Diskussion: Wie verstrahlt ist unsere Welt?

  • Hallo Forum!


    Ich habe neulich ein interessantes Video gesehen,
    in dem die globale Verteilung der Kernwaffentests dargestellt wird. Demnach waren das bis ins Jahr 1998 mehr als 2050 Tests an der Zahl.


    Man hört von Spätfolgen der Strahlung durch die Atombombenabwürfe über Japan, die scheinbar noch heute spürbar sind.
    Wenn zwei Abwürfe vergleichsweise kleiner Bomben heute noch Spätfolgen hervorrufen, liegt das sicherlich auch daran, dass dort direkt Menschen verstrahlt wurden.
    Das Genom der Überlebenden ist dabei zu Schaden gekommen und wird heute weiter durch die Bevölkerung getragen.


    Aber wie verhält es sich bei den Kernwaffentests, die nicht in unmittelbarer Umgebung der Bevölkerung durchgeführt wurden
    Versickert die Strahlung und die Halbwertszeit erledigt den Rest? Wenn ja, tut sie das auch bei hunderten Abwürfen?


    Nach Tschernobyl stieg weltweite Strahlenbelastung an und auch nach Fukoshima ist sie angeblich angestiegen.
    Aber ist es realistisch zu sagen, dass zwei GAU deutlicher zu spüren sind als 2000 Kernwaffentests?


    Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Umweltbelastung und scheinbar steigenden Krebsraten in der Bevölkerung?
    Wie hat sich das auf die heutige weltweite Strahlenbelastung ausgewirkt, wenn allein in der US-Amerikanischen Wüste hunderte Kernwaffen gezündet wurden?

  • Ja das Video hab ich vor einiger Zeit auch auf youtube entdeckt. Ein Japaner namens Isao Hashimoto hat das Video vor einpaar Jahren erstellt.


    Es ist der reine Wahnsinn wenn man sieht wieviele Atombomben unsere lieben Regierungen in unmittelbarer Nähe der Zivilisation getestet haben.


    Das MUSS direkte Auswirkungen auf die Krebs-Rate hier in der 1.Welt haben.



    Übrigens: Interessant ist, dass es in Südamerika noch zu keiner einzigen atomaren Zündung gekommen ist?


    Na, ich glaub wenn ich mal auswandere, dann weiss ich jetzt wenigstens in welchen Kontinent!!! :lachen:

  • Hallo,


    das ist ein sehr komplexes Thema. Strahlung ist nicht gleich Strahlung, Isotop nicht gleich Isotop. An Kinder und Kindeskinder vererbte Gendefekte die irgendwann evtl. durch Strahlung verursacht wurden, sind noch mal ein Thema für sich. Das kann man unmöglich auf einen pauschalen Nenner bringen.


    Zitat von GelbesDreieck;107183


    Aber ist es realistisch zu sagen, dass zwei GAU deutlicher zu spüren sind als 2000 Kernwaffentests?


    Nein. Was man sagen kann, ist, dass in Tschernobyl z.B. hunderte Tonnen von radioaktivem Material freigesetzt wurden: die eigentlichen Brennelemente mit Uran, Pu etc., der durch den Kraftwerksbetrieb radioaktiv gewordenene "Moderator" Graphit, von dem im Tschernobylreaktor hunderte Tonnen enthalten waren, sowie Kühlwasser, das kontaminiert wurde und den havarierten Reaktor unkontrolliert verlassen hatte. Dazu noch die Nebenwirkungen diverser "Rettungsversuche" der Liqudatoren, den Reaktor zu ersticken. Alles in allem führte das dazu, dass vermutlich radioaktiv belastetes Material im vierstelligen Tonnenbereich in die Umwelt gelangte.
    Bei Fukushima hat man noch keinen genauen Überblick, was freigesetzt wurde, Tepco und die japanische Regierung mauert, lügt und vertuscht, was das Zeug hält, die Arbeiter schirmen ihre Dosimeter ab, damit sie länger so gut bezahlt im AKW arbeiten dürfen usw. Ausserdem ist Fukushima noch nciht ausgestanden, in den Ruinen stehen ganz oben über den Reaktordruckbehältern aufgeständert die Abklingbecken, teilweise wohl randvoll mit Brennelementen, vor Wettereinflüssen durch ein paar Abdeckplanen geschützt. Bislang wurde probehalber ein einziges Brennelement dort mal rausgezogen. Beim nächsten Beben könnte Fukushima durchaus noch mal für Schlagzeilen sorgen. Alles in allem dürfte auch in Fukushima die bislang stattgefundene Freisetzung von radioaktivem Material im hunderte Tonnen-Bereich liegen, wenn die Abklingbecken kollabieren, sind wir dort auch vierstellig, was die Tonnen angeht.


    Zum Vergleich: eine Atom- oder Wasserstoffbombe enthält nur wenige Kilogramm radioaktives/spaltbares Material, da muss man schon einige zünden/öffnen, um eine vergleichbare Summe an radioaktivem Material zusammenzubekommen. Ausserdem fanden die meisten Atomtests entweder in kurz vor der Stratosphäre oder unterirdisch statt. Die Atmosphärentests wurden durch Luftsrömungen extrem verdünnt und die unterirdischen Tests, wenn sie in trockenem Gestein stattfanden, hatten eine lokal sehr begrenzete Kontamination zur Folge.


    Bei Tschernobyl brannte das Graphitfeuer dagegen tagelang.


    Grüsse


    Tom

  • Kleine Randbemerkung bezüglich der Auswirkungen der Atomtests!


    "Es verblieben sieben Schiffe am Meeresgrund, die heute als beliebte Ziele für Wracktaucher dienen. Bis vor einigen Jahren wurde gelegentlich hochwertiger Stahl aus den Wracks für Strahlenabschirmungszwecke geborgen. Dieser Stahl ist deswegen wertvoll, weil er in seinem Herstellungsprozess nicht der Beimengung von radioaktivem Staub während der Zeit der oberirdischen Nukleartests ausgesetzt war und sich deshalb besonders zum Bau und zur Abschirmung von höchstempfindlichen Messgeräten, namentlich in der Nuklearmedizin (zum Beispiel Gammacounter, Ganzkörperzähler), eignet."


    http://de.wikipedia.org/wiki/S…chseeflotte_in_Scapa_Flow
    Einzelgänger

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Danke für das Thema.


    Zitat von GelbesDreieck;107183

    Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Umweltbelastung und scheinbar steigenden Krebsraten in der Bevölkerung?
    Wie hat sich das auf die heutige weltweite Strahlenbelastung ausgewirkt, wenn allein in der US-Amerikanischen Wüste hunderte Kernwaffen gezündet wurden?


    Die einen Experten behaupten dies, die anderen Experten das, die einen glauben Beweise gefunden zu haben, die anderen Gegenbeweise, die einen handeln angeblich im Sinne der bedrohten Endglieder in der Nahrungskette, die anderen werden von der Atom-Lobby bezahlt.


    Ausbaden müssen wir es, egal ob wir heute diesen oder jenen Glauben schenken. Sogar eigene Messungen mit angeschafftem Equipment wird uns nicht aus diesem Dilemma befreien.


    Die Hinterlassenschaften von Atomtests und GAUs werden in die Natur wandern und in irgendeiner Form Schaden anrichten, wir stehen am Ende der Kette und leben nicht in einer Öko-Nische, d.h. uns trifft es früher oder später.


    Nein Atomkraft ist nicht schlimm, das kann der Mensch beherrschen. An diesem Urglauben des 21. Jahrhunderts scheiden sich die Geister, die einen gelten als Affen mit mittelalterlicher Geisteshaltung, die anderen als postmodern = warten wir Post der Atomkonzerne ab, da steht die Wahrheit über unser modernes Zeitalter drin.


