Warum muss die Wirtschaft immer wachsen?

  • Warum eigentlich schreien die Politiker, Wirtschaftsverbände, Börsen, die meisten Medien und viele mehr, fast unisono nach Wachstum? Warum muss die Wirtschaft ständig wachsen, warum müssen die Umsatzzahlen dauernd gesteigert, warum immer mehr Einnahmen erzielt werden? Was wäre denn so schlimm, wenn nicht ständig noch mehr produziert und konsumiert würde, wenn die Menschheit sowie die Welt als Ganzes nicht mehr wachsen oder sogar schrumpfen würde? Wer oder was ist dieses Schreckgespenst, dass uns alle zwingt immer noch mehr in noch kürzerer Zeit zu schaffen und das zum Alptraum von uns allen würde (angeblich), wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst?

    Was ist Wachstum überhaupt? Sind das einfach mehr verkaufte Waren und Dienstleistungen? Ist es mehr Wohlstand? Ist es mehr Freizeit oder schlicht mehr Zufriedenheit, Zuversicht und persönliches Glück? Ist es möglich auf der persönlichen Ebene zu wachsen ohne gleichzeitig mehr zu konsumieren und produzieren? Gibt es eine Qualität von Wachstum oder spielt es keine Rolle, wie das Wachstum aussieht? Sind mehr verkaufte Zigaretten und Alkohol genauso "gut" wie mehr verkaufte Autos, Handys und Computer, genauso gut wie mehr verkaufte Bildungslehrgänge (und damit besser gebildete Menschen)? Sind reichere Staaten und Menschen automatisch glücklicher als weniger reiche? Und falls das nicht der Fall ist, was soll denn der ganze Zirkus?

    Ich persönlich glaube, dass es mehrere Gründe für den weltweiten Wachstumszwang gibt. Firmen, die nicht wachsen, drohen von der Konkurrenz überholt oder geschluckt zu werden und letztlich zu verschwinden. Die Menschen in der Zweiten und Dritten Welt möchten auch unseren Luxus und Wohlstand erreichen (was aber für die Umwelt niemals verkraftbar und von den Ressourcen her niemals möglich ist, weil wir westliche Menschen weit über den Verhältnissen leben). Das Wirtschaftsmodell der letzten 250 Jahre seit Beginn der Grossnutzung der fossilen Brennstoffe (zuerst Kohle, später auch Erdöl und Erdgas) - die industrielle Revolution - ist das Wachstums- und Produktionsmodell schlechthin. Aufbauend auf Rohstoffen und Vorräten (Öl, Kohle, Gas = billige Energie), welche vor Jahrmillionen (kostenlos) gebildet wurden und sich heute ihrem Ende nähern, hat sich die Menschheit wie die Maden im Speck vermehrt. Doch was passiert, wenn der Speck (fossile Brennstoffe) aufgefressen ist, was passiert, wenn nichts mehr da ist?

    Und dann, und sicherlich nicht zuletzt, ist unser aktuelles Geldsystem auf Dauerexpansion ausgelegt, ein Finanzsystem, das nur im Falle von ständigem Wirtschaftswachstum einigermassen funktioniert. Wächst die Realwirtschaft nicht, gibt es sofort gewaltige Probleme, weil weniger Arbeit (und Einkommen) vorhanden sind und somit die Schuldenzinsen auf die beinahe allgegenwärtigen Schulden nicht mehr (oder nur noch zum Teil) bedient werden können. Wenn die Kredite und Kreditzinsen aber nicht mehr beglichen werden können, dann bekommen auch die Sparer, Geldgeber und Investoren ihr Geld (oder zumindest einen Teil davon) nicht mehr zurück, es kommt umgehend zu einer noch stärkeren Rezession (weil durch die geringere Geldmenge noch weniger ausgegeben und konsumiert werden kann) mit noch mehr Arbeitslosigkeit, noch mehr Schuldnerausfällen usw. - eine tödliche Abwärtsspirale. Die Lösung, zumindest auf der Geldebene, liegt in einem neuen Geldsystem mit Negativzins, auch und insbesondere auf Bargeld und Girokonten. Durch die Negativzinsen auf Geld darf die Wirtschaft auch einmal nicht wachsen, sie darf sogar schrumpfen, ohne dass es gleich zur Katastrophe kommt.

  • Hi Solaris,
    im Prinzip hast du mit deinem letzten Abschnitt schon alles gesagt, unser Finanzsystem ist einfach auf ewigen Wachstum aufgelegt, bzw. darauf, dass einer hinten runterfällt.
    Der Kapitalismus hat sicherlich seine guten Seiten aber auch seine extrem negativen Seiten :winking_face:
    Der Wunsch nach ständigem Wachstum hat nicht nur was mit Habgier zu tun, sondern es geht vor allem um den Druck des Systems.
    Wir sind nur so produktiv, machen Überstunden, arbeiten uns hoch, lügen,betrügen, rauben, morden, weil wir unsere Kredite abbezahlen müssen.
    Kein Geld zu haben bedeutet bei uns Verlust des sozialen Ansehens, also rackern wir uns ab. Die gute Seite daran ist, dass wir nur dadurch solche Fortschritte in der Entwicklung machen konnten, der Nachteil ist das System an sich.

  • Meiner Meinung nach ist dieser ewige Schrei nach Wachstum der offensichtlichste Beweis dafür, dass viele Strukturen in unserer Gesellschaft nichts anderes sind als Schneeball-Systeme.

    Solche Systeme brauchen auf lange Sicht vorallem eins, neue Mitglieder die das Fundament der Pyramide nähren. Die Pyramide/Kartenhaus muss dauernd wachsen, da sonst alles einstürzt.

    In dem unechten Kapitalismus den wir heute haben (ist ja viel mehr eine Corporatocracy, siehe auch Megacorporation ) basiert alles auf Zins und Zinseszins, und den muss ja irgendwer erarbeiten! ---> Neue Mitglieder (unsere Kinder).

    Nicht anders ist es mit dem Rentensystem.... die jungen Leute tragen die Pyramide auf ihren Schultern... damit die in der oberen Hälfte der Pyramide einen bequemen Lebensabend haben können.
    Die jungen Leute werden aber mit Sicherheit nichts von der Pyramide haben, da die Halbwertszeit eines solchen Systems immer nur maximal 2-3 Generationen ist.
    Die sind halt zu spät auf die Welt gekommen... :frowning_face:

    Unser gesamtes Geldsystem basiert auf Schuldenerschaffung. Nicht auf Wert- und Kapitalerschaffung!

    Von der Philosophie her in etwa derselbe Unterschied wie zwischen einer Geldnote, und einer Goldmünze.


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    Hochauflösende Version

  • @ Ernst: Ich denke auch, das Habgier einer der Gründe ist...

    @ Jeans: Ja, das sehe ich auch so. Da sich die meisten verschuldet haben, MÜSSEN sie nun ranklotzen um die Zinsen begleichen zu können, ansonsten droht, dass ihnen der Kopf "abgeschlagen" wird (Konkurs, Haus/Wohnung weg oder sowas).

    georgem: Gefällt mir der Vergleich mit dem Schneeballsystem. Zwar etwas extrem, aber es hat schon was, die letzten beissen die Hunde... und dass die Pyramide von den Arbeitenden (Realwirtschaft) getragen wird, dagegen kann wohl kaum einer was sagen...

  • Ich will hier gerne nochmal ein paar Leseempfehlungen geben:
    einmal den Text "Gib mir die Welt+5%" oder auch bekannt als "Fabian der Goldschmied"
    http://www.relfe.com/plus_5_german.html
    das ist ein netter Text, den man sich mal durchlesen kann, gerade für die, die das Grundprinzip des Geldes noch nicht kennen :winking_face:


    2. Das Buch "1Billion Dollar" von Andreas Eschbach.
    mMn ein super Buch, was globale, finanzielle Zusammenhänge super beschreibt, z.B. was Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und Armut in Entwicklungsländern mit unserem Wohlstand zu tun hat usw.
    wer gerne Romane liest, wird hier diesen Schinken verschlingen :winking_face:


    Ich persönlich sehe die Pyramide etwas anders, ich denke, Soldaten und Kirche spielen in unserer Zeit keine allzugroße Rolle mehr.
    Unser System ist ca. so aufgebaut:
    an der Spitze sitzen Politiker, Unternehmer, Reiche.
    Diese Menschen kontrollieren, aber werden durch die Komplexität des Systems wiederrum kontrolliert.
    In einem Bericht über globalisiertes Essen (billige, subventioniere Lebensmittel aus Europa verdrängen in Afrika Bauern mit ihren Ernten noch weiter in die Armut usw) sprach der Chef von Nestlé, dass er selbst nur mehr eine Marionette der Aktionäre ist.
    Natürlich kann ein Politiker seine Meinung sagen, ein Unternehmer kann die Firmenpolitik ändern, aber er wird die Konsequenzen tragen, die da wären keine Wiederwahl, Kündigung, Absturz des Aktienkurses....
    Ob diesen Leuten das System gefällt oder nicht, eine Änderung ist so gut wie unmöglich.
    An 2ter Stelle des Systems stehen die Ärzte, Lehrer, kleinere Unternehmer, alles, was man als untere Oberschicht und Mittelschicht bezeichnen würde.
    Das sind die Leute, die Aktien besitzen, die in den Konzernen arbeiten und am Wochenende ins Kabarett zu Georg Schramm gehen und klatschen und lachen, wenn er über die Missstände in unserer Gesellschaft spricht.


    Und an unterster Stelle steht natürlich das Prekariat, die Konsumenten, Hartz4-Fernsehnzuschauer.


    Wir leben in einer Konsumgesellschaft, in der die Menschen nur noch als gewinnbringende Objekte betrachtet werden. Die "Unterschicht" konsumiert, freut sich, wenn sie Samstags in die Disko geht und ein bisschen am Auto schraubt, guckt RTL und regt sich über die blöden Politiker auf , frisst McDonalds und Burger King und und und.
    Im Prinzip ist die Schicht der Reichen, Unternehmer usw. abhängig von der Unterschicht, weil die die Waren kaufen.
    Die Mittelschicht, als Kapitalgeber, Aktienbesitzer usw. setzt mit ihren Forderungen die Oberschicht unter Druck.


    Falls das ganze etwas wirr erscheint, ich habe das grade so aus meinen Gedanken, die ich grade im Kopf hatte, formuliert :winking_face:
    Evtl les ich es nochmal Korrektur...

  • Wachstum bedeztet aber auch wachsender Wohlstand!

    Auch wenn das den anderen Posts engtgensteht, so nehme ich Mal ein Beispiel:
    Nehmen wir 100 Menschen, welche je 25000€pro Jahr zur Verfügung haben:
    Die Wirtschaftsleistung dieser 100 bleibt immer konstant!
    10 von diesen 100 bilden sich fort und erlangen eine höhere Qualifikation, welche eine 10%ige Lohnerhöhung rechtfertigt. Damit diese ihre gerechtfertigte Erhöhung bekommen müssen bei konstanter Wirtschaftsleitung 10 Leute bei gleicher Quali auf 10% verzichten! Das wird niemand akzeptieren! Aber genausowenig werden die qualifizierten Personen bessere Arbeit bei gleicher Bezahlung akzeptieren.

    Wirtschaftswachstum findet auch bei jedem einzelnen statt! Bei jeder Lohnerhöhung, Bei jeder Weiterqualifikation und bei bei jeder Gehaltsumgruppierung. Eine Wirtschaft, welche stagniert bedingt, dass es für jeden Gewinner noch viel stärker einen Verlierer geben muss. In einer wachsenden Wirtschaft können alle gewinnen, da sie für Anstrengungen belohnt werden.

    Natürlich bedingt unser System leider auch Verlierer, aber ein wirklich tragfähiges auf stagnierender Wirtschaftsleistung basierendes System hat noch niemand vorgelegt. Selbst die Kommunisten haben immer Planzielerhöhungen in ihrer Planwirtschaft zu erreichen versucht.

    Ob dieses wachstum nun aber prozentual, oder besser lineear erfolgen sollte, dass ist für mich die Frage, welche sich wirklich zu stellen lohnt.

    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ein Riesenthema...


    Ein Zwang entsteht durch das Zinssystem (Schuldzinsen, die erarbeitet werden müssen). Siehe dazu auch Prof. Binswanger. Problematisch: Zinsen sind in %, d.h. ziehen exponentielles Wachstum nach sich... Ob Negativzinsen das lösen könnten, keine Ahnung. Negativzinsen dürften dazu führen, dass niemand mehr Geld horten, damit die Sparfunktion des Geldes ausgesetzt würde.


    Und wie schon gesagt, durch Erfindungen und Entdeckungen kann die Produktivität gesteigert werden. Die Entwicklung des Rades, Nutzung von Metall, usw.


    Vielleicht erleben wir auch noch, wie Wachstum ressourcenschonend erzielt werden kann: http://www.cleantech.admin.ch. Bisher basierte ein Teil des Wachstums meistens auf zu tiefen Preisen für Umweltgüter, sog. Neo-Merkantilismus.


    Wen's weiter interessiert, dem kann ich z.B. die Lektüre von Prof. Binswanger empfehlen.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Das Problem ist, dass Wachstum immer auf Kosten anderer entsteht und global betrachtet, geht es auf Kosten unseres Planeten.
    Dass unsere Ressourcen jemals knapp werden könnten, wäre vor 100 Jahren völlig unvorstellbar gewesen, heute sind wir mit Peak Oil dem ganzen ein Schritt näher gekommen.
    Das globale Wachstum beruht auf Überfischung, Ausrottung von Tierarten und Ausbeuten der Erde.
    Eines Tages wird unser Planet einfach ächzend unter uns zusammenkrachen, weil er erschöpft ist und die Regenerierungskräfte des Ökosystems kaputt sind.
    Energie geht nicht verloren, sie wird nur umgewandelt. Und der "Wohlstand", z.B. einen Regenwald zu haben, wird dann in unseren Wohlstand umgewandelt, indem wir ihn abholzen.

  • Zitat von Jeans;79203

    ... Ich persönlich sehe die Pyramide etwas anders, ich denke, Soldaten und Kirche spielen in unserer Zeit keine allzugroße Rolle mehr. ...


    Das sehe ich nicht so. Ohne Soldaten gibt es keine Ressourcensicherung, ohne Ressourcen kein Wirtschaftswachstum. Natürlich wird das ganze heute politisch korrekt umschrieben bzw. verschwiegen. Die Kirche spielt in unserem Land zwar keine große Rolle mehr, aber in den meisten Teilen der Welt schon. Der Einfluß der Kirche, gerade in Entwicklungsländern, auf das verhalten der untersten Bevölkerungsschicht ist enorm. Hat ein Politiker dort die Kirche (sprich die landestypisch "richtige" Religion) auf seiner Seite kann er praktisch schalten und walten wie er will.
    AND

  • @SFGast: da habe ich mich falsch ausgedrückt.
    Natürlich spielen Soldaten eine große Rolle, aber ich würde sie eher in die Schicht stecken, die ganz unten steht, schliesslich sind sie auch eher ein Handwerk.
    In Deutschland z.B. spielt das Militär vom Einfluss her keine allzugroße Rolle mehr, als dass wir ihm extra einen Platz in der Pyramide anbieten müssten. Auf viele Staaten der Welt bezogen natürlich schon :winking_face:
    Ich hatte mich jetzt eher auf ein mitteleuropäisches Bild bezogen, denn in unseren Kreisen spielt die Kirche auch keine große Rolle mehr, Religion ist eher ein mikroökonomisches Machtphänomen(hab ich das nicht toll gesagt? :P)

  • @ Jeans


    Die Stellung des Militärs innerhalb der Machtpyramide finde ich durchaus richtig, denn das Militär ist bewaffnet und kann einerseits der führenden Obrigkeit als Exekutive dienen, oder putschen. Somit steht es im Fall eines Bürgerkriegs deutlich über der grossen Masser der unbewaffneten "Schafe" und setzt seine Befehle mit Gewalt durch.
    Natürlich kann man nun so weit gehen und die Führungsetage auch als Waffenlose sehen, aber die haben stets das Geld und Beziehungen sich noch Söldner für ihre ganz eigenen Ideen und zum persönlichen Schutz einzukaufen.


    Übrigens noch ein Zitat, dessen Verfasser mir unbekannt, oder entfallen ist, welches aber eine gute Erklärung für einen nicht unwesentlichen Teil des Wirtschaftswachstums gibt:


    "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, welches wir nicht haben, um Menschen zu gefallen, die uns nicht mögen"



    Gruss, Fairlane

  • Zitat von Jeans;79203


    Ich persönlich sehe die Pyramide etwas anders, ich denke, Soldaten und Kirche spielen in unserer Zeit keine allzugroße Rolle mehr.



    An der berühmten Pyramide ist eigentlich nicht die Bezeichnung der einzelnen Schichten ausschlaggebend, sondern die Aufgabe die sie übernehmen.

    Elite: We RULE you (Wir regieren euch)
    Kirche: We FOOL you (Wir täuschen euch)
    Militär: We SHOOT AT you. (Wir wenden Gewalt an)
    etc...

    Man kann die Pyramide anhand dessen perfekt auf die heutige Zeit übertragen.
    Anstatt Kirche (We fool you) haben wir heute die Massenmedien, die Konsum-Maschinerie, die uns 24 h am Tag täuscht mit Pseudo-Nachrichten und nie enden wollender Werbung.
    Sie suggeriert uns Bedürfnisse die kein Mensch braucht.
    Ich finde das noch 100x effektiver im täuschen der Menschen als es die Kirche mit ihren Ritualen/Geschichten je gekonnt hatte.

    Statt "Militär" müsste man in der heutigen Gesellschaftstruktur eher Polizei nennen. Jedenfalls sind ja die meisten Staaten der Welt bereits Polizei-Staaten, die einen etwas öffentlicher,
    die anderen etwas versteckter (wir Sklaven arbeiten nun mal produktiver wenn wir das Gefühl haben wir leben in einer freien, gerechten Welt).

    Die Illusion muss aufrecht erhalten werden, deshalb ist dieses WE FOOL YOU natürlich hochaktueller denn je. Insbesondere da die heutige Medien-Technologie ja eine extreme
    Reichweite hat.

    Sogar noch der ärmste Haushalt kann sich einen Fernseher leisten. Man soll ja nicht auf die tägliche Dosis "Täuschung" und "Verblödung" verzichten.

    Fazit: Der Aufbau der Pyramide macht heute sogar mehr Sinn denn je, weil es wie eine geölte Maschine funktioniert. Ziemlich perfekt!
    Unsere Zukunft sieht düster aus, Leute....

  • @Jeans: Wachstum geht nicht immer zwingend mit Resourcenverschwendung einher. Ganz im Gegenteil: In der Wirtschaft ist derjenige am erfolgreichsten, der aus den vorhandenen Recourcen die höchste Wertschöpfung erzielt. Das geht vor allem über Effizienzsteigerungen. Was viel mehr Umweltzerstörung und Raubbau genereriert, als unser Lebensstil ist die rasant wachsende Überbevölkerung in vielen Entwicklungs und Schwellenländern. Dort wird die Natur gnadenlos zerstört, damit die wachsende Bevölkerung versorgt werden kann.

    Das unser Wirtschaftsystem nicht perfekt ist, braucht keine eigene Erwähnung, aber mir hat noch niemand ein überzeugendes anderes Konzept gezeigt. Falls es das gibt wäre ich aber durchaus offen dafür. Es müssen aber mindestens folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
    1: Es muss vom Menschen ausgegangen werden, wie er heute ist. (viel Unrecht wurde verübt im Namen des neuen Menschen, des Besseren!)
    2: Es kann nicht allen Menschen alles genommen werden. Umverteilung schön und gut, aber es kann kein neues System geben, welches auf gigantischem Unrecht gründet.
    3: Jeder Mensch muss das Recht haben nach Glück, Freiheit, Erkenntniss und Wohlstand streben zu dürfen, denn ohne Streben herrscht Deppression.

