Frage: Personenzählung in Gebäuden

  • Wir lösen das analog mit Brandschurzhelfern in jedem Gebäude auf jeder Etage.

    Ähnlich primitiv, aber hinreichend effektiv, wird es bei uns im Betrieb gehandhabt. Wir haben an dem Standort, an dem ich tätig bin, eine quasi-hermetische Abriegelung. Sprich: Alle Türen sind im Normalbetrieb geschlossen und können nur mit entsprechenden Chipkarten geöffnet werden. Das bedeutet, niemand kommt ohne so einen Chip rein. Alle ohne Chip müssen am Haupteingang klingeln, wenn sie reinwollen.


    An den relevanten Ein- und Ausgängen haben wir zudem Chiplesegeräte, die das Kommen und Gehen eines Mitarbeiters lesen. Das ist bei den Mitarbeitern so in Fleisch übergegangen, dass beinahe schon physische Beklemmungen auslöst, wenn man sich nicht ein- oder ausstempeln kann, weil man sein Chip-Dingens vergessen hat. :grinning_squinting_face:


    Wie bei tomduly haben wir in jeder Abteilung eine ausreichende Anzahl an Brandschutzhelfern. Und ergänzend dazu noch Räumungsbeauftragte, deren einzige Aufgabe darin besteht, sich davon zu vergewissern, dass in den Räumen ihrer Zuständigkeit sich keine Personen mehr aufhalten. Beziehungsweise renitente Mitarbeiter aus ihren Büros zu scheuchen, weil sie den Evakuierungsalarm nur für eine Übung halten und lieber an ihrem Thema weiterarbeiten. Okay, kann man machen, ist dann aber eine dumme Idee. Es hat schon seinen Grund, dass meine "Lärmi-Kollegen" vor einem angekündigten Übungsalarm an die Kollegen unserer Abteilung Geschörschutzstopfen verteilen. :thinking_face: Und ja, beim letztjährigen Übungsalarm habe ich gehört WIE laut dieser Alarm ist. Da MÖCHTE man nicht freiwillig im Büro weiterarbeiten. Theoretisch.


    Baerti Je komplexer und technisch aufwändiger du deine Personenzählung gestaltest, desto höher ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für ein Versagen oder einen Systemausfall. Menschen sind Individuen und viele Menschen auf einen Haufen sind eine chaotisch-planvoll agierende Masse. Sprich: jeder handelt für sich allein genommen. In einer großen Gruppe kristallisiert sich aber dennoch wieder ein gewisses geschlossenes Schwarmverhalten raus. Forscher, die sich mit Panik, Massenpanik und dergleichen beschäftigen können hiervon ein Lied singen.


    Aus systemischer Sicht betrachtet: Welche Unschärfe kannst du dir mit deinem System, welcher Art auch immer es nun sein wird, erlauben? Du wirst niemals zu 100% akkurat erfassen können, wie viele Leute sich in einem definiertem Sektor aufhalten, der beliebig klein gewählt ist. Was du mit relativ guter Zuverlässigkeit hinbekommen wirst bei euch ist es, zu erfassen, wie viele Personen sich auf dem Betriebsgelände befinden. Dieses Raster dürfte dir aber zu ungenau sein. Das nächstkleinere Raster wäre es, zu erfassen, wie viele Personen sich aktuell in einem Gebäude befinden. Aber auch hier wirst du keine 100% Genauigkeit erreichen können. Selbst dann, wenn du das Gebäude nur dadurch betreten kannst, indem du die Eingangstür mit einer Chipkarte öffnest, erreichst du keine Genauigkeit von 100%, weil einer die Tür öffnet und zwei, drei Kollegen gleich mit reinhuschen. Oder der Handwerker, der mit einem Gästeausweis die Tür nicht öffnen kann und von einem Begleiter die Tür geöffnet bekommen muss, wenn die Chipkarte nicht entsprechend kodiert ist.

    Die kleinste sinnvolle Gliederung wäre meiner Meinung nach die der Abteilung, Es gibt bestimmt nichts nervigeres, als wenn man innerhalb der Abteilung erst einmal so zwei-, drei-, viermal seine Chipkarte zücken muss, um durch irgendwelche Sicherheitstüren zu kommen. So etwas reduziert drastisch die Leistungsfähigkeit einer Abteilung und damit mithin des Betriebes insgesamt. Und darüber hinaus: jede technische Lösung erfordert Strom. Strom, den du unter Umständen nicht oder nur unvollständig hast. Und unvollständig kann, je nach Auflösungsgrad deiner Personenzählung, am Ende des Tages doch wieder unvollständig sein. Insbesondere bei der Ausgangszählung im Rahmen der Evakuierung. Denn hier wird im Worst Case Szenario der Strom ganz oder teilweise weggefallen sein. Kann, muss aber nicht.


    Ich kann nachvollziehen, dass du eine technisch ausgefeilte Lösung anstrebst. Aber ich denke, die Lösung sollte trotzdem einen hohen Grad an Robustheit aufweisen, auch wenn der Auflösungsgrad keine 100%-Darstellung der anwesenden Personen in den verschiedenen Sektoren abbilden kann.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ich bin 1960 in Nürnberg in eine städtische Volksschule eingeschult worden. Da lag der 2. Weltkrieg zeitlich noch nicht so weit zurück. Wir waren z.B. 6 x 1. Klasse, a ca. 60 Schüler. Feuer-Probealarm war 2 oder 3 x im Schuljahr. Wenn die Sirene kam, wurde exakt die Zeit gemessen, bis der Letze draußen war. Dauerte etwa 3 Minuten plus/minus. Kurzum, wir hatten exakte Anweisung wer, und wo, jeder raus zu rennen, und dann zu stehen hatte. Im Pausenhof waren für irgendwelche Ballspiele Linien aufgemalt. Daran hatten wir uns zu orientieren. Die Klassen mußten, jeweils in 2-er Reihen, militärisch exakt, Aufstellung zu nehmen. Der Klassenlehrer hat durchgezählt, und eventl. die Aufstellung korrigiert. Das Ergebnis dem Inspekteur mitgeteilt.Das wär sofort aufgefallen, wenn da einer gefehlt hätte. Die Zeitnahme wurde erst gestoppt, wenn alle Lehrer Vollzug gemeldet hatten. Bei gut 1500 Schülern war das trotzdem kein Ding, das Schulhaus als geräumt zu melden.