...man einen Ozeanriesen versenkt?

  • Was tun wenn man einen Ozeanriesen versenkt?


    Der etwas merkwürdige Titel soll anhand des aktuellen Beispiels des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" Entscheidungen und ihre Auswirkungen herausstellen, denn bei allem was man bislang dem Kapitän vorwirft: Er mag das Unglück verursacht und falsch gehandelt haben, aber er hat mit seinem Wendemanöver nach der Kollision möglicherweise wirklich tausenden Menschen das Leben gerettet.



    Animation des Kreuzfahrt-Unglücks - So geriet die „Costa Concordia“ in Schieflage



    Am Tag nach dem Unglück konnte man lesen, das der Kapitän kurz danach Anker warf. Nur so ist auch die enge Schleife zu erklären, die ein solches 300-Meter-Schiff sonst nicht fahren kann. Auf Backbord-Seite kollidierte der Schiffsrumpf einige Meter unter Wasserlinie mit dem Felsen, von dieser Seite trat auch Wasser ein. Dass Schiff fuhr danach Richtung Küste und dreht längsseits, durch den Zug des Ankers direkt über diesen Felsvorsprung auf dem es jetzt liegt. Erst dann begann das Schiff starke Schlagseite zu bekommen. Gerade noch rechtzeitig und in die richtige Richtung - Richtung Land. Andersherum direkt angelandet hätte der Druck der Gezeiten nicht gegen den Bug sondern den Aufbau gearbeitet und die Masse des Bootes wäre wohl schon längst tiefer abgesackt, was auch so noch droht, aber erst nach Tagen. Auf hoher See hätte sich dieses Schiff kaum mehr als 2-3 Stunden halten können und das Unglück hätte viele Menschen das Leben gekostet.


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    Ob nun durch Glück und Zufall oder echtes Können und Kenntnis der Küste hat der Kapitän das Schiff mit der sinkenden Seite in Richtung Küste auf einen Felsvorsprung so abgelegt, dass es nicht sinken konnte. Wäre er auf der Rute geblieben und das Schiff auf dem Meer gesunken, hätten niemals so viele Menschen unbeschadet das Schiff verlassen können. Da waren über 4.000 Leute an Bord die über rund 5 Stunden von der Seite aus küstennah evakuiert werden, oder an Land schwimmen konnten.


    Ein echter Warnschuss für die Kreuzfahrtbranche. Die Traumschiffe und Aidas mit ihren immer mehr und immer billigeren Massenabfertigungen fordern einen gewaltigen Tribut der Natur. Es ist ein Wunder, das dies hier nicht Titanicmäßig ausgegangen ist. Dass ein möglicherweise eigen- und leichtsinniger Kapitän aus Potenzgehabe heraus, oder weil es das Publikum erwartet und die Reederei nicht verbietet, dieses Unglück durch das enge Vorbeifahren erst verursacht hat, dass mögen andere bewerten. Dass er das Schiff so früh verlassen hat ist natürlich auch durch einen Blackout für einen Kapitän kaum entschuldbar. Aber das Handeln danach war meiner Meinung nach allererste seemännische Sahne um das Maximum an Menschenleben zu retten.


    Ich bin gespannt, wann die Medien auch über diese Sichtweise berichten.


    LG
    Peace


    P.S. Merke: Befindest Du Dich auf einem sinkenden Kreuzfahrtschiff, orientiere Dich rechtzeitig zur nicht sinkenden Seite.

  • Zitat: Ich bin gespannt, wann die Medien auch über diese Sichtweise berichten.


    Das werden sie sicher nicht machen. Denn das würde den Kapitän ja weniger als Ungeheuer erscheinen lassen. Doch darauf haben die sich jetzt eingeschossen. Das Gegenteil wird der Fall sein, sie werden wie bei Wulff auch immer mehr Dreck suchen oder Staub zu Dreck auftürmen.


    nashua

    - Der wichtigste Vorrat ist Wissen, den können selbst Plünderer nicht mitnehmen -

  • Natürlich wird hier mit Schwarz-Weißbildern gearbeitet, denn das ist, was die Masse am einfachsten versteht.