    Wir leben in verhältnismäßig sonnigen Verhältnissen und in vielen Teilen der Welt würde mann mit Unverstäntnis auf die Kritik hier reagieren. Aus der Kritik kann und soll viel Kraft für Veränderung entstehen, denn perfekt ist auch hier noch nichts. Aber viele Dinge sind äußeren Zwängen geschuldet und führen zu Situationen, wo es kein richtig und falsch mehr gibt, aber dennoch Entscheidungen getroffen werden müssen. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidungen nicht treffen muss!

    So long

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • ein schöner letzter Satz, Harmlos :winking_face:
    Ich denke, mal knapp formuliert, dass wir vermutlich eine einheitliche, bindende Weltregierung brauchen. Dass das allerdings schon zum Scheitern verurteilt ist, ist klar.
    Danach könnte man weitergehen und eine internationale Tobinsteuer einführen, eine Finanztransaktionssteuer. Dadurch würden nicht diverse Handesplätze wie Frankfurt oder Paris geschwächt und NYC und London gestärkt, sowie es die aktuellen Konzepte vorsehen.
    Die Entwicklungsländer müssten entwickelt werden, aber ohne spekulative Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Was ausländische Kapitalströme auslösen können, haben wir in der Asiakrise gemerkt und werden wir auch wieder in den Emerging markets sowie in China merken, wenn die Immobilienblase dort platzt und die ganzen tollen Chinaaktien den Bach runterrauschen und in Amerika und Europa das so begehrte chinesische Kapital fehlt. Aber das ist ein anderes Thema.
    Spekulative Geschäfte wie Devisenhandel darf sich nicht mehr lohnen!
    Ein weiterer Schritt wäre eine Kopplung der 3 Weltwährungen Renminbi,Euro und $ an einander, in eine Art Währungskorb zu festen Umtauschkursen.
    Möglich wäre auch, eine Reduzierung der Finanzmärkte auf Unternehmensanleihen und Aktien, ohne Leerverkäufe, Derivate und Optionen.
    Denn dann käme der ursprüngliche Sinn der Börse wieder zur Geltung, die Kapitalbeschaffung von Unternehmen.
    Die nächste Idee wäre eine konsequente Rohstoff- und CO2 Steuer.
    Wenn Ressourcen, die bis jetzt noch nicht erschöpft sind, künstlich verteuert werden, erhalten wir das Phänomen des Kapitalismus, aus Scheisse Gold zu machen. Denn wie Harmlos gesagt hat, In der Wirtschaft ist derjenige am erfolgreichsten, der aus den vorhandenen Recourcen die höchste Wertschöpfung erzielt.
    Es ist billiger,Tshirts für einen billiglohn in Afrika herzustellen und dann mit einem Schiff nach Europa zu schiffen. Durch eine entsprechende Steuer würden wir eine bessere Ressourcennutzung erleben sowie konzentrierte kontinentale Wirtschaftsräume mit einer wesentlich breitergefächerten und bunteren Industrie.
    Der Verteuerung von Waren kann man mit niedrigeren Steuern entgegen wirken.
    Wenn die Steuern niedrig sind, wird mehr Geld ausgegeben, vor allem, da sich das Spekulieren am Finanzmarkt nicht mehr lohnt. Man gibt das Geld also entweder aus(was wahrscheinlicher ist, da Konsumgüter teurer werden) oder kauft sich Aktien oder Staatsanleihen, wodurch Unternehmen Kapital bekommen.
    Die Einnahmen erhält der Staat über die Unternehmen, da sich alles nur in einer Wirtschaftszone abspielt.


    So grob die Idee^^

  • Tobinsteuer: Super, sofort und Weltweit! Bin ich sofort dabei.

    Begrenzung der Kapitalströme: Da würden wir am stärksten zu Leiden haben, denn dann würden uns viele Staaten nur noch ihre Rohstoffe zu immensen Preisen zur Verfügung stellen und so richtig viele Rohstoffe haben wir nun Mal nicht. Globale Investitionen sind richtig angewandt durchaus positiv. Hier könnte eine Begrenzung aber dennoch Sinn machen, um den "Aufkauf" ganzer Volkswirtschaften durch andere zu verhindern.

    Globaler Währungskorb als Leitwährung und als Maßstab für Rohstoffgeschäfte: Feine und Fortschrittliche Idee, aber keine festen Wechselkurve, da dazu die Welt zu sehr in Bewegung ist.

    CO2 Steuer und Rohstoffsteuer: am Besten zu Gunsten der UNO, damit die UN nicht mehr am Tropf der Mitgliedsländer hängt fände ich auch gut.

    All deine guten Vorschläge beinnhalten aber dennoch eine stetig wachsende Wirtschaft! Gerechter und vielleicht weniger zerstörerisch aber die Grundmechanismen bleiben erhalten. Für andere Ideen mus die Gesellschaft erst reif werden. Vorher machen diese Sachen keinen Sinn (leider). Vorzeitige Einführungen von Ideen bringt auch oft nur Leid und Unterdrückung mit sich.

    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Zitat von Fairlane;79233

    "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, welches wir nicht haben, um Menschen zu gefallen, die uns nicht mögen"


    Das sagte Tyler Durden, einer der Hauptfiguren aus dem Film Fight Club.

    Zitat von Harmlos;79291

    ... Wir leben in verhältnismäßig sonnigen Verhältnissen und in vielen Teilen der Welt würde mann mit Unverstäntnis auf die Kritik hier reagieren. ...


    Genau das ist der Punkt. Wir jammern auf sehr hohem Niveau. Solange es uns allen weiterhin so gut wie heute geht, wird jegliche Kritik am System, die etwas ändern könnte, im nichts verpuffen. Der moderne Mensch ist viel zu bequem geworden.


    Gruß AND

  • Zitat von SFGast;79322

    "Wenn du auf einem Campingplatz bist und ein Bär greift an, mußt du nicht schneller sein als der Bär, nur schneller als der langsamste Camper."



    Und das hat glaube ich Mike Ruppert gesagt, der Macher der Doku "Collapse", oder? Kommt mir jedenfalls bekannt vor. :grosses Lachen:

  • O.Bey,
    ich persönlich habe eine viel krassere Ansicht, ich bin der Meinung, dass wir nicht zu retten sind und dass das problem des Menschen der Mensch ist. Deswegen sag ich, lass es alles zusammenkrachen und gut is.
    Aber diese Einstellung, die ich hier so flachs rausgehauen habe, hab ich schon in anderen Threads mehr als manchen lieb war, verkündet und deswegen verweise ich auf die entsprechenden Threads bzw. auf die PN-Möglichkeit.


    Ansonsten weichen wir vom Thema ab.


    ich frage mich, wann wirklich das Ende des Wachstums erreicht ist.
    Da die Finanzpolitik sucht immer neuere Investitionsmöglichkeiten. Im moment erleben wir einen Höhepunkt der Emerging markets Blase, also die der Schwellenländer.
    Diese stehen vor allem auf dem Geld ausländischer Investoren, die von indonesischen, thailändischen und sonstigen Unternehmen Rendite im zweistelligen Prozentbereich erwarten.
    Wenn wir aber eine weltweite Rezession erleben dann kann es aber auch gerne mal böse krachen. Wie sagt man so schön, wenn die USA hüsteln, kriegt Deutschland eine Grippe.
    Man fordert von Schwellenländern und Entwicklungsländern Liberalisierung der Märkte, Zulassen von ausländischen Kapitalströmen und Globalisierung ohne Ende.
    Aber nehmen wir mal an, wir überleben die kommenden Finanzcrashs, wie lange wird es dauern, bis das "Ende" des Wirtschaftswachstum erreicht ist?
    Bis alle Kontinente bevölkert sind wie Europa und Amerika, bis auch jeder Afrikaner lieber in der Stadt wohnt als auf dem Land, jede Familie 2 Autos fährt, ein Handy hat, eine Playstation usw.
    Klar, das sind Zeiten, in denen europäische Firmen noch Gewinne machen können, wie BMW in China, aber irgendwann muss ja mal schluss sein...
    Bin gespannt, was dann kommt.
    aber das werden wir alle nicht erleben :grinning_squinting_face: