neues Bastelprojekt: NAS + MESH = eigenes Survival-Web

  • Hallo,


    angeregt wurde ich durch einen Beitrag in einem US-Forum, wo ein Freak sich einen autarken (Solar/Akku betriebenen) Mini-Webserver aufgebaut hat, der mit Solarstrom arbeitet und ein network attached storage (NAS) + Mini-PC + WLAN-Router kombinierte, um ein unabhängiges lokales "Internet" zur Verfügung zu stellen. Als Demonstration hatte er dann dort eine Offline-Version von Wikipedia installiert und in seinem Mini-Web zugänglich gemacht.


    Da ich mir schon länger Gedanken mache, wie man eine lokale Community (Dorfgemeinschaft, Wohnquartier etc.) autark vernetzen kann, um Wissen und Informationen auszutauschen, verfolge ich die Aktivitäten der MESH-Szene genau. MESH bedeutet lokale Funk-Daten-Netze mittels existierender (Standard-)Komponenten wie WLAN-Routern aufzubauen. Einige Bekanntheit hat hier das Freifunk-Konzept erlangt, das auf WLAN-Router vom Typ Linksys WRT-54GL der ersten Generation basiert. Diese Router sind zu zigtausenden im Umlauf und haben den Vorteil, dass die originale Firmware ohne Probleme durch eine eigene ersetzt werden kann. Z.B. mit der vom Freifunk-Projekt. Damit werden die WLAN-Router zu MESH-fähigen Funknetzknoten. Man kann dann nahezu beliebig viele dieser Router über Funk miteinander verknüpfen und ein Funknetzwerk zum Austausch von Daten oder zum Zugriff auf Webseiten bilden, ohne auf öffentliche Infrastruktur zurückgreifen zu müssen. Man kann damit einerseits INternetzugang in Gebiete bringen, die nur unzureichend mit Internetanschlüssen versorgt sind (es reicht im Prinzip, wenn eine "Ecke" des MESH-Netzes Zugang zum Internet hat, dann können die übrigen Teilnehmer dieses Netzes ebenfalls darauf zugreifen. Aber man kann auch innerhalb des MESH-Netzes diverse eigene Web-Dienste aufsetzen und nutzbar machen (Mail, Chat, Webseiten, FTP-Server etc.) - OHNE einen Internetzugang nach draussen zu benötigen.


    Somit stellt das MESH-Prinzip eine perfekte Möglichkeit dar, Menschen im Internet-Stil zu vernetzen, sofern sie mit ihren Endgeräten in Funkreichweite des MESH-Netzes sind (und eine Zugangsberechtigung haben, falls man das Netz nicht als offenes Netz betreiben will). Man könnte z.B. im Fall einer Naturkatastrophe oder tiefgreifenden gesellschaftlichen Umwälzungen ("Niedergang der Zivilisation") zumindest auf lokaler Ebene eine halbwegs moderne Kommunikationsplattform errichten, die sogar weitgehend legal und frei von Nutzungseinschränkungen ist - wie leider z.B. bei den meisten zivilen Funkdiensten: Amateurfunk darf nur zur akuten Nothilfe, zum Austausch "belangloser" Mitteilungen und zu Testzwecken Nachrichten übermitteln, im CB-Funk darf man keine vollatuomatischen Datenfunkdienste mit Internetanbindung (Gateways) betreiben und generell dürfen in diesen Bereichen nur unverschlüsselte Nachrichten gesendet werden. Bei WLAN bzw. WIFI ist das deutlich entspannter: mittlerweile darf man sein Datennetz über die Grundstücksgrenze hinweg betreiben, Verschlüsselung wird vom Gesetzgeber im Zusammenhang mit drahtlosen Internetanschlüssen sogar gefordert (Gerichte urteilen immer häufiger über missbrauchte "offene" Zugänge: "grob Fahrlässig") und Betreiber offener Netze werden sogar verfolgt (Mitstörerhaftung) - was die an sich schöne Heile-Welt-Idee des Freifunk zwar untergräbt, aber nichts daran ändert, dass man sich damit auch ein geschütztes MESH-Netz bauen kann.


    Langer Rede kurzer Sinn:


    Mir gefällt die Idee, einen kleinen stromsparenden internetunabhängigen Webserver betreiben zu können, der in einem MESH-Netz die Teilnehmer mit Webdiensten versorgt. Man könnte das klassisch nun auf einem Linux-PC mit Apache oder Eisfair aufsetzen, aber dazu bin ich zuwenig Linux-Freak, um mich nächtelang mit der Konfiguration, Inbetriebnahme und Wartung herumzuschlagen.


    Beim Aufräumen meiner Elektronik-Bastelecke stolperte ich nun über ein schwarzes Kästchen namens "Dual HD NAS", also einem externen Festplattengehäuse mit LAN-Anschluss und eingebauter "Intelligenz". Das NAS dient eigentlich dazu, Daten in einem kleinen Firmen- oder Heimnetzwerk zu speichern und den Netzteilnehmern zugänglich zu machen. Kann man zwei oder mehr Festplatten einbauen, hat man meist auch die Möglichkeit, verschiedene RAID-Konstellationen (Festplattenspiegelung, -verknüpfung etc.) einzustellen, um z.B. Redundanz oder Performance des Datenarchivs zu erhöhen. Das NAS bietet auch die Möglichkeit, es direkt übers Web anzusprechen, per FTP, BitTorrent oder über den eingebauten Webserver. Allerdings taugt der Webserver nicht viel und unterstützt nur einfaches HTML. Also eher nicht geeignet für ein lokales Survival-Web...


    Beim Recherchieren kam ich dann auf die DiskStations von Synology. Die sind quasi der "Mercedes" unter den NAS. Leider auch entsprechend teuer. Aber es gibt viele gebrauchte DiskStations - und so habe ich entsprechend günstig nun eine "ältere" DS107+ für unter 50 Euro (Neupreis vor ein paar Jahren 540 Euro...) bekommen. Die bietet eine Menge fantastischer Funktionen:
    - Unterstützung von SATA_Festplatten bis 1 TB
    - Gigabit-LAN
    - verschlüsselte Datenspeicherung, Verbindungen per SSL, HTTPS, FTP
    - Webserver mit HTML, PHP, MySQL - man kann Webseiten auf dieser Basis einrichten und auch User-Accounts mit eigenem Webspace vergeben.
    - InternetRadio und diverse andere Multimediadienste (itunes Server, Audio Station, Photo Station etc.)
    - E-Mail-Server, File-/Download-Server
    - Anschlussmöglichkeit für externe Festplatten (eSATA, USB)


    Laut Datenblatt lässt sie bis zu 32 User gleichzeitig beim Filesharing zu. Der Energieverbauch ist mit 9...19 Watt angegeben.
    Was man mit dem Teil auch noch machen kann, ist mehrere Überwachungskameras (IP-Cameras) über LAN anzusteuern und die Videodaten aufzeichnen.


    Was kann man damit im S&P-Kontext machen?


    Man könnte eine Art "DorfRadio" betreiben, das innerhalb des MESH-Netzes verfügbar ist, oder der Community eben eine "ganz normale" Web-Plattform anbieten, mit elektronischer Bibliothek (PDF-Archiv, Bilder, Musik, Videos). Dann natürlich Mail- und Chat-Dienste und informative Webseiten: eine Offline-Version von Wikipedia müsste sich zum laufen bringen lassen, man könnte Wetterstationen und WebCams einbinden, einen Blog und so weiter. Eingeschränkt wären auch Webseiten der Teilnehmer möglich oder ein Kleinanzeigenportal.


    Sobald sich mal ein "Zeitfenster" bei mir auftut, werde ich die DiskStation mal mit einer Webseite bestücken und mit einem WRT-54GL mit Freifunk-Firmware verbinden und "auf Sendung" gehen.


    Grüsse


    Tom

  • Ich schreib heute abend mal was dazu. Ich hatte mir bereits Gedanken über mögliche Dienste gemacht -> Dorfeigener Emailserver, Ebokk-Bibliothek, Spiegelung wichtierg Webseiten.


    EDIT:
    Hier schonmal angerissen:
    https://www.previval.org/forum/showthread.php/3508-Digitales-Funknetz-errichten?p=97353&viewfull=1#post97353
    Ich habe aber noch ein paar Grafiken in petto


    Wenn du Erfahrungen in MESH-Netzen hast, bin ich ganz Ohr. Dort verstehe ich dich zwar das Routing zum nächsten zugänglichen Intenet-Uplink. Aber wie sieht es aus mit dem Routing zu (de)zentralen Webservern. Das ist für mich noch ein weißer Punkt auf der Landkarte.

  • Meine Gedanken zu einem atuarken Survival-WLAN


    Zitat von Techniker;108875

    nur eine Offline-Version von Wikipedia???:crying_face:


    Natürlich auch eine vom Survival-Wiki :psst:


    so, hier sind alle meine bisherigen Gedanken zu einem autarken (Survival-) Netz auf WLAN-Basis


    previval.org/f/index.php?attachment/9336/


    Wohlgemerkt: Die automatische Vermaschung durch MESHfähige Router ist dort nicht erwähnt.
    Das wäre das non+ultra zur Steigerung der Reichweite.