Abseilen im Notfall - Geht das so einfach?

  • Zitat von danger mouse;173050

    Hallo,ich habe mir das Abseilen, mit ca. 12 oder so, nach einer Anleitung aus einem Nehberg-Buch quasi selber beigebracht.


    Hallo Danger Mouse,


    wenn beim Segeln jemand bei höheren Windstärken in den Mast muss, dann nimmt man den sogenannten "Bootsmannsstuhl". Das ist im Prinzip eine weit geschnittene kurze Hose aus sehr robustem Segeltuch mit angeschlossenem Lifebelt, in die man dann über seiner normalen Kleidung reinsteigt. Der Lifebelt wird in eine freie Leine, wie z.B. das Spinnakerfall eingeklinkt (niemand mag bei Windstärke 8+ ein Spinnaker setzen:face_with_rolling_eyes:) Deine Partnerin oder Dein Partner legt das Fall auf die Winsch und sichert Dich.


    Mir haben sich zum Beispiel die Haare gesträubt, als ich vor rund zwei Jahren die Pressemeldung vom Tod einer Offiziersanwärterin auf der Gorch Fock gelesen habe, die bei ungesicherter Arbeit aus dem Mast fiel. Das ist - sorry Bundesmarine - grottenschlechte Seemannschaft und völlig unprofessionelle Arbeit.


    Meint


    Matthias


    Segler



    Änderungen: ärgerliche Tippfehler (hoffentlich) raus gemacht

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • So etwas verstehe ich auch nicht.
    Selbst wenn ich einhand unterwegs war, bin ich oft in den Mast hoch - allein schon wegen der schönen Aussicht und dem coolen Gefühl, wenn unter einem das Boot gesteuert durch die Windsteueranlage hinweg gleitet. Sehr schön auch, wenn die Böen in das Segel greifen und der Mast abhanden kommt… Hab da schöne Filmchen von.



    cu Tom

  • Zitat von eraperp;173177

    So etwas verstehe ich auch nicht.
    Selbst wenn ich einhand unterwegs war, bin ich oft in den Mast hoch - allein schon wegen der schönen Aussicht und dem coolen Gefühl, wenn unter einem das Boot gesteuert durch die Windsteueranlage hinweg gleitet. Sehr schön auch, wenn die Böen in das Segel greifen und der Mast abhanden kommt… Hab da schöne Filmchen von.



    cu Tom


    Hallo Tom,


    hoffentlich angeleint.


    Wenn Du 4-5 Meter Seegang, 30-40° Krängung hast, und so ein Grossmast ist 15 Meter hoch ist, dann hast du da locker 5m Ausschläge.Du wirst, auch angeleint und von Deiner BEVA professionell gesichert, gnadenlos hin und her gebeutelt. Eine Reparatur des N-Steckers für die KW-Seefunkantenne kostet dich locker ein halbes Dutzend Schrammen, Kratzer und Blutergüsse. Und by the way - löte mal bei 4m Seegang mit einem Gaslötkolben im Mast.:)


    Arbeit im Mast macht nicht wirklich Spass. Das ist eine Notfallmassnahme


    Meint


    Matthias

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    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich steige da ja allein hoch mittels meiner SKT-Ausrüstung. BEVA ist ja meist eh nicht dabei gewesen.


    Geht so: Am Großfall wird mein Steigseil eingehängt und dann hochgezogen. Ich steige im Seil mit Lockjack und Fußsteigklemme Pantin auf (1 min) und sichere mich gegen seitliches Abdriften mit meiner Kurzsicherung. Das System stelle ich demnächst mal hier vor.


    cu Tom

  • Zitat von eraperp;165366

    Alle die ich kenne, die das probiert haben erzählen zufällig das Gleiche… :face_with_rolling_eyes:


    Vermutlich weil Tausende dies in einer Schnellausbildung in Schongau gelernt haben. :grosses Lachen:


    Dort sollte man die 30 m allerdings auch möglichst schnell an einem Einfachseil zurücklegen. Wenn man sich etwas mehr Zeit läßt und das Seil, wie eigentlich gedacht doppelt nimmt, ist der Dülfersitz nicht schlecht.

  • Hallo,die Sache mit der Offiziersanwärterin hat mich auch gewundert.Ich meine mich zu erinnern, dass man sonst auf Fotos davon immer nur Leute mit Falgurt/Absturzsicherung sieht.Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das ein Problem in der Art des Fallschutzes ist.In Deutschland (und Europa) ist es üblich, dass der Fallschutz aus einem Ganzkörpergurt besteht und einem Falldämpfer mit einem Haken.Dass bedeutet, dass wenn man nicht an einem Punkt bleibt (beim Klettern oder gehen) den Haken umhängen muss. Genau in diesem Moment ist man nicht gesichert. Rein zufällig genau auch der Moment, in dem man sich nur mit einer Hand festhält, da die zweite den Haken bedient.Bei US-amerikanischen Gurten ist es so, dass der Falldämpfer 2 separate Haken hat.Bei stationärer Arbeit sind dann beide Haken eingehängt und beim Fortbewegen immer mindestens einer.Gruß

  • Bei professionellem Klettern ist man immer mindestens einmal gesichert. Normalerweise zwei mal.


    In der SZT mittels zweier Seile. Das eine Seil ist ein reines Sicherungsseil.
    Bei der SKT Hauptseil und Kurzsicherung. Umhängen ohne Sicherung ist verboten.


    Beim Militär ist das was anderes.


    cu Tom

  • Zu der schlimmen Sache mit der Offizieranwärterin auf der Gorch Fock:


    Ich selbst hatte mehrmals das Vergnügen in meiner ehemaligen Funktion als Heeresbergführer die neuen Manschaften auf dem Segelschulschiff Gorch Fock in die Verwendung der Absturzsicherungsgeräte einweisen zu dürfen.
    Im Grunde sind diese Geräte Idiotensicher. Es handelt sich dabei um weiterentwickelte, handelsübliche Sicherungsgeräte mit zwei Haken und zwei Ruckdämpfern, die um eine wichtige Sicherungsfunktion erweitert wurden.
    Dabei veriegeln sich die Haken durch eine Art Bowdenzug gegenseitig, so das immer nur ein Haken geöffnet werden kann und der andere durch den Öffnungsvorgang mechanisch veriegelt wird, was , unter Beachtung einiger weniger Regeln als sehr, sehr sicher gilt.


    Die verunglückte Soldatin machte aber den entscheidenden Fehler, das sie, um schneller vorwärts zu kommen, nur einen Haken in der vorhandenen Sicherungsleine der Rah eingelegt hatte.


    Menschlicher Leichtsinn und geringer Seegang taten dann ihr übriges und führten zu diesem tragischen Unfall.


    Hätte Sie sich wie vorgeschrieben gesichert, wäre sie immer noch mit enem Haken gesichert gewesen, wäre in den Ruckdämpfer gefallen und hätte ausser einem gehörigen, lehrreichen Schreck, nur blaue Flecke davongetragen.


    Fazit: Eine Hand für`s Schiff, eine Hand für den Mann (Frau) und immer ein eingehängter Sicherungshaken!


    P.s: Auch wenn es jetzt sarkastisch klingen mag... "Murphy`s Law...!"

  • Zitat von danger mouse;173234

    Hallo,die Sache mit der Offiziersanwärterin hat mich auch gewundert.Ich meine mich zu erinnern, dass man sonst auf Fotos davon immer nur Leute mit Falgurt/Absturzsicherung sieht.Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das ein Problem in der Art des Fallschutzes ist.In Deutschland (und Europa) ist es üblich, dass der Fallschutz aus einem Ganzkörpergurt besteht und einem Falldämpfer mit einem Haken.Dass bedeutet, dass wenn man nicht an einem Punkt bleibt (beim Klettern oder gehen) den Haken umhängen muss.


    Hallo Danger Mouse,


    Die Standardausrüstung beim Hochseesegeln ist eigentlich der Lifebelt. Der ist Y-förmig und hat zwei Leinen mit zwei Karabinern. Ehe Du Leine 1 los machst, hängst Du Leine 2 ein. Da kann eigentlich nichts passieren, weil Du immer angeleint bist.


    Sicherheit an Bord: Wenn der Verdacht auf schlechtes Wetter besteht (Navtex, eigene Beobachtungen, bei uns gehört es zur Bordpraxis, das jede Stunde das Barometer abgelesen wird und der Stand unter der Rubrik Wetterbeobachtungen im Logbuch notiert wird ) dann werden auf dem Vorschiff backbords und steuerbords je eine Laufleine vom Vorstag (wo Fock und Genua hängen) bis zum Steuerstand gespannt. Wer Arbeiten auf dem Vorschiff zu tun hat, der klinkt sich in die Laufleine ein.


