Was können wir von den Unruhen in Ägypten lernen?

  • Momentan gibt es in Ägypten bürgerkriegsähnliche Zustände. Ähnliches gab es in den vergangenen Jahren auch schon in anderen Ländern.


    Mir geht es hier nicht um politische oder philosophische Diskussionen über das Woher und das Warum. Mir geht es hier um das Lernen. Was können wir von den Unruhen in Ägypten lernen?


    Spontan fallen mir nur ein:
    - Vorräte horten
    - unauffällig bleiben


    Was denkt ihr darüber? Was können wir daraus lernen?

  • Vorräte sind natürlich pflicht.Dort werden derzeit keine Läden mehr beliefert

    Wer über ein Refugium verfügt,sollte sich früh dorthin absetzen.Es wird berichtet,das sich dort Bürgerwehren gebildet haben um Plünderern vorzubeugen.Wenn da jetzt jemand mit einem Wagen voll Lebensmittel und anderem Kram durch die Straßen fährt könnte er schnell einen falschen Verdacht erwecken.Ich glaube nicht,das man da ohne "Verluste" so locker durchkommt.Wenn überhaupt...

    Für mich bedeutet das:Höhre ich von ersten Plünderungen oder sehe die Gefahr aufkommen bin ich schon weg.Sonst sitzt man fest!

    Ich meine damit hauptsächlich Großstädte.Kleinere oder Dörfer können auch ruhig bleiben,ohne das man viel von dem Trubel mitbekommt.Muss man selber abschätzen/beobachten.

    In D sehe ich die größte Gefahr in Regionen mit stark gemischten Ethnien.Besonders wenn diese großteils geographisch von einander getrennt leben in verschiedenen Stadtteilen.

    Versorgung durch die Regierung wird auch nicht mehr stattfinden wenn diese de fakto nicht mehr existiert.

    Ach ja:Man sollte in der Umgebung seines Refugiums wenigstens ein paar Leuten bekannt sein.Sonst hat man dort möglicherweise plötzlich auch "Plündererbonus"

    Und bei der Menge an verletzten Leuten die man da sieht werde ich meine Hausapotheke um einen oder zwei weitere Verbandskästen erweitern.Schmerzmittel sind wohl auch keine falsche Wahl...

    Man sollte bedenken,das die Feuerwehr wohl auch nicht kommt.

    Mein Fazit dieser Ereignisse ist: Möglichst schnell da weg bevors richtig los geht(nach dem Freitagsgebet werden über eine Mil. Demonstranten erwartet) oder sich da vorbereiten wo man schon ist.

  • Also ich würd die Badewanne voll laufen lassen und meine Falstkanister füllen, damit das Trinkwasser nicht ausgeht.
    Badewanne vorher vielleicht nochmal schrubben... :grosses Lachen:

    Wenns zu Haus (in der Stadt) nicht mehr auszuhalten wär, ab in die Prärie und 'Camping'.

    War während der französischen Revolution nicht auch kochender Teer.... naja, lassen wir das!!:peinlich::grosses Lachen:

  • Zitat von Bonobo;63754


    - unauffällig bleiben



    Ich wäre auf der Straße und würde gegen das Folterregime demonstrieren. Wenn alle "unauffällig" bleiben hat man diese Diktatur für den Rest seinen Lebens zu ertragen, bis sie einen dann halt mal abholen kommen...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hier ein sehr bewegender Bericht von einem deutschen Lehrer, der in Ägypten mit seiner Familie Erfahrungen mit Plünderungen und Bürgerwehr gemacht hat. Ich finde, wenn man sich das Gefühl der Hilflosigkeit klar macht und genau zuhört, weiss man, wie man sich vorbereiten kann, ja muss!



    Link auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=I_YeHFBDQLM



    Gruss Trigger


    [COLOR="red"]Hab den Beitrag hierher verschoben, denke hier passt er noch besser!
    Moderator
    Nachtfalke[/COLOR]

  • Verschwinden? Ja aber wohin denn. Wenn ale drei Straßen eine Straßensperre einer Bürgerwehr steht kommt wohl nienand so einfach mit einem Auto voller Sachen durch. Und dann drei Wochen später ist der Spuk vorbei und du kommst nach Hause und deine Hütte ist ausgeräumt/niedergebrannt und du fängst bei Null an.

