Etwas läuft schief in der Landwirtschaft

  • Moin zusammen,


    ich habe mich schon oft gefragt, inwieweit die Landwirtschaft oder auch die entsprechenden Gesetze schuld sind an Miseren wie Nahrungsmittelknappheit und steigenden Preisen.


    Ich wohne zwar in der Stadt, aber ringsherum haben wir doch noch eine Menge landwirtschaftlicher Betriebe, wenn auch wenige wirkliche Großbetriebe. In den letzten Jahren kann man zusehen, wie immer weniger sinnvolle Lebensmittel angebaut werden und dafür immer mehr scheinbar nutzlose Pflanzen.


    Wo früher haufenweise Kartoffeln, Wirsing oder Blumenkohl aus dem Boden kamen, sind die Felder jetzt voll mit Raps zur Biodieselherstellung. Die Länder oder die EU subventionieren den Anbau wohl recht heftig. Brauchen würde es eigentlich niemand, da rechnerisch seit einiger Zeit schon nachgewiesen wurde, dass Biodiesel nicht wirklich gesünder ist und in die Herstellung wohl mehr Energie fließt als am Ende dabei herauskommt. Aber die Bauern verdienen beim Anbau von Raps wohl mehr als beim Anbau von sinnvollen Lebensmitteln.


    Andere Bauern bepflanzen ihre Felder jetzt lieber mit Sonnenblumen. Vor dem Feld gibt es eine Art Spardose aus stabilem Metall, die festgeschraubt ist. Es ist also wirklich nur schwer möglich, die Dose zu stehlen, wobei es sicher möglich wäre, wenn man es darauf anlegen würde. Mit einem Schild werden Spaziergänger dazu eingeladen, im Feld Sonnenblumen zu pflücken und bitte einen Euro für jede Sonnenblume in die Spardose zu werfen.


    Wenn es hier mal zum Crash kommen sollte, sind wir umringt von Raps- und Sonnenblumenfeldern, haben aber nichts mehr zu essen.


    Ein anderes Beispiel sind die Milchbauern, die immer weniger pro Liter verdienen, aber in der Vergangenheit aufgrund der staatlichen Förderung ihre Produktion jedes Jahr weiter erhöht haben. Jetzt sieht man immer wieder mal Bauern, die hektoliterweise frische Milch über Felder verteilen oder in den Gulli schütten. Währenddessen erhöhen die Milchabfüller die Milchpreise in den Läden, aber die Bauern sehen davon keinen Cent und machen mit jedem produzierten Liter Milch ein minus.


    Wer weiß, wie lange es dauert, bis die Milchbauern ihre Kühe verkaufen oder schlachten lassen und dafür lieber Raps anbauen ?


    Grundnahrungsmittel wie Weizen und Kartoffeln werden immer teurer, weil es immer weniger davon gibt, und dennoch treibt der Subventionswahnsinn der EU immer mehr Bauern dazu, ebenfalls keine Lebensmittel mehr herzustellen.


    Immer mehr Menschen hungern, obwohl grundsätzlich genug Ressourcen vorhanden wären um alle zu ernähren.


    Wie könnte man dem Wahnsinn Herr werden ? Könnten die Bauern etwas ändern und aus der Vernunft heraus wieder mehr Lebensmittel produzieren, dafür vielleicht auf ein paar Subventions-Euros verzichten ? Oder liegt die Verantwortung doch bei den Bundesländern oder der EU, die ihre Gesetzgebung wieder ändern müsste ?

  • Hallo Nephilim

    Ich habe mich diesbezüglich auch schon einige male gefragt was da läuft, den Bauern wird das leben immer schwerer gemacht, man lässt inländische Betriebe lieber eingehen und importiert alles aus Billigländern.
    Ich denke viele Politiker fördern das Bauernsterben aus dem Grund, weil es so meist platz für neue Wohnbauten und "potenzielle" Steuergelder geht.
    Hier in der Schweiz läuft das meistens auch so, wird ein Bauernhof geschlossen, sind die Felder darum herum meist in kürze mit Wohnblocks verbaut, so wird wertvolles Kulturland zubetoniert und in einer Krise wird es noch weniger möglich sein eine Art selbstversorgung aufzubauen.
    Die WTO leistet da auch einen schlechten Beitrag indem sie die Länder die in dieser ...... Vereinigung sind sozusagen verpflichtet keine Notvorratslager anzulegen.
    Vor einiger Zeit gab es ind er Schweiz noch einige grössere Getreidedepots für den Fall der Fälle, die Stehen seit einigen Jahren leer, wenn heute im In und Ausland Ernten verloren gehen dann kann einiges am Markt sehr schnell knapp und teuer werden.

  • Servus,


    Landwirte sind Unternehmer, die ganz einfach auc Profitmaximierung betreiben. Pervers ist, dass die Produktpreise schon lange kaum mehr die Erzeugung decken, hier in D leben die Betriebe soweit es Felderwirtschaft angeht von den z. T. erheblichen Fördermitteln.


    Wollen wir das den Bauern zum Vorwurf machen, dass sie das anbauen, was den meisten profit bringt? Derzeit sind Blumenwiesen in der Förderung, für ein Geld, dass es einem Maisanbauer die Neidtränen ins Auge treibt ....


    Gut finde ich die Entwicklung auch nicht, aber wer denkt, dass da was geändert werden muss - soll sich einen Hof pachten und Lebensmittel erzeugen.


    Und selbst da ist man vor Mißbrauch nicht sicher - ich sage nur "Energieweizen", der in Pelletöfen verbrannt wird oder in Biogasanlagen vergoren ....


    Es läuft ein Haufen schief hier in der Richtung, aber letztendlich haben die Verbraucher "schuld" bzw. die Politik. Und dass es zu wenige Idealisten gibt ...

  • Persönliche Beobachtung


    Die Bauern werden von allen Seiten massiv unter Druck gesetzt.
    Die EU schreibt Schulungszertifikate von Landwirten, bevor sie Mausefallen kaufen dürfen, die Molkereien machen Knebelverträge und die grossen Abnehmer (Aldi, Lidl) drücken die Preise aufgrund ihrer Monopolhaltung. Dahinter steckt am Ende auch der Konsument, der an den Lebensmitteln einfach sparen will, weil ihm der Staat sowenig vom Gehalt übrig lässt.
    In früheren Zeiten hat der durchs. Haushalt allerdings im Durchschnitt 40-60% seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. Jetzt sind es laut Spiegel noch 11,7%.


    Die Bauern stehen also unter einem fürchterlichen Leistungsdruck und gehen dabei reihenweise drauf (in meinem Bekanntenkreis hat sich ein Landwirt das Leben genommen, weil das Lebenswerk seiner Vorfahren unter seiner Führung keine Zukunft mehr hatte). Und das ist kein Einzelfall wie ich feststellen musste.


    Was man dagegen tun kann? Bürgernetzwerke gründen, wie in Baden-Württemberg schon einzeln gemacht. Schaut mal hier: http://www.regionalwert-ag.de/


    Schöne Grüsse, 11

  • Mein Bekannter erzählt mir auch immer Horror-Stories von den Repressalien, denen er ausgesetzt ist.
    Der Hammer ist, eingpflanzte Chips bei Schafen. Das heißt, ein Schaf wird erfasst. Tolle Aussichten.

  • Ein Problem ist,dass bei vielen Landwirten die Maschinen immer größer und komfortabler und natürlich teuerer werden. Alles soll möglichst automatisch und ohne dreckige Hände gehen.
    Ich kenne hier eine Menge gerade kleinere Landwirte, welche mit stetigem Fleiß und Ideen (Hofläden,Direktvermarktung im Obst- und Gemüseanbau) überwiegend sehr gute Einkommen erzielen und prächtige Häuser mit dem Benz davor besitzen.

    Vorbeugen ist besser als auf die Schuhe :brech: (brech.. , das stand mal was anderes :nauseated_face:)

  • Zitat von Rugo;45626

    Ich kenne hier eine Menge gerade kleinere Landwirte, welche mit stetigem Fleiß und Ideen (Hofläden,Direktvermarktung im Obst- und Gemüseanbau) überwiegend sehr gute Einkommen erzielen und prächtige Häuser mit dem Benz davor besitzen.



    Komisch, ich nicht. Und der Benz sowie andere teuere Maschinen wurden bei uns früher zumindest deswegen angeschafft, weil man mit einem VW-Käfer in der Landwirtschaft nicht sehr weit gekommen wäre.

  • Die Landwirte, die ich in meiner Region kenne, sind aufgrund der EU-Politik gezwungen worden, immer mehr zu expandieren (Motto: wachsen oder weichen).


    Die Folge ist, dass die verbliebenen Höfe immer grösser und industrieller wurden. Der notwendige Kauf der grossen Maschinen hat die meisten Landwirte in die Überschuldung getrieben.

  • Eure Antworten bestätigen ja, dass es hier scheinbar eine ganz extreme Schieflage gibt.


    Aber die Menschen legen ja langsam immer mehr Wert auf Bio-Lebensmittel und generell gesündere Nahrung. Da müsste für die Bauern doch was zu holen sein, mit einem Stand auf dem Wochenmarkt oder Direktverkauf, wie Rugo schon erwähnt hat.


    Ich vertrat schon immer die Einstellung, dass ich lieber ein paar Cent mehr pro Liter Milch bezahle, wenn das denn dann auch den Bauern zu Gute kommt und nicht wieder in den Kassen von Schwälbchen und Müllermilch versickert. Die Bauern haben eigentlich eine Menge Macht, bzw. sie KÖNNTEN eine Menge Macht haben, weil im Grunde alle von den Produkten abhängig sind. Sie werden eben gegeneinander ausgespielt. Wenn sich einige zusammenschließen und sagen, sie verkaufen nichts mehr zu diesen Dumpingpreisen, scheren einige aus und verkaufen dann dennoch zu diesen Preisen. Klar, sie müssen ja auch irgendwie überleben. Auf Dauer ist es aber dennoch schlecht. Wenn alle Bauern geschlossen zusammenhalten würden und so eine Art gemeinsame Streik-Kasse hätten, wäre vielleicht etwas zu machen. Ich weiß es nicht.


    Ich kaufe jedenfalls momentan hauptsächlich die teurere "faire" Milch im Supermarkt. Es steht jedenfalls drauf, dass den Bauern beim Kauf mehr Geld zugute kommt, und ich hoffe mal, dass es stimmt. Aber diese Milch steht relativ versteckt im Vergleich zu den großen Türmen von "Ja!"-Milch, auf die man in den Gängen förmlich gestoßen wird. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.


