Gedankenspiel illegaler (notwendiger) Grenzübertritt


  • Ich war damals auch an der Grenze im Einsatz. Aber was ich mich erinnern kann haben die meisten von den Grundwehrdienern einfach weggeschaut, wenn wer gekommen ist. Für 3100 Schilling oder 230 € im Monat wollten sich nur die wenigsten den Stress und die Mehrarbeit bei einem Aufgriff antun. Jeder wollte den Dienst so schnell und gefahrlos runterdrehen und nach Dienstschluss so schnell wie möglich nach Hause. War ja auch nicht ganz ungefährlich mit den Flüchtlingen und Schleppern damals.
    Es hat halt damals ein großes Motivationsproblem bei den Grundwehrdienern gegeben.

  • Bei einem illegalen Grenzübertritt ist wichtig, was danach kommt. Wenn nicht gerade der eiserne Vorhang 2.0 aufgebaut wurde kommt mann schon irgendwie durch, wenn man sich einen Bolzenschneider eingepackt hat. Aber das hat man dann vermutlich abseits der Grenzübergänge und der Infrastruktur gemacht.


    Jetzt gilt es ein ganzes Land zu durchqueren und das mit den Mitteln die in den Rucksack passen. Ich bin immer noch ein großer Fan von Fahrrädern als Fluchtmittel, aber nehmen wir die Balkanroute, so ist das für ein Fahrrad auch eine ordentliche Strecke. Die öffentlichen Nahverkehrsmittel werden vermutlich überwacht, bleiben also nur noch Schleuser, die sich ihre Fahrten fürstlich bezahlen lassen und zudem nicht sehr zuverlässig sind.


    Wenn ich einen solchen Trip in Richtung Türkei unternehmen wollte, so würde ich versuchen mich bis nach Norditalien durchzuschlagen und von dort ein Segelboot mit Skipper chartern, der mich bis an die türkische Grenze bringen sollte. Die türkische Küste ist zu lang und zu unübersichtlich, um jede Bucht der türkischen Riviera zu überwachen.


    Klar ist das etwas teurer und der Skipper wird sich den Trip bestimmt gut bezahlen lassen, aber wenn ich meinen Besitz selbst unter Wert zu Geld machen konnte, sollte es gehen.


    Die Balkanroute war eine organisierte Weiterleitung mit Reisebussen und Zügen. Ohne diese Infrastruktur wird es echt schwer. Schleuser sind da der einzige Weg und sehr gefährlich. Da bezahle ich lieber einen Skipper, als einen LKW Fahrer, der mich mit 60 anderen in einen 7,5t Laster steckt. Zu Fuss und illegal ist die Route kaum zu meistern!

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Zitat von beprudent;265849

    @ Harmlos : die Türkei hat KEINE Küste an der Adria. Wir leben nicht mehr im 19ten JH.


    Vermutlich Ägäis gemeint ??

  • Meine Fluchtroute würde mich in den Südwesten führen - Italien - Frankreich - Spanien zu Verwandten (natürlich nur sofern das Zielland nicht auch diesselben Bedingungen aufweist, als mein eigenes. Bei einer Krise, die den ganzen Kontinent betrifft, wäre Kanada das nächstmögliche Zielland. Dort habe ich einige Bekannte und würde durch die "Wanted Jobs" auch eventuell beschleunigt eine Daueraufenthaltsgenehmigung erhalten.


    Mitnehmen: Die Flüchtlinge, mit denen ich im vorigen Jahr zu tun hatte, hatten bis auf wenige Ausnahmen fast nur leichteres Marschgepäck. Der Umstand, dass Ihnen auf Ihren Zwischenstationen seitens der Hilfskräfte Unterkunft, Verpflegung und auch Möglichkeiten zur Tageshygiene sowie zur medizinischen Versorgung als auch Austausch von Kleidung geboten wurde, machte dies möglich. Sonst wären sie um ein BOB nicht wirklich herumgekommen.


    Für mich einer der wichtigsten Artikel wäre mein Telefon mit offline Karten für sehr viele Regionen der Welt (als Vektorkarte) und auch natürlich um Informationen zu beschaffen. Gratis Wlan gibts in vielen internationalen Restaurantketten, weiters bin ich als Fon-Nutzer berechtigt mich in allen Fon Hotspots gratis einzuwählen, die es auch fast überall in der EU gibt (bereits erfolgreich in Belgien, GB und auch Italien so gemacht). Am Internet sollte es nicht scheitern. Ausserdem ist das Kontakthalten sehr wichtig.


    Grenzübertritte - sind ein eigenes Kapitel. Die Flucht mit der Masse würde ich aus mehren Gründen generell zu vermeiden versuchen. Einer einzelnen Familie gegenüber sind Einheimische viel eher zutraulich und man wird hier schnell mal ganz unkompliziert mit einem Schlafplatz, einer warmen Mahlzeit und dergleichen versorgt. Auch ist man als Kleingruppe viel beweglicher. Schleppern würde ich mein Leben und das meiner Familie nicht anvertrauen. Da ist zuviel passiert.


    Ein Mitgliedsausweis meiner Hilfsorganisation in mehreren Sprachen würde vielleicht insofern auch wesentlich helfen - ich würde in jedem Land das Netzwerk dieser (in allen Ländern tätigen) Organisation mitnutzen - aber natürlich auch kurzfristig dort mit meinen Möglichkeiten mithelfen. Wäre eine Win-Win Situation, die mir aber definitiv auch ein paar Vorteile verschaffen würde. Haben wir hier so auch erlebt mit Flüchtlingen, die zuvor in Syrien oder dem Irak tätig waren.

    acta, non verba - viribus unitis