Leben in einer autarken Gemeinschaft - Ein denkbarer Weg?

  • Hallo Ernst,

    Du hast geschrieben:



    Zitat

    Was war denn das für eine Gemeinschaft? War die noch in D oder schon in Asien?



    Ich habe von 1990 bis 1999 auf einem biologisch bewirtschafteten Hof in Süd-Deutschland gelebt. Anschließend ging ich nach Thailand.

    Wir hatten damals einen Bauernhof, Gärtnerei, Schreinerei, Käserei und Vollkorn-Bäckerei. Ich habe in fast jedem Bereich gearbeitet, aber die letzten Jahre nur noch in der Vollkorn-Bäckerei, da ich gelernter Bäcker bin.

    Zitat


    Was war der Grund warum Du da dabei warst?



    Ich hatte einfach die Nase voll! Als ich damals zu dieser Gemeinschaft kam, arbeitete ich noch als Akkord-Malocher in einer „Knochenmühle.“

    Ich malochte in einer Zangenfabrik im Bergischen Land und musste die Stunde 220 Zangen mit Hammerschlägen auf dem Amboss richten. Und all das für einen Lohn, der kaum zum Leben reichte.

    Bzw. welche Motivation bzw. Maxime haben da geherrscht?


    Ich wollte einfach in meinem Leben einmal etwas anderes machen, wollte mich selber erfahren, wollte meine verborgenen Begabungen und Talente kennen lernen und wollte auch aus diesem entsetzlichen Akkord-Drill heraus kommen.


    Mit so einer undankbaren Arbeit alt werden, gesellschaftlich „geächtet“, weil man so einen Job machen muss und das für einen Knechtlohn, damit konnte ich nicht auf ewig leben.


    Ich war es leid, in den „Knochenmühlen“ nur funktionieren zu müssen, ohne wirklich gelebt zu haben, ohne zu wissen, wer ich tatsächlich bin.

    Zitat

    Zu den Maximen:



    Es lebte in der Gemeinschaft große Toleranz und Verständnis. Insbesondere Bescheidenheit, Selbstdisziplin, Lerneifer und Nächstenliebe hatten dort einen sehr hohen Stellenwert. Gewalt unter einander habe ich nie erlebt und es wäre auch nie geduldet worden. Selbst die Androhung von Gewalt konnte bedeuten, dass man die Gemeinschaft verlassen musste.

    Wir haben uns wirklich bemüht, stets glaubwürdig und authentisch zu sein. Wir wollten eine Ideal-Gesellschaft aufbauen, in der jeder gleich wertvoll ist, egal ob er „nur“ angelernter Schreiner war oder diplomierter Agrarwissenschaftler.

    Selbst die Entlohnungen (Löhne) waren unter einander nicht gravierend unterschiedlich. Jeder bekam den Lohn, den er wirklich zum Leben benötigte. Ich als unverheiratetes und kinderloses Mitglied bekam selbstverständlich weniger Geld als ein Familienvater mit 3 Kindern. Das ist gerecht!

    Doch luxuriöser Größenwahn, Habsucht oder „ich will das besitzen, obwohl ich es eigentlich nicht brauche“, das ging dort nicht…

    Die handwerkliche Arbeit selbst hatte einen extrem wichtigen Wert in unserer Gemeinschaft. Daher musste auch jeder mit den Händen arbeiten, selbst dann, wenn er/sie von Beruf Industriekaufmann oder Volkswirtin war.

    Jeder von uns hatte „vor des Händen Werk“ hohe Achtung! Dumme Sprüche wie,….“Ach, Du bist nur ein Anstreicher,… sowas ist mir zu niedrig,... ich sitze lieber im Büro“… wären dort unmöglich gewesen.

    Aber sicher gab es auch bei uns unschöne Situationen oder aufkommende Missstände, die leider in der Schwäche des Menschen liegen.


    Nun habe ich etwas aus dem Nähkästchen geplaudert.

    Gruß sagt der Jörg