Was tun wenn man einen Ozeanriesen versenkt?
Der etwas merkwürdige Titel soll anhand des aktuellen Beispiels des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" Entscheidungen und ihre Auswirkungen herausstellen, denn bei allem was man bislang dem Kapitän vorwirft: Er mag das Unglück verursacht und falsch gehandelt haben, aber er hat mit seinem Wendemanöver nach der Kollision möglicherweise wirklich tausenden Menschen das Leben gerettet.
Animation des Kreuzfahrt-Unglücks - So geriet die „Costa Concordia“ in Schieflage
Am Tag nach dem Unglück konnte man lesen, das der Kapitän kurz danach Anker warf. Nur so ist auch die enge Schleife zu erklären, die ein solches 300-Meter-Schiff sonst nicht fahren kann. Auf Backbord-Seite kollidierte der Schiffsrumpf einige Meter unter Wasserlinie mit dem Felsen, von dieser Seite trat auch Wasser ein. Dass Schiff fuhr danach Richtung Küste und dreht längsseits, durch den Zug des Ankers direkt über diesen Felsvorsprung auf dem es jetzt liegt. Erst dann begann das Schiff starke Schlagseite zu bekommen. Gerade noch rechtzeitig und in die richtige Richtung - Richtung Land. Andersherum direkt angelandet hätte der Druck der Gezeiten nicht gegen den Bug sondern den Aufbau gearbeitet und die Masse des Bootes wäre wohl schon längst tiefer abgesackt, was auch so noch droht, aber erst nach Tagen. Auf hoher See hätte sich dieses Schiff kaum mehr als 2-3 Stunden halten können und das Unglück hätte viele Menschen das Leben gekostet.
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Ob nun durch Glück und Zufall oder echtes Können und Kenntnis der Küste hat der Kapitän das Schiff mit der sinkenden Seite in Richtung Küste auf einen Felsvorsprung so abgelegt, dass es nicht sinken konnte. Wäre er auf der Rute geblieben und das Schiff auf dem Meer gesunken, hätten niemals so viele Menschen unbeschadet das Schiff verlassen können. Da waren über 4.000 Leute an Bord die über rund 5 Stunden von der Seite aus küstennah evakuiert werden, oder an Land schwimmen konnten.
Ein echter Warnschuss für die Kreuzfahrtbranche. Die Traumschiffe und Aidas mit ihren immer mehr und immer billigeren Massenabfertigungen fordern einen gewaltigen Tribut der Natur. Es ist ein Wunder, das dies hier nicht Titanicmäßig ausgegangen ist. Dass ein möglicherweise eigen- und leichtsinniger Kapitän aus Potenzgehabe heraus, oder weil es das Publikum erwartet und die Reederei nicht verbietet, dieses Unglück durch das enge Vorbeifahren erst verursacht hat, dass mögen andere bewerten. Dass er das Schiff so früh verlassen hat ist natürlich auch durch einen Blackout für einen Kapitän kaum entschuldbar. Aber das Handeln danach war meiner Meinung nach allererste seemännische Sahne um das Maximum an Menschenleben zu retten.
Ich bin gespannt, wann die Medien auch über diese Sichtweise berichten.
LG
Peace
P.S. Merke: Befindest Du Dich auf einem sinkenden Kreuzfahrtschiff, orientiere Dich rechtzeitig zur nicht sinkenden Seite.