Bug-Out-Manöver 2023

  • Allgemeines zu den Bug-Out-Manövern:

    1. Der besseren Vergleichbarkeit wegen und wegen verschiedenen praktischen Nutzen sind Start und Ziel immer dieselben. Also grob aus dem südwestlichen Speckgürtel Hamburgs in die Region Hannover.
    2. Aktuell und bei den beiden bisherigen Manövern kam ein Rayman Touray LTD 2.0 von 2020 zum Einsatz. Bis auf 2021 mit Geländeprofilbereifung.
    3. Die Strecke ist immer etwa 150 bis 160 km lang. Das ist eine Strecke, die ich mit einem neuen Akku in der niedrigsten Unterstützungsstufe schaffen sollte (nominelle Reichweite in diesem Fall rund 180 km, aber verschiedene Faktoren wie Fahrbahnuntergrund, Steigungen, Gegenwind etc. haben natürlich insgesamt einen Einfluss auf die mögliche Gesamtstrecke)


    Übersicht der jährlichen Bug-Manöver:

    Bug-Out-Manöver 2021: "Proof of Concept" für eine Distanz von 150 bis 160 km mit dem Fahrrad an einem Tag.

    Bug-Out-Manöver 2022: Optimierung des Equipments und der Fahrstrecke

    Bug-Out-Manöver 2023: Teil 1 (Hinfahrt) stand unter dem Ziel, möglichst viel Strecke auf Radwegen und im Idealfall asphaltierten Wegen zurückzulegen, Teil 2 (Rückfahrt) wird zum Ziel haben, stark befahrene Straßen um jeden Preis zu vermeiden, im günstigsten Fall auch das Durchfahren von Ortschaften zu vermeiden.


    Bug-out Vehicle: Raymon Touray LTD 2.0 von 2020 mit Geländeprofilbereifung. In 2021 hatte ich noch Straßenprofilbereifung, die hat sich aber grundsätzlich als eher unpraktisch für nicht befestigte Wege erwiesen. Seit 2022 ist Geländeprofilbereifung im Einsatz. Diese hat zwar grundsätzlich einen etwas höheren Rollwiderstand auf Asphalt, aber es fährt sich für mich auf leicht sandigem Boden oder Wegen mit gröberen Kies einfach angehmer.


    Der Motor ist ein Yamaha-Motor und der verbaute Akku bietet unter Normalbedingungen 77 km Reichweite im höchsten Unterstützungsmodus und fast 180 km, wenn mit der niedrigsten Unterstützungsstufe gefahren wird. Mittlerweile ist der Akku über zweieinhalb Jahre alt. Und ich bin gestern fast vom Glauben abgefallen, als ich mich mal etwas zu lange auf dem Bedienmodul für den Motor komisch auflehnte. Wenn man da nämlich eine bestimmte Taste etwas länger drückt, springt das Display von "Restkilometerleistung" auf "Gesamtkilometerleistung" um. Naja, mit dieser Tour habe ich die 40k-Marke geknackt. :thinking_face: Soviel machen ja die meisten noch nicht einmal an Kilometern mit einem Auto in zweieinhalb Jahren!


    Ausrüstung: die letztjährige Ausrüstung hat sich in vielen Teilen nicht bewährt. Also hatte ich in einer Fahrradtasche mein Elektronikgedöns wie Netzteil für den Fahrradakku sowie noch etwas anderen Kram, eine andere Fahrradtasche mit u.a. Regenzeug, ein Drybag mit einer Wolldecke und Klamotten für eine Woche. In einer Slingbang verschiedenen Kleinkram für unterwegs, damit ich nicht immer an die Fahrradtaschen ran müsste (unter anderem zwei Halblitertrinkflaschen). Für den unmittelbaren Zugriff eine Trinkflasche mit einem Liter Fassungsvermögen. Dafür musste ein Fahrradschloss im Rahmen weichen.


    Navigation:

    Die Navigation in 2021 stumpf mit Google Maps im Fahrradmodus führte zu... hmmm.... interessanten Ergebnissen. Die Routenführung wurde auf meinem Smartphone durchgeführt. Kann man machen. Läuft. Bergab und rückwärts, aber läuft. Sprich: Ohne große Akkupacks ist damit eine Navigation über 14 bis 16 Stunden nicht darstellbar. Und die Ergebnisse einer Navigation für das Fahrrad mit Google... Nun, so sehr ich diese Art des Navigierens mit dem Auto schätze, so sehr rate ich davon ab, diese Applikation für die Navigation mit dem Fahrrad einzuzsetzen.


    Die Navigation in 2022 erfolgte mit einer über Komoot geplanten Route und auf ein Sigma Rox 2.0 gespiegelt. Das Ergebnis war, bis auf einige ziemlich ätzende Kilometer, in Ordnung. Wenn man durch die Lüneburger Heide fährt, dann muss man damit rechnen, dass es da Streckenabschnitte gibt, die aus sehr losem Sand bestehen. Der Spruch "Friss Heidesand", den ich das erste Mal vor über zwanzig Jahren während meiner Bundeswehrzeit in dieser Gegen hatte, kommt bei sowas immer wieder seiner Bedeutung nach. Allerdings war die Navigation mit dem Sigma Rox 2.0 nicht sehr zufriedenstellend. Die Ankündigung einer Richtungsänderung kam mir manchmal dann doch etwas zu spät oder war bei "interessanten" Weggabelungen durchaus auch mal mehr ein Raten, wo es langgeht als ein "Wissen, wo es langgeht". Deshalb....


    ...erfolgte die Navigation beim diesjährigen Bug-Out-Manöver mit einem Garmin Edge 2. Der Vorteil für mich lag schon rasch nach dem Kauf recht bald nach dem Bug-Out-Manöver 2022 auf der Hand. Mit den individuell definierbaren Anzeigeseiten auf dem Gerät kann ich mir die Anzeigen individuell einstellen. Für den Alltag zum Beispiel habe ich neben einer großen Anzeige der Momentan-Geschwindigkeit unter anderem ein Feld für die Temperatur, die zurückgelegten Kilometer, die noch bevorstehenden Kilometer, die Uhrzeit, die abgeschätzte Ankunftszeit sowie Sonnenauf- und untergang. Für Langstrecken wie das Bug-Out-Manöver habe ich eine alternative Seite, die mir zum Beispiel statt Sonnenauf- und untergang stattdessen zum Beispiel die Durchschnittsgeschwindigkeit anzeigt. Zwar kündigt das Garmin recht zuverlässig und frühzeitig Richtungsänderungen an, das Beste daran ist aber, dass die Richtungsänderung mit einer farbigen Karte angezeigt wird. Praktischerweise ist eine der möglichen Displayseiten dieses Gerätes, sich dauerhaft eine farbige Topo-Karte mit der eingezeichneten Strecke anzeigen zu lassen.


    Strecke nach Wegtyp20222023 Hinfahrt2023 Rückfahrt
    Singletrail895 m418 m306 m
    Weg33,2 km7,25 km100 km
    Fahrradweg91 km115 km25,6 km
    Nebenstraße13,9 km4,31 km12,5 km
    Straße15,7 km16,8 km14,6 km
    Bundesstraße1,36 km5,69 km100 m
    Off-Grid (unbekannt)entf.156 mentf.
    Strecke nach Wegbeschaffenheit
    Loser Untergrund50,3 km21,7 km76,6 km
    Fester Kies4,81 km427 m10,7 km
    Pflaster1,49 km14,7 km2,75 km
    Straßenbelag49,3 km53,2 km31,0 km
    Asphalt49,4 km57,6 km30,8 km
    unbekanntentf.1,85 km1,15 km
    Summe Strecke gesamt156 km149 km~153 km
    Zeit gesamt mit Pausen12,25 h11 h~13 h?
    Zeit gesamt ohne Pausen.10,25 h9,5 km~14 h?