    Gut: der Kapitän hat den Kahn sauber an die Küste gebracht, als er begriff, dass das Schif leck geschlagen war. ==> Gute Leistung bis dahin!
    Aber dann: ca. 21:45 war die Kollision. Die Küstenwache wird erst 58 minuten später informiert. Zu dieser Zeit lag das Schif bereits längst fest und es war klar, dass es zu einer Evakuierung kommen musste. Schon dass ist ein Klopper!


    Auch die Evakuierung wurde erst viel zu spät angewiesen. Das Meer war ruhig, die Küste und sogar ein Hafen nur Meter entfernt und das Schiff stand noch aufrecht. es wäre also genug Zeit gewesen unter beruhigenden Worten die Boote zu befüllen, die Kabinen abzusuchen und mit einer Rumpfmannschaft an Bord zu verbleiben, bis die Lage unhaltbar ist. Sorry, aber das sieht für mich nicht nach gutem Krisenmanagement aus, aber da ein Kapitän normalerweise selten in solch einer Situation ist, sei ihm verziehen, wenn er da einen Schock hat. Hier hätte dann sein 1 Offizier einspringen müssen, über den die Presse seltsamerweise nichts schreibt, obwohl er später mit Schettino im Rettungsbot saß.


    Und das bringt mich zum größten Knaller: Das Schiff zu verlassen, obwohl es: a) festsitzt, b) noch viele Passagiere in teilweise hilfloser Lage festsitzen und c) klar war, dass Hubschrauber und Rettungsschiffe auf dem Weg sein mussten, die im Zweifel den Kapitän und eine Restmannschaft auch hätten noch in letzter Sekunde retten können.


    Natürlich ist es leicht, ein Urteil vom trockenen Schreibtisch aus zu fällen, aber nach allem was zur Zeit bekannt ist scheint die Besatzung da nicht optimal funktioniert zu haben. In der Luftfahrt werden Fehler sehr fein auf ihre Ursachen aufgedröselt. In einem Fluguntersuchungsbericht steht nie, dass der Pilot doof war o.ä.. Es wird sehr genau geschaut, ob er aufgrund seiner Ausbildung, den technischen Gegebenheiten, seiner körperlichen und seelischen verfassung und vielen anderen Aspekten in die Situation gekommen ist in der der Unfall geschah.


    Ich denke, dass bei einem Fall wie diesem, der unter erheblicher öffentlicher Beobachtung steht, eine umfassende Untersuchung durchgeführt wird. Dieser Bericht wird mit Sicherheit auch von allen Seiten genau begutachtet, denn es wird mit Sicherheit zu Schadensersatzklagen kommen, in denen der Bericht eine große Rolle spielen wird.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Hallo zusammen,


    wie gesagt, eine Bewertung der Gesamtumstände fällt noch schwer. Mir ging es auch nicht darum, die Verantwortung des Kapitäns zu schmälern, jedes Todesopfer ist eines zu viel.


    Aber mit seinem abschließenden Handeln hat er eine unsäglich größere Katastrophe verhindert.


    Wäre nichts passiert, hätte nichts passieren können - Ein Paradoxon sozusagen. :face_with_rolling_eyes:


    Ich sag ja, ein ganz klarer Schuss vor den Bug der Kreuzfahrtbranche und des Mitnahmetourismus. Viele waren auf dem Schiff, weil es so schön billige Arrangements gab. Keine 500,- € für eine Woche, bei denkbar schlechter Bezahlung des Personals, dass ist doch ein Witz.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Nach allem, was bekannt ist hat er zuerst regelwidrig Mist gebaut. Dann ein sinnvolles Manöver gefahren und das 50%Glück gehabt, dass der Kahn zum Land gekippt ist. (wahrscheinlich sind 50% übertrieben, denn da die Küste meistens zum Meer hin abfällt wäre eine Wasserseitige neigung wahrscheinlicher gewesen)


    Was dann aber kam, war unterirdisch! Zumindestens wenn die Berichte der Medien halbwegs übereinstimmen.


    In der Fliegerei gibt es einen passenden Spruch dazu:
    A superior Pilot uses hin superior experience to avoid Situation where his superior skills are needed.


    Mir ist sein Manöver dannach fast schon egal, da es nur notwendig war, weil er die Notwendigkeit des Manövers selbst durch seine Regelwirdigkeit verursacht hat.


    Natürlich kommt ein Preis von 500€ nicht von irgendwoher, aber das heißt nicht, dass sich Sicherheit und ein günstiger Preis ausschließen müßen. Ein Linienflug nach New York z.B. ist über die Jahrzehnte auf einen Bruchteil des Preises gefallen. Niemand würde aber ernsthaft behaupten, dass Fliegen heute unsicherer wäre als in den 60ern. Zu implizieren, dass, wer eine Reise für 500€/Woche bucht selber Schuld ist, wenn er dabei ums Leben kommt entbehrt nicht eines erheblichen Zynismus.


    Außerdem muss immer zwischen den Lock-/Last minute Angeboten und dem regulären Preis unterschieden werden. Eine Außenkabine wird es bestimmt nicht für 500€/W geben.

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Hallo Harmlos,


    ich bin vorsichtig mit Bewertungen und es steht mir auch nicht zu, Schuld zu verorten. Ich beobachte bloß.


    Und jeder der selbst mal auf dem Meer unterwegs war und sich der Dimensionen solcher Schiffe bewusst ist, kann sich ausmalen, dass eine Rettung von mehreren tausend Passagieren in akuten Notlagen niemals möglich ist. Wenn ein solches Schiff Schlagseite bekommt, wird es schon ab 20 Grad Neigung schwer noch irgendein Boot zu Wasser zu lassen. Auf beiden Seiten. Bei einem solchen Riss geht das binnen 1-2 Stunden maximal. Schon bei einem normalen Landgang dauert es aber Stunden bis alle Besuchswilligen von Bord sind. Kreuzfahrtschiffe dieser Kategorie sind Massengräber auf Abruf und dieser Ausgang ist ein schlichtes Wunder. Auch wenn Menschen sterben mussten und das Unglück an sich vermeidbar war.


    Der Größenwahn der Menschen, alles beherrschen zu können, bekommt einmal öfter seine Grenzen gezeigt. Vorsicht und Umsicht (Natur und Mensch gegenüber) werden auf dem Altar der Profitmaximierung geopfert. Echten Zynismus findest Du aber hier.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Also so weit ich das aus den ital. Medien herauslesen konnte, war das angebliche Wendemanöver ein absoluter Glücksfall und weniger dem Können des Kapitäns zuzuordnen. Einige sprechen von einer Strömung im Meer die dies bewirkt hat.


    Die Rolle des Kapitän ist undurchsichtig.
    Um 21.50, also ca. 5 Minuten nach der Kollision ruft er seine Krisenzentrale an ... bis 22.58 Uhr, als endlich der Evakuierungsbefehl gegeben wird noch, weitere 2 mal. Die Krisenzentrale von Costa Crociere gibt aber keine Anweisung zu evakuieren obwohl doch klar ist das die Situation sehr ernst ist.
    Die Zeitungen geben auch gleich die Antwort für dieses Verhalten. Jeder Passagier der in den Nachtstunden mit einem Rettungsboot evakuiert werden muss hat Anrecht auf 10.000 € Schadensersatz, bei geschätzten 3000 Passagieren...


    Deckt der Kapitän also die Führung von Costa Crociera? Die Entscheidungen die der Kapitän Schettino traf, scheinen darauf hinzuweisen.
    Das Schiff blieb fast eine Stunde "aufrecht" im Wasser was den Einsatz der Rettungsboote problemlos ermöglicht hätte, bevor es sich zur Seite legte.


    Auch wird Costa Crociera die Verteidigung der Kapitäns übernehmen, obwohl sie die Hauptschuld auf eben diesen Kapitän schiebt.


    Carabinieri und Finanzwache untersuchen nun wer, welche "Ratschläge" dem Kapitän gegeben hat.


    Und wie in jeder guten Story gibt es auch hier Helden:
    - die Bevölkerung der Insel Giglio, die den Passagieren die ohne nichts auf der Insel gestrandet waren, Kleider, Decken, Nahrungsmittel, Getränke und in eingen Fällen sogar Geld in die Hand gedrückt hat
    - der Kommandant der "Capitaneria" die für die Überwachung dieses Meeresgebietes zuständig ist. Die Telefonmitschnitte seiner beiden Anrufe an Kap. Schettino sind in Italien der Hit.


    Fest steht es hat leider Tote gegeben, aber noch immer weiss man nicht wieviele Vermisste es wirklich sind. Anscheinend waren etliche Personen an Bord nicht registriert!


