Griechenland - Berichterstattung

  • Griechenlands derzeitige Staatsschulden laufen zu extrem geringen Zinssätzen von 2,4% (das ist ein geringere Zinssatz als Deutschland für seine Staatsschulden bezahlt) und das verdankt Griechenland einzig und alleine der Tatsache, dass es unter dem Euro Rettungsschirm steht. Dadurch ergibt sich aber, dass die Zinslast die Griechen keineswegs ins Elend treibt, die meisten Länder Europas müssen für die Zinsen derzeit größere Anteile der Wirtschaftskraft aufwenden als Griechenland.


    Von daher finde ich die Diskussion, die auf die griechischen Schulden als angebliches Würgeseil fixiert ist arg am wahren Problem vorbei.


    Spannend ist doch, wie die griechische Wirtschaft wieder wachsen kann, wie man die Arbeitslosigkeit in wenigen Jahren deutlich reduziert, das massive Jugendarbeitslosenproblem angeht und wie man wieder konkurrenzfähig wird, um eine eigene Wirtschaft zu haben, die soviel produziert, dass man künftig nicht mehr wie bisher seinen Wohlstand auf Importe/Pump finanzieren muss.


    Wenn die Wirtschaft in 10 Jahren um 50% wächst (nach der Megarezession sicherlich keine Utopie) ist der Schuldenstand ganz ohne Tilgung auch wieder unter 100% des BIP angelangt und das alles super niedrig verzinst und erst langfristig fällig. Wo genau soll da jetzt das große Problem sein?


    Was ist denn dazu das aktuelle Konzept der neuen griechischen Regierung? Wie genau soll Griechenland im Vergleich zu anderen Nationen (und zwar international!) wieder konkurrenzfähig werden? Das einzige was mir in den Medien derzeit präsentiert wird ist, dass neue Beamte eingestellt werden sollen (sind 25% noch nicht genug?) und dass man die Schulden nicht zahlen will.


    Sonst noch irgendein Konzept?
    Griechenland hat doch einen Haufen gut ausgebildeter junger Leute und eine gute (EU finanziert) Infrastruktur.


    Damit muss sich doch was anfangen lassen!


    Das ist nämlich der große Unterschied zwischen Deutschland 1945 und Griechenland 2015. Für Deutschland gab es eine Perspektive, wie man wieder zu einem Industrieland werden konnte und das trotz völlig zerstörter Infrastruktur und mehrere Millionen Toter und Verlust aller Patente und führender Technologien/Ingenieure an die Siegermächte.


    Wie stellt sich Griechenland seine Zukunft vor?


    Ich will niemanden vorschreiben, Deutschland als Vorbild zu nehmen mit Häusle bauen und PKW Fetisch und 40-80h pro Woche "malochen" als primären Lebensinhalt. Ich kann durchaus auch die südländische Sichtweise verstehen, die noch andere Lebensziele setzt. Das ist alles ok, aber der Wohlstand eines Landes muss eben auch seiner Produktivität entsprechen. Konsum auf Pump funktioniert nicht auf Dauer.
    Und ich sehe da auch nicht den Euro als Problem, in Deutschland existieren auch Meckpomm und BW mit derselben Währung.


    mfG


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    Zitat von Delta-force;209586


    Das ist Quatsch. Griechnland kriegt aus dem Kohäsionsfonds 26 Mrd. 2000-2006 und weitere 11.5 gerundet bis 2011 (Handelsblatt) sowie 2.5 Mia für die Bauern, dass ist um Grössenordnungen weniger als Polen.


    Und wie sieht es pro Kopf aus bzw pro BIP.


    In Polen scheint das EU Geld gut angelegt zu sein, denn dort hat sich die Wirtschaft seit dem EU beitritt sehr gut entwickelt. Man vergleiche einfach das Land im Jahre 1990 mit heute.


    (im übrigen fließen auch nach Deutschland sehr große Mengen an EU Geldern, das ist evtl. dem ein oder anderen auch nicht bewusst)


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Im Krisenfalle werden wir ja sehen wie stabil die Polnsiche Wirtschaft ist. Der Bau von Strassen und anderweitiger Infrastruktur ist nur
    bedingt hilfreich wenn es um Zukunftstechnologien und Arbeitsplätze geht.