    Jetzt Mal ein anderer Ansatz. Ich habe die Unruhen in Ägypten zum Anlass genommen, über den Aufbau einer Bürgerwehr in meinem Viertel Gedanken zu machen. Also:
    -Wie wird die Mobiliseirung gestalltet.
    -Wo können Sperren aufgebaut werden und wie wie müssen diese gestalltet sein.
    -Organisation, Ausrüstung und Versorgung der Posten.


    Alles recht unverbindlich, da so etwas nicht im Detail planbar ist und im Zweifelsfall sowieso zu improvisieren ist. Aber ich sehe bessere Chancen bei Unruhen zuhause zu bleiben, als mich auf eine unsichere Flucht aufzumachen. Das ist aber an anderer Stelle schon diskutiert und bleibt letzlich jedem seine Entscheidung.

    Bei uns ist die Gegend durch zwei bis drei Straßensperren abzuriegeln und es wären ca. 100 Haushalte eingefasst. Damit könnten kleinere Plündererbanden aufgehalten werden und selbst größere würden sich vielleicht abschrecken lassen. Wenn jedoch die Staatsmacht, oder eine durchorganisierte Gruppe anrückt oder das halbe Ghetto vor der Straßensperre steht, habe ich die Flucht immer noch als Option (hoffentlich).

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Zitat von Harmlos;63869

    Ich habe die Unruhen in Ägypten zum Anlass genommen, über den Aufbau einer Bürgerwehr in meinem Viertel Gedanken zu machen


    Interessanterweise gibt es so etwas in Laos in fast jedem Dorf. Honorige Dorfbewohner wie z.B mein Nachbar, unter der Leitung des Dorfvorsteher übernehmen die Aufgabe einer Hilfspolizei. Sie sind nicht uniformiert (seit kurzem aber mit einem kleinen Sheriffstern gekennzeichnet) aber bewaffnet (AK47, Beute-M16 oder SKS).


    Die Aufgaben dieser Miliz oder Hilfspolizei sind unter anderem regelmässige nächtliche Patrouillen im Dorf, bei grössen Festen oder auch bei Hochzeiten übernehmen Sie Ordnerdienste und wenn es einmal einen zu verhaften gilt wären auch diese Hilfspolizisten zur Stelle.


    Würde es jetzt aus irgend einem Grund zu einem pol. Machtvakuum ala Ägypten kommen, wäre auf diese Miliz warscheinlich mehr Verlass als auf reguläre Polizei oder das Millitär.

  • Zitat von Vansana;63874

    Würde es jetzt aus irgend einem Grund zu einem pol. Machtvakuum ala Ägypten kommen, wäre auf diese Miliz warscheinlich mehr Verlass als auf reguläre Polizei oder das Millitär.


    Hallo Vansana,

    das ist super und ich denke Du hast recht.
    Wenn die Miliz nicht korrupt ist, dann ist sie sicher eine wunderbare Sache, zumal es ja Nachbarn sind und man sich wirklich kennt.

    Ich denke, sowas geht hier in D nur noch in kleineren Dörfern?

    Beste Grüsse
    Zeltengehen

  • Ja und in solchen kleinen, noch intakten Dörfern
    oder Wohngebieten wird man eine Miliz auch kaum
    brauchen, denke ich


    Da wohnt man auf dem Lande hinsichtlich dieser
    Thematik schon auf einer deutlich heileren Welt


    Alles hat eben sein Vor- und Nachteile


    Grüße


    eugen j.keusen

  • Zitat von Cephalotus;63788

    Wenn alle "unauffällig" bleiben hat man diese Diktatur für den Rest seinen Lebens zu ertragen, bis sie einen dann halt mal abholen kommen...



