wintertauglicher Schlafsack im Fluchtgepäck

  • Hallo,


    einige von uns planen/packen Fluchtrucksäcke und vernachlässigen dabei das Thema "Überleben im Schlaf", habe ich den Eindruck. Da ist entweder gar kein Schlafsack dabei oder nur ein Hüttenschlafsack/Deckenschlafsack. Das hält zwar das Fluchtgepäck schön klein, reduziert aber die Überlebenschancen bei Minustemperaturen im Freien erheblich. Fluchtgepäck ohne allwettertaugliche Schlafmöglichkeit ist unvollständig und setzt nur Flucht-Szenarien bei "Camping-Wetter" voraus. Wir haben aber derzeit Nachttemperaturen um die -15°Grad und 50cm Pulverschnee. Das bedeutet, dass man in freier Wildbahn nur wenig Möglichkeiten hat, sich einen provisorischen Unterstand zu bauen (Boden gefroren, Schnee taugt nicht zum Iglubau) - mit Glück findet man vielleicht im Wald einen umgestürzten Tannenbaum und kann sich darunter "einrichten". Aber wenn ich mal davon ausgehe, dass man nur das benutzen kann, was man im Fluchtgepäck dabei hat, dürfte es für die meisten von uns eng bzw. sehr kalt werden.


    Aus alpinen Höhlenbefahrungen hab ich die Erkenntnis mitgenommen, dass ein Leichtschlafsack zwar angenehm zu transportieren ist, wenn eh zuviel Equipment über den Klettersteig schleppen muss, aber man friert nachts selbst im August in 1700m wie ein Schneider, der Schlaf ist nicht erholsam und am nächsten Tag ist man nicht wirklich fit. Ein Thema, was bei einer Flucht extrem wichtig sein kann: man hat evtl. nur kurze Schlafpausen, die sollten dann aber auch wirklich erholsam sein.


    Wer hat denn schon Erfahrungen mit Schlafsäcken im Freien bei zweistelligen Minusgraden gemacht? Ich hab jetzt mal die Suchfunktion bemüht, aber nicht wirklich erhellendes gefunden. Persönlich haben wir bislang die Bundeswehrschlafsäcke im Gepäck, die machen einen soliden Eindruck, aber Erfahrungen damit im Winter haben wir keine.


    Outdoor-Ausrüster haben für diese Extremtemperaturbereiche einiges im Programm, wenn man aus den vielfach diskutierten Nässegründen Daunensäcke ausser Acht lässt, bleiben nicht mehr viele Schlafsäcke übrig und man ist ganz schnell in Preisregionen von 500-800 Euro, was für eine 3köpfige Familie nicht wirklich "darstellbar" ist. Da sind Bundeswehrschlafsäcke für 10-20 Euro das Stück schon eher ne Option.


    Bei Globetrotter fand ich nun den Schlafsack Nordisk Gormsson XP, zwar ein riesen Teil (fast 2,7kg, Packmass wie ein Zelt: 26x46cm) aber mit 200 Euro deutlich billiger als ein hochalpiner Expeditionsschlafsack und den Kundenbewertungen nach tatsächlich "minusgradtauglich":


    "Ich war Ende Februar mit der Tüte von Kaitum nach Nikkaloukta unterwegs.Temperaturen von -7 bis -31°C waren bei acht aufeinanderfolgenden Zeltübernachtungen angesagt.Zum Ende der Tour war die Füllung an der Oberfläche besonders im Fußraum gefroren,und am Atemloch sowieso.Das tat der Isolierung aber noch nicht weh,will heißen nach Beginn der Nachtruhe wurde es sofort mollig warm.Ein Inlett aus Fleece kam nur unter -20°C zum Einsatz.Die Funktion der Zugkordeln war problemlos.Das gilt auch für den Reißverschluß." (Quelle: www.globetrotter.de)


    Wäre an Erfahrungen (nicht an Spekulationen!) über "Schlafen im Freien im Winter" interessiert.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo Tom

    Da ich viele Jahre Langstreckenrennen mit Schlittenhunden gefahren bin habe ich da viel Erfahrung .Die Rennen gingen immer über mehrere Tage so das wir immer zwei bis drei Übernachtungen mit Zelt und Schlafsack im Biwak hatten.
    Ich habe einen Schlafsack von Vau De Modell Snowcreek bis -35 c.
    Wir hatten Nächte in Österreich auf dem Groß Venediger auf 2000m
    von -28c und erfrohren bin ich nicht.
    Der Schlafsack ist aus eigener Erfahrung zu Empfehlen.

    Gruß 0815

  • Meine Wahl fiel auf den Mountain Equipment Model Everest XL
    Temperatur Komfort: -22°C
    Temperatur Limit: -32°C
    Temperatur Extrem: -57°C
    Gewicht: 2.270g (XL)
    Füllgewicht: 1055g (XL)
    Konstruktion: Trapez-Kammer-System
    Körpergröße: bis 200cm (XL)
    Packmaß: 26 x 37 cm
    Schnitt: Mumienschnitt
    Farbe: schwarz


    Dazu habe ich einen weißen Texplower Biwaksack - in Kombinantion mit einer Hexagrip Isomatte eine recht komfortable Winterlösung.

    25 OCTOBER 1415. AGINCOURT


    "We few, we happy few, we band of brothers;

    For he to-day that sheds his blood with me

    Shall be my brother; be he ne’er so vile,

    This day shall gentle his condition:

    And gentlemen in England now a-bed

    Shall think themselves accursed they were not here,

    And hold their manhoods cheap whiles any speaks

    That fought with us upon Saint Crispin’s day."




    Shakespeare- Henry V, Act IV, Scene III

  • Ich benutze zwei Schlafsäcke einen Dreisaison Schlafsack.
    Ajungilak Nordic, Komfortbereich +2°, 1400g
    http://www.bergfreunde.de/ajungilak-nordic-3-season-kunstfaserschlafsack/


    Einen Sommerschlafsack.
    Big Bear, Kolibri Light, Komfortbereich +14°, 720g (habe keinen Link gefunden)


    Eine Therm a Rest Trail Light, 3.8cm
    http://www.globetrotter.de/de/shop/detail.php?mod_nr=117320&k_id=0506&hot=0


    Mit dieser Ausrüstung und natürlich lange Unterwäsche und Mütze habe ich an Neujahr auf einem Aussichtsturm bei -15° 8 Std. geschlafen, richtig kuschelig warm geschlafen.


    Seither bin ich überzeugt, dass zwei Schlafsäcke viel besser sind als einer.


    LG
    draussen

    Draussen zählt nur das Beste

  • gerdd1: Sicherlich eine sehr gute Wahl.


    ABER: Wie tomduly schon schrieb:

    Zitat von tomduly

    Outdoor-Ausrüster haben für diese Extremtemperaturbereiche einiges im Programm... ...man ist ganz schnell in Preisregionen von 500-800 Euro, was für eine 3köpfige Familie nicht wirklich "darstellbar" ist...


    Hat hier denn jemand Erfahrung mit den Carinthia Defense-Schlafsäcken vorzuweisen? Die dürften preislich eher machbar sein.

  • Also ich war von Samstag bis Dienstag in de Vogesen am Petit Ballon unterwegs.
    Es waren Nachts schätzungsweise so zwischen -10 bis -15°.
    Ich hatte folgende Schlafkombination dabei.


    Als Unterlage eine 1,4cm Evazote.
    Als Schlafsack hatte ich einen BW-Mumienschlafsack + einen einfachen Sommer-Decken-Schlafsack drin.
    Das ganze war in einem Biwaksack gesteckt.
    Geschlafen wurde unter einem Tarp.


    Im Schlafsack mit Merinowollunterwäsche war es schön kuschelig warm.


    Das ganze ist natürlich nicht für jedes Kälteempfinden geeignet.
    Den ganzen Krämpel bekommt man für ich denke unter 150,-.


    Gruß
    sebosan

  • Zitat von Wilson Freeman;59366

    Hat hier denn jemand Erfahrung mit den Carinthia Defense-Schlafsäcken vorzuweisen? Die dürften preislich eher machbar sein.


    Jep, habe den Defence 4 im Einsatz, bei zweistelligen Minusgraden nehme ich noch einen sog. Vapor Barier Liner, was nichts anderes ist, als eine Wasserdichte Tüte mit rein und einen Goretex Biwacksack drüber, damit ich die Eisschicht morgends nicht auf dem Schlafsack habe. An habe ich Fleeceunterwäsche. Damit komme ich gut zurecht und auch auf längeren Touren bleibt der Schlafsack trocken.


    Grüße,


    Frank

  • Zitat

    Persönlich haben wir bislang die Bundeswehrschlafsäcke im Gepäck, die machen einen soliden Eindruck, aber Erfahrungen damit im Winter haben wir keine.


    Ich durfte in meiner aktiven Dienstzeit mehrmals bei zweistelligen Minusgraden in so einem Ding schlafen. Die kältesten Nächte hatte ich auf einer Übung in Putlos bei minus 15 Grad. Mit dem BW Kälteschutz war es eigentlich recht gemütlich. Also bei dem Preis ganz klar empfehlenswert.


    Zitat

    Hat hier denn jemand Erfahrung mit den Carinthia Defense-Schlafsäcken vorzuweisen


    Ich nutze jetzt seit ca 2 Jahren den Defense 4 und bin absolut begeistert.
    Allerdings hab ich diesen Schlafsack nur bis minus 8 Grad genutz. An hatte ich in dieser Nacht nur einen dünnen Pulli und Boxershorts und trotzdem wars schön warm. Also denke ich, dass der Schlafsack ein sehr gutes Potential hat und mit der richtigen Bekleidung auch bei weit tieferen Temp. ausreichen sollte.

  • Ich hab den Carinthia Wilderness, hab bei ca -3°C nur mit Unterhose darin gelegen und mußte in der Nacht den Reißverschluß öffnen weil ich schwitzte.
    Ich schließe daraus, daß die Temperaturangaben von Carinthia glaubhaft sind.
    http://www.carinthia-bags.com/…sack/expeditionen/64.html


    Als zweites System hab ich vor kurzem das MSS der US Army gekauft, konnte aber noch nicht darin schlafen.
    Dennoch traue ich dem MMS Komfort bis -10°C zu.
    Hat jemand damit Erfahrung?


    lg
    wiki

  • Hi,
    ich nutze den US Army Extreme Cold Schlafsack. Komfortbereich ist bis -21°C...


    Ein super Teil, auch für einen angemessenen Preis zu bekommen. Ist allerdings ein Riesenteil und auch ziemlich schwer...

  • Als günstige Alternative für das Fluchtgepäck lohnt imho die Suche nach dem "BW Allgemein II" von Carinthia. Ist im Grunde die Militärversion des Defence 4, das Obermaterial ist etwas "einfacher" und der Schlafsack etwas schwerer. Das Packmaß ist nicht gerade klein und mit annähernd 2 kg auch kein Fliegengewicht. Durch die Originalhülle (mit Kompressionsriemen) lässt er sich aber auch sehr gut außen am Rucksack verstauen. Mit etwas Glück findet man gebrauchte Modelle ab 40 €. Ich selber habe mir einen bei Ebay ersteigert. Der einzige Mangel war eine Reparatur am Packsack. Temperaturen bis -10°C meistert der Allgemein II ganz gut, ich konnte da gut drin schlafen. Mit dem Carinthia "Tropen" als Liner sollen Extremwerte bis über -40 °C möglich sein, dass konnte ich jedoch freilich noch nicht testen.