Hallo,
nachdem ich heute morgen die Disskusion zum Thema "Kaufberatung: Schweizer Armeedecke *helpwanted*" dann auch mal endlich wahrgenommen habe, kam mir die Idee, mal einen Fred mit meinen Erfahrungen zu alternaiven zum Schlafsack zu eröffnen. Ich hoffe auf viele Reaktionen über wirkliche Erfahrungen von anderen. Mit wirklichen Erfahrungen meine ich, dass wenn Du dies hier liest und bisher nur eine Idee hast, aber noch keine praktische Erfahrung, kennzeichne das auch bitte so, oder noch besser wäre es wenn Du es erst probierst und dann hier davon schreibst.
Fangen wir also an. Wenn wir uns im Internet über Schlafsäcke schlau machen wollen werden wir mit Infromationen erschlagen. Kunstfaser, Daune, Innenmaterial, Außenmaterial, Schnitt, usw usw. Eines vorweg, ich kenne keine Konstruktion die besser als ein Schlafsack ist. Aber, der Schlafsack ist auch ein äußerst spezialisiertes Dingen, meist einer der schwerste Ausrüstungsgegenstand und überhaupt nicht Multifunktional. Hinzu kommt, dass er unabhängig von der Füllung Feuchtigkeitsempfindlich ist. Auch wenn Daune bei Nässe früher versagt, eine wirklich nasse Kunstfaserfüllung kühlt auch eher, als das sie wärmt.
Im Wesendlichen kenne ich drei Alternativen.
1. Wolldecke
2. Ranger-Schlafsack
3. Nichts
1. Wolldecke
wie schon anderswo geschrieben, haben wir (meine Liebste und ich) 2 schweizer Armeewolldecken in unserem Auto. Eine für vorne, eine für die Rückbank, oder wenn wir nur zu zweit unterwegs sind für jeden eine. Unsere Decken stammen übrigends von dem in der oben verlinkten Disskusion erwähnten Troph-e-Shop, der sie aber im Moment nicht mehr zu haben scheint. Wenn ich mich recht entsinne, hab ich damals so um die 30€ pro Decke bezahlt. Die Decke ist, nach meinem empfinden Outdoor-Mäßig für den 2,5 Jahreszeiten Einsatz gedacht, oder anders ausgedrückt, wenn es Nachts nicht mehr kälter als 5°C über Null wird.
In den Staaten gibt es etliche Menschen die, vor allem aus dem Reenacment Bereich angehaucht, so wie z.B. Dave Canterbury total auf Decken als Schlafsackersatz stehen. Das hängt aber vor allem auch damit zusammen, ähnlich wie mir Wollbekleidung, dass dies in der Kombination mit einem kleinen Lagerfeuer und gebauten, oder mit gebrachten Hitzereflektoren nahezu rund ums Jahr eine gute Lösung ist. Wer es mal selbst ausprobieren möchte, hier zwei Anleitungen, wie man sich "richtig" in so eine Decke einwickelt:
https://www.youtube.com/watch?v=Gx38go8-Ig8
https://www.youtube.com/watch?v=vOkDlFzrYSE
Okay, nun zu meinen persönlichen Erfahrungen. Zum ersten gebe ich erst mal etwas persönliches Preis, nämlich was ich für ein Schlaftyp bin. Ich bin Bauchschläfer mit einem Hang zum sich mehrmals in der Nacht umdrehen. Diese Schlafgewohnheiten sorgen dafür, dass ich mich, so in eine Wolldecke eingewickelt mehrfach Nachts neu einpacken muss. Es sind also eher unruhige Nächte, für mich. Das ist nicht immer Schlimm, manachmal nervt es allerdings.
Pro (+) und Kontra (-) für das Schlafen in eine Wolldecke eingewickelt:
[COLOR="#00FF00"]+[/COLOR] Die Wolldecke ist ein Multifunktions-Gegenstand. Als Materialrolle eingesetzt kann sie bei Minimalem Gepäck den Rucksack ersetzen. Sie kann am kalten Morgen einfach umgelegt werden und sie ist relativ unempfindlich was Funkenflug angeht.
[COLOR="#00FF00"]+[/COLOR] Sie wärmt auch feucht noch deutlich länger als alle anderen Schlafsackfüllungen
[COLOR="#00FF00"]+[/COLOR] sie ist einfach zu reparieren. Wenn sie einen Riss hat, wird er einfach genäht, versucht das mal bei einem Schlafsack, wenn die Füllung schon verloren geht.
[COLOR="#00FF00"]+[/COLOR] Preis. Selbst für die 80€ für eine Hudsenbay 5 Point Wolldecke kostet bekomme ich kaum einen vernünftigen Schlafsack. (Auch wenn ich persönlich Armee Schlafsäcke mag und nutze, sie zählen nicht zu den vernünftigen Schlafsäcken, da sie vor allem schwer sind)
[COLOR="#FFA500"]-[/COLOR] Sie ist schwer. Eine ordentliche Wolldecke wiegt ab 2kg aufwärts. Dieses hohe Gewicht kann man nur dann rechtfertigen, wenn man ihren Mehrfachnutzen voll ausspielt, sprich wenn sie zum Schlafen, als Transportbehältnis und als Wärmeschicht eingesetzt wird. Nutze ich sie nur speziell zum Schlafen, dann macht sie im Outdoor Einsatz keinen Sinn, da das Verhältnis Gewicht / Wärme deutlich schlechter ist, als die eines jeden 1,5kg Kunstfaser oder 800gr Daunenschlafsacks.
[COLOR="#FFA500"]-[/COLOR] Einmal richtig nass, ist sie sehr, sehr schwer und es dauert Tage sie zu trocknen. Ja richtig, Schurwolle wird in vielen Bereichen als ultimatives Material angesehen und das ist es auch, wenn ich regelmäßig Feuer machen kann. Kann ich das jedoch nicht, so wärmt die Wolle zwar feucht noch besser als jedes andere Material, aber wenn sie durch und durch nass ist bekomme ich sie im Laufe eines Urlaubs nicht mehr trocken.
Mit dem Wissen um die Vor- und Nachteile empfehle ich jedem der sich ernsthaft mit Survival beschäftigen will, es einmal mit einer Decke zu probieren. Wie mit vielen anderen Erfahrungen auch, wird es Dir viel Stress nehmen, wenn Du die Erfahrung gemacht hast, das es geht. Es ist nie bei Mutti im Bett, aber es geht. Wenn Du dann mal in eine Notlage nur das zur Verfügung hast, wirst Du entspannter an die Sache heran gehen. Und an Decken kommt man im allgemeinen leichter wie an gute Schlafsäcke.
2. Der Ranger Schlafsack
Er soll, laut meinen Kenntnissen ursprünglich aus dem Survival Bereich der Ranger Schule der US amerikanischen Streitkräfte kommen. Wer noch andere Quellen kennt, gerne PN an mich, das Teil ist eines meiner Steckenpferde.
Vor einiger Zeit haben wir auf einem Wochendausflug unter den Trainern meiner Wildnisschule mal dazu ein Spontanvideo gedreht, auch wenn ich nicht 100%ig zufrieden mit dem Video bin, sollte es einen Eindruck davon vermitteln, worum es geht:
https://www.youtube.com/watch?v=ib7DVW9argw
Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass ich nur ein wenig Fallschirm mit mir herum tragen muss. Die Füllung nehme ich aus dem Wald und aus Erfahrung kann ich sagen, dass es auch mit feuchtem Laub geht, wenn man nicht schnell Beklemmungsgefühle bekommt. Die Fallschirmseide ist ein spezieller Ausrüstungsgegenstand, der in diesem Falle für nichts anders gut ist, dafür aber nur 300-400gr wiegt. In meinem persönlichen Fall, wo ich das Ding nachts regelrecht auseinander nehme durch meine Umdreherei, hab ich das ganze einfach zusammen genäht und mit Klettband versehen. Dann bleibt das Laub auch da wo es ist.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass ich Zeit brauche und vor allem Laubwald um die Füllung zusammen zu suchen. Ich rechne dafür ca. 45min ein.
3. Nichts
Um mit Nichts draußen zu übernachten gibt es einige Methoden. Die Sinnvollste erscheint mir nach wie vor die Laubhütte zu sein oder alternativ zwei gegenüber stehende Schrägdächer wenn man zu zweit ist mit einem Feuer dazwischen. Bei trockenem Wetter habe ich auch zwischen zwei länglichen Feuern geschlafen die mich die ganze Nacht schön warm hielten.
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Menschen glauben sie würden im Schlaf erfrieren. So lange ich dem Alkohol und anderen Drogen fern geblieben bin, werde ich immer wach werden wenn mir zu kalt wird.
Dies soll natürlich keine Aufforderung sein es zu übertreiben und nun bei 0°C mal das Schlafen nur in einer Rettungsdecke aus zu probieren, geht die Sache mit gesunden Menschenverstand an und probiert mal ein wenig rum und schreibt hier von euren Erfahrungen. Für mich bewährt hat sich die Methode, einen Schlafsack beim Probieren als Backup mit zu nehmen. Falls ich dann nachts feststelle, dass das was ich da gerade probiere nicht funktioniert, wird schnell gewechselt und weiter geschlafen.
grüße,
Frank