    In bayerischen Wäldern darf sich jeder seine Ration in Pilzen und Wildschweinfleisch abholen. Soviel zum Thema, das baut sich ab. Klar tut es das, den einzigen Ausweg kennen wir Männer doch im Grund unseres Hosenhirns: wir müssen uns einfach schneller reproduzieren und Gendefekte auf diesem "natürlichen Weg" kompensieren, die Natur macht es uns vor, vor absehbaren und unmittelbar nach eingetretenen Katastrophen stimuliert uns das Adrenalin, selbstredend zur Flucht und einer rationalen Prepardness-Haltung, aber nicht nur ...
    :nuke: macht große Ohren :bigear: und lustig :tease: oder :zany_face: sowie heiße Liebe im Heck des Fluchtfahrzeuges :Kiss: bis zum Abwinken :waving_hand: - was glaubt ihr wohl warum die Smileys hier vorgesehen sind ? :face_with_rolling_eyes:


    Im Ernst: unser Reproduktionszyklus ist auf solche Erfindungen wie radioaktive Verstrahlung nicht eingestellt. Sollte ich den Rückgang der Reproduktionsrate in den hochindustrialisierten Gesellschaften als weise Entscheidung der Natur deuten, die anderen Völkern größere Überlebenswahrscheinlichkeiten einräumt ? Umweltgifte anderer Art, Hormone usw. sind bereits als Co-Faktoren für die zunehmende Impotenz nachgewiesen worden, eine zusätzliche Verstrahlung des Planeten Erde ist lediglich ein weiterer Faktor, der unsere Lebensbedingungen weiter verschlechtert. Siehe youtube - Matrix - Agent Smith über die Natur des Menschen. Wollen wir unser Überleben sichern, liegt der Weg vielleicht darin, diese "Natur" des Virus zu vervollkommnen. Gelingt es uns nicht, würde die Ökologie gewinnen, wir Menschen passen einfach nicht in ein funktionierendes Natursystem. Weil wir alles tun, um unsere Lebensgrundlagen zu zerstören, mit Atomkraft so richtig "menschlich", nämlich dumm-blöd-dauerhaft. Dies als Diskussionbeitrag.

  • Ich wärme mal einen Betrag von mir hier auf. Geschrieben zum Thema: Warum weg hier???


    Vielleicht ist es ja nützlich...
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    Auch in Ostdeutschland ist man halbwegs vor AKW sicher......


    Meiner Meinung nach wird aber die Strahlungsgefahr, sowie die Furcht vor unbewohnbaren Landstrichen sehr überschätzt.
    Ich hatte mal eine Karte gesehen bei Quarks & Co wo die Strahlungswerte in der Atmosphäre seit Beginn der Aufzeichnung zu sehen war.
    In den 50er bis 70er Jahren war die Luft 10 mal höher Verseucht als nach Tschernobyl oder Fukushima.


    Nach einem Gau gibt es zwar erstmal hohe Strahlenwerte, die aber "relativ" schnell wieder abklingen


    Jetzt wirds kompliziert, ich hoffe mir unterlaufen keine Fehler.


    Strahlenkarte Japan
    http://jciv.iidj.net/map/


    20 mSv ist das was Jemand im Jahr abbekommen "darf" der mit Radioaktivität in Verbindung kommt.


    217.000 nSv/h = 217 µSv/h = 0,217 mSv/h am 12.7. in Fukushima / Nach ca. 92 Stunden Deutsche Grenzwerte erreicht
    200-900 nSv/h = 0,2 µSv/h - 0,9 µSv/h = 0,0002 - 0,0009 mSv/h im Umkreis von 50 KM um Fukushima / Nach 4166 - 925 Tagen erreicht.
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    Strahlenkarte Deutschland
    http://odlinfo.bfs.de/


    180 nSv/h = 0,18 µSv/h = 0,00018 mSv/h 93170 Bernhardswald / Nach 4630 Tagen erreicht.
    60 nSv/h = 0,06 µSv/h = 0,00006 mSv/h 12101 Berlin / Nach 13889 Tagen erreicht.
    90 nSv/h
    = 0,09 µSv/h = 0,00009 mSv/h 50737 Köln / Nach 9259 Tagen erreicht.

    1.000.000nSv = 1 mSv
    1.000 µSv = 1 mSv


    http://de.wikipedia.org/wiki/Sievert_%28Einheit%29
    Da stehen auch noch die ganzen Grenzwerte drin, unter anderem das jeder Deutsche 2,4 mSv im Jahr abbekommt, zuzüglich ca 1 mSv durch Röntgen etc.


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    Wohnen möchte natürlich trotzdem nicht bei einem AKW.