...man als Pendler feststeckt?

  • Hallo,


    meine tägliche Pendelstrecke beträgt mit dem Auto rund 55km pro Strecke. Im Auto befindet sich ganzjährig ein "Pannenkoffer" mit 2l stillem Wasser in 0,5er PET-Flaschen, 2 Notkocher schweizer Bauart, eine einwan dige Blechtasse, ein paar Teebeutel, mehrere Packungen Trekkingkekse und Bonbons. Dazu zwei Rettungsdecken, Stirnlampe, Messer und Multitool. Sowieso im Auto befindet sich ein Anorak, Schirm, Taschenlampe und eine Wolldecke. Injedem Türfach steckt eine 0,5er-PET-Flasche Mineralwaser. Ein kompletter Werkzeugkoffer (Heyco expert plus) und ein paar Zusatzwerkzeuge (u.a. Gabelschlüssel Sw18 für Leitplankenschrauben, Dreikantschlüssel für Poller), die einem das Ausweichen auf inoffizielle Strecken erleichtern können und 9l Reservesprit (runder Metallkanister im Ersatzrad) und ein immer mindestens halbvoller Kraftstofftank runden die Ausstattung ab.
    Im Winterhalbjahr habe ich zusätzlich eine gepackte Tasche mit Wanderstiefeln, Daunenjacke, Schal, Mütze und gefütterten Handschuhen, sowie Schneeketten und Schneeschaufel dabei.



    Blackout:
    Erwischt es mich am Arbeitsplatz, würde ich versuchen, mit der Familie zuhause Kontakt aufzunehmen (SMS und Whatsapp absetzen und versuchen, anzurufen). Im Handy würde ich die Radiofunktion nutzen.
    Im Betrieb haben wir ein 400kVA-Notstrom-Aggregat, um unsere teils kritischen bzw. gefährlichen Prozesse kontrolliert in einen sicheren Zustand zu bringen. Das wäre Prio 1. Dann würde ich für ein paar Tage Urlaub nehmen (zumindest formal). Ist das erledigt, würde ich zu Fuss die Lage an der 500m entfernten Autobahn erkunden. Wäre sie nicht blockiert und es vom Wetter her machbar, würde ich die Heimfahrt mit dem Auto antreten und fahren, soweit ich kommen kann. Das Auto würde ich nur im äußersten Notfall aufgeben, es kann in einem unabsehbar langen Blackoutszenario wertvolle Dienste leisten. Sollte eine Weiterfahrt definitv unmöglich sein, bleibt der Fußweg, für den Gesamtweg rechnet Google Maps bei mir 10 Stunden aus für rd. 40km. Das sollte mit Pausen also innerhalb eines Tages machbar sein. Wäre von vorneherein klar, dass das Auto keine Option mehr für den Heimweg ist, dann würde ich mir ein Fahrrad organisieren, um damit möglichst viel Strecke machen zu können, die Distanz wäre dann in unter vier Stunden zu schaffen.


    Bei einem offensichtlichen Blackout würden mich keine 10 Pferde dazu bringen, länger als absolut nötig, am Arbeitsplatz zu bleiben, er liegt am Rand einer Grossstadt, die sich in kürzester Zeit in einen chaotischen Hexenkessel verwandeln dürfte. Allein schon die zehntausenden gestrandeten ÖPNV-Nutzer in S- und U-Bahn-Tunneln und der Zusammenbruch der Verkehrsampeln etc. dürften sehr schnell zu einer absolut kritischen Situation führen. Ausserdem würde ich an meinem Heimatort gebraucht, um Familienagehörige in Sicherheit zu bringen und an Notfallmaßnahmen im Dorf mitzuhelfen.


    Unwetter/Schneesturm unterwegs.
    Würde ich versuchen, im Auto auszusitzen. Halbvoller Tank und Reservesprit erlauben es, das Auto theoretisch über 2 Tage lang nonstop mit laufendem Motor zu betreiben. Bei Schneesturm muss man dafür sorgen, dass Luftansaugung und Auspuff nicht verstopfen/zuwehen.


    Übrigens, es kann einen als Pendler b zw. Reisendem schneller erwischen, als man denkt: bei einer dienstlichen Rückfahrt im Januar mit dem ICE von Brüssel, musste mein Zug direkt in einem Tunnelportal anhalten, weil im Tunnel ein vorausfahrender ICE nach einem massiven Wildunfall beschädigt liegengeblieben war. Erst nach 4 Stunden konnten wir dem havarierten Zug in Schleichfahrt mit Tempo 60 folgen, bis dieser von der Strecke fahren konnte. Dadurch kam ich 5h später als geplant, an meinem Umsteigebahnhof gegen 2 Uhr in der Nacht an. Es fuhr dort erst um 6:50 wieder ein Zug, also musste ich die halbe Nacht irgendwie verbringen. Ein Hotel o.ä. gab es nicht, Café, Restaurants etc. waren natürlich alle zu. Also suchte ich mir wie ein Obdachloser eine halbwegs geschützte Ecke und versuchte, ein paar Stunden zu dösen, was so halbwegs gelang. Vorräte, zu trinken o.ä. hatte ich übringens nicht, es ging auch so. Allerdings war es das erste mal, dass ich mich über den Becher überteuerte Kaffeeplörre so richtig freute, als ich endlich im Zug nach Hause saß. Seither habe ich im Anorak immer eine Stirnlampe, eine Rettungsdecke, etwas Bargeld und im Winterhalbjahr Mütze und Handschuhe verstaut.


    Grüsse
    Tom

  • Lieber [MENTION=8046]Asdrubal[/MENTION],


    ich verstehe nicht, warum du so an diesem Arbeitsplatzszenario festhängst.


    Wenn eine allgemeine Krise deiinen Arbeitsort betrifft und du dort festsitzt, ist das doch eher der triviale Fall.


    1. Dein Arbeitgeber hat so etwas wie Anstand oder du erinnerst ihn an seine Treuepflichten. Du wirst dort also ein Dach über dem Kopf über dem Kopf haben.
    2. Du bist an deinem Arbeitsplatz ja sicher nicht der einzige, den das betrifft.
    3. Du bist unter Menschen, die du zumindest kennst und die eine positivere Einstellung zu dir als zu einem Unbekannten von der Straße haben.
    4. Diese Menschen werden sich um dich kümmern. Irgendeiner wird dich schon mitnehmen in sein Heim und dir sein Sofa anbieten.

  • Zitat von Abendrot;315084


    4. Diese Menschen werden sich um dich kümmern. Irgendeiner wird dich schon mitnehmen in sein Heim und dir sein Sofa anbieten.


    Na ja, im SHTF Fall würde ich eher davon ausgehen, das Motto des Tages wird dann lauten "Jeder denkt an sich, nur ich denke an mich!"


    Ich würde nicht darauf hoffen und mich nicht darauf verlassen das mir jemand sein Sofa anbietet.


    Die Leute sind ganz sicher genug mit sich selbst beschäftigt, ganz besonders die Nicht-Prepper die es völlig unvorbereitet "aus heiterem Himmel" treffen wird...

    Ich krieg' die Krise, wenn ich sie nur sehe!

  • Zitat von hayko;315090

    ...
    Ich würde nicht darauf hoffen und mich nicht darauf verlassen das mir jemand sein Sofa anbietet.


    Die Leute sind ganz sicher genug mit sich selbst beschäftigt, ganz besonders die Nicht-Prepper die es völlig unvorbereitet "aus heiterem Himmel" treffen wird...


    Moin hayko,


    vielleicht kommt es ja auch genau anders?


    Immerhin reden wir hier von einem Kollegenkreis, der sich schon über Jahre (?) kennt. Ich halte es genauso für denkbar, daß sich genau so ein „Blauauge“ sagt: Och der @Abendrot hat plan - den lass ich bei mir übernachten, dann kann er mir sagen, wie ich die nächsten Tage mit meiner Familie am besten überstehe ...


    IMVHO mindestens genauso wahrscheinlich, wie jeder andere Gedankengang - und durchaus nicht uneigennützig.


    BTW.: Im Rahmen der Katastrophenvorsorge wurde mehrfach beforscht, wie groß die Bereitschaft zur „Nachbarschaftshilfe“ im Ernstfall ist. Unisono stützt kein einziger Forschungsbefund die in vielen Prepperkreisen mantraartig runtergebetete Aussage, daß im Ernstfall keine Hilfsbereitschaft existieren würde und sich Jede und Jeder ausschließlich um sich selbst kümmere.


    Ohne mich auf Andere verlassen zu wollen (da kommt der alte Kontrollfreak durch;-)) und dadurch um eine weitreichende Vorsorge im Rahmen meiner Möglichkeiten stets bemüht, habe ich immer den leisen Verdacht, daß die Urheber dieser Aussage von sich auf andere schließen.


    nota bene: Wir arbeiten bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen hier im Forum ausschließlich auf der Basis angenommener Szenarien, und das ist gut so. Aber bitteschön, damit bewegen wir uns nun mal ausschlißlich im Bereich der Hypothese. Aus dieser heraus eine verlässliche IST-Aussage zu treffen, halte ich für ... sagen wir gewagt. Man sollte in meinen Augen mit allem rechnen, auch mit dem schlimmsten!


    Nur mal so als Anregung zum Querdenken vom


    Christian,


    der am 25.11.2005 um 10cm an einem Steckenbleiben im Schnee vorbeigeschrammt ist und anschließend seinen Bulli im Schnee vor der eigenen Haustür eingegraben hat, damit er von der Straße kam!

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!


  • Genauso isses. Erstens kommt es anders als man zweitens denkt. :grosses Lachen:


    Ich war jahrelang ein sehr aktives Mitglied der Couchsurfing community https://www.couchsurfing.com/ und auf meiner Couch haben im Laufe der Zeit über 200 total fremde! Leute geschlafen und die haben mir dann sogar eine Referenz in meinen Profil hinterlassen, LOL. Ich waere sicherlich der letzte, der einen lieben Kollegen nicht auf seiner Couch schlafen lassen würde. :winking_face:


    Das keine Hilfsbereitschaft existiert habe ich nicht behauptet, ich sagte nur, ich würde mich im Ernstfall nicht darauf verlassen wollen, daher kann ich Asdrubals Überlegungen gut nachvollziehen.


    Ja genau, immer mit dem Schlimmsten rechnen, denn von da ab kann alles nur noch besser werden. Always think positive.

    Ich krieg' die Krise, wenn ich sie nur sehe!

  • Hallo zusammen,


    hier ein Statement von eine Langstreckenpendler (täglich vom flachen Land in die große Stadt, seit 10+ Jahren, mit Auto und Bahn, plus häufige berufliche Ausflüge in noch größere Städte und noch flacheres Land, Jahresfahrleistung ca. 80.000 km):


    Im letzten guten Jahrzehnt habe ich bei meinem leider recht bewegungsintensiven Berufsleben mit Planes, Trains and Automobiles das eine oder andere Erlebnis gehabt, das meine Routine durcheinandergeworfen und mich gezwungen hat, entweder länger unterwegs zu sein als geplant, oder umzudisponieren.


    Ohne langes Überlegen fallen mir die folgenden Situationen ein, die ich so erlebt habe:
    - Als ca. 10. Auto auf der Autobahn in der Vollsperrung hinter einem brennenden Gefahrguttransporter ca. 4 Stunden fest gehangen...
    - Ersteintreffender bei einigen Autounfällen
    - Ersteintreffender bei einem Entstehungsbrand im Wald neben der Straße (verdammte Raucher!)...
    - In der Arbeitsstelle festgehangen, weil der schwarze Block - begleitet von ein paar dutzend Hundertschaften Polizei - das Gebäude „umspült“...
    - Stromausfall ca. 2 Stunden in der Arbeitsstelle...
    - Gefahrstoffaustritt in Chemiepark vor den Toren der großen Stadt, Wind steht Richtung Arbeitsstelle...
    - Schneesturm nachts auf der Bundesstraße, Laster stellen sich an der Steigung quer, über Nacht bei Minusgerade auf der Straße festgehangen...
    - Auf dem Heimweg aus der Bundeshauptstadt Richtung malerisches Mittelhessen, als der Sturm über Deutschland fegt: Bahnverkehr wird für 12 Stunden und mehr eingestellt, keine Taxis verfügbar, alle Hotels überbucht...
    - Wintereinbruch auf der Arbeit, Ausfahrt vom Betriebsparkplatz unmöglich, da einige wenige Kraftfahrzeuglegastheniker ineinanderrutschen und die Ausfahrt blockieren...


    Im Laufe der Jahre habe ich ein Drei-Schichten-Modell (okay, dreieinhalb :) ) an EDC entwickelt, durch das ich recht autark bin und bei solchen Störungen tiefenentspannt einfach weiterlebe. Im Folgenden Infos zu meinem Material, zu den Dingen, die ich gelernt und geübt habe, und wie ich in solchen Lagen agiere. Mein Ziel ist immer, so entspannt wie möglich und so bequem wie möglich warm, trocken und satt zu bleiben - ich seh‘s nicht als unfreiwilliges Booptcamp!


    Immer am Körper, so lange ich wach bin, sind Geldbeutel mit Papieren, Taschenmesser (in Rotation je nach Tagesform), Feuerzeug, Uhr, Kuli, Smartphone (mit einigen essentiellen Apps drauf), Taschenlampe (im Format 1 x AA) und Geld. Und zwar mehr Geld als vermutet, versteckt in verschiedenen Stellen und Körperöffnungen. Wenn ein Verkehrsmittel ausfällt, gibt‘s meist andere, die funktionieren, und ich fahre lieber Überlandbus oder 100km Taxi, als die Strecke zu Fuß zu gehen. Alternativ kann ich mir auch ein Hotel nehmen - auch in der großen Stadt, wenn Messe ist...


    Auf dem Smartphone habe ich neben Spaß- und Arbeitsapps die m. E. Beste Offline-Karte „Pocket Earth Pro“, „Glympse“, „KatWarn“, „Nina“, „BIWAPP“ und „DWD WarnWetter“, das SAS Survival Handbook mit Urban Survival, die rote Liste („Arznei Aktuell“), die EchoLink- und die APRS-App. Glympse und APRS kann ich nutzen, um meine Frau automatisch wissen zu lassen, wo ich bin und wie ich vorankomme - so lange Internetzugang da ist. Frau ist zwar nicht lizensiert, kann aber unter APRS.fi meine Standortbaken von verschiedenen Geräten (Telefon, Handfunke, Mobilfunke, ...) sehen.


    In meiner „Männerhandtasche“ - einem Vaude-Business-Rucksack - habe ich unter anderem neben dem ganzen beruflichen Zubehör noch ein kleines „Survival-Paket“ mit EDC-Kleinkram, Nähzeug, ein Erste-Hilfe-Päckchen mit grundlegenden Verbandmaterial und Medis gegen Kopf- und Bauch-Aua, ein Prepaid-Ersatz-Telefon, einige Ah Akkubank-Kapazität, eine einfache Regenjacke, einen halben Liter Trinkwasser, Reepschnur und Bandschlingen (Büro im 2. Stock...), zwei FFP3-Masken, eine Ersatzbrille, Schutz-Überbrille (dicht sitzend), Ohrenstöpsel, ein kleines FM-/DAB+-Radio, Mora-Messer, Stifte, Schaltschrank- und Aufzugschlüssel, Multitool, ein paar starke Kabelbinder, Pfefferspray (Vollstrahl), Händedesinfektionsmittel, Schokoriegel, Shemagh und so‘n Klickerkram. Weiterhin immer dabei ein Amateurfunkgerät, das viel kann und klein ist, in meinem Fall ein Yaesu VX-6: Das ist frequenzerweitert <hüstel>, und durch den Breitbandempfänger kann ich z. B. auch die CB-Kanäle der Lasterfahrer mithören.
    Ohne diesen Rucksack gehe ich nicht weg, den habe ich beim Pendeln immer bei mir und komme damit entspannt durch‘s Leben. In Ergänzung natürlich immer die große Primus Thermocup, voll mit Kaffee... Regel: Wenn leer, dann voll. :)


    Im Auto dann das „grobe“ Set für‘s eingeschneit sein, anderen helfen und durchkommen, wenn andere festhängen. Ich fahre einen familientauglichen SUV, der ergänzend mit einem frequenzerweiterten Icom ID-5100 ausgestattet ist (siehe oben: APRS kann meine Frau Im Internet sehen, auch ohne dass ich mobiles Netz habe...). Im Kofferraum dann neben „beruflichem“ Feuerwehrhelm und Feuerwehrstiefeln (wandertauglich!) unter anderem 20l Diesel, 5l Scheibenwasser, 2l Motoröl, Schneeketten, 6kg Schaumlöscher, Abschleppseil, Starthilfekabel, Bordwerkzeug, 2 Wagenheber, dicke Maglite, Klappspaten, etliche Warnwesten zum Verteilen, ein ordentliches Seil (20m), zwei Rollen Panzertape, Arbeits- und Feuerwehrhandschuhe, eine dicke Baumarktplane 4m x 5m, einen Sanitätsrucksack und neben der „dienstlichen“ Warnschutzdienstjacke eine „neutrale“ Warnschutz-Regenjacke mit warmem, ausknöpfbarem Innenfutter.
    Dann ist im Kofferraum noch die „Katastrophenschutztasche“, die auch bei persönlichen „Katastrophen“ hilft: Ein Rucksack mit Modultaschen, worin unter anderem zwei komplette Sätze Dienst- und einmal Zivilklamotten sind, Badelatschen, Waschzeug und Toilettenpapier, ein Satz „Winterzubehör“ wie warme Mütze, Handschuhe etc., die Modultasche „Wasser“ (mit Klean Kanteen-Flasche und Edelstahlbecher, Wasserfilter mit Beuteln, Entkeimungstabebletten...), die Modultasche „Essen“ (mit Esbit-Kocher, Kochgeschirr, Besteck, Tütensuppen, Schokolade, Müsliriegeln und Tabasco-Sauce!), Taschenlampe, Kerzen, ein Schlafsack, eine selbstaufblasende Matte, die Modultasche „Elektronik“ mit Kurbelradio, Batterien, einem weiteren AFu-Gerät, Scanner und vieles mehr.


    Das ganze nutzt natürlich nur mit dem EDC im Kopf: Fahrsicherheitstraining für PKW, Transporter und LKW, Amateurfunklizenz, Sanitäter und Feuerauspuster, Landnavigation ...


    Mein Plan: So lange es bequemer ist und ich mit meiner Familie Kontakt halten kann, bleibe ich da, wo ich bin (und ich Ressourcen habe). Bauartbedingt haben z. B. alle Arbeitsstätten bei mir Notstromgeneratoren, die deutlich über 24 Stunden lang laufen müssen. Und an der Arbeit habe ich Heizung, Strom, Essen, ein Dach über dem Kopf und Leute, mit denen ich zusammenarbeiten kann.
    Als nächster Plan - auch, wenn ich unterwegs gestrandet bin - versuche ich, mit welchem Verkehrsmittel auch immer sinnvoll nach Hause zu kommen. Seien es Bahn, Bus, Helikopter oder zu Fuß.
    Nur als letzte Option „igele ich mich ein“, heisst: stay and play. Zum Beispiel im eingeschneiten Auto am Wegesrand, bis die Laster weggeschleppt sind... oder wenn der Chemietransporter vor mir brennt und die Autos auf der Bahn nicht geräumt werden. Dann mache ich die Fenster zu, die Lüftung aus, setze die FFP3-Maske auf und vergebe Haltungsnoten für die Löscharbeiten.


    Ganz schön langer Text, uff - hoffe, das war nicht zu viel!


    Abschließende Erkenntnis: Die romantischen „Durchschlagefantasien“ sind sicher schöne Prepperprosa, aber was am häufigsten passiert sind Brand, Wetter (Wasser und Schnee), kurzfristiger Aufruhr (Blockupy, EZB-Eröffnung...), Gefahrgutfreisetzungen und kurzzeitige Stromausfälle. Ziel sollten m. E. sein, 24 bis 72 Stunden autark zu bleiben, dabei irgendwo unterzukommen und irgendwie - nur notfalls zu Fuß - nach Hause zu kommen. Ich finde, dass hier häufig der Faktor „Bargeld“ zu gering eingeschätzt wird: In drei Tagen mit Extrembedingungen kann man schon mal eine vierstellige EUR-Summe ausgeben müssen...


    Mit besten Grüßen vom *immer* durchkommenden Hessen

  • Moin hayko,


    ich denke, wir sind gar nicht so weit auseinander:


    Einigen wir uns darauf, daß man im Ernstfall auf Hilfsbereitschaft hoffen darf, aber nicht darauf verlassen kann?


    Deinen Post #24 hab ich diesbezüglich eher anders verstanden. Falls ich mich geirrt habe - sorry dafür!


    Ich hab nur so deutlich geschrieben, weil ich immer wieder über das Postulat stolpere, daß es in der Katastrophe keine Hilfsbereitschaft gebe und jeder auf sich selbst gestellt bleibt. Bis hin zum unausweichlichen Bürgerkrieg...


    Zum einen deckt sich das nicht mit der Praxis in der Fläche (auch nicht mit meinen persöhnlichen Erfahrungen), zum anderen schränkt es in meinen Augen das Denken ein.


    Deshalb würde ich Deinen letzten Abschnitt glatt doppelt unterstreichen wollen!


    In diesem Sinne


    Be prepared!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Zitat von Hiking Hessian;315094

    Im Auto dann das „grobe“ Set für‘s eingeschneit sein, anderen helfen und durchkommen, wenn andere festhängen. Ich fahre einen familientauglichen SUV, der ergänzend mit einem frequenzerweiterten Icom ID-5100 ausgestattet ist (siehe oben: APRS kann meine Frau Im Internet sehen, auch ohne dass ich mobiles Netz habe...). Im Kofferraum dann neben „beruflichem“ Feuerwehrhelm und Feuerwehrstiefeln (wandertauglich!) unter anderem 20l Diesel, 5l Scheibenwasser, 2l Motoröl, Schneeketten, 6kg Schaumlöscher, Abschleppseil, Starthilfekabel, Bordwerkzeug, 2 Wagenheber, dicke Maglite, Klappspaten, etliche Warnwesten zum Verteilen, ein ordentliches Seil (20m), zwei Rollen Panzertape, Arbeits- und Feuerwehrhandschuhe, eine dicke Baumarktplane 4m x 5m, einen Sanitätsrucksack und neben der „dienstlichen“ Warnschutzdienstjacke eine „neutrale“ Warnschutz-Regenjacke mit warmem, ausknöpfbarem Innenfutter.
    Dann ist im Kofferraum noch die „Katastrophenschutztasche“, die auch bei persönlichen „Katastrophen“ hilft: Ein Rucksack mit Modultaschen, worin unter anderem zwei komplette Sätze Dienst- und einmal Zivilklamotten sind, Badelatschen, Waschzeug und Toilettenpapier, ein Satz „Winterzubehör“ wie warme Mütze, Handschuhe etc., die Modultasche „Wasser“ (mit Klean Kanteen-Flasche und Edelstahlbecher, Wasserfilter mit Beuteln, Entkeimungstabebletten...), die Modultasche „Essen“ (mit Esbit-Kocher, Kochgeschirr, Besteck, Tütensuppen, Schokolade, Müsliriegeln und Tabasco-Sauce!), Taschenlampe, Kerzen, ein Schlafsack, eine selbstaufblasende Matte, die Modultasche „Elektronik“ mit Kurbelradio, Batterien, einem weiteren AFu-Gerät, Scanner und vieles mehr.


    Mit besten Grüßen vom *immer* durchkommenden Hessen


    Hurra, habe hier soeben meinen Zwillingsbruder gefunden. :grosses Lachen:


    Ich könnte die Liste sogar noch erweitern... Das einzige was mir noch fehlt von Deiner Liste ist der "Schaltschrank- und Aufzugschlüssel", bzw Schrankenschlüssel, den habe ich vorgestern bestellt (Modell Knipex 00 11 01) und er wird mir am 3. Januar geliefert werden. Werde ihn dann posten unter "Bilder meiner neuesten Anschaffung".

    Ich krieg' die Krise, wenn ich sie nur sehe!

