Peter-24 Überwintert / 150 Tage ohne Einkauf - Beginn 01.11.2021 [P-24]

  • Aus der Serie: Überwintern mit Eigenversorgung, 14. Post dazu. Datum 01.11.2021



    Zitat von peter-24

    Guten Morgen zusammen!

    Es ist mal wieder Zeit für einen p0st:

    Heute beginnt der spannende Teil meines "150-Selbstversorger" Winterversuches.

    In meinen Uploads gibt es ja bereits den einen oder anderen OC oder p0st mit ein paar weiteren Details aus den letzten Wochen der Vorbereitung - und ansonsten stehe ich gerne für Fragen zur Verfügung!

    Viel Spass beim Lesen!



    Heute möchte ich euch mal wieder ein Projekt vorstellen,

    an dem ich die letzten Wochen gearbeitet habe:



    Für Detailinteressierte:

    Zu diversen Punkten die im folgenden angesprochen werden gibt es auch bereits OC's pOst's in meiner Historie.

    Siehe: Inhaltsliste der [P-24] Vorbereitungsthreads






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    Was bedeutet das?


    Der Winter steht vor der Türe und ich möchte den Versuch wagen vom 01. November bis 31. März (also 5 volle Monate oder genau 150 Tage) nur von dem zu leben was ich selber gesammelt, gejagt, geangelt oder angebaut habe. Das bedeutet: Lebensmitteleinkäufe sind tabu, auch für Getränke.


    Wie kommst du auf so eine dämliche Idee?


    Aus einer Laune heraus. Aus Interesse beschäftige ich mich sowieso viel mit dem Thema "Selbstversorger" und Ende August dachte ich mir: "Hey, warum nicht einfach mal machen, statt immer nur zu theorisieren?"


    Ah, ok. Und wie stellst du dir das vor?


    Aus dem Kopf heraus habe ich mir ein einfaches Regelwerk überlegt:

    1. Lebensmitteleinkäufe sind tabu, ab Stichtag 01. November (mit einer Ausnahme, dazu später mehr)

    2. anderweitige Nahrungsreserven im Haushalt sind ebenfalls tabu (das meiste habe ich in den letzten Wochen gezielt verbraucht)

    3. Haushaltsübliche Gewürze 0.ä. wie Salz, Pfeffer oder Bratöl etc. sind in geringen und üblichen Mengen erlaubt

    4. Jagen, Fischen und Sammeln von Lebensmitteln bleibt über die Dauer des Versuches erlaubt

    5. Da sich Familienfeste (Weihnachten) nicht vermeiden lassen ist es erlaubt beim Gastgeber zu essen

    6. Zucker, Essig und haushaltsübliche Gewürze zum Einmachen von Lebensmitteln sind erlaubt.



    Was sagt denn dein Umfeld dazu?


    Im Familien und Bekanntenkreis wissen einige Leute davon.

    Die Reaktionen reichen von "Sehr cool, bitte berichte ausführlich"


    bis zu


    "Du warst schon immer irgendwie anders!" (Danke, Omal11lll1l).

    Die meisten akzeptieren das Ganze aber und finden es eher interessant. Ich stelle dabei übrigens fest das im allgemeinen die Menschen die sich sowieso mit Jagd oder Fischerei beschäftigen dem ganzen auch deutlich positiver gegenüberstehen.



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    Du verreckst doch sowieso nächste Woche an Skorbut, lass den Mist!


    Das ist tatsächlich ein gravierender Punkt. Bei diesem Versuch ist es wichtig nicht nur pauschal jeden Tag seine Kalorien zusammen zu bekommen, sondern auch halbwegs auf Nährstoffe zu achten sowie für regelmäßige Vitamine zu sorgen.

    Aus diesem Grund habe ich darauf geachtet eine breite Auswahl verschiedener Nahrungsmittel zu sammeln und besonders die Vitaminhaltigen Nahrungsmittel wie etwa Beeren, Gerstengras oder Minze nur einzufrieren, um die Inhaltsstoffe zu erhalten.

    Auch werde ich über den Winter weiterhin daraufhin achten frisches Grünzeug zu sammeln, beispielsweise Ebereschenbeere, Hagebutte, wilde Möhren oder Brennnesseltriebe.


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    Wie machst du das mit den Getränken?


    Also, Getränke kaufen ist ebenfalls tabu. Ich erlaube mir nur Wasser aus der Leitung sowie Getränke aus eigener Produktion. Glücklicherweise braue ich sehr gerne selber und habe daher einen gesunden Vorrat an Apfelwein, Met und Bier aus eigener Produktion.


    Einzig ein Kauf-Getränk lasse ich zu:

    Milch!

    Und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich mir keine Kuh halten kann und nicht in den nächsten Monaten durch monatelangen Milchverzicht eine

    Laktoseintoleranz riskieren möchte. Aus diesem Grund ist 1 Glas Milch (200 ml) pro Tag erlaubt.