    Ich glaube es wird noch länger dauern bis die gesamte Wahrheit ans Licht kommt, wenn überhaupt... siehe Flugzeugabsturz von Ustica, usw.


    Für die Medien ein gefundenes Fressen, dass sogar die sog. Eurokrise in den Schatten stellt.


    Servus

  • Zitat von John Strahan;90465

    Also so weit ich das aus den ital. Medien herauslesen konnte, war das angebliche Wendemanöver ein absoluter Glücksfall und weniger dem Können des Kapitäns zuzuordnen. Einige sprechen von einer Strömung im Meer die dies bewirkt hat.


    Grundsätzlich gebe ich Dir in allem recht, aber das ist Blödsinn. Keine Strömung alleine dreht ein solches Schiff auf so kleinem Radius. Eine Strömung mag das begünstigt haben, aber hätte der Kapitän nicht nach dem Ankerwurf diesen leichten Bogen genommen, wäre das Schiff nicht genauso angelandet. Und danach erst zur Seite gesackt. Das geht nur, wenn man rechtzeitig wieder die Ankerkette belastet. Dafür sprechen auch die ersten Aussagen bevor man sich medial nur auf die Fehler des Manövers eingeschossen hat.


    Zitat

    Schettinos Anwalt erklärt derweil, der Verlust von Menschenleben bewege seinen Mandanten sehr. Er habe aber nach dem Aufprall mit einem schwierigen Ankermanöver viele Passagiere gerettet, weil das Schiff damit näher an die Küste gekommen sei.


    Ich sehe das schon als Können an, zu dem man auch Glück (im Unglück) braucht.


    Dass ist ungefähr vergleichbar, wenn ein sehr guter Autofahrer bei Schnee mit eingeschlagenem Lenkrad die Handbremse zieht um einzuparken und exakt am Bordstein zum stehen kommt. Auf einem Radius der dem der Fahrzeuglänge entspricht. Ich habe mir bei diesem Manöver schon die eine oder andere Felge verbeult, vor allem bei meinem früheren 3er BMW, auch Heckschleuder genannt. Aber manchmal klappts; auch ein wenig Glückssache :face_with_rolling_eyes:


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Mag sein das es zum Können auch Glück braucht..., Schettino restliches Verhalten lässt aber nicht viel Können erkennen. Für die Medien auf jedenfall ein Glücksfall.


    Meine Sorge ist, dass man nie wirklich wissen wird, wieviele effektiv an Bord waren und wieviele fehlen, und am Ende es nur ein Bauernopfer geben wird und die Probleme die dahinter stehen nicht angegangen werden.


    Bekanntlich hat der Kapitän einen "Inchino" vollziehen wollen, so nennt man die vorbeifahrt unmittelbar an der Küste der Inseln und nicht nur bei Giglio, oder aber auch die Passage solcher Ozeanriesen direkt vor dem San Marco Platz in Venedig. (http://www.youtube.com/watch?v=oACCXv0QTzQ und hier http://www.youtube.com/watch?v=kogUJvLxKGs&feature=related recht eindrucksvoll dokumentiert).
    Es gibt zwar Gruppen die sich gegen diese Praxis wandten aber bis jetzt ohne Erfolg, vieleicht brauchte es halt wieder ein Unglück bis jemand reagiert.


    Augenscheinlich hat die Reederei auch Probleme die tatsächliche Anzahl von Passagieren und Personal anzugeben... was wohl auf illegale Machenschafften hinweist.
    Billig-Arbeitskräfte anzustellen und diese womöglich nicht einmal regulär angemeldet zu haben und mehr Passagiere an Bord zu haben als gemeldet um auch hier wieder Steuern und Abgaben zu sparen und wer weiss was noch alles.


    Die weissen Riesen sind nicht sauber! In jeder Hinsicht.


    Einige Zeitungen vergleichen nun das Ganze mit der Situation in Italien. Schettino=Berlusconi, Costa Concordia=Italien, Cap. Falco=Monti usw.
    Insgesamt gesehen verschlechtert sich das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung und den Massnahmen zur Rettung des untergehenden Schiffes Italien.


    Was sollte man als Prepper aus diesem Unglück lernen?

  • Wasserdichte Abteilungen?


    Das Schiff hatte durch die Kollision mit dem Unterwasserfelsen einen Riss von ca. 50 m Länge (Quelle: Welt-online.de oder Hamburger Abendblatt?)
    Warum wurden die wasserdichten Abteilungen nicht nach vorheriger Evakuierung versiegelt?
    Ich dachte immer seit dem Untergang der Titanic wären die Schotten (quer und längs) so angelegt dass kein Wasser oben drüberlaufen kann!
    So könnte Schiff nicht mehr einfach kentern. Ups! Ein Kreuzfahrtschiff ist ein schwimmendes Hotel kein Schiff :devil:


    Grüsse Cosmo

    "Lächle, denn es könnte schlimmer kommen!" Ich lächelte und es kam schlimmer!

  • Da ich ja nun mal vom Fach bin, hier meine Gedanken zur Thematik:

    Zitat

    Grundsätzlich gebe ich Dir in allem recht, aber das ist Blödsinn. Keine Strömung alleine dreht ein solches Schiff auf so kleinem Radius. Eine Strömung mag das begünstigt haben, aber hätte der Kapitän nicht nach dem Ankerwurf diesen leichten Bogen genommen, wäre das Schiff nicht genauso angelandet. Und danach erst zur Seite gesackt. Das geht nur, wenn man rechtzeitig wieder die Ankerkette belastet. Dafür sprechen auch die ersten Aussagen bevor man sich medial nur auf die Fehler des Manövers eingeschossen hat.


    Eine Strömung kann noch sehr viel stärkere Auswirkungen auf den Kurs eines Schiffes haben, erst recht wenn es aufgrund der ausgefallenen Maschinenanlage nicht mehr manövrierfähig ist. Ebenso darf man die Auswirkungen von Windkräften auf so ein Schiff nicht unterschätzen, schliesslich beträgt die Lateralfläche so eines Dampfers mehr als die so manches Grossseglers. Ich habe es selbst schon erlebt, das ein kleineres Schiff (weniger Angriffsfläche, besseres Leistungsverhältnis) innerhalb einer Schiffslänge um 90° aus der Kurslinie gedreht wurde - und das mit intakter Maschinenanlage und aktivierten Strahlrudern - nur durch die Strömung und den Wind.
    Natürlich kenne ich die Wetterverhältnisse zum Unglückszeitpunkt nicht, aber es ist sehr wohl möglich.


    Ein Schiff dieser Grösse in Fahrt mit dem Anker wenden zu wollen halte ich für absoluten Unsinn oder eine Verzweiflungstat. Die Rechengenies mögen mal ausrechnen, was für Kräfte in Gange sind, wenn einige zehntausend Tonnen mit einer Geschwindigkeit von vielleicht 15 - 30 km/h in Bewegung sind.
    Auch ohne nachrechnen bin ich der Überzeugung das selbst wenn die Kette diesen Kräften widerstehen sollte, es zumindest die Klüse ausreissen würde. Leider ist auf den meisten Bildern der Bug zu weit unter Wasser und die Luftaufnahmen sind zu großkörnig um Details der Ankerklüse zu erkennen.


    Zitat

    Dass ist ungefähr vergleichbar, wenn ein sehr guter Autofahrer bei Schnee mit eingeschlagenem Lenkrad die Handbremse zieht um einzuparken und exakt am Bordstein zum stehen kommt. Auf einem Radius der dem der Fahrzeuglänge entspricht. Ich habe mir bei diesem Manöver schon die eine oder andere Felge verbeult, vor allem bei meinem früheren 3er BMW, auch Heckschleuder genannt. Aber manchmal klappts; auch ein wenig Glückssache


    Ich würde bei dem Manöver eher von Zufall ausgehen als von der Brillianz des Kapitäns. Denn wenn er so dämlich war, ein in den Karten verzeichnetes Riff trotz GPS und Echolot zu erwischen...
    Nun ja, auf einem Kreuzfahrer müssen die Kapitäne wohl eher Hotelchef und Kaufmann sein als Nautiker, trotzdem sollte er das Handwerk eigentlich mal gelernt haben. Aber dann mit dermassen schlechter Seemannschaft zu glänzen...


    Das der Kapitän das Schiff verlassen hat, bevor die Rettungsmassnahmen beendet waren, ist durch absolut gar nichts zu entschuldigen. Der Kapitän ist alleine verantwortlich für Schiff, Besatzung und Ladung und keine Reederei und kein Krisenzentrum kann ihn von dieser Verantwortung entbinden, solange er nicht seines Kommandos enthoben wurde.


    Zitat

    Merke: Befindest Du Dich auf einem sinkenden Kreuzfahrtschiff, orientiere Dich rechtzeitig zur nicht sinkenden Seite


    Verstehe ich nicht ganz, Peace, wie meinst Du das?
    Eine sichere Seite in dem Sinne gibt es bei einem Schiff mit Schlagseite nicht. Springst Du auf der sich dem Wasser zuneigenden Seite ins Wasser, besteht die Gefahr von herabstürzenden Gegenständen erwischt zu werden. Versuchst Du auf der anderen Seite über den Rumpf ins Wasser zu gleiten, wirst Du dich am Bewuchs des Unterwasserschiffes schwer verletzen. Wenn Du Dich nicht ausbooten lassen Kannst, solltest Du das Schiff über Bug oder Heck verlassen, natürlich nur wenn das Schiff nicht mehr in Fahrt ist.


    LG,
    Papa Bär
    ( der als Navigator auf über 100.000 Seemeilen sein Schiff noch nie auf Grund gesetzt hat)


    PS: Entschuldige Peace, dass ich mich so auf Deine Posts eingeschossen habe, aber die lassen sich am besten zitieren:face_with_rolling_eyes:


    hier eine Luftaufnahme

  • Cosmo
    Ich habe von 70 m gelesen, aber egal.
    Die Schotten wurden mit Sicherheit geschlossen, das geschieht automatisch und ist jetzt auch ein Problem für die Rettungskräfte, die sich da nun durchbrennen und -sprengen müssen.
    Es laufen bei einem derartigen Riss einfach zuviele Abteilungen voll als das das Schiff noch stabil bleiben könnte. Man kann eben nur eine gewisse Anzahl von wasserdichten Schotten einziehen, sonst wir das Schiff zu schwer und die Räume zu klein. Und gerade die Betriebsräume unter der Wasserlinie sind nunmal recht gross und müssen es auch sein.

  • Ähem, das entwickelt sich hier ja zu einer spannenden Debatte über Unglückshergang, -Ursache, -Schuld.
    In meinen Augen jedoch müßig.
    Klären werden wir es eh nicht können und alle und die richtigen Informationen haben wir eh nicht.


    Können wir aber nicht mal (auf die Schnelle oder nicht) eine:


    Schiffsreisen-Prepper-Liste zusammenstellen?
    (Admins: Neuer Thread oder geht das hier?)


    - Do´s und Don´ts
    - Wie verhalten, wenn, was und wie.
    - Die Kreuzfahrer-Prepper-Ausrüstung
    - etc.


    Ich muss nämlich gestehen, dass ich schon ganz gerne mal mit meinen Kinder eine kleine Kreuzfahrt auf der Ostsee machen möchte.
    Und tatsächlich, warum mache ich das nicht?
    Weil ich schon davon geträumt habe, dass ich mit den Kinder nachts in der dunklen, kalten Ostsee treibe, .... :frowning_face:


    Nicht falsch verstehen, ich habe keine Paranoia und keine Schiffs-Angst, bin auch nicht wasserscheu, aber
    was bringt denn unsere geballte Kompetenz zustande und lässt uns bestens vorbereitet auf eine Kreuzfahrt gehen???


    Wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätte ich auf jeden Fall für jeden meiner Familienmitglieder einen Kälteanzug dabei:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Überlebensanzug
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    Sinn oder Unsinn?


    Und was noch?



  • Danke Galahat, dabei hoffe ich aber auf Papa Bärs Hilfe. Er ist der Praktiker. Vielleicht kann er einige grundsätzliche Tipps geben.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Hallo galahat,
    Ich würde dir dann eher Rettungsweste MRS KSA von Secumar empfehlen, da ist ein Kälteschutzanzug integriert. Hab ich schon getestet, der Anzug lässt sich gut und einfach im Wasser anlegen.
    Weiterhin einen automatischen Notrufsender, der sich im Wasser selbsttätig aktiviert.

