Hallo! Da das Thema Griechenland + Schulden/Eurokrise zurecht relativ großes Interesse weckt und auch im Sinne der Preparedness nicht zu unterschätzen ist, möchte ich einfach einmal versuchen, die Thematik inklusive möglicher Handlungsalternativen und damit einhergehender Gefahren grob darzustellen.
Was bisher geschah: chronologischer Ablauf
Die Situation: Kurzfristig wird darüber beraten, ob es überhaupt sinnvoll ist, den Griechen weiter Geld zu geben.
Die Möglichkeiten:
Punkt 1: Business as usual
EU, EZB und IWF werden den Griechen weiterhin fleißig ausreichend Geld zur Verfügung stellen, damit Griechenland die jeweils anfallenden Schulden und Ausgaben decken kann. Dabei werden EU und IWF fordern, dass Griechenland das Tafelsilber verkauft, also (teil)staatliche Unternehmen privatisiert.
Die Hoffnung: Griechenland wird langfristig und nachhaltig durch Sparmaßnahmen und mithilfe der EU in der Lage sein, zumindest Teile des Schuldenberges abzutragen.
Die Gefahren: Griechenlands Wirtschaft, die sowieso nicht konkurrenzfähig (in Bezug auf die Euro-Länder) ist, wird durch die Sparmaßnahmen abgewürgt. Der Staat verkauft seine Einnahmequellen. Griechenland verliert jegliche Möglichkeit, die Schulden allein abzubauen. In der Konsequenz müsste Griechenland noch mehr Schulden machen, um alte Schuld + Zins zu bewältigen. Es wäre durchaus möglich, dass der griechische Bürger damit nicht weiter einverstanden ist, im schlimmsten Fall also starke innere Unruhen zu erwarten sind. Die Folge für den Euroraum: Spekulationen der Märkte, dass es anderen Ländern in der Eurozone genauso ergehen kann.
Außerdem könnten populistische Regierungen in anderen Euroländern gewählt werden, wenn die jeweiligen Steuerzahler „keinen Bock“ mehr haben. Ob das erstrebenswert ist, darf man bezweifeln.
Meine Meinung: die Privatisierungen reichen nicht aus, um die Schulden irgendwie zu bewältigen. Das denkt wohl auch der Finanzmarkt. Die Griechenbonds sind bei fast 25%, d.h. in griechische Staatsanleihen ist höchstspekulativ, da großes Ausfallrisiko. Der einzige Vorteil dieser Aktion liegt dann – kurzfristig – darin, Zeit zu gewinnen, um einen vernünftigen Plan zu entwickeln, wie man das Problem löst.
Punkt 2: sanfte Umschuldung
Die griechischen Schulden bleiben erhalten. Die alten Schuldpapiere jedoch werden in neue umgetauscht, wodurch Griechenland weniger Zinsen zahlen muss, oder auch mehr Zeit zum Zurückzahlen hat.
Um diesen Punkt kurz zu machen: selbiges wie bei Punkt 1. Es dauert nur länger. Wäre also eine Zwischenlösung, um Zeit zu gewinnen, vorausgesetzt, die Banken machen mit.
Punkt 3: Eurobonds
Einige Ökonomen sind der Ansicht, dass man den Eurorettungsfonds zu einem Europäischen Währungsfonds, also einem IWF für Europa, umstrukturieren sollte. Dieser würde dann Eurobonds, also Euro-Anleihen zur Verfügung stellen, was quasi einheitliche Zinslast zur Folge hätte.
Die Hoffnung: Griechenland, und andere Euroländer, wären dann in der Lage, sich wieder billig zu refinanzieren.
Die Gefahren: Gefahren eines einzelnen Landes im Euroraum würden durch den EWF wiedereinmal sozialisiert, womit Länder wie Griechenland und Spanien - wie schon zuvor - sich gern rekapitalisieren, zu niedrigen Zinsen. Damit gehen wir nochmal „zurück auf Los“, nur mit höheren Schulden.
Punkt 4: die richtige Umschuldung
Oder auch Haircut. D.h. Griechenland zahlt nur einen Teil der Schulden zurück.
Die Hoffnung: Griechenland würde so eine reelle Chance geboten, dem Teufelskreis der Schuldenproblematik zu entgehen. Dafür jedoch müsste die griechische Wirtschaft wieder konkurrenzfähig gemacht werden und das klappt nach Ansicht einiger Ökonomen nur dadurch, dass Griechenland die Eurozone verlässt, damit die eigene Währung abgewertet werden würde.
Die Gefahren: Als erstes würde es, sofern man keine guten Gegenmaßnahmen im Voraus zur Hand hat, griechische Banken treffen. Die gingen dann pleite. Gefährlich wird es für einige französische und deutsche Banken (Commerzbank, Postbank, einige Landesbanken) werden, die stark in Griechenbonds investiert sind. Diese müssten dann möglicherweise auch gerettet werden. Ein „Pleitegehenlassen“ deutscher Banken kann insofern problematisch sein, als dass der Einlagensicherungsfonds wohl „nur einige Mrd EUR“ schwer ist (ich meine was von 4,6 Mrd EUR gelesen zu haben, kann aber gerade keine Quelle finden – sorry). Die ganze Aktion kann aber auch zur „Mutter aller Finanzkrisen“ werden.
Meine Meinung: Ich glaube das ist der einzig gangbare Weg, hierzu ist aber seitens Politik und Wirtschaft sehr viel Planung notwendig.
Was meint ihr denn zu der ganzen Situation? Wie könnte eine Lösung aussehen, wie geht’s womöglich weiter? Wie bereitet ihr euch auf welche Situation vor?
(und bitte auch: korrigiert mich, wenn ich was falsch geschrieben habe )