Fensterkitt entfernen

  • Ich hatte mir ja weil ich eine Querbeleuchtung mit natürlichem Tageslicht brauche zum nachträglichen Einbau alte Industriefenster besorgt.


    Zustand war ok, 3 von 4 Fenstern waren sofort zur "Restaurierung" zu gebrauchen, bei einem Fenster muss ich noch 10cm vom Rahmen mit einem L-Profil ergänzen (Einschweißen), wo jemand mal ein Stück rausgetrennt hat für einen Kaminrohrdurchlass.


    Fenster 1.jpg


    Bei den Industriefenstern sind ja die Gläser mit Fensterkitt in den kleinen Rahmen befestigt. Bedeutet: man legt in den Rand erst einmal eine dünne Wurst Fensterkitt wo dann das Gals Draufgepresst wird bis der Fensterkitt leicht an den Rändern überquillt, dann wird die andere Seite mit einer dickeren Wurst Fensterkitt versehen die dann an den höher rausstehenden Stegen abgestrichen wird.


    Fensterkitt ist super, so lange man ihn nicht entfernen muss. Das Zeug hat auch noch nach 100 Jahren eine Klebkraft wie Schifferscheiße die einen zur Verzweiflung bringen kann. Außerdem muß man bei der Entfernung vorsichtig vorgehen, als erstes die Scheiben zu Zertrümmern und dann den Kit entfernen ist eine blöde Idee, sonst kann man sich auch gleich ins Wohnzimmer setzen und sich in suizidaler Absicht mit Messern ritzen.


    Glasereien haben meist für die Entfernung eine spezielle Fensterkitt-Fräse, der geneigte Heimwerker führt diese in den seltensten Fällen in seinem Werkzeugbestand.


    Im Internett wird häufig davon gesprochen den Kitt mit einer Heißluftpistole zu erwärmen, dann werden auch angewärmte Bereiche wieder flexibler und man kann sie Abkratzen. Manche empfehlen das zusätzliche Bestreichen mit Öl. Ich dachte ich probiere die Methode mal, ob der Lackschichten und der Ausdünstungen aus dem Kitt beim Erwärmen musste ich aber schnell (trotz Maske) feststellen das der undefinierbare Chemiecocktail binnen 2-3 Minuten dazu führt, dass man das wohlige Kopfschmerzgefühl entwickelt als wenn einem die hintere Schädeldecke ohne Betäubung mit einem Bohrhammer entfernt wird. Die Frage war also wie vorgehen, zum Glück sind das ja Metallfenster und man kann grobere Methoden verwenden.


    Was sich bewährt hat sind gezopfte Scheibenbürsten für den Akku-Schrauber. Dieser Fräsen recht schnell den Kitt aus dem Rahmen, ist aber ob der damit verbundenen Staubentwicklung eine ziemliche Sauerei. Das Fenster von der Seite mit den "dicken Kitt-Würsten" zu befreien hat dann ca. 2 Stunden gebraucht. Die Ecken kriegt man gut mit einem Gob-Fräser auf dem Dremel sauber, auf langsame Drehzahl achten sonst verbrennt der Kitt durch die Reibungshitze des schnell rotierenden Fräsers.


    hat man dann die eine Seite frei muss man die Glasscheibe noch von der anderen Seite lösen wo die "dünne Andruck-Wurst" mal eingebracht wurde. Hier empfiehlt sich dann die Nutzung eines normalen Föns. Der macht recht schnell den Kitt weich und man kann die Scheibe aus dem Fensterchen rausdrücken. es empfiehlt sich die Erwärmung von der Scheibenseite durch zu führen, die Wärme verteilt sich gleichmäßiger und wird auch in der Glasscheibe gespeichert was dann das Ablösen erleichtert.


    Sind dann alle Scheiben entfernt kann man wiederum zur gezopften Topfbürste auf dem Akkuschrauber wechseln und auch dem Dremel und dem Fräser um die restlichen Kitt- und Lackrückstände zu entfernen. Sandstrahlen sollte man die Teile nicht so lange Kitt in größeren Mengen vorhanden ist, der wird sowohl beim Abbürsten als auch beim Sandstrahlen wieder weich und kann dann die Sandstrahl-Kabine versauen. Handarbeit ist hier wirklich angesagt.


    Nach dem Bürsten erfolgte dann eine Behandlung mit Fertan, damit auch Rostnester in Falzen versiegelt werden. Danach das Fenster Abwaschen (gründlich) um Fetranrückstände zu entfernen. Trocknen lassen und dann Lackieren:


    Fenster 2.jpg


    Nun können die alten und/oder neue Scheiben rein. Das mache ich aber erst wenn das Fenster eingebaut ist. Beim Neuverglasen nehme ich dann aber sowohl weniger Kitt als zur zeit um 1890 (aus der die Fenster stammen) und ich nehme schwarzen Kit zur farblichen Angleichung, erspart dann das nochmalige Lackieren der Kittstellen. Weniger ist auch ok, weil das Fenster im Innenraum installiert wird und somit Regendichtigkeit sekundär ist und nur entscheidend ist das die Glasscheiben nicht rausfallen.


    Bei Holzfenstern würde ich mir die Arbeit nie machen, wäre mir zu fummelig mit der Gefahr das Holz zu verletzen. Da würde ich die Fensterflügel zum Glaser bringen der die dann Rausfräsen soll.


    Da das Zimmer dann einen gewissen "Industriecharme" haben wird (ich baue nach und nach mehrere Fenster davon ein, wird dann so ein Mini-Loftzimmer von 20m² sein) muss auch die passende Tür rein. Außerdem brauche ich immer was zum Basteln. Also hab ich mich entschlossen noch eine Stahltür zu besorgen. In Würzburg fündig geworden, die karrt mir die Tage ein Kumpel vorbei, der hat eine Spedition und einer seiner LKW nimmt das Ding für mich mit, die sind häufiger in der Ecke. Dürfte dann stil-echt sein, wenn die auch aufgearbeitet ist, sogar mit dem Rahmen. Ist eine alte Elektroraum-Tür (aus dem Haus des jetzigen Besitzers, die Tür hatte sein Großvater einbauen lassen):


    Tür 1.jpg


    Schöne Gründerzeit-Applikationen und vor allen Dingen Nietenbänder, auf die steh ich voll. Wird wie die Fenster schwarz-seidenmatt-glänzend. Muß mir dann aber auch noch einen Schlüssel für das Kastenschloss machen....das wird eine schöne Arbeit die Spass macht.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd