Hallo,
meine tägliche Pendelstrecke beträgt mit dem Auto rund 55km pro Strecke. Im Auto befindet sich ganzjährig ein "Pannenkoffer" mit 2l stillem Wasser in 0,5er PET-Flaschen, 2 Notkocher schweizer Bauart, eine einwan dige Blechtasse, ein paar Teebeutel, mehrere Packungen Trekkingkekse und Bonbons. Dazu zwei Rettungsdecken, Stirnlampe, Messer und Multitool. Sowieso im Auto befindet sich ein Anorak, Schirm, Taschenlampe und eine Wolldecke. Injedem Türfach steckt eine 0,5er-PET-Flasche Mineralwaser. Ein kompletter Werkzeugkoffer (Heyco expert plus) und ein paar Zusatzwerkzeuge (u.a. Gabelschlüssel Sw18 für Leitplankenschrauben, Dreikantschlüssel für Poller), die einem das Ausweichen auf inoffizielle Strecken erleichtern können und 9l Reservesprit (runder Metallkanister im Ersatzrad) und ein immer mindestens halbvoller Kraftstofftank runden die Ausstattung ab.
Im Winterhalbjahr habe ich zusätzlich eine gepackte Tasche mit Wanderstiefeln, Daunenjacke, Schal, Mütze und gefütterten Handschuhen, sowie Schneeketten und Schneeschaufel dabei.
Blackout:
Erwischt es mich am Arbeitsplatz, würde ich versuchen, mit der Familie zuhause Kontakt aufzunehmen (SMS und Whatsapp absetzen und versuchen, anzurufen). Im Handy würde ich die Radiofunktion nutzen.
Im Betrieb haben wir ein 400kVA-Notstrom-Aggregat, um unsere teils kritischen bzw. gefährlichen Prozesse kontrolliert in einen sicheren Zustand zu bringen. Das wäre Prio 1. Dann würde ich für ein paar Tage Urlaub nehmen (zumindest formal). Ist das erledigt, würde ich zu Fuss die Lage an der 500m entfernten Autobahn erkunden. Wäre sie nicht blockiert und es vom Wetter her machbar, würde ich die Heimfahrt mit dem Auto antreten und fahren, soweit ich kommen kann. Das Auto würde ich nur im äußersten Notfall aufgeben, es kann in einem unabsehbar langen Blackoutszenario wertvolle Dienste leisten. Sollte eine Weiterfahrt definitv unmöglich sein, bleibt der Fußweg, für den Gesamtweg rechnet Google Maps bei mir 10 Stunden aus für rd. 40km. Das sollte mit Pausen also innerhalb eines Tages machbar sein. Wäre von vorneherein klar, dass das Auto keine Option mehr für den Heimweg ist, dann würde ich mir ein Fahrrad organisieren, um damit möglichst viel Strecke machen zu können, die Distanz wäre dann in unter vier Stunden zu schaffen.
Bei einem offensichtlichen Blackout würden mich keine 10 Pferde dazu bringen, länger als absolut nötig, am Arbeitsplatz zu bleiben, er liegt am Rand einer Grossstadt, die sich in kürzester Zeit in einen chaotischen Hexenkessel verwandeln dürfte. Allein schon die zehntausenden gestrandeten ÖPNV-Nutzer in S- und U-Bahn-Tunneln und der Zusammenbruch der Verkehrsampeln etc. dürften sehr schnell zu einer absolut kritischen Situation führen. Ausserdem würde ich an meinem Heimatort gebraucht, um Familienagehörige in Sicherheit zu bringen und an Notfallmaßnahmen im Dorf mitzuhelfen.
Unwetter/Schneesturm unterwegs.
Würde ich versuchen, im Auto auszusitzen. Halbvoller Tank und Reservesprit erlauben es, das Auto theoretisch über 2 Tage lang nonstop mit laufendem Motor zu betreiben. Bei Schneesturm muss man dafür sorgen, dass Luftansaugung und Auspuff nicht verstopfen/zuwehen.
Übrigens, es kann einen als Pendler b zw. Reisendem schneller erwischen, als man denkt: bei einer dienstlichen Rückfahrt im Januar mit dem ICE von Brüssel, musste mein Zug direkt in einem Tunnelportal anhalten, weil im Tunnel ein vorausfahrender ICE nach einem massiven Wildunfall beschädigt liegengeblieben war. Erst nach 4 Stunden konnten wir dem havarierten Zug in Schleichfahrt mit Tempo 60 folgen, bis dieser von der Strecke fahren konnte. Dadurch kam ich 5h später als geplant, an meinem Umsteigebahnhof gegen 2 Uhr in der Nacht an. Es fuhr dort erst um 6:50 wieder ein Zug, also musste ich die halbe Nacht irgendwie verbringen. Ein Hotel o.ä. gab es nicht, Café, Restaurants etc. waren natürlich alle zu. Also suchte ich mir wie ein Obdachloser eine halbwegs geschützte Ecke und versuchte, ein paar Stunden zu dösen, was so halbwegs gelang. Vorräte, zu trinken o.ä. hatte ich übringens nicht, es ging auch so. Allerdings war es das erste mal, dass ich mich über den Becher überteuerte Kaffeeplörre so richtig freute, als ich endlich im Zug nach Hause saß. Seither habe ich im Anorak immer eine Stirnlampe, eine Rettungsdecke, etwas Bargeld und im Winterhalbjahr Mütze und Handschuhe verstaut.
Grüsse
Tom