Ich bin ein Spielkind, irgendwo tief in mir. Und daher faszinieren mich Solarleuchten, Kurbellaternen und auch Taschenlampen. Ich würde mich zwar nicht als Flash-o-holic bezeichnen, bin aber sicher deutlich gefährdet ...
Schon seit Längerem spiele ich daher mit dem Gedanken, mir eine Taschenlampe mit extremer Reichweite zuzulegen. Braucht man so was? Nein, eigentlich nur selten. Könnte man so was jemals brauchen? Tja, hmm, nun ja ... mit viel Fantasie bestimmt! Jetzt wohnen wir ja ländlich und um uns ist viel dunkler Wald. Da wäre doch so eine Art Suchscheinwerfer schon praktisch. Und erst recht, wenn es wieder Hochwasser gibt und man trockenen Fußes die Absperrungen und Wehre in der Nacht kontrollieren will?!
Ja, nun ... es bleibt bei allem Drehen und Wenden doch eher ein Spielzeug als ein wirklich unverzichtbarer Ausrüstungsgegenstand.
Und doch ist es jetzt passiert! Eine neue Taschenlampe ist eingezogen, die ich euch kurz vorstellen will. Zuerst dachte ich an etwas wirklich Extremes (wenn schon, denn schon, richtig?). So was wie die Lumintop BLF GT. Nach einigen Vergleichen ist dann zum Glück etwas Vernunft zurückgekehrt. Denn so ein Klopper (ca. 2 kg) ist mindestens genauso teuer, wie er auch unhandlich ist. So was bleibt dann doch zu Hause stehen und wird nicht genutzt. Blöd!
Also, was gibt es da draußen, das handlich und einigermaßen mobil ist, aber trotzdem eine weit überdurchschnittliche Leuchtweite aufweist? Nach etwas Recherche kamen die Thrunite Catapult V6 (ca. 80 EUR), die Lumintop ODL20c (ca. 95 EUR, die Acebeam T27 (ca. 120 EUR) bzw. T28 (ca. 170 EUR) oder die Acebeam K70 (ca. 210 EUR) in Frage. Ausschlaggebend für die Acebeam T27 waren die etwas höhere Leistung und das geringere Gewicht im Vergleich zur Thrunite Catapult V6, die dafür aber etwas handlicher ist. Durch die Markteinführung der verbesserten Version T28 ist der Preis für die T27 deutlich zurückgegangen. Außerdem ist Letztere auch leichter als der Nachfolger. Die Lumintop ODL20c scheint das schwächste Strahlbild im Vergleich zu haben.
Eigentlich spielt die Acebeam W30 mit in dieser Gruppe. Sie weist mit der LEP-Technologie ("Laser Excitation Phosphor") den neuesten technischen Stand auf. Allerdings ist sie noch unverhältnismäßig teuer (ca. 290 EUR) und der Strahl ist (mir) zu sehr gebündelt, was ihre Praxistauglichkeit etwas einschränkt. Mit einer doppelt so großen Reichweite wie die T27 leuchtet sie allerdings bei ähnlich kompakten Maßen deutlich weiter ...
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Was mich an dem Teil fasziniert, ist die Leistungsfähigkeit in Verbindung mit der kompakten Größe! Die Lampe passt genau in die Hand und wiegt mit knapp 300 g (inkl. Akku) weniger als meine bisherige "große" LED-Lampe (Fenix LD41). Leichter als die alte Maglite 4D ist sie sowieso. Die angegebene Reichweite von >1 km ist wohl nur bei sehr sauberer und trockener Luft zu erreichen. In der Praxis sorgen Luftfeuchtigkeit, Staub und Insekten für eine Streuung/Blendung nach mehreren hundert Metern.
Eigene Messungen haben (unter den aktuellen Bedingungen!) eine praxistaugliche Reichweite von ca. 400 Metern ergeben. Dort ist es dann aber wirklich HELL (!) Da Fotos das kaum wiedergeben können, verlinke ich euch unten für einen Praxiseindruck ein Video. Bei meinen Tests war ich jedenfalls verblüfft, wie weit die Lampe auch weit entfernte Bereiche taghell ausleuchtet. Zusammen mit einem Fernglas kann man Gebiete tatsächlich über große Distanz absuchen. Das muss man selbst gesehen haben.
Das Schöne ist auch, dass die Lampe den hellsten Modus mehr als eine Stunde beibehält, ohne herunterzuregeln. Daneben gibt es neben den schwächeren Modi auch eine "Mondlicht"-Stufe. Sie hilft bei der Orientierung, ohne dass die Nachtsicht beeinträchtigt wird. Neben dem gebündelten Strahl weist die Lampe auch einen angenehmen Spill auf. Es gibt also einen Streubereich, sodass die Lampe auch in der näheren Umgebung brauchbar genutzt werden kann.
Geladen wird die Lampe über USB-C. Sie kann mit dem Kombistecker auch als Powerbank für kleinere Geräte dienen (also bei Bedarf auch Strom abgeben). Der Lithium-Akku hat die Bauform 21700. Es passen mit einem beiliegendem Adapter aber auch ein 18650 Akku oder zwei CR123-Batterien (bei leicht verringerter Leistung). Ein Holster wird mitgeliefert.
Die Lampe ist als "Thrower" konzipiert. Sie will also einen gebündelten Strahl möglichst weit und hell werfen. Das andere Extrem wäre ein "Flooder", der möglichst viel hell machen will, aber dafür auf Reichweite verzichtet. Grundsätzlich kann man einen Thrower mit einer Diffusorscheibe auch in einen Flooder verwandeln. Aber das bleibt immer ein Kompromiss.
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Im Zentrum ist eine CREE XHP35 HI LED verbaut. Übrigens die gleiche wie auch bei der Thrunite Catapult V6. Befeuert wird sie von einem 5.100 mAh IMR-Akku. Das Strahlbild der Acebeam T27 (links) im Vergleich zur Fenix LD41 (rechts) zeigt deutlich, wie viel stärker gebündelt und heller das Licht ist. Ebenfalls auffällig ist die neutral-weiße Lichtfarbe. Es gibt die T27 auch in Kaltweiß, was zwar heller wirken soll, aber dazu tendiert, Farben auszuwaschen. Hab ich aber nicht selbst getestet. Ich finde das Neutral-Weiß einfach angenehmer.
Zum Schluss noch ein Größenvergleich (ganz rechts meine EDC-Lampe, die Fenix E05) und das Gewicht.
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Insgesamt ist sie so handlich, dass man sie problemlos auf Wanderungen oder im Alltag dabei haben kann. Die reale Leistung übertrifft die Erwartungen bei den kompakten Abmessungen jedenfalls bei Weitem!
Weitere Features:
- wasserdicht und (angeblich) widerstandsfähig gegen einen Sturz aus bis zu 1,5 m Höhe
- Tail Switch für schnellen Zugriff auf den hellsten Modus und gezieltes Signal
- Sperrfunktion für problemlosen Transport im Rucksack, ohne dass man befürchten muss, dass die Lampe unbeabsichtigt eingeschaltet wird
- Abmessungen: 175 mm x 70 mm (Lampenkopf) bzw. 25 mm (Griff)
Beispiele für die Reichweite und Vergleich zu den anderen o.g. Lampen: