Knoten, eine kleine Kunst...

  • Moin Forum,


    als ein junger Mensch habe ich einmal den Segelschein für Binnengewässer gemacht, das Thema "Seemannsknoten" hat mich schon damals sehr interessiert.


    Damals gab es echte Künstler unter den Segellehrern, die teilweise kleine Knotenkunstwerke z.B. als einen Schlüsselanhänger herstellen konnten, ich habe diese kleine "Kunst" immer sehr bewundert, erlangte aber selbst leider niemals diese Fingerfertigkeit.


    Hier mal ein Link zum Thema: http://www.knotentraining.de/


    Ist das für euch auch ein Thema, ich bin sehr gespannt auf eure Antworten..? :)


    Gruß zum Wochenende


    Michel

  • Hallo Maggi56,


    ich danke dir vielmals für den Link.


    Muss auch ehrlich zugeben das ich sowas wie einen kleinen Knotenfetisch habe. Ich knüpfe gern mal Knoten wenn ich vor dem Computer sitze oder draussen bin. Meine beiden Lieblingsknoten sind übrigens der Palstek und der Topsegelschotstek. Die Affenfaust gefällt mir auch sehr gut.


    Alle anderen wichtigen Knoten wie Schotstek, Webeleinenstek und Prussik kann ich natürlich auch. Alles in allem beherrsche ich mehrere Dutzend Knoten (hab nie genau nachgezählt).


    Viele Grüsse


    Vengard

  • Moin im Thema,


    ich habe mich im Net einmal nach dem englischsprachigen Begriff "Knotting" umgeschaut, es ist kaum zu glauben, wie manche Leute ein Paar Wanderstiefel "schnüren", die vielen Links erspare ich uns... :)


    Das "Knoten" verlernt man sehr schnell, so meine eigene Erfahrung, auch die div. Seiten im Net sind nur bedingt hilfreich. 1:1 lernt man das Knoten eigentlich nur mit einem "Knotenlehrer", unter 4 Augen.


    Gruß


    Michel

  • Hallo Techniker,
    schau mal oben auf meinen Link
    Die dort gezeigten Knoten und noch den einen oder anderen (wie z.B. Henkersknoten) kann ich dir liefern. Wohin möchtest du die bebilderten Anleitungen?


    LG
    Papa Bär

  • Das Thema ist schon sehr wichtig für uns alle, schließlich muss jeder der auch mal Zelten oder Wandern geht den einen oder anderen Knoten beherrschen.
    Ich habe mir um mal einen kleinen Einblick zu bekommen ein Buch darüber gekauft, dieses hier: http://www.amazon.de/Knoten-Ge…=8-1&tag=httpswwwaustr-21 in dem Buch sind viele Knoten aus verschiedenen Rubriken schön erklärt bebildert und für jeden Anfänger nachzuvollziehen und nachzuknoten. Für das Geld ist dieses Buch ein absolutes Schnäppchen, habe es nie bereut und bin sogar froh das ich es gekauft habe! :)


    Lieben Gruß

  • Hallo Papa Bär


    entweder hier rein oder an der passenden Stelle im Forum...


    Ein Buch kaufen ist schon gut...



    Erklärbär


    Leider kann ich nicht alle Bilder und Texte die im Web zirkulieren im Wiki verwenden.... Das macht es notwendig selbst tätig zu werden...

  • Zitat von Maggi56;110632

    Hier mal ein Link zum Thema: http://www.knotentraining.de/


    Hallo Michel,


    Knoten ist immer ein Thema. Schöner Link übrigens. Schon die Titelseite zeigt die Handvoll wichtiger Knoten, mit denen mal auskommen kann, aber die man auch ohne Nachdenken und bei Dunkelheit beherrschen sollte. So viele sind das nämlich nicht, auch wenn jeder von uns darüber hinaus seine zwei bis drei Spezialknoten pflegt.



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Als jemand, der sowohl eine recht umfangreiche alpinistische als auch eine zumindest rudimentäre nautische Ausbildung bin ich mal im Kopf durchgegangen, was ich so aus dem Stehgreif knüpfen kann. Um euch diese Liste zu ersparen, und ich im Moment hauptsächlich alpin unterwegs bin, mal hier die für mich wesentlichsten:


    Sackstich
    Achter (gelegt, gesteckt)
    Mastwurf
    Halbmastwurf
    Prusik
    Ankerstich
    Palstek (vorwiegend Bulin 1,5 und doppelter Bulin)
    engl. Spierenstich


    Dazu kommen dann noch diverse Zierknoten für Lanyards sowie ein paar Knoten zum Knüpfen von Armbändern, macht alles in allem gut 20 Knoten, die ich mehr oder weniger regelmäßig verwende.

  • Knoten - von Geoffrey Budworth
    derzeit ohne Versandkosten 3,99€ bei Thalia


    Sehr gut bebildert (Kindergerecht) und für Einsteiger ausgezeichnet geeignet.
    Ein größeres Hardcoverbuch mit 50 thematisch unterteilten Knoten, ein Ausflug über Seilarten, Bruchfestigkeit etc.

  • Knoten- How To


    Sodala.


    Gestern bin ich dazugekommen, den Werdegang einiger Knoten fotografisch zu dokumentieren, an dieser Stelle sei nochmal dem Fotografen gedankt.


    Es sollte eigentlich für fast alle Lebenslagen zumindest ein passender Knoten dabei sein, ich beginne mal bei den eher einfachen.


    Unter Alpinisten gilt als Faustregel für die überstehenden Seilenden, dass sie mindestens zehnmal so lang sein sollen, wie der Seildurchmesser, um einigermaßen sicher sein zu können, dass der Knoten nicht aufrutschen kann.


