Lexikon des Überlebens - Masse statt Klasse

  • Lexikon des Überlebens – Masse statt Klasse


    Ich versuche hier mal das Buch „Lexikon des Überlebens – Handbuch für Krisenzeiten“ von Karl Leopold von Lichtenfels zu besprechen.


    Der Autor Von Lichtenfels studierte Astronomie, Physik, Theologie und Pädagogik in Wien. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit Phänomenen im Grenzbereich von Naturwissenschaften und Philosophie. So steht es auf dem Umschlag.
    Er ist außerdem auch Autor des Buches „Lexikon der Prophezeiungen – 350 Voraussagen von der Antike bis heute“.



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    Das Buch


    Das „Lexikon des Überlebens – Handbuch für Krisenzeiten" ist 493 Seiten lang und kommt als Hardcover. Die Aufmachung ist okay, wenig reißerisch. Wer das Buch in die Hand nimmt, kommt vielleicht darauf weil er einen „ganz normalen“ Survivalratgeber sucht.


    Das Lexikon des Überlebens beschäftigt sich aber weniger mit dem Survival a lá Rüdiger Nehberg, sondern mit Krisenvorsorge d.h. Preparedness. Auch wenn hier dennoch an vielen Stellen auf Fähigkeiten eingegangen wird, die als Bushcraft- oder Survivaltypisch gelten.


    Wie schon in anderen Buchbesprechungen im Internet erwähnt, lässt sich das Buch grob in
    vier Überkapitel Unterteilen:


    1. Vorwort / Warum das Buch geschrieben wurde
    2. Das eigentlich Lexikon
    3. Alle möglichen und unmöglichen Checklisten
    4. Hinweise auf Literatur, Internetseiten und Firmen für alle möglichen Preparedness-relevanten Güter


    Zu Anfang beschreibt der Autor wieso er das Buch geschrieben hat und wieso er sich mit dem Thema Preparedness und Survival auseinandersetzt.
    Nun ja, scheinbar kam für ihn der zündende Impuls daher das er sich mit unterschiedlichsten Prophezeiungen auseinandergesetzt hat. Unter anderem die „Feldpostbriefe“ von Andreas Rill welche Deutungen über die Zukunft Deutschlands und Europa enthalten.
    Grundtenor ist, ich zitiere: „Ungefähr (!) um die Jahrtausendwende wird es in Mitteleuropa einen kurzen aber schrecklichen Krieg geben und auf der ganzen Welt ein Naturereignis, in dessen Verlauf Millionen Menschen sterben. Dadurch wird die Menschheit technologisch weit zurückgeworfen.“


    Dieser Tenor zieht sich mit Verweisen auf allerlei Prophezeiungen durch das ganze Buch.


    Der Lexikon-Teil des Buches umfasst eine ganze Sammlung von Kapiteln über erste Hilfe und Reparaturanleitungen bis hin zu Themen wie Kernwaffen und Kosmetik mit Naturmaterialien, Modergeruch vertreiben, Rasierklingen, Verhalten im Schutzraum, Ungezieferschutz, Vergraben wertvoller und wichtiger Güter, Wassermangel, Zivilschutz usw.
    Die Idee eines Vorsorge-Lexikon finde ich sehr gut! Auch wenn es natürlich schwierig ist, da jeder seinen Fokus auf andere Bereiche legt.
    Nicht so gut gefällt mir, das der Inhalt vieler Kapitel aussieht als wäre er mit „Copy + Paste“ aus anderen „Survival-Manuals“ eingefügt worden.


    Andererseits sagt der Autor auch, dass es ihm darum ging, Informationen zusammen zu tragen, was ich auch grundsätzlich in Ordnung finde wenn da nicht dann doch immer wieder solche Bemerkungen wie z.B. im Abschnitt „Kernwaffen“ einfließen würden wie „die Auslöschung der Menschheit ist undenkbar“ usw., offensichtlich begründet im spirituellen Background des Autors.


    Der dritte Teil des Buches umfasst alle möglichen Checklisten zu Themen wie Medizin und Körperpflege, Pflanzen und Saatgut, Bodenbearbeitung, Werkzeug, Lebensmittel usw. Dieser Teil ist für aktive Prepper sicherlich nicht schlecht und hat auch einen schönen Umfang. Nett, das mal so übersichtlich dargestellt zu bekommen!


    Allerdings gibt es dann noch ein Kapitel „In Endzeitprophezeiungen erwähnte Orte und Regionen“ das mir auch diesen Teil madig macht.
    Hier werden alle möglichen Orte aufgezählt, und wie sie beim vom Autor beschriebenen, prophezeiten Szenario wegkommen. Diese Liste liest sich in etwa so:
    „Arnsberger Wald – nach Schlinkert sicher“, „Augsburg, 30 km von – Ort einer Panzerschlacht“,
    Bamberg – spielt nach Br. Adam eine wichtige Rolle als Hauptquartier der Kommunisten“,
    „eine gewestete Kirche neben zwei Lindenbäumen im bayerischen Wald – dort kommen nach Mühliasl die großen Heerführer zusammen“, „Berlin – verödet lt. dem Künstler aus Hamburg; nach Emelda von Flammen umgeben“ und so weiter...