  • Zitat von Cephalotus;209600

    ...
    Spannend ist doch, wie die griechische Wirtschaft wieder wachsen kann, wie man die Arbeitslosigkeit in wenigen Jahren deutlich reduziert, das massive Jugendarbeitslosenproblem angeht und wie man wieder konkurrenzfähig wird, um eine eigene Wirtschaft zu haben, die soviel produziert, dass man künftig nicht mehr wie bisher seinen Wohlstand auf Importe/Pump finanzieren muss.
    ....


    Das ist effektiv spannend wie Griechenland genauso produktiv wie Deutschland werden soll und das in einem absehbaren Zeitrahmen. Er glaube ich an den Osterhasen und dem Weihnachtsmann.


    Nur mal als Denkanstoss, die deutsche Wiedervereinigung die man als Vergleich sehr wohl heranziehen kann, hat 1 Generation gebraucht, 2'000 Milliarden Euro gekostet und das unter den besten aller Voraussetzungen die man sich vorstellen konnte, Lichtjahre entfernt von dem Fall Griechenland.

  • Zitat von Delta-force;209608

    Im Krisenfalle werden wir ja sehen wie stabil die Polnsiche Wirtschaft ist.


    Hatten wir doch schon gesehen. Polen hatte nicht mal 2009 eine Rezession im Gegensatz zu allen anderen EU Ländern. Ich sehe Polen als klares positives Beispiel für die EU Erweiterung, wo das Geld sinnvoll investiert ist.


    Das System der Agrarsubventionen in der EU ist auch in meinen Augen sehr, sehr fragwürdig, aber das betrifft ja gleichermaßen alle Länder, auch D.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Die Frage, die ich mir stelle ist die:


    Wenn ich 10 Millionen Euro investieren wollte, um eine kleine Fertigung innerhalb des EU Raums aufzubauen und damit 30 Arbeitsplätze schaffen könnte. Würde ich Griechenland in betracht ziehen? Die Infrastruktur ist okay. Die Transportwege nach Mittel- und Osteuropa ertragbar und das Lohnniveau niedrig. Ich persönlich würde trotzdem nicht in Griechenland investieren, weil mich die Bürokratie, die Korruption und vor allem die unstabile politische Situation mich stören würde. Wenn ich eine Kalkulation mit dem aktuellen Mindestlohn durchführe und die griechische Regierung diesen dann massiv erhöht ist meine Kalkulation hinfällig. Wenn dann noch die starken Gewerkschaften meinen, dass bei mir etwas zu holen sei bin ich auch gekniffen. Und wie eine linksextreme Regierung mit Privateigentum umgeht ist nicht immer kalkulierbar.


    Der Witz an der Sache ist die, dass die Behebung dieser Kritikpunkte nicht einmal viel Geld kostet, sondern sich sogar selber trägt.


    Abbau von Bürokratie sorgt für niedrigere Verwaltungskosten und zieht Investoren an!
    Korruptionsbekämpfung sorgt für reibungsfreiere Verwaltung und niedrigere Beschaffungskosten bei Staatsaufträgen!
    Klare politische Bekenntnisse, welche Belastungen die Regierung plant kosten keinen Cent, sorgen aber für ein besseres Investitionsklima.
    Und die Gewerkschaften etwas zurechzustutzen kostet auch keinen Cent baut aber Investionshemnisse deutlich ab.


    All diese Dinge erwarte ich schon lange und solange das alles nicht passiert und stattdessen immer auf Brüssel und Berlin geschimpft wird entstehen in Hellas keine Arbeitsplätze und es wird sich kein bisschen ändern. Klar wäre ein "Marshall-Plan" für Wirtschaftsaufbau toll, aber momentan sind die Strukturen noch nicht gegeben, daher würde ein solches Programm versickern.


    Die Griechen schimpfen, dass sie die Programme aufgedrückt bekommen, aber gerade in den von mir genannten Punkten sehe ich die Möglichkeit selber Initiative zu ergreifen und durch die Erhöhung der Wirtschaftsleistung sich selber aus dem Sumpf zu ziehen.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!