todenhöfer: Warum tötest Du, Zaid?


    Super Buch hab ich auch gelesen.

  • Hallo zusammen,


    ich bin philosophisch gesehen Agnostiker und lebenspraktischer Atheist. Ich stehe also sicher nicht im Verdacht der Religionsnähe.


    Ich wehre mich allerdings gegen eine einseitige "Verteufelung" des Islams. Beruflich bin ich in einem ziemlich bunten internationalen Umfeld tätig, das neben anderen Agnostikern und Atheisten (unter Ingenieuren und Naturwissenschaftlern ziemlich verbreitet:devil:) auch Christen, Moslems und Hindus einschliesst. Eigentlich alle, die ich da beruflich und vielfach auch privat kennen lernen durfte, ziemlich tolerante Menschen.


    Ehe wir hier mit anklagendem Finger auf den Islam zeigen, sollten wir uns mal überlegen, was unter dem Dach einer in einer in CH - A -D praktisch unter dem Artenschutz einer Staatsreligion stehenden Kriche möglich ist. http://www.welt.de/welt_print/…en-Verfassungsfeinde.html


    Für die Schweizer und Österreicher: "Die Welt" ist eine ziemlich konservative und alles andere als kirchenkritische deutsche Tageszeitung.


    Ich halte es mit dem genialen und liebenswerten Spötter Voltaire, der für mich neben Bentham und Mill einer der Väter des europäischen Liberalismus ist - übrigens an einen Geistlichen gerichtet:


    "Monsieur l'abbé, je déteste ce que vous écrivez, mais je donnerai ma vie pour que vous puissiez continuer à écrire"



    Meint



    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)