Hallo Leute, ich weiß nicht, ob das Thema hier im richtien Bereich ist. Zumindest habe ich niergends eine Rubrik entdeckt in welcher Erfahrungsberichte gepostet werden können.
Nun aber zum Thema, am Samstag 30. April saß ich mit meiner Freundin zu Hause, ich war eigentlich am Laptop am ein Onlinezeitung anschauen und redete nebenbei mit meiner Freundin; draußen tobte ein Gewitter, welches eigentlich nicht mal besonders heftig war - ich hatte da schon viel schlimmeres erlebt - eigentlich nichts Spezielles... praktisch eine Alltagssituation...
Doch auf einmal gab es einen gewaltigen Knall, wie ich ihn noch nie gehört habe. Eine Druckwelle fuhr durch uns durch und es wurde kurz hell in der Wohnung. Im ersten Moment dachte ich, dass da irgend so ein "Spaßvogel" einen heftigen Böller an unser Fenster geworfen hätte. Vor Schreck sprang ich hoch und schaute sogleich aus dem Fenster und sah gerade noch, wie unsere 30 Meter hohe Tanne im Garten zusammensackte.
Der Blitz schlug 10 Meter neben unserem Haus in die Tanne.
Das übliche "Alle Nachbarn und Gaffer aus dem Dorf versammeln sich um unsere Tanne" erspare ich euch mal.
Auf jeden Fall ist die Tanne regelrecht explodiert. Die größeren Stücke lagen im Umkreis von 5 Metern um den Stamm. Kleinere Teile wurden teilweise noch 50 Meter weit entfernt, auch auf der anderen Seite des Hauses, noch entdeckt.
Nun vorerst konnte man noch nichts machen, denn es gewitterte noch leicht und es regnete noch. Unmittelbare Gefahren erkannte von der Tanne erkannte ich keine und somit ließ ich die Tanne liegen; aber auch weil erst noch ein Versicherungsfuzzi vorbeikommen musste um die Schadensaufnahme zu beziffern.
Am Montagmorgen kam dann der besagte Versicherungsfuzzi.
Ich wusste, dass ich eine Motorsäge hatte, aber da der Seilzug irgendwelche Macken hatte, gab ich die Motorsäge einem Händler und ließ ich erst noch einen Expressservice über die Säge laufen und hatte Glück, dass ich diese trotz vertrösten auf in 4 Tagen, noch am selben Abend abholen konnte.
Schnittschutzhosen hatte ich zum Glück bereits und so begann ich noch am Montagabend mit dem Zernagen des Holzes.
Sehr vorsichtig, da das Holz teilweise unter Spannung war, schnitt ich mich durch die Tanne. Ich war ja nur Hobby-Holzer aber jetzt wäre ich verdammt froh gewesen um eine richtige Forst-Ausbildung. Ich habe zwar am Sonntag bereits einige Texte im Internet gelesen, wie man Holz unter Spannung bearbeiten muss (Holz unter Spannung immer erst auf der Druckseite bearbeiten um Spannung ab zu bauen!) aber dennoch verklemmte es mir immer wieder das Schwert der Säge und in dieser Situation war ich jeweils froh, dass ich von meinem Schwiegergroßvater eine kleine Säge ausgeliehen habe.
Aber auch die mangelnde Erfahrung führte dazu, dass ich wahrscheinlich 3x länge brauchte als ein professioneller Holzer, da ich die jeweilige Situation mehrmals durch den Kopf gehen ließ, was wäre wenn ich diesen Schnitt ausführe, welche Folgen hat das, was könnte das für Folgen nachziehen, was könnte ich besser machen, was gäbe es noch, um mich weniger in Gefahr zu bringen.
Nun war glücklicherweise der Haufen vor der Tanne abgearbeitet und nun musste die Überreste der Tanne noch entfernt werden - diese waren aber immer noch um die 15 - 20 Meter hoch. Einfach so fällen geht nicht da zu wenig Platz im Garten und der Nachbar hätte sich dafür vermutlich nicht bedankt, wenn ich seinen Gartenzaun mit zu Kleinholz verarbeite und so musste ich erst mit der kleine Säge meines Schwiegergroßvaters die Äste runterschneiden. Zwischendurch musste ich noch ein größeres Stück des Stammes welches vom Blitzeinschlag in den Ästen hängen blieb entfernen. Dies wurde mit einem Seil und der Unterstützung eines Nachbarn runtergezogen.