  • Genauer lesen, der Schaltschrankschlüssel und ein gesonderter Aufzugschlüssel (der von Knipex passt von der Dicke her nicht bei allen älteren Aufzügen) ist in meinem Rucksack.
    Und das Gleiche noch mal an meinem Arbeitsschlüsselbund, ich mache öfter mal Schaltschränke und Aufzugschächte auf...
    O. A. Auflistung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit! :)


    Beste Grüße vom ausgerüsteten Hessen


  • Moin ins „wilde Hessen“ und dank für Deinen ausführlichen Schrieb. Das zeigt den Profi!


    Ein Langstreckenpendler bin ich zwar nicht (mehr), aber vieles sehe ich deckungsgleich. Leider ist mir ein Teil der gehabten Strukturen qua Scheidung derzeit verloren gegangen, aber wird nach Möglichkeit und persönlicher Priorität recht analog zu Deinem Post wieder erstehen...
    Zum Thema Geld und seinen Aufbewahrungsorten muß ich Kritik üben:
    Du hast akut mein Kopfkino eröffnet ... nicht gut! :devil:


    Spaß beiseite und BTT:


    - Welcher Helm und wie bist Du damit zufrieden? Mein dienstlich gelieferter bleibt aus diversen Gründen in der Wache und ich muß mir langsam mal nen neuen zulegen, der mich so begleitet. Ich bin mir aber im Moment absolut uneins, was es werden soll...


    - Welche FW-Stiefel sind „wandertauglich“? Auch da besteht Beschaffungsbedarf und mir werden (SanD...) nur Haix Nevada gestellt. :zipper_mouth_face:
    Da ich mit diesen aber nicht mehr zurecht komme (entweder haben sich meine Füße verändert, oder - und das vermute ich stark - die haben den Leisten überarbeitet) wollte ich eh meinem AG den Einlochmeinungsverstärker auf die Brust setzen...


    - Die Flasche gefüllt oder leer und wie kommst Du dann ans Wasser, bzw wie haltbar gemacht?


    Interessierte Grüße vom


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. Vielleicht noch was zu den beiden Aspekten Hilfsbereitschaft und Geld:


    Hilfsbereitschaft: Das ist auf jeden Fall ein valider Punkt, und ich bin auch der Meinung, dass es im Notfall erst mal Unterstützung statt Einzelkämpfertum gibt. Das hat man in den vergangenen Jahren immer wieder in Fällen gesehen, in denen in Ballungsräumen der Verkehr zusammengebrochen ist. Ich hatte ja in meinen Postings geschrieben, dass ich durchaus das Nachtlager bei Kollegen annehmen würde. Allerdings würde ich da erst mal anderen den Vortritt lassen, die eher darauf angewiesen sind als ich, und selbst, wie beschrieben, mit Hilfe meiner Ausrüstung eher im Büro campieren. Besonders interessant finde ich diese Variante, wie geschrieben, falls ich mich doch zum Fußmarsch entscheiden müsste und erst mal eine Tages- oder Halbtagesetappe bis zum Haus von Kollegen wandern könnte, um dort ein vernünftiges Quartier zu haben und den Rest mit eventuell weniger komfortabler Übernachtung zu verkürzen. Dass bei einem längeren Stromausfall schon nach zwei, drei Tagen Bürgerkrieg in der Stadt herrschen würde, halte ich für ziemlichen Quatsch.


    Außerdem möchte ich mich nicht vollends auf die Hilfsbereitschaft verlassen müssen, sondern eine Alternative für Fälle haben, in denen, aus welchen Gründen auch immer, diese Hilfsbereitschaft doch nicht funktioniert.


    Geld: In meinen EDC ist eine Summe vorhanden, mit der ich eine einfache Hotelübernachtung und eine einfache Bahnfahrt von überall her in Deutschland nach Hause zahlen könnte. Allerdings gehe ich davon aus, dass ein Hotelzimmer sowohl bei einem einfachen Verkehrskollaps als auch bei der Variante mit zusätzlichem Stromausfall schwierig zu finden und auch nicht so richtig komfortabel wäre. Wenn nur in meine Himmelsrichtung die Straßen dicht wären und die meisten anderen Pendler offenbar aus der Stadt raus sind, würde ich das als Variante in Erwägung ziehen. Ich glaube aber, dass ich dann eher versuchen würde, mich zum nächsten großen Verkehrsknotenpunkt durchzuschlagen und zu schauen, ob von dort Straßen bzw. Schienen nach Hause frei sind.
    [MENTION=11017]Hiking Hessian[/MENTION]: Vielen Dank für die aufgezählten interessanten Apps. Das ist doch ein schöner Anlass, am zweiten Weihnachtstag mal sinnvoll mit dem Handy zu daddeln.