    Hast du mal grob überschlagen, was du so benötigst?


    ja und nein


    Wir reden hier von exakt 150 Tagen, pro Tag -2.000 Kcal. Die meisten wilden Nahrungsmittel lassen sich aber auch leider sehr schlecht kalorisch exakt

    bestimmen. Also habe ich ein wenig pauschalisieren müssen. Über den Daumen gepeilt versuche ich ein Nahrungsvolumen von mindestens zwei, besser drei

    Mahlzeiten pro Tag zu erreichen, pro Tag sollte dann mindestens 1 kg Nahrungs aufgenommen werden.

    Umgerechnet auf meine 2 Monate Vorbereitungszeit bedeutet das aber auch: jeden Tag mehrere Kg Nahrung beschaffen und einlagern.

    Zusätzlich kalkuliere ich meinen Körper mit ein. Aktuell bringe ich es auf ziemlich exakt 100 kg Gewicht bei 1,80 m Standhöhe. Wenn ich also 10-15 kg verliere ist

    das vollkommen in Ordnung. Nach einiger Recherche im Netz konnte ich lesen, dass der Körper pro Tag ungefähr 300 - 400 g Körpermasse zu

    Kalorienbedarfsdeckung verbrennt, wenn man kein weitere Nahrung zuführt. Ist natürlich abhängig von persönlichem Stoffwechsel, Statur etc.

    Unterm Strich bedeutet das aber auch, das meine überschüssigen 10-15 kg Körpermasse das Energieäquivalent von rund 42 Tagen darstellen! Das ist wohl

    dieser berühmte "Winterspeck"!



    Alles klar, aber wie genau bist du denn jetzt vorgegangen?



    Aaaaaaaaaalsooo0 ....



    Das Fleisch:


    Für den Anfag ist es hilfreich, das ich Jäger und Angler bin.

    Auf diesem Weg konnte ich einiges an Fisch und Wildfleisch ranschaffen. Leider läuft die diesjährige Angelsaison jedoch sehr schleppend und wildtechnisch habe ich aktuell nur Kaninchen frei - nur durch Glück kam kürzlich noch ein Hirsch vor die Büchse.

    Das meiste Fleisch ist entweder eingefroren oder in Eintöpfen gelandet, die Fische wurden zum Großteil eingelegt.

    Vom Hirsch habe ich noch beide Hinterkeulen, diese möchte ich in den nächsten Wochen zu Rauchschinken verarbeiten.

    Außerdem steht noch eine Reviertreibjagd aus und beim lokalen Angelverein habe ich um Erlaubnis gebeten Krebsfang betreiben zu dürfen. Und während ich diesen prOpOst erstelle steht das Hirschfeist auf dem Herd, um das Fett auszulassen - als natürliches Bratfett für die nächsten Wochen.

    Ich hoffe also auf noch ein wenig mehr Fleisch in nächster Zeit.


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    Das Gemüse:


    Hier habe ich mir eine Mogelei erlaubt: Es ergab sich, dass ich einem befreundeten Landwirt ausgeholfen habe. Als es an die Bezahlung ging bat ich ihn dann aber statt Geld um die Erlaubis ein wenig von seinem Feldmais ernten zu dürfen. So kam der Mais als Kohlenhydratquelle zustande.


    Natürlich habe ich aber auch Gemüse angebaut. Vom eigenen Balkon kamen diese Saison damit Kartoffeln, Paprika, Aubergine und Rote Beete.


    Und zu guter letzt gesammelt.

    Beim Spaziergang fand ich einen kleinen, wilden Kürbis und einige Tage später noch eine riesige wilde Zucchini im Wald. Diese

    wurden mit einem Teil des Balkongemüses zu Relish eingemacht und die Kerne zu Suppe zerkocht.

    Für den Winter habe ich derweil einige Stellen ausgekundschaftet an denen wilde Möhren und Zwiebeln wachsen - sobald es kälter wird werde ich diese noch ernten.

    Ebenfalls aus eigenem Anbau ist das Gerstengras (Reste von angekeimter Gerste aus meinen Bierbrauprojekt). Außerdem habe ich noch Feldsalat für den

    Winter angepflanzt, um frisch ernten zu können.


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    Obst:


    Für den Anfang habe ich hier mit der App "Mundraub" gearbeitet. Diese zeigt einem Standorte von Öffentlichen Obstbäumen an. So war ich in der Lage einiges an Obst zu ernten.


    Mirabellen, Zwetschgen, Apfel und Birne. Bei diesen Sammelausflügen habe ich dann je nach gelegenheit auch Holunder, Brombeere, Hagebutte, Haselnuss gesammelt.


    Ebenfalls gesammelt habe ich rund 5 kg Esskastanien. Diese haben jedoch Schimmel angesetzt und ich musste kürzlich die gesamte Ladung entsorgen. Sehr

    ärgerlich! Das waren eine Menge weggeworfene Kalorien.


