Zitat von Peacefool;87059Alles anzeigenIm Guten wie im Schlechten würde ich Menschen am ehesten mit der Ratte, speziell der Wanderratte vergleichen.
Sie sind uns Menschen in sehr vielem sehr ähnlich. Durch Hinterlist vermögen wir es zwar mit immer neuen Giftködern und Fallen sie zu stellen und zu töten, doch immer wieder tricksen sie uns auch evolutionär aus. Kaum ein Lebewesen (außer vielleicht der Schabe) kann in nur wenigen Generationen Resistenzen gegen Gifte entwickeln.
Ratten denken strategisch und sozial, vermeiden aber die Eigengefahr. Bei unbekanntem Futter (Giftköder) wird ein Vorkoster geschickt. Deshalb werden ja nur noch Gifte verwendet, die erst nach Anreicherung und 3-5 Tagen wirken. Ratten riechen Krankheiten und halten vor kranken Artgenossen Abstand. Da mag der Mensch, solange es ihm gut geht, moralisch gelegentlich höherstehend sein, andererseits ist die Ratte dadurch im Zweifelsfalle erfolgreicher in der Arterhaltung. Ähnlich wie wir vermag sie mit den verschiedensten Nahrungsquellen zu überleben und sich anzupassen.
Ich mag Ratten, obwohl ich sie gelegentlich, weil sie sonst in meinem Stall überhand nehmen (wo Nutztiere sind und Getreide ist die Wanderratte nicht weit) vergiften muss. Ich habe leider noch kein funktionierendes Vertreibungsmittel gefunden, dass ihnen und mir das erspart.
Die Angst der Menschen vor der Ratte ist eigentlich surreal und nicht wirklich zu begründen. Sie ist unser Fressfeind und wird als vermeintlicher Überträger allerlei Krankheiten seit Jahrhunderten bekämpft und obsiegt letztlich doch. Der Geruchssinn von Ratten schlägt den von Hunden um längen und erst langsam, seit den letzten Jahrzehnten, wird sie wieder ein wenig mehr geschätzt.
Meiner Meinung nach haben wir mit Ratten noch am meisten gemein. Sie sind uns sogar in vielem weit voraus und sie begleiten den Menschen seit es Siedlungen gibt. Je größer die Siedlungen werden (Städte) desto größer die Probleme. Im Grunde zeigen sie uns nur, dass es so nicht geht.
Kürzlich gab es im Auslandsjournal einen interessanten Beitrag zur Rattenjagd in Paris, noch einige Wochen abrufbar in der Mediathek.
Albert Camus Buch "Die Pest" (Pflichtlektüre in den Schulen) ist wohl Mitursache eines regelrechten Hasses auf die Ratten vor allem in Frankreich. Die Klebefalle, die die Pariser präferieren, ist im übrigen die tierquälerischste Methode überhaupt, egal bei welchen Tieren, und müsste eigentlich verboten werden. Der kurze Beitrag ist allerdings sehr sehenswert: http://www.zdf.de/ZDFmediathek…ienst-Rattenjagd-in-Paris
Noch besser aber ist dieser Beitrag auf der gleichen Webseite
[URL="http://auslandsjournal.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,8402676,00.html"]Ratten, die besten Freunde des Menschen[/URL]
Einen Auszug daraus möchte ich hier sichern:
LG
Peace
So, heute war es soweit. Ich musste Rattengift auslegen. Versteckt, um meine Tiere (Hühner, Enten, Pfauen und Hund) nicht zu gefährden. Wie macht man das? Man vermischt gewohntes Futter (Getreide) mit Rattengift um die "Vorkoster" zu überlisten und versenkt es an klassischen Löchern und Wegen.
Und ich finds Scheiße. Denn in 3 Tagen werde ich verendende Ratten finden die ich erlösen muss. Klar, sie sterben, innerlich verblutend, auch so. Aber soll man dem zusehen wenn man es mitbekommt? So vergiftete Tiere werden langsam, regelrecht "zahm". Man kann sie leicht fangen, aber nicht mehr retten.
Ich würde vieles darum geben dieses alljährliche "Ritual" zu vermeiden. Aber wo Tiere sind, ist Futter, finden sich Wanderratten. Und in Notzeiten würden wir auch Ratten essen. Vergiftet jedoch eine schlecht Idee.
Um einmal die Verhältnismäßigkeit zu erläutern (obwohl ich gern drauflege für natürliche Nahrung). Nach einer solchen Vergiftungsaktion brauche ich nur noch die Hälfte an Futter. Geschätzte 20-100 Ratten in allen Entwicklungsstadien müssen dafür ihr Leben lassen. Ich habe sogar schon erlebt, wie Gänse junge Ratten regelrecht ertränken, wenn sie ihren Gösseln zu nahe kommen (sie werfen sie einfach in den Eimer, sie ertrinken dann).
Eines der vielen Paradoxen denen ein bewusster Mensch sich ausgeliefert fühlt.
Da ich ohnehin auch einige Hähne schlachten muss, gibt es einen gewissen Ausgleich (denn deren Versorgung lockt sie an). Aber befriedigend ist es nicht. Nur leider (noch) notwendig.
Bin ich jetzt Tier oder Mensch? Ich denke Mensch. Tiere denken nicht so schräg. Aber manchmal wäre ich lieber Tier.
LG
Peace