notfallschutz.gv.at - Informationen bei radiologischen Notfällen

  • Hab gerade zufällig folgendes Rundschreiben an die österreichischen Schulen von Dezember 2023 gefunden:


    Anschreiben (1).pdf


    Dort wird erklärt was im Fall eines Nuklearunfalls zu tun ist.


    Unter anderem wird auf die Website https://www.notfallschutz.gv.at/de/home/ verwiesen, wo im Notfall die Bevölkerung nähere Infos bekommen soll.


    Neu für mich war auch, dass damit gerechnet wird nur bezirksweise Kaliumjodidtabletten einnehmen zu müssen und nicht österreichweit.

  • In der dt. Notfallplanung für Nuklearunfälle geht man davon aus, dass Erwachsene bis max. 45 Jahre im Umkreis von 100km um den Freisetzungsort Jodtabletten einnehmen sollen, Kinder im gesamten Bundesgebiet. (Quelle: www.jodblockade.de)


    Dass die Jodtablette - zur richtigen Zeit eingenommen - zwar gegen die Einlagerung von radioaktivem Jod in der Schilddrüse schützt, aber nicht gegen andere möglicherweise vorhandenen radioaktiven Substanzen oder kontaminierte Partikel etc. sollte klar sein.


    Ebenso, dass bei Atomwaffenexplosionen die Belastung mit radioaktivem Jod eher von untergeordneter Bedeutung ist.


    Das österreichische Sozialministerium schreibt:


    "Situation in der Ukraine

    Sollte es in der Ukraine im Zuge der kriegerischen Handlungen zu einem Kernkraftwerksunfall oder einem Einsatz von Nuklearwaffen kommen, ist wegen der großen Entfernung zur Ukraine in Österreich die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten nicht erforderlich. Eine Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten könnte nur bei einem schweren grenznahen Kernkraftwerksunfall erforderlich sein."

  • In der dt. Notfallplanung für Nuklearunfälle geht man davon aus, dass Erwachsene bis max. 45 Jahre im Umkreis von 100km um den Freisetzungsort Jodtabletten einnehmen sollen, Kinder im gesamten Bundesgebiet.

    Das war auch immer mein Kenntnisstand, scheint aber neu bewertet worden zu sein von den österreichischen Behörden:

    Zitat von Rundschreiben des Ministeriums

    Die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten wird in Österreich nur bei schweren

    grenznahen Reaktorunfällen und ungünstiger Wetterlage erforderlich sein. Und selbst in
    solchen Fällen wird die Einnahme nicht österreichweit, sondern nur in grenznahen,
    entsprechend stark betroffenen Regionen notwendig sein. Welche Regionen das sind,
    wird von den Strahlenschutzbehörden bekannt gegeben.
    Informationen erhalten Sie via
    ORF und auf der Notfallhomepage http://www.notfallschutz.gv.at

    Mal sehen ob ich da mehr Infos dazu finde.

  • In der dt. Notfallplanung für Nuklearunfälle geht man davon aus, dass Erwachsene bis max. 45 Jahre im Umkreis von 100km um den Freisetzungsort Jodtabletten einnehmen sollen, Kinder im gesamten Bundesgebiet. (Quelle: http://www.jodblockade.de)

    Ich bin mir nicht sicher, ob du die Quelle richtig interpretierst:

    Bei Entfernungen bis zu 100 Kilometern um ein Kernkraftwerk planen die Katastrophenschutzbehörden die Bevorratung und Ausgabe von Jodtabletten für alle Personen bis 45 Jahre und Schwangere. Für weiter entfernte Gebiete erfolgen die Bevorratung und Ausgabe für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und Schwangere.

    Ich hätte noch nix davon gehört, dass es eine magische 100km Grenze gibt, wo von 18 bis 45 Jahre eine Einnahme plötzlich nicht mehr nötig wäre. Hängt ja wohl sehr stark vom Wind ab.


    Klingt für mich eher nach einem Kompromiss, um eine Mindestversorgung der deutschen Bevölkerung sicherzustellen. Die tatsächliche Indikation für die Einnahme dürfte eine andere sein und kann meiner Meinung nach nicht an Kilometergrenzen festgemacht werden.

  • Hab das nun nachgelesen:


    Die 100km sind Teil der "Planungsgebiete" aus der Empfehlung der Strahlenschutzkommission, nach den Lehren von Fukushima. Aber auch nur theoretische Werte die im Ernstfall neu modelliert werden müssen und per "Mess- und Probenentnahmeprogramm" verifiziert werden sollen.


    Weiterentwicklung des Notfallschutzes durch Umsetzen der Erfahrungen aus Fukushima
    Empfehlung der Strahlenschutzkommission Verabschiedet in der 274. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 19./20. Februar 2015 Veröffentlicht im BAnz AT 04.…
    www.ssk.de

  • Nochmal zur Veranschaulichung von der notfallschutz Website zwei Modellierungen eines fiktiven Reaktorunfalls des ukrainischen KKW Saporischschja.


    Man beachte die Legende zur Entfernung. Als Deutscher zwischen 18 und 45 sollte man also selbst Kaliumjodidtabletten einlagern, denn die staatlichen Pläne sehen keine Abgabe an diese Personengruppe vor, wenn du mehr als 100km von einem KKW entfernt wohnst.


    zu erwartende Kontamination des Bodens mit Cäsium-137:


    cs_tdep_3x1920x1080.png


    zu erwartende Strahlenbelastung der Bevölkerung:


    sheltering_3x1920x1080.png


    Quelle: https://radiologischesereignis…ausbreitungsberechnungen/


    Auch lesenswert die Hintergrundinformationen auf der Website:


    Hintergrundinformationen


    Ebenfalls interessant die FAQs wo einige Fragen im Detail beantwortet werden.


    FAQs KKW-Unfälle


    In Österreich geht man übrigens von einer Einnahme der Kaliumjodidtabletten bis 40 Jahre aus und nicht 45 wie in Deutschland.


    Interessantes Detail - Pflicht zum Aufenthalt in Gebäuden kann auch einige Tage dauern:

    Zitat

    Wie lange kann die Schutzmaßnahme "Aufenthalt in Gebäuden" dauern?


    Zumindest bis nach dem Durchzug der radioaktiven Luftmassen. Das kann einige Stunden bis wenige Tage sein.

    Der Zeitpunkt der Aufhebung wird von den Behörden über das Sirenenwarnsystem mit dem Zivilschutzsignal "Entwarnung" und über eine anschließende ORF-Durchsage (Radio und Fernsehen) bekannt gegeben.