    Fazit:


    Okay, das Fazit fällt mir aus einem Grund schwer: Es gibt kaum Vergleichsmöglichkeiten. Dieses Buch beschäftigt sich eben nicht mit dem Thema Survival im Sinne von Nehberg & Co, sondern mit dem Thema Langzeitkrisvenvorsorge.


    Ich finde es gut, dass zu diesem Thema Literatur auf den Markt kommt und somit das Thema einer breiteren Öffentlichkeit außerhalb des Internets zugänglich gemacht wird.


    Schön finde ich auch, dass dieses Buch eine große Bandbreite von Themen anspricht und hierüber einen Überblick gibt. Ich persönlich verstehe Texte aus einem Lexikon nicht als Anleitung oder als fertigen „Ratgeber“, sonder mehr als eine kleine Einführung. Hier werden diejenigen Leute die sich schon länger mit bestimmten Themen beschäftigen das ein oder andere Kapitel als Fehlerhaft, teilweise zum lachen und teilweise einfach unrealistisch erkennen – dennoch für "Anfänger" als Anregung sich weiter mit diesen Themen zu beschäftigen ganz okay.


    Jetzt gibt es dennoch ein sehr dickes "Aber"... Ich stehe diesem Buch insgesamt eher negativ gegenüber. Dieses ganze Gerede über Prophezeiungen passte einfach nicht und macht das Buch in meinen Augen sehr unseriös.


    Bevor sich jetzt der ein oder andere angegriffen fühlt: Es geht hier gar nicht darum, dass ich es verurteile wenn sich jemand mit Dingen wie „Prophezeiungen“ oder dergleichen beschäftigt oder daran glaubt.


    Aber, es hätte für dieses Buch auch locker gereicht darauf zu verweisen dass es Katastrophen im Laufe der Menschheit immer gegeben hat, und dass es diese auch in Zukunft geben wird und dann vielleicht ein Paar Szenarien zu beschreiben.


    Das Problem an diesem Buch ist, dass man es kaum mit gutem Gewissen empfehlen kann. Gibt man dieses Buch an jemanden, der sich noch nicht mit der „Prepper-Szene“ auseinandergesetzt hat, wird es diesem sämtliche Vorurteile (!) bestätigen.
    Das Buch liest sich wie ein guter Science-Fiction Roman, aber durch den Hintergrund kommt es eben sehr einschlägig rüber.


    Wie gesagt, ich verurteile nicht wenn sich jemand mit solchen Themen auseinandersetzt, aber die Preparedness-Anhänger oder „Survivalisten“ haben sowieso schon mit dem Ruf zu kämpfen „Spinner“ zu sein, und da kommt so was für Leute die nach Bestätigung dafür suchen gerade recht. Für Leute die damit nichts anfangen können, ist es beim Lesen einfach nervig.


    Für Leser die sich schon länger mit der Materie auseinandersetzen ist das Buch ganz nett zu lesen, da man viele Dinge auf einem Raum zusammgengefasst vorfindet, aber durch das reine Zusammentragen steht in vielen Kapiteln schlicht und ergreifend nichts Neues.
    Die 493 Seiten wären jedenfalls nicht nötig gewesen, hätte man diejenigen Seiten die man wirklich gebrauchen kann einfach herausgefiltert wäre das Buch um einiges dünner.


    Von meiner Seite aus gibt es hierfür keine Kaufempfehlung.
    Trotzdem kann man für 7,90 Euro nicht viel falsch machen. Wie ein anderer Leser dieses Buches schrieb, kann man es in Krisenzeiten immer noch als Brennmaterial nutzen....

  • Hi Mark,


    habe das Buch auch zu Hause und bin prinzipiell auch deiner Meinung: Die „praktisch“ orientierte Seite (Vorratslisten, Checklisten, Sammlung von div. Tips und Tricks) ist relativ umfassend, wenn auch oft zusammenkopiert (z.B. die Monatstonne erinnert doch sehr an die von survival4u).
    Auch der stufenweise Aufbau der Vorbereitungen ist relativ praxisgerecht beschrieben (mit BOB beginnen, …)


    Der religiös/spirituelle Teil des Buches lässt mir immer wieder den Magensaft hochkochen, v.a. da ich in dieser Hinsicht ein besonderes Sensibelchen bin J

    Trotzdem ist es mMn eine Empfehlung wert, da man eine gute Wissenssammlung in kompakter Form hat.


    LG,


    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.