  • Zitat von Papa Bär;90510

    hallo peace, da mach ich gerne mit. Ich hatte dafür auch schon eine Gruppe gegründet, allerdings ist da die Beteiligung eher lau.


    Ich weiss, bin ja auch dabei *schandeaufmeinhaupt*
    Einzige Entschudligung, im Forum gibts halt mehr Feedback und Content zu allen Themen, auch die Schiffsthemen.


  • @ John Strahan,


    Da gebe ich Dir vollkommen recht. Falls es zum Prozess kommt. es wird auch dazu kommen! Aaberrrr........! Ich kenne die Situation in Italien sehr gut!( Bin selber halber Italiener! Meine Mutter seelig stammte aus Padua, Venetien.) Dann wird dieser soo....lange.....in die Länge gezogen, bis schlussendlich das Urteil sogar noch milde ausfällt. Kommt noch dazu, wo er stattfindet! Falls er im Süden stattfindet, dann gut Nacht. Ich muss dir ja nicht erzählen was dort für ein Fliz abläuft. Ob ein Schettino, ein Berlusconi, oder Monti und wie sie alle heissen mögen, der Schlendrian lässt grüssen, und je weiter mann in Italien gehn Süden geht, desto schlimmer wird es. Wir Norditaliener haben für die da unten ja ein spezielles Wort, dass mit Terrr.....na ja anfängt!!:grosses Lachen: Es gab einmal vor vielen Jahren ein Lied,(Ich glaube Orietta Berti hiess die Sängerin?) Finche la barca va, laschiala andare!!!!!:staunen: Übersetzt: Solange das Schiff fährt, lass es fahren!! Aber bittesehr, mit Vollgas auf's nächstbeste Riff!! Wobei dieses Lied, den Nagel genau auf den Kopf trifft! Dies gilt nicht nur für das Verhalten eines Schettino, Berlusconi, Monti, etc, sondern für ganz Italien! Habe nämlich auch noch Verwandte in Sizilien, und bin schon öffters da unten gewesen,.............. und da habe ich vielleicht Sachen erlebt!.............. Ich weiss also ganz genau, wie da der Hase läuft! Es ist ja in Italien so, dass, wenn mann nicht über genügend Beziehungen verfügt, eine Anstellung ist egal wo, von vorneherein glatt vergessen kann, auch wenn mann einen guten Abschluss vorweisen kann!:verärgert: Daher, zweifle auch ich stark daran, ob dieser Schettino sein Kapitänspatent (Falls er überhaupt eins besessen hat!) auf legalem Wege erstanden hat! Sehr interessante Videos die du da eingestellt hast! Ganz interessant, das Interwieuw mit dem älteren Herren in Venedig, bezüglich dieser grossen Seemonster!


    Schöne Grüsse nach Südtirol


    Dani

  • Hallo Dani051,


    ja hier in Italien geht's ein wenig rund. Aber nicht alles in Süditalien ist schlecht, bzw. nicht alles in Norditalien ist gut. Wenn ich an das denke was in Südtirol gerade abgeht.. na servus.


    Inzwischen rückt die drohene Umweltkatastrophe durch die Costa Crociera immer mehr in den Vordergrund.


    Diese Ozeanriesen sind schon im normalen Betrieb alles andere als Umweltfreundlich. Man fürchtet eine Verseuchung der Umwelt durch Diesel, Motorenöl, Chemikalien usw.


    Gestern fand man Opfer Nummer 13, eine Frau, Identiät unbekannt. Von Offizieller Seite spricht man jetzt von der Möglichkeit das "clandestini" also "Blinde Passagiere" an Bord waren.


    Meine Frau wollte unbedingt einmal eine Kreuzfahrt machen. Also wenn es so weit kommen sollte, werde ich mir auf jedenfall für uns und die Kinder so Kapseln richten in denen die wichtigsten Info (Namen, Tel., Adressen, usw) stehen, natürlich Wasserdicht.
    Es scheint doch deutliche Probleme mit der Identifikation - der Überlebenden - gegeben zu haben.
    Sicherlich würde ich mir die Fluchtwege, Rettungsboote, -inseln, usw. genauer anschauen und die Handhabe der Schwimmwesten würde ich wohl als erstes den Kids beibringen.


    Was müsste man noch beachten?