Anbau von Getreide

  • Hallo zusammen
    Ich habe mich gefragt ob man mit dem Anbau von Getreide sich nicht mehr schadet als nützt.
    Grundgedanke vom mir ist, dass das jetztige Saatgetreide gegen Mutterkorn gebeizt wird und im Fall der Fälle diese Beizmittel nicht zur Verfügung stehen.
    Ich habe mal bei einer Mühle nachgefragt und bestätigt bekommen, das selbst bei behandeltem Weizen immernoch Mutterkörner ausgesiebt werden.
    Bei einem Waldspaziergang hab ich per Zufall ein kleines Getreidefeld gesehen, das voller Mutterkorn war.
    Vielleicht weiss jemand, wie der Befall mit Mutterkorn verhindert werden kann.
    Es grüsst Euch
    Pilzler71

  • Nur so nebenbei. Die Alkaloide des Mutterkornpilzes können durchaus in der richtigen Dosierung als Naturheilmittel gesehen werden.
    Sie dienen als Wehenmittel bei der Geburtshilfe und nach der Geburt als Mittel zum Blutstillen.
    Bei kleinen Mengen angebauten Roggens(fast nur der wird befallen) könnte man den doch leicht zu erkennenden Pilz per Hand aussortieren.


    LG Wolfgang

  • Ich habe auf die Schnelle keine Hinweise finden können, daß es Saatbeizen gegen Mutterkornbefall geben soll.
    Die Beizen wirken gegen bodenbürtige Infektionen von Wurzel und Halm wie Schwarzbeinigkeit und Fusarien.
    Auch Fungizide gegen Mutterkorn habe ich nicht gefunden.


    Die im Vorjahr zu Boden gefallenen Mutterkörner stoßen zur Blütezeit des Getreides Sporen in die Luft,
    die geöffnete, aber noch nicht befruchtete Blüten infizieren.
    Durch Kälte, Regen und hohe Luftfeuchtigkeit wird die Infektion sehr gefördert, weil zum einen die Getreideblüten wegen des schlechteren Pollenfluges länger geöffnet bleiben und zum anderen die Mutterkornsporen länger in der feuchten Luft schweben und leichter an den offenen Blüten anhaften können.


    Deshalb wird der Mutterkornbefall am wirksamsten durch fachgerechten Anbau der richtigen Sorten am richtigen Standort und durch Feldhygiene verringert:


    - offene, trockene und windige Standorte sind für die Steppenpflanze Getreide gesünder als schattige, feuchte Waldlichtungen oder Niederungen mit wenig Luftbewegung und häufigem Bodennebel,
    - gerade beim Fremdbefruchter Roggen ist eine Mindestgröße des Feldes nötig, um zur Blütezeit eine hohe Pollenkonzentration in der Luft für eine rasche Befruchtung zu gewährleisten.
    - Der Fremdbefruchter Roggen braucht zur Blütezeit lebhaften, warmen und trockenen Wind, damit sich die Staubbeutel aus den Ähren lösen und möglichst gleichzeitig platzen und so eine dichte Pollenwolke erzeugen, die flugs die zugleich maximal geöffneten Blüten besetzt. Das gibt dem Mutterkornpilz kaum Chancen.
    - eine ausreichend weite Fruchtfolge im Wechsel mit Feldfrüchten, die keine Mutterkornwirte sind (Kartoffeln, Rüben, Mais, Raps,..) ist einzuhalten.
    - wenn sich der Anbau nach anderem Getreide (Roggen nach Weizen) nicht vermeiden läßt, ist gründliches Umpflügen zu empfehlen, damit die Mutterkörner so tief verschüttet werden, daß ihre Sporen die Erdoberfläche nicht rechtzeitig erreichen.
    - Der Getreidebestand sollte weder zu dicht (feucht) noch zu dünn (schlechte Befruchtung)sein.
    - Saatstärke und Zeitpunkt nach professionellen Empfehlungen für Standort und Sorte richten.
    - Wenig anfällige Sorten wählen. Diese verfügen über eine kurze, gleichzeitige Blütezeit mit üppiger Pollenschüttung.
    Oft sind langstrohige Sorten weniger anfällig, weil ihre Ähren weiter vom feuchten Boden entfernt sind und im Wind schneller trocknen und blühen.
    - da die meisten Gräser Wirte des Mutterkornpilzes sind, sollten Grasränder um gefährdete Roggenfelder herum vor der Blüte gemäht werden sowie Ungräser im Bestand bekämpft werden.


    Der starke Befall des kleinen Getreidefeldes im/am Wald erklärt sich hiernach von selbst.
    Aus ackerbaulicher Sicht sind da gleich mehrere Fehler gemacht worden.
    Möglicherweise war es gar nicht zum Dreschen gedacht, sondern ist von Jägern als "Wildacker" zur wintergrünen Äsung für Rehe und Hirsche angelegt worden?

  • Die automatische Getreidereinigung kann Mutterkorn wegen der Übergrösse gut ausscheiden.
    Mutterkornvergiftung ist eine sehr ernste Krankheit, siehe hier.
    Im Mittelalter waren vor allem in nassen Jahren grosse Teile der Bevölkerung davon betroffen.
    Erschwerend kam dazu, dass Roggen wegen der geringen Ansprüche an den Boden ein Arme-Leute-Getreide war.

  • Hallo Zusammen
    Danke für die Info Hinterwäldler, ich versuche ebenfalls mal was über das Behandeln gegen Mutterkorn herauszufinden.
    Ich weiss auch nicht ob im biolog. Landbau diese Fungizide zugelassen wären.
    Mein Hintergedanke ist eben das Auftreten des Mutterkornes im Mittelalter mit den verursachenden Krankheiten (Kribbelkrankheit, St. Antoniusfeuer)
    nicht das mein täglich Brot mich schlussendlich ins Grab bringt.
    Gruss
    Pilzler71

  • Was vielen Landwirten inzwischen offenbar nicht mehr bekannt ist: man kann sich seine Kulturen auch aus der Nähe betrachten.
    Mutterkornbefall sieht man. Im Zweifelsfall die Ernte verwerfen und aus seinen Fehlern lernen.
    In Gegenden mit regnerischem Sommer und schweren Böden passt Roggen eben nicht, da wird dann Hafer oder Dinkel Getreide der Wahl.
    Mit Pflanzenschutzmitteln kann man nicht alles erzwingen.
    Und es gibt eben Jahre, die schwierig sind, wie etwa das im Sommer sehr nasse 2014. Da missrät auch den Profis vieles.

  • Der Anbau von Kleinstflächen im privaten Anbau geht gerade noch mit den bescheidenen Mittel die einem zur Verfügung stehen, das Ernten, dreschen und dieanschließende Reinigung und aufbewahren von Gedreide macht viel Arbeit.


    Das überlasse ich gerne den Profis ( Landwirt ), der hat die dafür nötigen Gerätschaften und Flächen, oder wer hat schon einen Traktor, Pflug, Egge, Mähdrescher, Anhänger.....zu Hause?
    Ich habe es mal ausprobiert, einige Quadratmeter, hübsch anzusehen, alles in Handarbeit,den Platz dafür kann ich aber besser nutzen und mit meinem Bauern in der Nähe mache ich ein Tauschgeschäft. Er liefert Weizen gegen Tomaten, Fruchtsaft oder gegen Mithilfe am Feld bei der Kartoffelernte und da fällt wieder einiges für mich ab.:kichern:


    Versuch macht klug, heißt es.


    Lg.Fisher