So, auf ganz besonderen Wunsch werde ich jetzt mal etwas zum Thema schreiben.
Ich verzichte ganz bewusst auf Bilder, da die jeweiligen Hersteller massenhaft Bilder auf ihren Websites haben und mein persönliches Exemplar eingepackt und versiegelt ist und dies auch bleibt bis ich es benutze oder einen Filterwechsel vornehme.
Erstmal zum Hintergrund:
Fluchthauben dienen der Flucht, nicht dem vordringen in kontaminiertes Gebiet. Das muss jedem klar sein, der sich damit befasst. Ausserdem sind sie nicht umluftunabhängig, sprich die Hersteller zertifizieren diese für eine Mindestsauerstoffkonzentration von 17% in der Einatemluft.
Es gibt Fluchthauben in drei Wirkvarianten:
- Brandfluchthaube
- Industriefluchthaube
- Industrie- und Brandfluchthaube
Brandfluchthauben:
Diese haben in aller Regel einen Partikelfilter der Klasse P2 oder P3 und einen CO-Filter. CO-Filter sind ausserhalb vom Brandschutz eher selten zu finden, da es sich dabei nicht klassisch um einen Filter handelt sondern um eine "Reaktionskammer" in der mittels eines Katalysators aus CO CO2 wird. CO2 ist für sich genommen ungiftig sofern die Konzentration nicht zu hoch wird. Wird eine zu hohe Konzentration von CO2 erreicht, dann fängt die Atemregelung an zu spinnen.
Für eine Flucht reicht dies aber alle mal, sofern diese nur wenige Minuten dauert.
Einsetzbar sind diese vor allem dann, wenn man relativ unbelastetes Baumaterial hat oder ein Brand ausser klassischen Brandgasen nicht viel produzieren kann.
Viele Feuerwehren haben so etwas dabei um Eingeschlossenen die soweit Handlungsfähig sind eine begleitete Flucht durch verrauchte Räume zu ermöglichen.
Industriefluchthauben:
Diese sind in aller Regel mit einem ABEK2 P3 Filter ausgestattet und liegen massenhaft in Chemieunternehmen herum. Ein ABEK2 P3 Filter ist eine relativ universelle Sache und wird auch im Katastrophenschutz in größerer Menge vorgehalten, da man damit erstmal ziemlich viel erschlagen kann ohne gleich einen gigantisch großen und teuren Universalfilter der ALLE Klassen erfüllt nutzen zu müssen. Er schützt aber vor vielen Sachen eben nur eingeschränkt, vor manchen aber auch gar nicht.
Vor allem CO wird NICHT aus der Atemluft entfernt.
Kombifluchhtauben:
Es gibt, zumindest von Dräger, auch die Kombination aus beiden. Ist natürlich teurer, aber eben auch universeller.
Bauformen:
Fluchthauben gibt es prinzipiell in zwei Bauformen. Eine Bauform ist eine echt Haube, die ab dem Hals aufwärts dicht abschließt (bei richtiger Handhabung). Daneben bietet zumindest Dräger auch zwei weitere Modelle an. Einerseits eine klassische Halbmaske, zum zweiten eine Maske, die wie ein Schnorchel zwischen die Zähne geklemmt wird und noch mit einer Nasenklammer kommt. Beide "Leichtbauvarianten" mögen ihre Daseinsberechtigung haben, aber sie haben deutliche Einschränkungen gegenüber der klassischen Haube.
Allen Bauformen gemein ist aber ein gigantischer Nachteil der Fluchthauben am deutlichsten von Schutzmasken unterscheidet. Durch den Filter wird bei den meisten Herstellern ein- und ausgeatmet. Das bedeutet, dass ich den Filter deutlich schneller verbrauche als bei einer Einwegatmung wie sie bei guten Masken durch Ventile sichergestellt wird. Ausserdem bewirkt dies auch, dass die Scheibe einer Haube recht schnell beschlägt, da keine Spülung durch Frischluft erfolgt. Selbst bei den Modellen, die ein Ausatemventil haben erfolgt in aller Regel keine Spülung der Sichtscheibe mit Frischluft.
Handhabung:
Fluchthauben bringen nur etwas wenn sie auch wirklich griffbereit sind. Es gibt von den meisten Herstellern Trainingshauben zu kaufen, mit denen dann der korrekte Umgang geübt werden kann. Bei Atemfiltern besteht das Problem, dass sie einmal Entsiegelt langsam aber sicher an Wirksamkeit verlieren, egal ob durch sie geatmet wird oder nicht. Daher sind "scharfe" Masken einmal entsiegelt nur noch für die Tonne, sofern man keinen neuen Filter hat, den einige Hersteller aber zur Verlängerung der Lebensdauer anbieten.
Man sollte auf jeden Fall mal die Gebrauchsanweisung durchlesen, am besten aber wirklich ein Trainingsgerät haben um zu üben, denn sonst kommt es beim Aufsetzen sehr einfach zu Undichtigkeiten.
Hersteller und Modelle:
Ich werde hier bewusst nicht auf jeden Hersteller und jedes Modell eingehen sondern exemplarisch ein paar Fluchthauben erörtern. Jeder Hersteller ist einfach über Google zu finden. Bei ACE-Technik sind ausserdem die Modelle von Dräger und MSA mit ausführlichen Beschreibungen und verlinkten Videos der Hersteller zu sehen. Auf dieser Website ist es mit am einfachsten einen Überblick zu bekommen.
Dräger:
Von Dräger gibt es die Modelle Parat 3100 und 3200 (Halbmaske und Beißmaske). Beide sind aber nur als Industriefluchthaube erhältlich. Als Brandlfuchthaube gibt es die NICHT!!!
Eher preiswert zu haben, um die 80€.
Dann hat Dräger die Parat Serien 4700 5500 und 7500, der Reihe nach Industriefluchthauben, Brandfluchhtauben und Kombimodell. Die genauen Modellnummern haben etwas mit der Verpackung zu tun, da Dräger diverse Verpackungsvarianten anbietet. (z.B. Gürteltasche, Hardcase, Karton)
Die 7500er Reihe ist meiner Meinung nach die beste die momentan auf dem Markt zu haben ist und die zweckmäßigste. Sie ist auch das Modell, dass ich persönlich in meinem Flightkit spazieren führe auf den Flughäfen dieser Welt.
Preis je nach Modell, von 200€ bis 240€.
MSA:
MSA produziert eine Fluchthaube, die als Modell S-CAP bezeichnet wird (Wortspiel auf "to escape"?)
Diese Fluchthaube ist eine reine Brandfluchtaube, hat aber den Vorteil dass ihre Schutzwirkung vor Flammen zumindest auf dem Papier etwas besser ist, da die auch noch den Brust- und Schulterbereich teilweise mit abdeckt.
Preis um die 250€.
Technon:
Die Firma Technon produziert eine Art "Discountfluchthaube". Ein besseren Wort ist mir nicht eingefallen. Im Gegensatz zu den oben genannten Modellen ist sie wesentlich kleiner und leichter, ist am Ende aber nur eine Plastiktüte mit einem "Filterpad" drin, dass zu allem Überfluss um den Hals mit einem Gummiband zugemacht werden soll. Sie hat einen nicht näher klassifizierten Kohlefilter. Ich habe so etwas zwar auch dabei, ob das aber wirklich nützlich ist, sei mal dahin gestellt. Verlassen würd ich mich da nicht drauf, ausser um den Furz von meinem Kollegen abzuwehren.
Diese Version ist deutlich preiswerter als die oben genannten Modelle, je nachdem zwischen 20€ und 50€.
Fazit und Schlusswort:
Neben diversen Sonderbauformen aus der Luftfahrt, die aber umluftunabhängig, schweineteuer und für den Normalverbraucher kaum zu bekommen sind, gibt es noch diverse Ware aus China, die teilweise mit beworbener Leistung wie die Modelle von Dräger für 50€ verkauft werden. Ich persönlich würde mich da jedenfalls nicht drauf verlassen.
Dann gibts es noch viele Modelle die lange nicht mehr produziert werden, teilweise aber immer noch zu kaufen sind. Die Dräger DefendAir ist eine davon, die es cooler Weise auch als Konservendose gibt. Ob die wirklich schlecht werden weiß ich nicht, es gibt sie aber auch nur als reine Industriefluchthaube. Ein Modell als Brandfluchthaube oder Kombi ist mir da nicht bekannt.
Ob man den eher hohen Preis und die schwere Haube rechtfertigen kann und will liegt an jedem einzelnen. Ich persönlich bin beruflich viel auf Flughäfen und bin mit deren Gefahrenpotential vertraut. Eine Fluchthaube hilft mir sicherlich nicht bei allem was mir da so passieren kann, wenn aber die Scheiße mal im Ventilator landet, dann kann ich mir damit unter Umständen die Zeit kaufen die brauche um meinen Hintern in Sicherheit zu bringen.