Aussteigen - aber wie?

  • In diesem Online-"Buch" geht es um einen Aussteiger, der möglichst Autark leben will und das wohl auch auf seine Art geschafft hat.
    Interessant zu lesen, obwohl ich einige seiner Lebensweisheiten und -wege nicht teile und einige Sachen ganz anders sehe.
    http://users.quick-line.ch/against/aussteiger.html
    Ich hoffe es ist noch nicht bekannt und ihr findet es interessant.


    Gruß.
    gorx

  • Ich habe es mir ausgedruckt. Ich werde richtig neidisch, denn ich bin heute nicht
    mehr so mutig. Würde soooooo gerne so leben.
    Werde es demnächst in aller Ruhe lesen.
    Danke für den Link

  • Hallo,


    ich will ja langfristig auch aussteigen oder für mich genauer formuliert, unabhängig von vielen äußeren Faktoren leben, die ich nicht beeinflussen kann.


    Bevor ich hier viel schreibe, einfach mal vom Seymour "Das neue Buch vom Leben auf dem Lande" lesen. Da kommt man erst ins Träumen und bekommt aber auch sehr schnell mit, daß da eigentlich alle Themen nur angerissen werden und das man noch sehr sehr viel lernen muss. Aber so als Ideengeber - ich gucke noch heute gerne rein und träume.


    Und wenn man dann ungefähr weiß, was einen erwartet - anfangen zu planen und das dann umsetzen. Gebäude und Land in der notwendigen Größe suchen - da bieten sich hier in Deutschland gerade die neuen Bundesländer an, da ist momentan immer noch so etwas relativ preisgünstig zu erhalten.


    Und dann Schritt für Schritt weitergehen. Und dann immer auch Gegenstände kaufen, die zum einen für das "Aussteigen" nützlich sind, aber auch für andere Dinge genutzt werden können.


    So habe ich mir einen sehr kleinen gebrauchten alten Kompaktbagger zugelegt, der jetzt dazu eingesetzt wird, die Kleinkläranlage einzubuddeln und das Pflanzenbeet anzulegen. Oder auch einen Teilbereich des Landes zu drainieren. Aber was hindert mich daran, damit auch "Burggräben":face_with_rolling_eyes: auszubuddeln und Wälle aufzuschütten für einen hoffentlich nie eintretenden Notfall.


    Einfach mal träumen, was einem so vorschwebt.:face_with_rolling_eyes:



    Dagmar

  • Möchtest du das in Deutschland tun?


    Ich würde auch gern in so vielen Dingen wie möglich unabhängig sein aber ich sehe nicht wie sich das hierzulande verwirklichen ließe.
    Man kann das Wasser aus dem Brunnen nicht trinken weil die Landwirtschaft das Grundwasser vergiftet.
    Man muss Grundsteuer für den Grund und Boden bezahlen auf dem leben und von dem man sich ernähren möchte.
    Es gibt eine unüberschaubare Masse an Gesetzen die alles reglementiern was man tun möchte.
    Es gibt haufenweise Zwang zu allen möglichen Zahlungen und Versicherungen.

  • Hallo Hotte,


    es ist mir ja schon fast peinlich mich auch hier zu deinem Beitrag zu melden.:peinlich: Aber du schriebst:


    Zitat von Hotte;47458

    Möchtest du das in Deutschland tun?


    Ich würde auch gern in so vielen Dingen wie möglich unabhängig sein aber ich sehe nicht wie sich das hierzulande verwirklichen ließe.
    Man kann das Wasser aus dem Brunnen nicht trinken weil die Landwirtschaft das Grundwasser vergiftet.
    Man muss Grundsteuer für den Grund und Boden bezahlen auf dem leben und von dem man sich ernähren möchte.
    Es gibt eine unüberschaubare Masse an Gesetzen die alles reglementiern was man tun möchte.
    Es gibt haufenweise Zwang zu allen möglichen Zahlungen und Versicherungen.


    Und da frage ich mich, in welchem anderen Land dieser Erde ist das denn anders. Es gibt in anderen Ländern in vielen Bereichen ähnliche Gesetze, zum Teil aber noch viel schlimmere. Und hier in Deutschland kenne ich die Gepflogenheiten, die Sprache, halbwegs die Gesetze und habe relativ viel Sicherheit.


    Ich habe gerade in einem anderen Forum einen Beitrag von jemanden gelesen, der in einem anderen Land (Ungarn) auch ein kleines Häuschen mit etwas Land gekauft hat. Da er aber nicht immer vor Ort sein konnte, haben jetzt Einwohner dieses Landes das Haus besetzt. Er spricht die Sprache nicht, kennt wohl kaum die geltenden Gesetze und steht nun vor einem Problem.


    Er ist dort der reiche Ausländer (wobei er nach deutschen Maßstäben wohl nicht so reich ist) oder gilt eben als einer - und inwieweit ihm Nachbarn oder der Staat helfen an sein Besitztum zu kommen - na ja, ich drücke ihm kräftig die Daumen.



    Dagmar

  • Die Einmischung des Staates hasst du innerhalb der EU überall aber in manchen Mitgliedsländern wird das in Provinz kaum kontrolliert oder gar durchgesetzt.
    Einschränkungen die dich als Selbstversorger betreffen hast du vermutlich in den US, Australien und solchen Ländern weniger als hier.


    Aber wie du schon sagtest ist man woanders der Fremde und grad wenn es wirtschaftlich eng wird kann das ganz schön "nachteilig" werden.


    Also hierbleiben und nach der Methode-
    "Du darfst alles, solange du dich nicht erwischen lässt"
    handeln.

