Es muss nicht immer eine globale oder nationale/regionale Katastrophe sein

  • Vor einiger Zeit wechselte ich von einem Konzern in ein kleines Unternehmen.


    Mir wurde im "alten" Job einfach langweilig und suchte eine neue Herausforderung. Ich konnte sehr gut mein Know How in ein kleines Unternehmen mit einfließen lassen und entwickelte mich gut. Die Firma konnte sich einiger positiver Entwicklungen durch meine Arbeit erfreuen und so überholte ich mich in Sachen Einkommen sehr rasch (im Vergleich zum vorigen Job).


    Steigt das Einkommen, ändert sich auch der Lebensstil. Ich kümmerte mich um eine neue Wohnung die natürlich etwas besser war als die vorige (natürlich auch teurer). Ich schaffte ein neues Auto an und steigerte auch sonst meinen materiellen Luxus.


    Vor etwa 3 Monaten blieb allerdings das Gehalt aus. Ich wußte dass einiges an Problemen bestehen die in einem kleinen Unternehmen nicht so ohne weiteres untergehen oder gelöst werden können. Da ich genug finanzielle Reserven habe, machte ich mir keine großen Sorgen.
    Dies ist mittlerweile, wie bereits geschrieben, etwa 3 Monate aus. Das heißt für mich mittlerweile 3 Monate keinen Gehaltseingang...
    An einem solchen Punkt gibt es zahllose Menschen, die trotz Job vor dem Abgrund stehen. Es gibt keine globale/nationale/regionale Katastrophe, aber man hat kein Geld. Manche Menschen eignen sich im Laufe der Zeit einen gewissen Luxus an, geben viel Geld für eine Wohnung aus, fahren ein teures Auto, gehen jeden 2. Tag essen ... vergessen aber, sich finanzielle Reserven zu schaffen.


    Es passierte nicht erst einmal, dass man unverhofft den Job verliert und plötzlich mit verdammt wenig Geld auskommen muss. Finanzielle Reserven sollte man in "Sonnentagen" anlegen um für genau solche Fälle vorzusorgen. Der Staat hilft einen immer. Die Frage ist hier nur die Zeit. Vieles muss man erst beantragen bevor man Anspruch hat. Manchmal geht man auch von zu guten Zeiten aus und denkt, dass sich das schnell regelt - das kann in die Hose gehen.


    Ich bin glücklich, für etwa ein Jahr finanziell voregesorgt zu haben, ohne meinen Lebensstandard in dieser Zeit herabsetzen zu müssen - macht es mir nach und häuft nicht nur Lebensmittel und Werkzeug an, sondern auch Geld!


    Ich denke, finanzielle Reserven sind für etwa 3 Monate absolut notwendig. Es muss nicht gleich fehlendes Einkommen sein. Es kann auch ein kaputtes Auto, eine teure Reparatur, eine gewaltige Verkehrsstrafe, ein kaputter Kühlschrank oder was weiß ich was sein - Geld kann man immer brauchen (auch wenn mir andere Zahlungsformen lieber wären).


    Lg.

  • Stimme Dir voll zu!


    Geld ist einfach eine geniale Erfindung, trotz des Mißbrauchs und mancher Fehlkonstruktion der Märkte - eben wegen der Jokerfunktion und der beliebigen Stückelungs- und Skalierbarkeit.


    Man kann eben nicht in die Zukunft schauen und nur sehr begrenzt vorhersehen,welche der unendlich vielen Szenarien tatsächlich eintreten, und was man selbst oder potentielle Tauschpartner dann am dringendsten brauchen werden.


    Zwar konnte ich in 10 Jahren Niedriglohn so gut wie nichts ansparen, zahle dafür aber ein Haus mit Grundstück ab und habe große Risiken mit Versicherungen abgedeckt.
    Das Haus liegt in Fahrrad-Entfernung zur Arbeit und war dafür ungewöhnlich preiswert.
    Es macht mir nichts aus, unter primitiven Umständen in einer Dauerbaustelle zu hausen und mit Holz/Kohle zu heizen/kochen.


    Meine 1,5 Jobs sind zwar unbefristet, jedoch bin ich mir bewußt, daß man jederzeit wegen einem dummen Fehler gekündigt werden kann.
    Allzugroße Sorgen mache ich mir nicht, denn für 5 EUR/Stunde findet man immer was.
    Daß ich damit auskommen kann, hab ich seit 10 Jahren unter Beweis gestellt und müßte mich nicht großartig umgewöhnen.


    Das Haus könnte mein gut verdienender Mitbewohner übernehmen.
    Ich könnte es aber auch verscheuern und im Wohnmobil auf Märkte und Jobsuche fahren...

  • In meinem Fall halte ich es für sehr unwahrscheinlich, erneut einen sehr gut bezahlten Job zu bekommen. Ich habe beruflich eine sehr gute Reputation und man kennt mich in meiner Branche.


    Aber erst das hat mir ermöglicht, eine derart teure Wohnung zu haben und mein, doch sehr hohes, "Kampfbudget" aufzubauen. Aus diesem Grund kann ich beim Job etwas pokern und mir doch die Rosinen rauspicken.


    Dennoch denke ich in den letzten Tagen darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre, mir statt der teuren Wohnung ein Haus anzuschaffen. Auf der anderen Seite hätte dies mein "Kampfbudget" geschmälert da ich weitgehendst auf Fremdkapital setze und möglichst viele Eigenmittel heranziehe. In diesem Falle hätte meine jetzige Situation vermutlich nicht so "rosig" ausgesehen.


    Ich hätte nichts gegen eine "Dauerbaustelle" oder gegen ein "baufälliges" Haus solange es mein eigenes wäre - daher existiert ein Stück Neid auf deinen Besitz :)