    Auf der Hinfahrt der diesjährigen Tour hatte ich im Schwerpunkt befestigte Wege auf dem Zettel. Das meiste davon tatsächlich auch auf Radwegen. Einen Teil der Strecke fuhr ich auf Straßen ohne parallele Radwege. Ich hatte leider völlig verdrängt zu welchen Bestien Menschen mutieren können, wenn sie sich hinter das Steuer eines Kraftfahrzeuges setzen und auf einer Landstraße (!) völlig ausrasten, wenn da jemand fährt, der langsamer ist ein Trekker. :person_shrugging:


    Naja, ich habe daher beschlossen, die Route für die Rückfahrt anzupassen. Zunächst hatte ich in der Planung den fraglichen, gefährlichen Abschnitt auf der Hinfahrt durch eine Waldstrecke angepasst. In einem zweiten Schritt habe ich die Planung vollständig umgeworfen und durch eine nahezu vollständige Waldstrecke ersetzt. Ich hoffe, die Waldwege sind einigermaßen befestigt und nicht zu unterirdisch, da ich plane, aus dieser Tour als zusätzliche Erschwernis eine Nachtfahrt draus zu machen.


    Da es bis zur Heimfahrt aber noch ein paar Tage dauern wird, werde ich in der Zwischenzeit ein paar Tagestouren durch den Deister machen. :grinning_face:

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Teil 2 des Bug-Out-Manövers, die Rückfahrt, fehlt noch. Shame on me.


    Auf der Rückfahrt bin ich nahezu dieselbe Strecke wie oben zurückgefahren. Nur mit dem Unterschied, dass ich die Abschnitte mit den Landstraßen ohne Radwege eigentlich meiden wollte, um etwaige Konflikte mit Autofahrern zu vermeiden. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass ich die Rückfahrt als Nachtverlegung ausgelegt hatte. Abends zwischen 19 und 20 Uhr bin ich losgefahren und morgens lange nach Sonnenaufgang war ich endlich wieder zu Hause.

    Die Ausweichrouten für die Landstraßen stellten sich als absolute Katastrophe heraus. Bei Tag hätte ich sie vielleicht befahren können. Und sei es per Fahrradschieben. Aber im Dunkeln? Ich hatte zwar vor Ort die vor mir liegenden Waldwege mit einer eigentlich für ihre Größe sehr hellen Olight i5 erkundet, aber aufgrund des Holzrückepfadcharakters des designierten Weges davon abgesehen mit rund 32 kg Gepäck auf dem Gepäckträger da irgendwelche Experimente zu wagen.


    A propos Experimente: Das Gepäck auf dem Gepäckträger betrug etwa 32 kg. Zweimal knapp 11 kg in den Seitentaschen und rund 10 kg im DryBag quer drüber. Auf der ersten Tagestour durch den Deister musste ich feststellen, dass der Gepäckträger auf der linken Seite zwischenzeitlich einen Ermüdungsbruch erlitt. Spannend, dass eine leicht gepackte Fahrradtasche auf der Seite ausreichend war, um dem Gepäckträger den Rest zu geben. Die Deistertouren fielen bis zur Behebung dieses Problems deutlich kürzer aus und waren weniger ruppig als eigentlich geplant. Egal. Beim nächsten Mal.


    Unterm Strich haben sich diese Touren mit rund 150 km pro Strecke als solide bewältigbar herausgestellt. Auch und vor allem mit reichlich Gepäck und durch mitunter nicht einfachem Gelände. Wobei ich dieses Mal bewusst Strecken auswählte, die im Idealfall asphaltiert, betoniert oder wenigstens mit Pflastersteinen (kein Kopfsteinpflaster!) befestigt waren und dadurch ein schnelles Vorankommen ermöglichten. Dennoch war die effektive, durchschnittliche Geschwindigkeit mit rund 15 bis 18 km/h vergleichsweise niedrig. Da ist sicherlich noch weiteres Optimierungspotential drin. Aber mit einem eMTB wird das eher schwierig werden.


    Das große Ziel ist es natürlich, die Strecke von südlich Hamburg bis zu den Schwiegereltern mit dem Fahrrad zu absolvieren. Das sind rund 100 km und etwas bis Travemünde und rund 300 km irgendwas ab Trelleborg. Mit dem eMTB wird die Etappe Trelleborg - Schwiegereltern zu einer herausfordernden Etappe. Sowohl von der Strecke als solches als auch zeitlich gesehen. Mit dem obigen Geschwindigkeitsschnitt sind das rund 20 Stunden reine Fahrtzeit. Die Erfahrung der letzten Bug-Out-Manöver hat gezeigt, dass nach 12 bis 13 Stunden reiner Fahrzeit der Ofen so oder so aus ist. Also eine Tour mit anderthalb Tagen Dauer. Bedeutet: Mehr Ausrüstung (mehr Verpflegung und Wasser sowie Übernachtungsequipment) und dadurch wieder geringere Geschwindigkeit. Also zusehen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit Richtung 20 oder eher 25 km/h Minimum kommt.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


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  • Hast Du ein Bild von Gefährt mit Gepäckträgerkonstruktion, mit und ohne Gepäck?


    Ich verwende idR Gepäckträger von Tubus, die sind schon ganz gut und stabil.


    15-18km/h ist schon schnell, nennenswert schneller wird es bei solchen Touren nicht. Das ist immerhin ca. 5x schneller als zu Fuß mit 32kg Ausrüstung. Auch mit dem Speed-Pedelec auf Teerstraßen lande ich bei Touren in unbekannten Gebiet eher bei 25km/h Schnitt (reine Fahrzeit, Pausen sind nicht eingerechnet) als bei 30km/h.


    Das Problem mit dem Fahrrad ist schlechtes Wetter. Kann man sich beim bug out ja nicht aussuchen. Zu Fuß ist mieses Wetter auch blöd, aber auf dem Fahrrad über Stunden kann es Touren unmöglich machen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hast Du ein Bild von Gefährt mit Gepäckträgerkonstruktion, mit und ohne Gepäck?


    Das Problem mit dem Fahrrad ist schlechtes Wetter. Kann man sich beim bug out ja nicht aussuchen. Zu Fuß ist mieses Wetter auch blöd, aber auf dem Fahrrad über Stunden kann es Touren unmöglich machen.

    Muss ich mal schauen, ob ich Fotos von der letzten Konfiguration finde. Ich habe diesmal relativ wenig Fotos gemacht.


    Schlechtes Wetter per se finde ich per se nicht grundsätzlich schlecht oder Touren unmöglich machend. Ich hatte vor etlichen Jahren mal zwei Touren gemacht. Die eine war 1997 direkt nach dem Bund von Hannover nach Würzburg. Es hat die gesamte Zeit über nur geregnet. Das war so frustrierend, dass ich mit dem Zug zurückfuhr, weil auch nach ein paar Tagen in der Jugendherberge meine Klamotten immer noch nicht richtig trocken waren. Beziehungsweise zum Schluss dann schon, aber meine Motivation suggerierte mir "du hast noch immer nasse Klamotten..." 🙄


    Und knapp 20 Jahre später hatte ich auf einer Tour Hamburg - Fulda - Hamburg ähnlich viel Glück. Ich bin mit einem Fahrradanhänger in Hamburg gestartet, hatte gewisse Startschwierigkeiten. Die mit darin kulmimierten, dass ich 10 km vor dem Etappenziel nun wirklich nicht mehr ging. Zuvor hatte ich mich 30 bis 40 km mit einem kaputten Reifen abgequält.


    Überhaupt sind Fahrräder, erst recht mit schwer beladenem Anhänger, nichts für durchweichte und durchnässte Böden.


    Und bei lang anhaltendem, starken Regen setze ich seither auf kniehohe Gamaschen. Eine Regenhose nutzt nur begrenzt etwas. Was nutzen trockene Beine, wenn die Füße irgendwann doch völlig durchnässt sind?

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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