    Als momentaner Single habe ich auch immer ein paar Fächer in meiner Gefriertruhe für Frosta-Gerichte reserviert. Zwar gibt es von anderen Herstellern günstigere Alternativen, aber auf Geschmacksverstärker verzichte ich gern, und ich habe auch die Hoffnung, dass die Landwirte von Frosta etwas besser behandelt werden als von anderen Abnehmern. Genau wissen kann ich es natürlich nicht.


    Für die immer weiter steigende Zahl von Hartz-4 Empfängern, aber auch für eine normale 4-köpfige Familie mit nur einem Gehalt, ist es aber wohl kaum möglich, nur frische Lebensmittel vom Bauern auf dem Markt oder "faire" Lebensmittel im Supermarkt zu kaufen. Klar greift man auf die No-Name-Milch zurück, wenn sie nur die Hälfte kostet. In meinem Bekanntenkreis herrscht aber die einhellige Meinung, dass ALLE, die es sich irgendwie leisten können, gerne mehr bezahlen, wenn sie wissen, dass das Geld auch beim Bauern landet. Auch als die Bilder der Milchbauern, die ihre Milch weggeschüttet haben, jeden Tag durch die Medien gegangen sind und es einige Tage lang in einigen Märkten keine Milch zu kaufen gab, gab es eine breite Front von Verständnis für die Bauern, obwohl die Abfüller versucht haben, die Bevölkerung gegen die Bauern aufzubringen.


    Also behaupte ich mal, dass die Bauern durchaus auf die Unterstützung der Endverbraucher zählen können.


    Den Bauern kann man es sicher nicht verübeln, dass sie überleben wollen. Aber vielleicht schaffen sie es ja tatsächlich mal, sich alle gemeinsam zusammenzuraufen und Druck zu machen. Auf dass es wieder mehr Kartoffeln und Gemüse gibt als Raps- und Blumenwiesen.

  • Meine Erfahrung als "noch" real existierender Landwirt: es bauern immer die Falschen.
    Nahrung ist Massenware, wie Unterhosen aus China. Somit kann nur mit Masse etwas erwirtschaftet werden. Krankenkasse, Betriebsversicherungen, Gebühren und Steuern werden mit Geld beglichen. Also mache ich das was in meiner Situation das meiste Geld gibt. Vor Jahren hatte ich noch alles mögliche, im Stall und auf dem Acker. Heute habe ich meine vier Pflichtkulturen plus ehemals Blumenwiesen, sogenannter Ökoausgleich. Ob ich will oder nicht, das entscheidet die jeweilige Politik. Der Rest an Vorschriften kreieren dann "Studierte" Experten.
    Es gab eine Zeit in Europa, wo fast alles Brotgetreide aus Übersee kam, weil billiger. Bei den Kommunisten wurde die Bauern dem Erdboden gleich gemacht, mit dem Ergebnis dass Schmalhans Küchenmeister war.
    Daraus gelernt wurde rein nichts.

  • Nichts gelernt? Würde ich so nicht sagen. Der neue Minister für Landwirtschaft in NRW hat doch neulich ganz vernünftige Dinge gesagt. Er möchte diversifizieren statt konzentrieren, kleine und mittlere Bauern stärken statt Grossbetriebe subventionieren.


    Scheint mir jedenfalls sinnvoll zu sein.

  • Zitat von tecneeq;45696

    Nichts gelernt? Würde ich so nicht sagen. Der neue Minister für Landwirtschaft in NRW hat doch neulich ganz vernünftige Dinge gesagt. Er möchte diversifizieren statt konzentrieren, kleine und mittlere Bauern stärken statt Grossbetriebe subventionieren.


    Scheint mir jedenfalls sinnvoll zu sein.


    Dieser Aussage war ich mir gar nicht bewusst, bzw. habe ich gar nicht mitbekommen. Wenn dem so ist, dann klingt das natürlich erst mal ganz gut. Wobei es natürlich auch nur heiße Luft sein kann. Selbst wenn der Mann es gut meint, nutzt es ja nichts, wenn er vom Land nicht genügend Mittel erhält, um so etwas umzusetzen. Und NRW ist ja auch nicht ganz Deutschland. Hier ist Umdenken und Umverteilen im großen Stil gefragt, wenn man das Bauernhofsterben aufhalten möchte.


    Ich will jedenfalls nicht in einem Land leben, das erst alle Bauern ruiniert, die Höfe mit unbewohnten Hochhäusern zubetoniert und dann billig genetisch verändertes, pestizidbelastetes Getreide aus Ländern importiert, denen es egal ist, ob Menschen am Essen verrecken, so lange es Geld bringt. Mal überspitzt ausgedrückt *hust*

  • Hmmm ...die "Großen" setzen seit einiger Zeit ja auch massiv auf Bio.
    Mal sehen was aus den Bauern so wird die bis jetzt ganz gut mit dieser Nische gelebt haben.


    ... Denk mal so Regionale Verbände sind die beste Lösung ... so ne Art basisdemokratisch organisierte "Marke"?
    Vermute mal das ein solcher Ansatz nicht so leicht von Nestle etc. kopiert werden kann, würde ja auch der Organisationsstruktur ziemlich entgegen laufen.

  • Zitat von Grummel;45753

    Hmmm ...die "Großen" setzen seit einiger Zeit ja auch massiv auf Bio.
    Mal sehen was aus den Bauern so wird die bis jetzt ganz gut mit dieser Nische gelebt haben.


    ... Denk mal so Regionale Verbände sind die beste Lösung ... so ne Art basisdemokratisch organisierte "Marke"?
    Vermute mal das ein solcher Ansatz nicht so leicht von Nestle etc. kopiert werden kann, würde ja auch der Organisationsstruktur ziemlich entgegen laufen.


    Ähnlich läuft das ja hier mit der "fairen" Milch. Hier kann man mal nachlesen, wie genau das funktioniert: Klick mich!


    Das könnte doch ein gutes Modell auch für andere Regionen und Höfe sein.

  • Zitat von Nephilim;45589

    Wie könnte man dem Wahnsinn Herr werden ? Könnten die Bauern etwas ändern und aus der Vernunft heraus wieder mehr Lebensmittel produzieren, dafür vielleicht auf ein paar Subventions-Euros verzichten ? Oder liegt die Verantwortung doch bei den Bundesländern oder der EU, die ihre Gesetzgebung wieder ändern müsste ?


    Eine Lösung für das komplexe Problem Landwirtschaft in der EU kann ich auch nicht bieten.
    War sich daran stört, dass das Falsche angebaut wird sollte entweder weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen oder idealerweise beides.


    Ansonsten ist die "Schuld" schon primär bei uns selbst zu suchen.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;46250

    Eine Lösung für das komplexe Problem Landwirtschaft in der EU kann ich auch nicht bieten.
    War sich daran stört, dass das Falsche angebaut wird sollte entweder weniger Auto fahren oder weniger Fleisch essen oder idealerweise beides.


    Ansonsten ist die "Schuld" schon primär bei uns selbst zu suchen.


    mfg


    Da bin ich mir nicht so sicher. Die Theorie geht ja immer davon aus, dass nur produziert wird, wofür es auch eine Nachfrage gibt. Ich habe das aber anders in Erinnerung.


    Ich bin früher immer Benziner gefahren. Bio-Diesel war dafür also irrelevant. Jetzt fahre ich einen Diesel - natürlich mit Partikelfilter, allerdings steht - wie bei vielen Fahrzeugen - explizit im Tankdeckel, man dürfe keinen Bio-Diesel einfüllen. Inzwischen wird allerdings schon zwangsweise Bio-Diesel beigemischt. Brauchen tut's kein Mensch, egal wie viel Auto wir fahren. Es ist nicht günstiger, ökologischer oder sparsamer, sondern eine rein politische Angelegenheit.


    Dann erinnere ich mich noch an Zeiten, als man durch alle möglichen Märkte, Läden und Reformhäuser getingelt ist, auf der Suche nach ein paar Bio-Lebensmitteln. Es gab einfach nix, bzw. nur sehr wenig. Es hieß immer, Bio wäre teurer, und deshalb würde sicher niemand das kaufen, dementsprechend war das Angebot auch mager bis nichtexistent.


    Komischerweise bin ich einem Haufen Leute begegnet, die auch gerne teurere Bio-Milch und teureres Bio-Fleisch gekauft hätten, aber keines gefunden haben. Klar, man konnte zum Bauern gehen, aber in den Geschäften sah es mau aus.


    Die Nachfrage wurde immer größer, aber es hat sehr lange gedauert, bis die Handelsketten dem nachkamen, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, dass jemand mehr bezahlen würde als bisher. Veröffentlicht wurde dann immer die Aussage, es gäbe keine Nachfrage, und die Konsumenten seien für Lebensmittelskandale und schlechtere Qualität bei Lebensmitteln verantwortlich, weil sie zu geizig seien und nur billige Lebensmittel haben wollten. Andererseits konnte man gar nicht wählen, weil es in den Geschäften die teureren, qualitativ besseren, Lebensmittel gar nicht gab. Also musste man weiterhin kaufen, was es gab, nur damit weiterhin verkündet wurde "Die Menschen kaufen nur die billigen Sachen".


    In den letzten Jahren hat sich da erfreulicherweise viel getan. OK, bei einigen Lebensmitteln ist es wirklich fraglich, in wieweit sie besser oder ökologischer sind, speziell, wenn die Bio-Erdbeeren einmal um die halbe Welt transportiert werden. Aber immerhin gibt es welche. Und seit man sie kaufen kann, boomt der Markt auch.


    Es gibt nur in der Theorie einen Verbrauchermarkt. Die Konsumenten können nur kaufen, was es zu kaufen gibt. Wenn die Handelsketten nur billige, unökologische Lebensmittel verkaufen, kann auch nur das verkauft werden. Es ist nicht so, dass die großen Ketten von hunderttausenden Briefen oder eMails dazu aufgefordert werden, etwas anderes ins Sortiment aufzunehmen. Dafür sind die Menschen zu bequem. Man nimmt dann eben das, was da ist.


    Eine Zeit lang war es dann in den Geschäften sehr beliebt, ein paar Alibi-Bio-Lebensmittel ins Sortiment aufzunehmen. Während große Türme von billig-Eiern und billig-Milch so angeordnet waren, dass man beim Laufen förmlich darüberstolperte, gab es um ein paar Ecken in einem Regal ganz unten ein paar Liter Bio-Milch, und ein paar Packungen Bio-Eier, die man kaum finden konnte. Nach ein paar Wochen wurden diese dann wieder aus dem Sortiment genommen mit der Aussage, die Nachfrage sei so gering gewesen.


    Von daher denke ich mal, das Konsumverhalten der Menschen ist zum großen Teil hausgemacht und wird so gelenkt, wie man es haben möchte. Die Konsumenten selbst bewegen nur in Einzelfällen mal etwas, wenn sich plötzlich alle strikt weigern, ein bestimmtes Produkt zu kaufen, weil die Herstellerfirma schlechte Publicity hatte.

  • Zitat von Nephilim;46307

    Ich bin früher immer Benziner gefahren. Bio-Diesel war dafür also irrelevant. Jetzt fahre ich einen Diesel - natürlich mit Partikelfilter, allerdings steht - wie bei vielen Fahrzeugen - explizit im Tankdeckel, man dürfe keinen Bio-Diesel einfüllen. Inzwischen wird allerdings schon zwangsweise Bio-Diesel beigemischt. Brauchen tut's kein Mensch, egal wie viel Auto wir fahren. Es ist nicht günstiger, ökologischer oder sparsamer, sondern eine rein politische Angelegenheit.


    Bei Agrartreibstoffen ging es ursprünglich um neue Absatzmärkte, mittlerweile spielt das Thema Diversifizierung der Energielieferung, Versorgungssicherheit die wesentliche Rolle. Klimaschutz ist bei Agrartreibstoffen nur ein vorgeschobenes Argument (an das die Politik übrigens durchaus eine zeit lang glaubte), der Effekt steht bei den Agrartreibstoffen aber in keinem Aufwand zu den Kosten.


    Da Benzin - Diesel und Agrartreibstoffe gute Substitute sind spielt es keine Rolle, was Du für ein Auto fährst, mit jedem verbrauchten Liter machst Du mit bei dem Spiel und bist verantwortlich für die entstehung der Strukturen, so wie sie sind.
    Gerade der letzte Liter ist auch immer der schlechteste, also der Ölsand in Alberat, das Öl aus dem Golg von Mexiko, usw, usf..., denn der letzte Liter Ölnachfrage setzt den Preis fest, zum dem gehandelt und auch gefördert werden kann.
    Ist natürlich vereinfacht, aber die Vereinfchung ist in dem Fall hinreichend genau.


    Im übrigen ist die Diversifizierungsstrategie bei den Treibstoffen nicht verkehrt, es gibt z.B. wenig Optionen für Kerosin, für LKW, Traktoren, also muss man hier eine entsprechende alternative Infrastruktur aufbauen und das geht nun mal nicht von heute auf morgen.


    Falsch ist die Illusion, das in der jetzigen Form als Umweltschutz zu verkaufen und falsch ist die Illusion, dass eine Beimischungsquote im einstelligen Prozentbereich auch nur irgendwas am grundlegenden gloablen Doppelproblem (peak-oil + CO2) ändern würde.


    Es ist politisch nicht opportun, dass es schlichtweg langfristig nicht funktioniert, wenn die typische mitteleuropäische Mittelschichtsfamilie einmal im Jahr in den Urlaub fliegt und sich zwei PKW unterhält.


    Die Zukunft für die Mittelschicht heißt vermutlich eher 1-2x Fliegen im Leben, 1 PKW (carsharing) für seltene Fahrten und so nebenbei auch noch deutlich weniger Fleischkonsum.
    Es sei denn, es gelingt uns, unseren gewohnten Lebensstandard noch eine Weile aufrecht zu erhalten auf Kosten der sich entwickelnden Länder. Man darf gerne Strategien vorbringen, wie man den Chinesen das Autofahren verbieten möchte oder den Indern das Essen von Fleisch.
    Neben China und Indien erfordert das beibehalten gewohnter Konsumstrukturen auch die Opferung der Folgegeneration und ich gebe zu bedenken, dass diese Opfer voraussichtlich zu zahlen sein wird, wenn die meisten von uns zwar älter aber noch keineswegs tot sein werden.
    Für das was wir hier heute tun wird man uns sehr wahrscheinlich verfluchen und für lange Zeit auf unsere Gräber spucken.



    Zitat


    Dann erinnere ich mich noch an Zeiten, als man durch alle möglichen Märkte, Läden und Reformhäuser getingelt ist, auf der Suche nach ein paar Bio-Lebensmitteln. Es gab einfach nix, bzw. nur sehr wenig. Es hieß immer, Bio wäre teurer, und deshalb würde sicher niemand das kaufen, dementsprechend war das Angebot auch mager bis nichtexistent.


    Diese Henne-Ei Problem bei Angebot und Nachfrage gibt es häufig. Man denke an exzellent isolierte Mietwohnungen oder an Elektro- oder Erdgastankstellen.



    Zitat


    Die Nachfrage wurde immer größer, aber es hat sehr lange gedauert, bis die Handelsketten dem nachkamen, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnten, dass jemand mehr bezahlen würde als bisher. Veröffentlicht wurde dann immer die Aussage, es gäbe keine Nachfrage, und die Konsumenten seien für Lebensmittelskandale und schlechtere Qualität bei Lebensmitteln verantwortlich, weil sie zu geizig seien und nur billige Lebensmittel haben wollten. Andererseits konnte man gar nicht wählen, weil es in den Geschäften die teureren, qualitativ besseren, Lebensmittel gar nicht gab. Also musste man weiterhin kaufen, was es gab, nur damit weiterhin verkündet wurde "Die Menschen kaufen nur die billigen Sachen".


    Meistens hat man sehr wohl eine Wahl, aber es lebt sich halt weitaus besser, wenn man sich damit rechtfertigt, keine zu haben.


    Zitat


    In den letzten Jahren hat sich da erfreulicherweise viel getan. OK, bei einigen Lebensmitteln ist es wirklich fraglich, in wieweit sie besser oder ökologischer sind, speziell, wenn die Bio-Erdbeeren einmal um die halbe Welt transportiert werden. Aber immerhin gibt es welche. Und seit man sie kaufen kann, boomt der Markt auch.


    Es kommt immer darauf an, was man von Biolebensmitteln erwartet. Der Energieverbrauch wird z.B. nicht bilanziert und zumindest ich schmecke auch keinen Unterschied zwischen Bio-Reis und einem 08/15 Standard-Reis, aber es spielt eine Rolle auf die Anbau bzw Aufzuchtbedingungen.
    Selbst wenn das Produkt nicht perfekt sein mag ist es ein Schritt in die richtige Richtung und mit vielen solcher Schritten kommt man dann auch vorwärts.


    Zitat


    Es gibt nur in der Theorie einen Verbrauchermarkt. Die Konsumenten können nur kaufen, was es zu kaufen gibt. Wenn die Handelsketten nur billige, unökologische Lebensmittel verkaufen, kann auch nur das verkauft werden. Es ist nicht so, dass die großen Ketten von hunderttausenden Briefen oder eMails dazu aufgefordert werden, etwas anderes ins Sortiment aufzunehmen. Dafür sind die Menschen zu bequem. Man nimmt dann eben das, was da ist.


    Der Deutsche hat ein wesentliches Kriterium bei Lebensmitteln und das is der Preis. Nirgends in 160 Ländern auf der Welt wird anteilig weniger Gld für Ernährung ausgegeben als in Deutschland. Wir geben z.B. deutlich mehr Geld für Mobilität aus.
    Wie das Zeug schmeckt ist sekundär, ob es gesund ist juckt kaum und unter welchen Bedingungen es produziert wurde ist eine Nische.
    Aus dem Grund ist das Angebot so wie es ist, aber die Verbraucher sind mündige Menschen, die frei entscheiden dürfen und von daher soll es so sein wie es ist.


    Zitat


    Von daher denke ich mal, das Konsumverhalten der Menschen ist zum großen Teil hausgemacht und wird so gelenkt, wie man es haben möchte. Die Konsumenten selbst bewegen nur in Einzelfällen mal etwas, wenn sich plötzlich alle strikt weigern, ein bestimmtes Produkt zu kaufen, weil die Herstellerfirma schlechte Publicity hatte.


    Es ist nicht sonderlich schwierig, sich über Lebensmittel zu informieren, wer dies tun will kann dies auch tun. Genauso entscheidet jeder sehr wohl mit, was produziert und verkauft wird und zwar mit jedem einzelnen Produkt auf dem Förderband und jedem einzelnen Liter Treibstoff von der Tankstelle. Und wer meint, er täte etwas für den Klimaschutz, wenn er mit dem Auto 10km zum Bauernmarkt fährt und dort regionale Äpfel und Kartoffeln kauft, der soll es wegen mir glauben.


    Die Politik kann nur Rahmenbedingungen setzen und auch da hat es die Wählerscahft selbst in der hand, die richtigen Signale zu setzen.


    Wenn der Wähler billige Nahrung will, wenn der Wähler Sozialsätze so niedrig haben will, dass den Leuten nichts anderes übrig bleibt und wenn der Wähler will, dass dem goldenen Kalb Automobil alles andere geopfert wird, dann setzt die Politik die Rahmenbedingungen eben entsprechend.


    Spannend sind all diese Fragen aber durchaus im Zusammenhang mit dem Thema das Forums hier, nämlich Survival.
    Mit der Landwirtscahft des Mittelalters wären vielleicht 1-2 Mrd ,menschen zu ernähren, mit den heutigen Sorten und dem Wissen vielleicht das 2-3fache. Erst der Einsatz der mechanisiserten und automatisierten Landwirtschaft ermöglicht den heutigen Ausstoß an Nahrungsmitteln, der für 20 Mrd Menschen reichen würde, wenn wir wie im Mittelalter kaum Fleisch essen würden und das ganze gerecht verteilen würden.


    Wer also an den Kollaps glaubt, dem wäre peak oil und Klimawandel dann wohl eh egal und er müsste eigentlich ein Fan der aktuellen Landwirtschaftsstrukturen sein, denn die ist locker in der Lage, uns alle bequemst mit Nahrung zu versorgen, was ich persönlich für ein weitaus erstrebenswerteres Survival Szenario halte als 3 Jahre altes Knäckebrot zu kauen oder mir selbst den Buckel auf dem Acker krumm zu machen.


    Für mich hat das Thema Nachhaltigkeit klaren Vorrang vor dem Thema Survival (denn wenn man ersteres beherzigt braucht man letzteres idR nicht und hat's viel angenehmer) und in Zusammenhang mit ethischen Überlegungen sehe ich daher die aktuellen landwirtschaftlichen Strukturen weitaus kritischer, ohne wirklich Lösungen bieten zu können, mit denen das aktuelle System schmerzfrei zu einem umzuwandeln ist, bei dem 1/5 ha pro Person für Nahrung, Rohstoffe, Energie und Mobilität gut ausreichen.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Das wird nun ein bisschen offtopic, aber gut...


    Der Staat gibt sich natürlich jede Menge Mühe, es so erscheinen zu lassen, als hätten die Menschen eine Wahl. Und es scheint ja zu funktionieren. Schließlich darf ja auch jeder wählen und die Politik damit aktiv mitgestalten :grosses Lachen:


    Leider klaffen Theorie und Praxis eben weit auseinander. Was in den Politik- und Wirtschaftsbüchern steht, klingt schon prima und war sicher auch mal so. Heute zum großen Teil leider nicht mehr.


    Zitat

    Meistens hat man sehr wohl eine Wahl, aber es lebt sich halt weitaus besser, wenn man sich damit rechtfertigt, keine zu haben.


    Es lebt sich auf jeden Fall weitaus angenehmer und beruhigter, wenn man glaubt, eine Wahl zu haben.


    Wenn die Konsumenten durch die Geschäfte laufen und Bio-Lebensmittel suchen, aber keine verkauft werden, wo ist da die Wahlmöglichkeit ? Viele junge Leute kennen die Geschäfte ja nur mit großen BIO-Abteilungen. Das war ja früher leider nicht so.


    Wenn man bei der Bundestagswahl eine Partei wählt, weil diese bestimmte Dinge verspricht, meinetwegen z.B. eine Steuersenkung, und das nach der Wahl nicht eingehalten wird, sondern die Regierung weiterhin macht, was sie will, egal, wofür die Wähler gestimmt haben, wo ist da die Wahlmöglichkeit ?


    Wenn man meint, dass das System mit freier Wahl, Angebot und Nachfrage und Macht des Volkes funktioniert, müsste das heißen, dass die Mehrheit der Bevölkerung dafür ist, den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte der Menschen immer weiter zu beschneiden, an den Flughäfen "Nacktscanner" aufzustellen, persönliche Bankdaten an die USA zu übermitteln, Hausdurchsuchungen und Abhöraktionen zu vereinfachen, Privatkopien von CDs zu kriminalisieren, das Internet zu zensieren, die Steuern zu erhöhen, Moscheen zu bauen, usw.


    Wenn man die Menschen auf der Straße fragt, sagen fast alle, dass sie all das nie wollen würden. Und dennoch sind das die Dinge, die die gewählten Parteien im Namen des Volkes umsetzen.


    Wie viel Prozent der Bevölkerung wollten wohl damals den Euro haben ?


    Wieso sind die meisten Politiker strikt gegen Volksabstimmungen ?


    Wo sind unsere Wahlmöglichkeiten ?


    Zitat

    Der Deutsche hat ein wesentliches Kriterium bei Lebensmitteln und das is der Preis. Nirgends in 160 Ländern auf der Welt wird anteilig weniger Gld für Ernährung ausgegeben als in Deutschland. Wir geben z.B. deutlich mehr Geld für Mobilität aus.


    Das ist ja auch kein Wunder. Autokraftstoff wird immer teurer, während die Discounter sich bei den Lebensmittelpreisen ständig gegenseitig unterbieten. Wenn Aldi die Preise für Butter und Nudeln senkt, ziehen Lidl, Real, Rewe, Plus, Penny und Tengelmann nach und senken ebenfalls die Preise. Das ist kein Prozess, in den der Kunde in irgend einer Form involviert ist. Es ist nicht so, dass Lidl sagt "Unsere Butter hat eine bessere Qualität, und sie hat ihren Preis. Der Kunde kann ja wählen."


    Vielmehr wird Lidl die Preise ebenfalls senken und die anderen Geschäfte auch. Somit kann der Kunde sich nicht bewusst für etwas komplett anderes entscheiden. Er kann nur kaufen, was angeboten wird. Und wenn eben überall die Butter zum Einkaufspreis angeboten wird, kann der Kunde nicht sagen "Ich möchte lieber mehr bezahlen".


    Wenn zigtausende von Kunden den Handelsketten eMails schicken würden mit der Bitte, eine irische Gourmet-Butter für 3,50€ pro Pfund ins Programm aufzunehmen, hätten sie sicher einen Einfluss. Aber nicht unter normalen Umständen.


    Zitat


    Wie das Zeug schmeckt ist sekundär, ob es gesund ist juckt kaum und unter welchen Bedingungen es produziert wurde ist eine Nische.


    Also ich persönlich kennen jedenfalls niemanden, der das so sieht.


    Zitat

    Aus dem Grund ist das Angebot so wie es ist, aber die Verbraucher sind mündige Menschen, die frei entscheiden dürfen und von daher soll es so sein wie es ist.


    Das Angebot entspricht erst mal nicht den Vorstellungen der Kunden, sondern immer den Vorstellungen der Handelsketten. Sie versuchen natürlich, ihren Gewinn zu maximieren und bieten das an, von dem sie glauben, dass die Kunden es kaufen werden. Das Angebot wird nicht basisdemokratisch ermittelt. So wird es also immer einen mehr oder weniger großen Unterschied zwischen den Wünschen der Kunden und dem Angebot geben.


    Ebenso hinken z.B. die deutschen Automobilhersteller den Kundenwünschen noch meilenweit hinterher. Die meisten deutschen Kunden wünschen sich schon lange verbrauchsarme, kleine Stadtautos. Die Spritschleudern sind nur noch etwas für die Besserverdienenden. Trotzdem präsentiert Deutschland jedes Jahr auf der IAA neue Spritschlucker mit neuen Designs aber ansonsten ohne besondere Neuentwicklungen, während Japan jedes Jahr neue Innovationen zeigt, die auf die japanischen Kunden zugeschnitten aber auch international interessant sind, wie z.B. die Hybrid- und Elektromotoren. Sehr zögerlich haben die deutschen Hersteller jahrelang diese Innovationen und Kundenwünsche verpennt und sind immer mehr auf ihren dicken Spritschleudern sitzengeblieben, die sie weiterhin gebaut haben, da sie dachten, die Kunden möchten das so. Jetzt wird versucht, die versäumten Jahre und Entwicklungen aufzuholen.


    Solche Beispiele gibt es zu Hauf. Im Grunde können die Leute sich wünschen was auch immer sie möchten, ohne dass es irgend einen Effekt hat. Vielleicht werfen sie ab und zu mal ein Umfragekärtchen in den Kummerkasten ihres Supermarkts oder ihres Rathauses und haben dann das Gefühl, ernst genommen zu werden. Am Ende wird dem Kundenwunsch erst entsprochen, wenn alle davon überzeugt sind, dass es ihnen Gewinn bringt. Und das kann oft dauern.


    Zitat


    Wer also an den Kollaps glaubt, dem wäre peak oil und Klimawandel dann wohl eh egal und er müsste eigentlich ein Fan der aktuellen Landwirtschaftsstrukturen sein, denn die ist locker in der Lage, uns alle bequemst mit Nahrung zu versorgen, was ich persönlich für ein weitaus erstrebenswerteres Survival Szenario halte als 3 Jahre altes Knäckebrot zu kauen oder mir selbst den Buckel auf dem Acker krumm zu machen.


    Das war sicher mal so, bevor viele landwirtschaftliche Betriebe kaputtgemacht wurden und viele noch existierende anfingen, lieber Blumenwiesen statt Nahrung zu säen, weil es dafür von der EU eine höhere Förderung gibt. In meinem ersten Post habe ich ja die Entwicklung bei mir in der Umgebung beschrieben. Vor 10 Jahren gab es an jeder Ecke Wirsing, Kartoffeln, Tomaten und sonstiges. Viele Betriebe sind kaputtgegangen. Die restlichen setzen jetzt auf Rapsfelder und Blumenwiesen. Aktuell könnte unsere Region sich nicht mehr selbst versorgen, wenn es zu einem Crash käme.


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    Für mich hat das Thema Nachhaltigkeit klaren Vorrang vor dem Thema Survival (denn wenn man ersteres beherzigt braucht man letzteres idR nicht und hat's viel angenehmer) und in Zusammenhang mit ethischen Überlegungen sehe ich daher die aktuellen landwirtschaftlichen Strukturen weitaus kritischer, ohne wirklich Lösungen bieten zu können, mit denen das aktuelle System schmerzfrei zu einem umzuwandeln ist, bei dem 1/5 ha pro Person für Nahrung, Rohstoffe, Energie und Mobilität gut ausreichen.


    Ich denke mal, das wäre uns ALLEN hier lieber. Dass wir uns auf Szenarien vorbereiten, heißt doch nicht, dass wir ganz wild drauf sind, dass es so kommt. Ich hoffe, dass ich meine Vorräte nie anrühren muss und unterstütze Nachhaltigkeit, wo es mir möglich ist. Ich kaufe hauptsächlich Bio-Produkte oder "faire" Produkte, nach den ganzen Gammelfleischskandalen esse ich viel weniger Fleisch, dann aber eben teureres von einem Bio-Hof in der Umgebung, und ich sehe immer mehr Freunde und Bekannte, die das auch machen. Ich bezweifle allerdings, dass unser Konsumverhalten Fehlentscheidungen unserer Politiker korrigieren kann.

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    Das Angebot entspricht erst mal nicht den Vorstellungen der Kunden, sondern immer den Vorstellungen der Handelsketten. Sie versuchen natürlich, ihren Gewinn zu maximieren und bieten das an, von dem sie glauben, dass die Kunden es kaufen werden.


    Und offensichtlich haben sie damit recht. Der Masse der Menschen kommt es (häufig unfreiwillig) einfach nur auf die Menge Geld an, mit dem sie ihren Einkaufswagen mit Dingen füllen, die so aussehen und annähernd so schmecken, wie sie es erwarten.


    Nährwerte und gesundheitliche oder ökologische Folgen spielen dabei keine Rolle. Und warum: Weil sie es entweder nicht besser wissen oder ausblenden. Das manchmal auftretende schlechte Gewissen wird dann mit einem unkontrollierten, selbsterfundenen BIO-Siegel der Handelsmarke beruhigt...


    Wenn an manchen Tagen mehr Fertigpommes als Kartoffeln gekauft werden (nach Gewicht) und hinterher noch jemand über Gewichtsprobleme und zu teure Lebensmittel jammert, dann kann man sich doch nur noch an den Kopf fassen...