Da ich zu besseren Zeiten mal die Tanne bis ganz nach oben Raufgeklettert bin, wusste ich, dass man auf dieser sehr gut Klettern konnte, so dass Gefährliche Konstruktionen mit einer Leiter überflüssig waren. So schnitt ich die Äste erst von Unten nach Oben im Abstand von ca. 1 Meter vom Stamm ab und als ich bis Oben abgeastet hatte gings wieder runter und die restlichen 1m wurden abgeschnitten.
Erschwerend kam noch dazu, dass neben der großen Tanne eine kleinere Stand, die bisher ungeschadet davon kam und auch weiterhin nicht beschädigt werden durfte.
Mit Unterstützung eines Seilzuges von einem Nachbarn fällte ich erst den oberen und dann den unteren Teil der Tanne.
Dies war wohl der gefährlichste Teil und ohne Seilzug hätte ich mir diesen nicht zugetraut. Doch nun ist die Tanne soweit gefällt und das meiste Holz zu Brennholz verarbeitet.
Wenn man solche Extremfällarbeiten im Garten durchführt, kommen immer wieder Nachbarn vorbei schauen und so ergibt sich der eine oder andere Schwatz und so erfuhr ich dass in der ganzen Nachbarschaft Geräte durch den Blitz beschädigt wurden - am meisten wurden die Internetrouter erwähnt. Bei uns haute es zwei Sicherungen raus, die vom Boiler (kalte Dusche am Morgen, ahoi :grosses Lachen:) und die von unserem kleinen Tiefkühlschrank, was sich durch eine Pfütze am Boden bemerkbar machte. Die Tiefkühlvorräte sind natürlich futsch. (aber eben war nur der kleine Zweittiefkühlschrank und somit hält sich der Schaden noch in Grenzen)
Fenster gingen durch die Druckwelle übrigens zum Glück keine kaputt, obwohl ich fast damit gerechnet habe.
Nun ich habe aus diesem Blitzeinschlag folgende Schlüsse ziehen können:
1. Hab die passende Ausrüstung bereit.
Wenn du große Bäume im Garten hast, hab auch die Möglichkeit, diese zu Bearbeiten und vor Allem hab auch die nötige Sicherheitsausrüstung dabei.
Schnittschutzhosen hatte ich schon, einen Forsthelm habe ich mir noch gekauft.
Da ich eine große Säge hatte, konnte ich die Tanne gut bearbeiten, ich war aber verdammt froh um die kleine Säge von meinem Schwiegergroßvater.
EDIT: Und sorg auch dafür dass das Material einzetzbereit ist. Es nutzt nichts, wenn die Katastrophe schon gekommen ist und du erst noch die Säge in die Reparatur bringen musst.
2. Besuch gefälligst einen Holzerkurs! (ich spreche so hart, vor allem zu mir selbst) es war eine gefährliche Situation, die ich gut meistern konnte und ich hatte auch nicht das Gefühl, mich in Gefahr befunden zu haben. Aber anstatt mir auf die Schulter zu klopfen und mich als geilen Pavian zu sehen, der alles kann, möchte ich nun endlich mal den Holzerkurs machen.
3. Ein Blitz killt dir unter Umständen Geräte die du gerne hast.
Ich bin sprichwörtlich mit einer kalten Dusche davon gekommen. Die Vorräte im kleinen Tiefkühlschrank beschränkten sich auf ein paar Schinkencroissants, ein Pack Findus-Plätzchen und etwa 3 Brote und die kalte Dusche dürfte wohl lehrreicher sein. (uaaah wie ich das hasse, am morgen Schlaftrunken unter die Dusche zu stehen und dann )
Bei vielen Nachbarn gingen Telefon, Internet und TV nicht mehr (hängt teilweise alles am Router)
4. Pflege gute Kontakte zu deinen Nachbarn. Diese können dir eine unglaubliche Unterstützung bieten, wenn du mal in der Not bist. In größeren Krisensituationen ist der Zusammenhalt noch wichtiger.
Ich konnte beim Fällen auf die tatkräftige Unterstützung eines Nachbarn zählen, konnte von einem weiteren den Seilzug ausleihen. Sind jetzt zwar nur kleine Dinge aber ich wahr darüber sehr froh.
Dafür kam eine andere Nachbarin zu uns und durfte unser Telefon benutzen da ihres nicht mehr funktionierte.
Nun noch ein paar Bilder, des Ganzen Unglücks:
Bild Tanne 1 Zeigt ein paar Blumenstecken aus Metall welche unter der Tanne standen und vermutlich einen Nebenableiter abbekommen haben. Die Brandspuren sind gut sichtbar.
Bilder Tanne, Tanne 2 und Tanne 3 zeigen die Unordnung