  • Zitat von ksbulli;315099

    - Welcher Helm und wie bist Du damit zufrieden?


    - Welche FW-Stiefel sind „wandertauglich“?


    - Die Flasche gefüllt oder leer und wie kommst Du dann ans Wasser, bzw wie haltbar gemacht?


    ad 1.: Ich hab‘ mehrere Helme, im PKW fahre ich meinen treuen, alt gedienten Casco PF1000 ec spazieren - die klassische Calimero-Eierschale mit Nackenleder und Lampenhalterung. Nicht ganz leicht, ich komme aber gut mit klar: Wenn man ‘eh einen Dickkopf hat, fällt das Mehrgewicht kaum auf... dienstlich geliefert haben wir noch die neuen Casco-Varianten (sorry, konnte mir die Zahlen-Buchstaben-Suppe nicht merken), und dann habe ich noch Petzl Vertex Vent und Kask Plasma AQ als Seil-/Höhenarbeitshelm.


    ad 2.: Ich hab‘ mit bei Rescue-Tec recht günstige, innenangrifftaugliche Stiefel von EWS besorgt, mit denen 15km mit großem San-Rucksack kein Problem waren. Nur die Harten komm‘ in‘n Garten - um die Schwachen zu bewachen...


    ad 3.: Sorry, mein Fehler: Ich habe immer, je nach Jahreszeit, zwei bis vier 1,5l PET-Flaschen mit stillem Wasser dabei. Viel trinken hilft gegen Müdigkeit und Kopfschmerzen... die rotieren also recht zügig durch.


    Mit besten Grüßen vom faulen Hessen


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Asdrubal;315101

    .... Allerdings gehe ich davon aus, dass ein Hotelzimmer sowohl bei einem einfachen Verkehrskollaps als auch bei der Variante mit zusätzlichem Stromausfall schwierig zu finden und auch nicht so richtig komfortabel wäre. ...


    Aus eigener Erfahrung: Eine Stunde, nachdem die DB den Schienenverkehr um Berlin eingestellt hatte, kosteten Zwei-Sterne-Zimmer in Berlin Mitte über 1.100,- €... immerhin mit Frühstück.


    :devil:


    Mit besten Grüßen vom Vielreisenden Hessen (geizig, kauft lieber Wasser und Kekse im Bahnhof und schläft auf Gleis 4)

  • Zitat von Hiking Hessian;315102


    Aus eigener Erfahrung: Eine Stunde, nachdem die DB den Schienenverkehr um Berlin eingestellt hatte, kosteten Zwei-Sterne-Zimmer in Berlin Mitte über 1.100,- €... immerhin mit Frühstück.


    Ooops, dann hier mein Geheimtipp: Es gibt verschiedene Hospitality Plattformen, die beliebsten darunter sind Couchsurfing http://www.couchsurfing.com, Bewelcome http://www.bewelcome.org und http://www.trustroots.org


    Diese Plattformen haben weltweit in den grossen Städten die meisten Mitglieder und es gibt Leute, die freuen sich sogar wenn sie mal jemanden bei sich zuhause aufnehmen können. Und zwar kostenlos.


    Dafür gibt es zum Beispiel bei Couchsurfing sogenannte "Last-Minute Gruppen", zum Beispiel sucht mach dann nach "Last Minute Berlin" und posted dort. Alle Mitglieder dieser Gruppe bekommen dann sofort eine email. Mit etwas Glück hat man bereits nach wenigen Minuten eine kostenlose Couch / Unterkunft mit Familienanschluss. Funktioniert leider nicht bei Stromausfall, aber zumindest wenn die DB den Schienenverkehr einstellt.


    Ebenfalls mit besten Grüssen
    Hayko

    Ich krieg' die Krise, wenn ich sie nur sehe!