Medico fordert "Preparedness"-Ansatz für Strategische humanitäre Hilfe

  • Die Hilfsorganisation Medico International bezieht sich in diesem Aufruf ausdrücklich auf den Begriff der "Preparedness",
    um humanitäre Hilfe durch eine verbesserte Strategie sowohl vorbeugender als auch nachhaltiger zu gestalten:


    https://www.medico.de/damit-hilfe-gelingt-16229/


    "Ziel von humanitärer Hilfe muss die systematische Förderung von lokaler Vorbeugungs- und Bewältigungskompetenz sein,
    eine "strategische humanitäre Hilfe"(...), die immer, auch bereits in Zeiten akuter Krisen, gezielt auf die Förderung lokaler Strukturen setzt.
    (...)
    Der Blick auf die bestehende Praxis von humanitärer Hilfe zeigt, dass von einer solchen vorausschauenden Hilfe noch nicht die Rede sein kann.
    (...)
    Um ihr zu grösserer Geltung zu verhelfen, müsste sie finanziell deutlich besser ausgestattet werden.
    Zuletzt machten die für "Preparedness" eingesetzten Mittel knapp 2% der insgesamt für humanitäre Hilfe zur Verfügung stehenden Mittel aus.
    (...)
    Die Förderung von "Preparedness" erfordert eine konzeptionelle Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren von Anfang an.
    Wichtigste Voraussetzung für den Erfolg des "Preparedness"-Ansatzes aber ist politisches Handeln."
    (...)


    Genau gegen die politische Selbstkastration der Prepper-Bewegung und für deren Integration in eine globale humanitäre Zivilgesellschaft schreibe ich:


    Humanitäres politisches Engagement ist kein naives Gutmenschentum, sondern die logische Konsequenz aus blankem Eigennutz:


    - Lokal institutionalisierte vorbeugende und resiliente Hilfsstrukturen verringern die Kosten von Katastrophen und Kriegen.
    - Sie minimieren den negativen Impakt auf indirekt betroffene Staaten, z.B. in Form von Flüchtlingsströmen und daraus resultierenden Problemen.
    - Sie maximieren unsere eigenen Chancen im Falle, dass wir selbst flüchten müssen, auf aufnahmebereite und integrationsfähige Gesellschaften in den Fluchtländern zu treffen.

  • Guter Beitrag.


    und mit deiner Schlussfolgerung sprichst du mir aus der Seele.


    Leider sehe ich wenig Chancen für solche Strukturen in Ländern und Gesellschaften, die noch zu sehr mit dem eigenen Überleben beschäftigt sind. Damit in der Bibel Vorräte für die sieben magern Jahre angelegt werden konnten mussten erst einmal sieben fette jahre ins Land gehen. Gepaart mit der "bad gouvernance" in vielen Ländern drohen Mittel, die zum Aufbau von Preparedness Strukturenfreigemacht werden ganz einfach zu versickern.


    Damit also Medico mit einer solchen Maßnahme Erfolg haben kann muss zuerst eine Initiative zum "good gouverment" Erfolg haben. Wenn Korruption, Mißwirtschaft und Vetternwirtschaft abgeschafft werden, sowie Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit Einzug gehalten haben, ist auch der Umfang von Preparedness-Maßnahmen viel kleiner, weil die Gesellschaft gegenüber Katastrophen viel wiederstandsfähiger geworden ist.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Die flächendeckende Durchsetzung von "good government" ist freilich ein Idealzustand.
    Man kann aber mit der humanitären Hilfe nicht darauf warten;
    naturgemäß ist sie umso not-wendiger, je schlechter das government...


    Gerade deshalb finde ich den integrierten Ansatz, auf allen technischen, praktischen und politischen Handlungsebenen
    die wünschenswerten Zustände mitzudenken und darauf hinzuarbeiten, so zielführend.


    Jede Massnahme und jeder Ressourceneinsatz sollte routinemäßig darauf gecheckt werden,
    ob dadurch Selbsthilfe-Strukturen gestärkt oder eher behindert werden.


    Die engagierte Zivilgesellschaft kann, wenn sie will,
    regierungsunabhängige Strukturen aufbauen, und diese dann versuchen zu institutionalisieren.


    Zugleich braucht es politischen Druck, um etablierte Machtstrukturen daran zu hindern,
    diese Selbsthilfekräfte zu unterdrücken oder zu zweckentfremden.
    Im Idealfall gelingt es, die Machthaber davon zu überzeugen, daß eine funktionierende Zivilgesellschaft in ihrem Interesse ist,
    und ihre Regierung entsprechend zu reformieren.
    Oder die Führung auf möglichst gewaltfreiem und demokratischem Weg auszuwechseln.


    Nur als ein Beispiel aus den laufenden Aktivitäten von medico:
    Es genügt eben nicht, die syrischen Kurden beim Wiederaufbau von Kobane/Rojava zu unterstützen und Sanitätseinrichtungen zu spenden.
    Den Bemühungen der türkischen Regierung, die demokratische Selbstverwaltung im Nachbarland zu sabotieren,
    sollte mit geeigneten Mitteln auf allen Ebenen entgegengewirkt werden.


    Oder um ein Beispiel aus D anzuführen:
    Die Ineffizienz des Berliner Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) ist ja mittlerweile legendär.
    Daß ehrenamtliche Helfer die allerschlimmsten Zustände mildern, indem sie Zelte aufstellen und heiße Suppe austeilen,
    ist ein not-wendiger erster Schritt.
    Welche Schritte kann unsere Zivilgesellschaft gleichzeitig parallel durchführen,
    um unsere Staatsverwaltung effizienter und humaner zu machen,
    und den Flüchtlingen so bald wie möglich eine eigenständige Existenz zu ermöglichen?

  • Humanitäres politisches Engagement ist kein naives Gutmenschentum, [/QUOTE]


    Es ist schlichtweg Eigenutz der Betreffenden Hilfsorganisationen und nichts anderes als ein Industriezweig für Leute die in der richtigen Wirtschaft keinen Fuss in die Tür bekommen.
    Ganze Landstriche in Afrika werden Ökonomisch an die Wand gefahren und jede Eigeninitiative der dortigen Menschen unterbunden.
    Mir stehen manchmal die Haare zu Berge(und das obwohl ich ne Glatze habe) wenn ich mich mit Jungen Afrikanern unterhalte die auf die Uni gehen.
    Während bei uns die vergleichbare Personengruppe in die Industrie,Forschung etc will träumt in Afrika jeder Junge Mensch mit Bildung davon für eine Hilfsorganisation zu arbeiten oder eine zu Gründen.
    Diesen hahnebüchenen Unsinn muss ich aus Mosambik dann doch kurz kommentieren,schreibe in ein paar Wochen noch etwas mehr dazu wenn ich ne ordentliche Tastatur habe.


    LG Michael

    Behandle deinen Gast zwei Tage lang als Gast ,aber am dritten Tag gib ihm eine Hacke

  • Vermutlich kommt es immer darauf an, wie man es macht. Es gibt sicher humanitäre Initiativen, die lokale Selbsthilfe und Eigenverantwortung schwächen (wobei mir die Verfasstheit des Welthandels einen um ein Vielfaches höheren Anteil zu haben scheint). Es gibt aber auch Initiativen, die da gerade unter diesem Gesichtspunkt sehr reflektiert und vorsichtig herangehen.

  • Zitat von Harmlos;259427

    Wenn Korruption, Mißwirtschaft und Vetternwirtschaft abgeschafft werden, sowie Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit Einzug gehalten haben


    Mir reicht schon, wenn ersteres nicht täglich wahrnehmbar ist und zweiteres auf einem mehrheitlich als fair empfundenen Niveau ist. Wie widerstandsfähig eine Gesellschaft ist, hängt m.E. auch noch stark von der Art der Katastrophe ab?