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    Pilze:


    In den letzten Jahren habe ich immer mehr Spass am Pilze-Sammeln entwickelt und so auch dieses Jahr wieder die Augen offen gehalten, wann immer ich draußen unterwegs war. Ich bin sicherlich kein Profi in dem Fach, daher habe ich mich auf Maronenröhrlinge, Schopftintlinge und Parasol beschränkt. Maronenröhrlinge wachsen bisher leider bei uns nur spärlich, die wenigen gefundenen habe ich eingelegt. Parasole und Schopftintlinge wurden gedörrt, die Stengel zu Pulver zermahlen als Gewürz.


    Natürlich sind Pilze kein Wunderwerk an Nährstoffen, aber sie bringen Volumen ins Essen und meistens auch ein tolles Aroma. Das tut der Seele gut und ist sicher nicht zu verachten.


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    Sonstiges:


    Für Tee und Kochen habe ich zusätzlich noch verschiedene Wegkräuter oder Sämereien gesammelt und zum Trocknen aufgehängt, bzw teilweise ebenfalls eingefroren.


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    Alles klar. Und wie sieht nun dein Wintervorrat aktuell aus?


    Isch hab da ma watt vorbereided ...

    (Vielleicht findet sich ja jemand der nun ausrechnet ob ich damit überleben kann)


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    Hast du denn ein bisheriges Fazit?



    Grundsätzlich muss ich sagen, dass deutlich mehr Nahrung zusammen gekommen ist, als ich es anfangs befürchtet habe. Keine Frage, dazu gehören eine ganze

    Menge Glücksfälle. Weder der Kürbis oder die Riesen-Zucchini, noch der Hirsch waren geplant - und alle drei bringen verdammt viel Essen für den Winter.

    Umgekehrt kam aufgrund der miesen Angelsaison deutlich weniger Fisch rein, als ich es enwrtet habe.


    Auch muss ich Anmerken, dass das Ganze auch eine gehörige Menge an Zeit und Arbeit frist. Ich habe teils tagelang in der Küche gestanden, um Essen

    einzukochen -alleine das Schälen und Einkochen der Birnen hat fast drei volle Tage gedauert. Mit einem umgangssprachlichen Nine-to-Five-Job wäre das sicher

    herausfordernder geworden.


    Ebenfalls zu bedenken ist eine gewisse Grundinvestition:

    Ich habe Material zum Einmachen benötigt (Gläserzange, Siebe, Trichter ...) und natürlich auch sehr viele Einmachgläser - zu dem Zweck habe ich eine ganze Ladung bei flaschenbauer.de bestellt und vier Möbelkartons voll Glas geliefert bekommen. Auch die Stromrechnung für diverse Küchengeräte wie Dörrautomat, Herd und Ofen dürfte demnächst "lustig" werden.


    Nichts desto Trotz:

    Es hat tierischen Spass gemacht! Ich war die letzten zwei Monate fast jeden Tag draussen unterwegs, bin stundenlang durch die Wälder spaziert auf der Suche

    nach Nahrung. Habe im Feld gelegen und gejagt oder am Wasser gestanden und geangelt. Und vor allem: sehr, sehr viel gelernt!


    Und ich habe keine Ahnung wie das ganze ausgehen wird, auch wenn ich optimistisch bin.


    Würdest du es wieder machen?

    Ja, ich denke schon!


  • Zitat von peter-24


    frage:

    Baut der Landwirt Zuckermais an? Ich dachte bisher, normaler Futtermais sei nicht so geeignet für Menschenzwecke.


    peter-24:

    Tatsächlich ist Futtermais durchaus genießbar. In der Reifefolge erreicht er zunächst die Milchreife und hat einen recht hohen Zuckergehalt. Danach fängt er an zu trocknen und der Zucker wird zu Stärke umgewandelt. Wenn man also rechtzeitig erntet ist der Futtermais erstaunlich süß und genießbar. Nicht so perfekt wie normaler Zuckermais - aber hey, man kannn ja nicht immer nur Kaviar essen











    2 Mal editiert, zuletzt von rand00m ()

  • Was sind denn wilde Zucchini und Kürbisse? Ich habe noch nie davon gehört, dass sowas im Wald wächst.


    Ansonsten: Spannendes Experiment!

  • Was sind denn wilde Zucchini und Kürbisse? Ich habe noch nie davon gehört, dass sowas im Wald wächst.

    Tuts auch normalerweise nicht.

    Aber mit Kompost und Mist der in der Wiese entsorgt wird, kommen so auch Samen raus.


    Wenn wir Kürbis Samen am Kompost entsorgen, haben wir im Jahre drauf, Kürbis am Kompost wachsen.

    Wird der Mist vom Bauern gemeinsam mit dem Stallmist ausgebracht, werden so auch die Samen verstreut.


    Also das wär eine Theorie wie die Samen dahin kamen.