  • Helen und Scott Nearing waren Aussteiger und haben alles für sich selbst angebaut und
    ihr eigenes Gemüse verkauft. Sie waren fast absolute Selbstversorger und hatten viele
    Klippen zu überwinden und wurden als komische Kauze angesehen.
    Seine Autobiographie: Ein Leben gegen den Strom und das Buch "Fortführung des guten Lebens" ist
    sehr empfehlenswert.
    Ach, wie ich Menschen beneide, die im fortgeschrittenen Alter noch den Mut haben neu ihr Leben zu beginnen und ihrer inneren Berufung folgen.

  • Die Fortführung des guten Lebens habe ich gelesen, war es nicht so, dass er den Ausstieg in der Wirtschaftkrise eher unfreiwillig gemacht hat, aus der Not ? Die er, das muss ich zugeben, zu einer Tugend umgemünzt hat. Hängen geblieben ist mir das sehr systematische Vorgehen, die Notizen und Buchführung zu jeder einzelnen Anpflanzung, die Erfassung wirklicher aller Maßnahmen, Standorte, Wetterdaten und sonstiger Begleitphänomene. Und dass sie ihren gut laufenden Hof im Rentenalter aufgegeben (weil zuviel Leute in ihre Nähe gezogen sind ? Weiß nicht mehr) und von ganz vorn angefangen haben. Wahnsinn.

  • Als sie 48 und er 69 Jahre alt waren, haben sie noch einmal von vorn angefangen, weil
    in dem Gebiet, in welchem sie wohnten ein Skigebiet wurde. Sie wollten unbedingt raus
    aus der Zivilisation. Er ist fast 100 Jahre geworden.


    @ gorx
    ich lese gerade das Buch. Habe mir 61 Seiten ausgedruckt, den Ofen mit Holz geheizt, es ist warm, Kerzen angezündet und
    eine kleine Lampe und kann bisher bin auf seite 20 - alles unterschreiben. Meine Güte, waren und sind wir versklavt.
    Ich bin begeistert von dem Buch

  • Zitat von Hotte;47458

    Möchtest du das in Deutschland tun?


    Ich würde auch gern in so vielen Dingen wie möglich unabhängig sein aber ich sehe nicht wie sich das hierzulande verwirklichen ließe.


    Ich glaube nicht, dass man vollkommen unabhängig sein möchte.


    Bei einem Blinddarmdurchbruch den Arzt rufen zu können hat schon auch seine Vorteile.


    Wenn Du wirklich weg willst würde ich Rumänien empfehlen. Ich war dort mal einige Wochen mit dem Rad unterwegs und habe eine Aussteigerin kennen gelernt, die dort bei einem Bauern mitgearbeitet hat.


    Vermutlich kann man mit 50.000 Euro auch schon ein eigenes Leben dort ausprobieren, wobei ich glaube, dass man auf die Hilfe von anderen schon angewiesen wäre.
    Sehr wahrscheinlich werden sich aber auch die ländlichen Regionen Rumäniens über kurz oder lang verändern und sich mehr anderen Ländern der EU anpassen.


    Ansonsten bliebe vielleicht noch ein Land der 3. Welt. In Afrika ist das Problem der Instabilität, selbst Länder wie Kenia versinken bei Zeiten im Chaos, ob Landerwerb in Südamerika noch so einfach ist weiß ich nicht und in Asien habe ich nur Erfahrung mit den dicht besidelten Ecken, da würde aussteigen aus der Zivilisation nichts helfen.
    Schwierig ist es dort immer, Geld zu verdienen. Naheliegen ist natürlich der Toursimus (geführte Touren, etc.) aber das beduetet ja intensiven Kontakt zu Menschen und bedingt eine hohe Abhängigkeit von der Touristenverfügbarkeit.
    Mit Gemüseanbau wird man dort jedenfalls nur mühsam sein Leben bestreiten können. Man sollte nicht übersehen, dass der Aussteiger im obigen link ein materiell besseres Leben führt als 5 Mrd. Menschen auf dieser Welt.


    In Deutschland gibt es Grund + Haus sehr billig in manchen Regionen Ostdeutschlands, insbesondere dort, wo man fern der Zivilisation ist.


    Ein anderer Ansatz könnte noch sein, auf das Haus zu pfeiffen und in einem Wohnwagen zu leben und die Wohnorte nach belieben zu wechseln bzw. auszuprobieren.


    ---


    Der interessante Ansatz beim obigen Link ist ja, die Vorteile der Gesellschaft durchaus zu nutzen (=/= auszunutzen), wo man einen Vorteil davon hat und gleichzeitig sich nicht allen Zwängen zu unterwerfen.


    Insbesonder die Überlegungen zur work/life balance teile ich in hohem Maße, diese Hamsterradgetue nervt mich auch, ich würde lieber auf freiwilliger Basis arbeiten und evtl. auch mal was anderes ausprobieren.


    Wo ich anderer Ansicht bin ist sein Verhältnis zum Stadtleben, das über einen Kamm geschert wird und zur Schule, aber das sind eben persönliche Erfahrungen, die jeder für sich selbst machen muss.


    Unterm Strich würde ich zustimmen, dass man freier in seinen Entscheidungen wird, wenn man mit weniger Geld auskommen kann. Eine gewisse Menge Geld zu haben hat aber sehr große Vorteile, weil man dadurch Waren billig eintauschen kann, die man im "rein autarken" Lebensstil nur unter allergrößten Mühen oder nur in miserabler Qualität herstellen könnte.


    Vollkommen autark zu leben bedeutet wieder 16h am Tag arbeiten und unerwünschten Mängeln ausgesetzt zu sein. Da finde ich einen Ansatz mit vielleicht 10h Arbeit die Woche und trotzdem Zucker zu haben oder eine Waschmaschine oder einen Internetzugang schon viel spannender.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.