    :Gut: Gute Erinnerung daran, dass es bei allem Survival auch Dinge gibt, wofür es sich lohnt, im äussersten Fall sein Leben zu riskieren. Und dankbar zu sein gegenüber all jenen, die im Kampf für unsere Freiheiten ihr Leben gelassen haben. Tönt ein bisschen pathetisch, aber meine ich so. Auch wenn die superangepassten vielleicht die höheren Überlebenschancen haben, solange sie ihren Herrschern gefallen. Ich finde es beeindruckend, wie all diese unfreien Gesellschaften immer wieder neue Leute des Widerstands hervorbringen, die dann in den Folterkellern oder irgendwo verscharrt verschwinden. Während bei uns politisch korrekte Leute nur schon vor der Rassismuskeule kuschen statt die Probleme zu benennen...


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Was sollte man tun ?


    Der lokalen Bürgerwehr beitreten. So wie die in Aegypten funktionieren, schützen sie Strassenzüge und Quartiere.
    Es handelt sich hier also nicht um marodierende Mobs.


    Meiner Meinung nach kann/soll/darf man sich nicht einfach zurückziehen und "den Job" anderen überlassen. So funktioniert keine Gesellschaft.

  • Was mir bei den Berichten auffiel war, dass Leute, die vorher ihre Nachbarn kaum kannten, viel mehr miteinander reden. Ich denke, kein Mensch will Anarchie und dass die Leute deshalb versuchen, ihr Umfeld besser kennenzulernen. Das schafft Vertrauen und ermöglicht Selbstorganisation in kleineren Einheiten, wenn das übergeordnete instabil wird. Anders wären auch die Bürgerwehren nicht möglich. Damit die akzeptiert sind und Sicherheit vermitteln können müssen sie a) bekannt sein und b) einen guten Ruf haben. Sonst könnte sie die Strasse oder das Quartier für Banditen halten und...


    Wenn Wasser/Essen knapp werden oder marodierende Banden, die sich nicht von Bürgerwehren abschrecken lassen, herumgeistern sieht es wahrscheinlich nochmals anders aus bezüglich Anarchiepotenzial.


    Und möglicherweise hängt auch einiges von der Mentalität ab. Ob man z.B. den Staat nur zum Ausnehmen sieht. Oder ob es nur darum geht, ob der eigene Clan den Nachbarsclan übertrumpft. Solange das eigene Leben nicht in Gefahr ist (und man mit sich selbst beschäftigt ist) sind wahrscheinlich in den westlichen Gesellschaften die meisten Menschen solidarisch und werden es tatkräftiger, wenn die Bezahlung von Steuern für die Solidarität nicht mehr reicht. Die zweitgrösste Naturkatastrophe der Schweiz am 2.9.1806 (Quizfrage: Was und wo war es?) löste jedenfalls nicht Anarchie aus, sondern eine Solidaritätswelle und die erste Spendensammlung.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo Linthler

    2.9.1806 ......., Bergsturz Goldau ..........!

    Übrigens sehr interessante Geschichte, wenn sie nicht so tragisch währe!

    Habe ich jetzt einen Preis gewonnen ........, gibt es doch immer bei einem Quiz :face_with_rolling_eyes:

    Viele Grüsse, Ernst

  • Hallo Ernst


    100 Punkte für Dich! :Gut:


    Du bist Deines Avatars würdig und darfst ihn weiter verwenden. :face_with_rolling_eyes::grosses Lachen:


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Harmlos;63869

    Verschwinden? Ja aber wohin denn...


    Bin ganz der Meinung von Harmlos und möchte Euch ein Buch mit dem Titel "Partisanen contra Generale" von "Wilfred G. Burchett" empfehlen!
    Der Mann hat 1964 einige Monate bei den Vietcong in Südvietnam gelebt und diesen Tatsachenbericht dazu verfasst.
    Sicher nicht 1 zu 1 auf Europa übertragbar, aber wie ich finde sehr lehrreich!