    Ebenso gibt es im Steuerstand selbstredend Ösen, wo Steuerfrau oder Steuermann angeleint ist. Ebenso hinten am Besan.



    In den Mast geht selbst bei mässigen Windstärken niemand ohne Seilsicherung. Bootsmannsstuhl mit Lifebelt, Seilsicherung über ein freies Fall, das die BEVA über eine Winsch gelegt hat. (und übrigens den freien Fall verhindert:))


    Im Masttop, mein geschildertes Beispiel Reparatur der Antenne, wird sich mit dem freien Ende des Lifebelts noch mal zusätzlich lokal gesichert.


    Ich kann also diesen Unfall an Bord der Gorch Fock beim besten Willen nicht verstehen. Schlechte Seemannschaft ist da noch ein harmloser Ausdruck



    Meint


    Matthias


    Segler

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich selbst habe auch schon den ein oder anderen Abseilvorgang mitmachen müssen, mit Höhenangst ganz schön scheisse, aber im Nachgang doch jedesmal geil. Und auf meinen Vorredner reagierend , bzw. auf dessen Vorredner: Warum glaubst du haben die richtigen Profis "Seilbücher" oder die Dinger fliegen nach einer gewissen Zeit weg? Weil es einen Unterschied zwischen Bruce Willis und M. Müller gibt? Es ist schon ein Unterschied, ob 80 kg ins Seil fallen, und das Seil reagiert entsprechend oder eben nicht, je nach Fallhöhe durchaus mit einem nicht schönen Ergebnis. Ich hoffe, lieber Sam, das ich Deine Äußerung mal ins nicht seilaffine Deutsche richtig übersetzt habe,


    VG


    von einem, der gewisse HBF´s "fürchten" gelernt hat,


    OM

  • Zitat von oremountains;173749

    VG


    von einem, der gewisse HBF´s "fürchten" gelernt hat,


    OM


    Das fürchten aus Gründen deiner Höhenangst, oder weil du so draufgängerisch am Seil runter bist?


    Abseilen macht erst richtig Spass, wenn man sich beim ausbinden die Finger am Achter verbrennt...

  • Heyhey!
    Da könnte man doch fast denken, hier ist noch ein Industriekletterer unterwegs!?!?!
    Es gibt auch von Petzl relativ günstige Arbeitsgurte, die sich auch problemlos als Tragehilfe für Ausrüstung taugen, da spart man sich schon mal eine
    tactical West!
    Und die paar Meter schafft man auch ohne Sitzbrett!
    Grüsse, Roland

  • Nun ja, ich könnte jetzt Romane schreiben, um dann zu hören, dass ich das aus irgendeiner Kletterwebseite rauskopiert habe... Guck mal auf http://www.underwire.de. Die Seite ist alt und schlecht designed, aber von mir. Ich habe seit 2006 ein Nebengewerbe da drin und mache vorzugsweise Bäume ab.


    Näheres gerne bei einem Bier und der Besichtigung meines Krempels bei mir im Keller.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Glaub mir, StefanS, man erkennt, wer kopiert und wer nicht!
    Wir machen Hauptsächlich Silos und aber auch Burgen und Kirchen!
    Bier trinke ich nicht! Nideggen ist auch ein wenig weit weg von Passau!
    Aber es gibt da ja auch noch PN!


    Nochmal wegen dem Kopieren und so, glaubst Du sonst, jemand könnte das überhaupt erkennen?!
    Grüsse, Roland

  • Na ja, wer weiß, wie ich aussehe, der erkennt, dass die Bilder (teilweise) mich darstellen. :face_with_rolling_eyes: Und beim Überprüfen von Texten hilft Google ja unkompliziert und schnell.


    Es ist eine misstrauische Welt da draußen. Peace.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Da hast Du auch wieder recht!
    Was man machen könnte, wäre ja mal so ein Training geben!
    Ich weiss ja nicht, wie das bei Euch zuhause ist, aber bei uns hier in der Nähe gibts so ne Art Trainingsturm, der wäre sogar den Bestimmungen des FISAT gerechtgebaut?!?!