Notruf per REGA-Funknetz in der Schweiz

  • Ich finde die Schweiz ja immer wieder klasse. Da gibt es laut aktueller Publikation des Zivilschutzes für fast jeden Bürger einen Schutzraum-Platz und man erlaubt den Bügern sogar auf einer BORS-Frequzenz (Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit) einen Notruf abzusetzen.
    Das wäre in Deutschland bei den undenkbar! (Dort würde man über Mobilfunktelefontragepflichtz für Bürger debattieren und den Netzbetreiber einen 100%ige Netzabdeckung auf eigene Kosten aufbürden)


    Worum gehts?
    Die Schweizerischen Rettungsflugwacht (REGA) überwacht eine Notruffrequenz, welche von jedem Bürger konssesionsfrei genutz werden darf.
    "Grosse Landesteile der Schweiz werden damit abgedeckt. Es bleiben jedoch nach wie vor Gebiete ohne Funkverbindung. Es wäre fahrlässig, sich nur auf das Notfunkgerät zu verlassen." (BAKOM)


    Aus Wikipedia:

    Zitat

    In der Schweiz besteht die Möglichkeit, im 2-Meter-Band auf der Frequenz 161,300 („E-Kanal“, „Emergency“- oder „Notrufkanal“) einen Notruf abzusetzen. Das Funkgerät muss dazu mit einem %22">Tonsquelchgeber von 123 Hz ausgerüstet sein, mit welchem per Tonruf die Relaisstationen eingeschaltet werden können, welche das Signal zur REGA-Einsatzzentrale weiterleiten. Dieser „Emergency-Kanal“ hat eine gute Funkabdeckung. Durch Aussenden eines Fünftonrufs (21301) kann der Sender ohne Notrufauslösung testen, ob er von seinem Standort aus eine Funkverbindung aufbauen kann. Ein anderer Fünftonruf (21414) alarmiert die Einsatzzentrale. Über diese Funkfrequenz kann auch die Kommunikation der Rega mit dem Alarmierer/Opfer erfolgen.
    Der „Notrufkanal“ steht gesamtschweizerisch jedermann (Bevölkerung, Dienststellen und Behörden) ausschließlich für die Alarmierung in Notfällen zur Verfügung. Über den Emergency- bzw. Notfunkkanal kann mittels eines vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) zugelassenen Funkgerätes Hilfe in Notfällen angefordert werden. Über den Emergency- bzw. Notfunkkanal soll ein Notruf nur dann erfolgen, wenn kein Telefon (inkl. Mobiltelefone) in erreichbarer Nähe zur Verfügung steht.



    Also eine gute Lösung für Bergwanderer, Bergsteiger, Wildwasser-Rafter, aber auch für Bewohner abgelegener Hütten ohne Festnetz-Anschluss. Also überall dort, wo das normale Mobiltelefon (800/1800 ) in ein "Funkloch" geraten kann und die Telefon-Notrufnummer 144 nicht erreicht werden kann.
    Dennoch sollte genau dies zunächst versucht werden! Wenn der Einsatz der Luftrettung (direkter Notruf 1414) erforderlich ist, wird er von dort aus eh koordiniert.
    Ebenfalls dient diese Notrufrequenz nicht als Pannenruf!



    Offizielle Informationen
    der REGA mit FAQ (allgemeine REGA-FAQ) und einem Merkblatt (pdf) dazu.
    Und der BAKOM (Schweizer Regulierungsbehörde für Post- & Telekommunikation).
    und der Schweizer Vereinigung für Katastrophenfunk HB9KF


    Nutzbare Geräte
    sind prinzipiell alle Geräte, die auf der VHF-Frequenz 161,3 senden und emfangen können und dabei sowohl einen CTCSS-Ton von 123 Hz und eine 5-Tonruf-Folge nach ZEVI senden können.
    Dies sind i.d.R. vorrangig Betriebfunk- und BO(R)S-Geräe, da dort die Verwendung des 5-Tonrufes im alltäglichen Betrieb standard ist. Ausrangierte Taxifunkgerät sind z.B. günstig zu bekommen.
    Des weiteren verfügt eine kleine Anzahl an Amateurfunkgeräten über die Möglichkeit ZVEI-Folgen zu senden.
    Genrell müssen die Geräte evtl. durch Umbau oder Programmierung frequenzwerweitert werden, um auf dem E-Kanal genutzt werden zu können.

    Allerdings dazu die BAKOM:

    Zitat

    "Funkanlagen, die für Notrufe auf der ihnen dafür zugeteilten Frequenz (161.300 ) benutzt werden sind von der Konzessionspflicht ausgenommen (gebührenfrei). Die Notruffrequenz ist für alle Personen gedacht, die kein weiteres Kommunikationsmittel zur Verfügung resp. in der Nähe haben und Hilfe benötigen. Es dürfen nur Gespräche zum Rettungseinsatz geführt werden. Das Erstellen und Betreiben von nicht den Vorschriften entsprechenden Funkgeräten (auch mit eingebautem „REGA-Chip") ist nach wie vor nicht erlaubt und strafbar."


    Wie "den Vorschriften entsprechenden Funkgeräte" auszusehen haben (u.a. bzgl. der Sendeleistung), wird leider nicht näher definiert.
    Die Schweizer Vereinigung für Katastrophenfunk HB9KF schreibt dazu etwas genauer:

    Zitat

    "Im Fachhandel werden entsprechend programmierte Funkgeräte zu günstigen Konditionen angeboten.
    Die Benützung eines solchen Gerätes mit nur dieser Frequenz ist Alamierungszwecke gemäss des BAKOM-Entscheides konzessions- und abgabenfrei."


    D.h. also ein regelkonformes Funkgerät hat nur eine nutzbare Frequenz, nämlich den E-Kanal der REGA, eingestellt.
    Und idealerweise verfügt es nur über wenige Tasten (Poweronoff/Lautstärke, Test, Alarm und PTT) und ist nicht versehentlich verstellbar, um es auch für Nicht-Funker bedienungsicher (politisch korrekt für " idiotensicher") zu machen.
    Ebenso kann auf das Display verzichtet werden, um das Gerät widerstandsfähiger gegenüber Schlägen und Stürzen zu machen. Also ganz so wie beim Betriebs- und BO(R)S-Funk.


    Die von der REGA und HB9KF empfohlenden Geräte sind im folgenden grün gekenntzeichnet.


    Alle anderen Geräten können natürlich auch auf (ausschließlich) den E-Kanal programmiert werden.
    Im Falle eines Falles gilt bei der Rettung von Leben der rechtliche Grundsatz des "rechtfertigenden Notstandes".
    Voraussetzung ist natürlich, dass Ihr keine anderen Möglichkeiten habt (Mobiltelefon, nahelegende Häuser) und bei der Verwendung des Geräte niemand anderes durch evtl. Störungen in Gefahr bingt!

    Handfunkgeräte
    Zodiac 1414
    Zodiac Proline 100W (Link)
    ENTEL HX422x (Link)
    Wouxun KG-699E Advanced


    Mobilgeräte
    Comtex AT-589 (ca. 137,90 €)
    Anytone AT-588 (ca. 135,00 €)



    Ablauf

    Test
    Bei Erreichen des Zielgebietes, während der Tour und vor Absetzen eines Notrufes sollte die Erreichbarkeit einer Relaisstation geprüft werden.
    Ebenso natürlich, ob das Mobilfunknetz verfügbar ist.


    • Funkgerät einschalten und ggf. gespeichertern REGA-Kanal (161,3 123 Hz) einstellen.
    • Test-Kennung 21301 senden (je nach Modell manuell oder durch Betätigen des Test-Knopfes)
    • Warten!
    • Die nächstgelegene Relaisstaion, die erreicht wurde, antwortet mit einem Quittierungssignal: 2 Töne.
    • Falls nicht: Pech gehabt! Ggf. müssen im Notfall die Rettungskräfte auf anderem Weg alamiert werden.



    Notruf


    • Aktuellen Standort ermitteln (, Karte, Landmarken)
    • Mobiltelefon vorhanden und einsatzbereit? Notruf an 144 absetzen!
      (mit ausländischen SIM-Karten evtl. 112 oder REGA +41 333 333 333)
    • Funkgerät einschalten und ggf. gespeichertern REGA-Kanal (161,3 123 Hz) einstellen.
    • Lautstärkeregler auf laut stellen.
    • Alarm-Kennung 21414 senden (je nach Modell manuell oder durch Betätigen des Test-Knopfes)
      Eselsbrücke für Alarmkennung "Die REGA-Rufnummer (1414) nach ZVEI (2)" -> 21414
    • Warten!
    • Die REGA-Leitstelle meldet sich. Ruhig und sachlich die 5 W-Fragen beantworten:

      • Wo ist etwas geschehen?
      • Was ist geschehen?
      • Wie viele Personen sind betroffen?
      • Welche Art der Erkrankung/Verletzung liegt vor?
      • Warten auf Rückfragen!



    • Funkgerät bis zur Beendigung des Rettungseinsatzes eingeschaltet lassen falls die Leitstelle Nachfragen hat oder sich die Rettungskräfte auf dem E-Kanal melden!
    • Falls sich niemand meldet: Test-Prozedere durchführen, um zu testen ob überhaupt eine Relaistation erreicht werden kann. Dann ggf. erneute Alamierung durchführen.
      Ansonsten: Viel Glück! Ggf. müssen im Notfall die Rettungskräfte auf anderem Weg alamiert werden.