    Gruß

  • ob mitdemonstrieren (nicht gerade da, wo Randale in der Luft liegt) oder unauffällig in der inneren Emigration verharren ...
    ob in der Stadt bleiben und auf sein Hab und Gut aufpassen oder sich in ein ländliches Refugium flüchten des reinen Überlebens willen ...


    kann man wohl nicht so pauschal sagen:
    kommt auf den Einzelfall an, wie groß man die einzelnen Risiken einschätzt!



    der interessante Punkt bei den derzeitigen Unruhen nicht nur in Ägypten ist m.E. die hohe "Ansteckungsrate" und die schnelle Ausbreitung:
    Tunesien --> Ägypten --> Jemen/Jordanien/usw.!!!


    bisher sind wir es doch gewohnt, dass solche "Bewegungen" eher nationale Phänomene sind?!
    (siehe z.B. die Proteste in Griechenland letztes Jahr)
    so wie das da abläuft, sollten wir vielleicht mehr darauf achten, was in Nachbarländern mit vergleichbarer Problemlage abläuft
    (Problemlage im aktuellen Fall:
    Unzufriedenheit mit jahrzehntelang etablierten autoritären Herrschaftssystemen:
    ist hier bei uns also nicht gegeben, d.h. in diesem Fall keine "Ansteckungsgefahr")

  • logicalman: Eine Ansteckung an sich sehe ich auch nicht.

    Natürlich kann und sollte jeder einzelne sich die Frage stellen, wann er für was auf die Straße gehen würde.

    Dazu steht die Frage für mich im Raum unter welchen Umständen die deutsche Bevölkerung derart intensiv die Revoulution ausrufen würde. Ganz abwegig sehe ich dass nicht, denn wenn der Sozialstaat endgültig abgeschafft und die Arm/Reich-Schere noch weiter geöffnet wird und zudem die Wirtschaft zusammenbricht könnte es zu Massenprotesten kommen.

    Was nun, wenn es zu einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung kommt und sich Banden bilden, welche u.U. sogar mit staatlicher Rückendeckung, plündernd losziehen? (In Ägypten wurden Sträflinge freigelassen, um die Unruhe anzuheizen)
    -Wenn ich dann flüchte muss ich aufpassen, dass ich von diesen Banden nicht auf freiem Feld erwischt werde!
    -Gehe ich demonstrieren, kann es sein, dass mein Wohnviertel in meiner Abwesenheit heimgesucht wird.
    -Bleibe ich zuhause und verhalte mich unauffällig, habe ich immer noch keine Garantie, dass ich nicht gefunden werde.

    Daher ist meine Überlegung, sich mit Nachbarn zusammenzuschließen und gemeinsam, die Gegend zu sichern. Dann können je nach Lage immer noch einige ausgesandt werden, um zu demonstrieren, oder Nahrungsmittel zu besorgen.

    Aber es wird mit Sicherheit nicht einfach, die Wohlstandsverwöhnten Leute hier von der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme zu überzeugen. Auch fehlt mir der militärische Hintergrund, weshalb ich in meinen privaten Überlegungen auch so klein wie möglich geblieben bin. Möge ich niemals herausfinden müssen, ob es funktioniert!

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ich frage mich wie solche ein Szenario wie in Ägypten im Vergleich dazu in den USA ablaufen würde. Also Machtvakuum, keine Polizei, kein Millitär, keine Nationalgarde. (ja zugegeben ein eher unwahrscheinliches Bild)


    Da ja die meisten alle Amerikaner sehr gut bewaffnet sind wird das ganze sicherich anders als bei den Ägyptern ablaufen, die wie ich aus den Pressebildern maximal ein Luftgewehr und normalerweise nur Knüppel haben.

  • Zitat von Harmlos;63999

    ...

    Dazu steht die Frage für mich im Raum unter welchen Umständen die deutsche Bevölkerung derart intensiv die Revoulution ausrufen würde.


    ist die Frage nicht eher, welche Szenarien für uns relevant sind?
    (eine richtige "Revolution" ja wohl nicht!)


    also ob z.B. das nächste Mal, wenn in den französischen Banlieues Autos brennen, dies zeitnah (also binnen weniger Tage) in einzelnen Vierteln deutscher Großstädte Nachahmer finden könnte?


    oder wie sich eine mögliche national-populistische Anti-Euro Bewegung ausbreiten könnte ...