    Zum Welthandel wollte ich gerade auch noch einen Satz schreiben. Es wird bei mir aber immer etwas zu politisch, darum lasse ich es lieber...

  • Es ist verständlich das eine Hilfsorganisation vom Hype der Flüchtlingskrise profitieren will,hat die Sicherheitsbranche wie PMCs nach dem 11 September 2001 ja auch gemacht.
    Diese "Hilfsorganisationen" sind als Gewinnorientierte Unternehmen aufgestellt und bieten für Leute die überhaupt nichts können Lukrative Jobs in Tropischen Ländern.
    Natürlich ist es unfair alle dieser Organisationen über einen Kamm zu scheren das Fazit deren Arbeit bleibt aber gleich.
    Das Fazit der Entwicklungshilfe in Afrika ist desaströs und lässt sich nicht allein mit der Kolonialisierung erklären, weshalb haben es andere Kolonien wie Singapure, Malasysien oder China geschafft?
    Äthopien war bis auf ein paar Jahre unter Mussolini auch nie eine Kolonie und ist heute auch/trotzdem Bettelarm.
    Südamerika hat auch eine völlig andere Entwicklung genommen.
    Eine wirkliche Antwort darauf gibt es nicht bzw traut sich niemand laut auszusprechen.
    Die Entwicklungshilfe hat eines erreicht , das Rohstoffreiche und fruchtbare Länder heute von Internationalen Hilfen abhängig sind, nirgends und wirklich nirgends gab es eine erfolgreiche Arbeit der Hilfsorganisationen oder der Staatlichen Entwicklungshilfe.
    Ich behaupte das allein schon der Ansatz der Entwicklungshilfe falsch ist, wie soll ich Menschen in einem Land erklären das sie eigenverantwortlich handeln sollen aber ständig bevormundet werden?
    Macht es einen Sinn wenn studierte Ingenieure, Ärzte oder sonstige studierte als Fahrer,Dolmetscher oder Küchenboy für Hilfsorganisationen arbeiten und ihre Jobs von Weißen gemacht werden?
    Ja Afrika ist korrupt und wird von unfähigen Politikern regiert auch wenn es da Ausnahmen gibt/gab ,die übrigens alle durch Internationale Einmischung beseitigt wurden oder so beeinflusst wurden das diese Politik keine Chance hatte.
    Afrika wird künstlich arm gehalten und das definitiv auch mit Hilfe der Entwicklungshilfe.
    Das Kleinbauerntum in Afrika wird durch Hilfslieferungen Systematisch zerstört und das Land sehr oft von Internationalen Konzernen aufgekauft,die Afrikanische Bekleidungsindustrie wurde durch die Entsorgung der Altkleider der "ersten Welt" komplett in den Orbit geschossen.Es ist ein Irrtum wenn man denkt das unsere Alten Kleider die wir mit dem guten Gewissen spenden etwas gutes zu tun umsonst verteilt werden,diese werden verkauft und zwar so billig das sie unter dem Preis der einheimisch hergestellten Produkte liegt.
    Diese Praxis ist dann für Touristen wie mich zwar oft Amüsant,ändert aber nichts an der Gesamtsituation.
    Deshalb meine kleine Bitte das wenn ihr Kleidung spendet diese Zerschneidet damit sie nur als Putzlappen recycelt werden können.


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    Wer sich für das Thema Afrika interessiert empfehle ich folgende zwei Bücher (die besten die es zurzeit in Deutscher Sprache über Afrika gibt)Van Reybrouck geht in seinem Kongo Buch auch darauf ein wie er wiederholt von Hilfsorganisationen versucht wurde ihn zu beeinflussen (in deren Sinne)


    http://www.amazon.de/Kongo-Ein…chte&tag=httpswwwaustr-21



    http://www.amazon.de/Ach-Afrik…rika&tag=httpswwwaustr-21