    Der Sackstich:

    Einer der einfachsten Knoten um eine Schlinge zu bilden, Knotenfestigkeit ca. 40 - 50%


    Man forme eine Bucht in der gewünschten Länge. Mit den jetzt parallel verlaufenden Strängen bildet man ein Auge.
    [ATTACH=CONFIG]9742[/ATTACH]
    Nun wird die Bucht durch das Auge gezogen.
    [ATTACH=CONFIG]9743[/ATTACH]
    Anschließend wird der Knoten festgezogen, Perfektionisten (so wie ich) achten auf einen sauberen parallelen Verlauf des Seils.
    [ATTACH=CONFIG]9744[/ATTACH]



    Der Achter:

    Der Achter könnte als der große Bruder vom Sackstich beschrieben werden, er ist unwesentlich aufwendiger zu knoten, seine Festigkeit liegt bei 50 - 60%.


    Der Beginn ist mit dem Sackstich ident: Bucht legen, damit ein Auge formen. Das Auge wird allerdings einmal eingedreht, so dass sich die Stränge nicht nur kreuzen sondern einmal gegenseitig umschlingen, am Bild sollte zu erkennen sein, wie ich das meine:
    [ATTACH=CONFIG]9745[/ATTACH]
    Nun wird die Bucht wieder durch das Auge gezogen.
    [ATTACH=CONFIG]9746[/ATTACH]
    Zum Schluss wird der Knoten noch festgezogen.
    [ATTACH=CONFIG]9747[/ATTACH]


    Alternativ kann der Achter (ebenso der Sackstich und viele andere Knoten) auch in eine bereits vorhandene Öse hineingeknüpft werden (der Knoten wird dann 'gesteckt', im Gegensatz zum frei geknüpften 'gelegten' Achter). Dazu macht man ausreichend weit vom Seilende entfernt einen Achterknoten (in den einzelnen Strang, es bildet sich (noch) keine Schlinge). Das Seilende wird jetzt durch die Öse/den Ring/... geführt und parallel zum Seilverlauf im Knoten zurückgeführt.


    Bemerkung am Rande: Wenn man zu Beginn das Auge um weitere 180° verdreht erhält man den sog. Neunerknoten, der allerdings gegenüber dem Achter kaum Vorteile bietet.

  • Knoten- How To 2


    Der Ankerstich:

    Er dient üblicherweise dazu, verschiedene Gegenstände mit einem Seil zu verbinden. Beispielsweise wird im Bergsport bei Dreierseilschaften der mittlere Kletterer mit ihm angeseilt. Zur Festigkeit habe ich leider keine brauchbaren Angaben gefunden.


    Da ich davon ausgehe, dass jeder hier diesen Knoten im Schlaf beherrscht, lasse ich mal die Bilder für sich sprechen, und erspare mir eine genaue Erklärung:


    [ATTACH=CONFIG]9748[/ATTACH]
    [ATTACH=CONFIG]9749[/ATTACH]
    [ATTACH=CONFIG]9750[/ATTACH]



    Der Prusikknoten:


    Der Prusik ist ein Klemmknoten und dient als solcher einerseits als Rücklaufsperre/-sicherung sowie auch als behelfsmäßige Steigklemme. Um eine ausreichende Klemmwirkung sicherzustellen sollte das umschlungene Seil zumindest den 1,5fachen Durchmesser vom umschlingenden haben. Um die Klemmwirkung zu verbessern, kann noch eine zusätzliche (dritte) Wicklung erfolgen. Eine vierte verschlechtert die Handhabbarkeit üblicherweise so weit, dass sie mehr Nach- als Vorteile bringt.


    Der Einfachheit halber beginnen wir mit einem nicht festgezogenen Sackstich.
    [ATTACH=CONFIG]9751[/ATTACH]
    Der im Bild nach unten hängende Doppelstrang wird nun noch einmal um das blaue Seil herumgeführt und durch die rote Schlinge gezogen. Dieser Schritt kann wenn nötig ein- oder zweimal wiederholt werden.
    [ATTACH=CONFIG]9752[/ATTACH]
    Zum Schluss wird der Knoten noch festgezogen.
    [ATTACH=CONFIG]9753[/ATTACH]

  • Knoten- How To 3


    Der Mastwurf:


    Mit ihm werden Leinen an Gegenständen befestigt, beispielsweise verwendet man ihn, um Fender an der Reling eines Schiffes zu befestigen. Im alpinen Bereich verwendet man ihn häufig, um sich vorübergehend an Standplätzen zu sichern, da man neben dem Seil, an dem man ohnehin hängt nur einen freien Karabiner an sonstigem Material benötigt. Die Knotenfestigkeit bewegt sich um 50%.


    Zu Beginn legt man 2 Augen in gleicher Richtung. Ich unterscheide hier zwischen dem vorderen und dem hinteren Auge, je nachdem, ob der im Bild vertikale Teil vor oder hinter dem horizontalen Teil liegt.
    [ATTACH=CONFIG]9754[/ATTACH]
    Dann wird das hintere Auge über das vordere gelegt.
    [ATTACH=CONFIG]9755[/ATTACH]
    Der Knoten kann jetzt entweder in den Haken gehängt oder um den zu befestigenden Gegenstand gelegt/geschoben werden.
    [ATTACH=CONFIG]9756[/ATTACH]
    Der letzte Schritt ist wie immer das Festziehen.
    [ATTACH=CONFIG]9757[/ATTACH]

  • Knoten- How To 4


    Der Würge-/Constrictorknoten:


    Er kann als eine Abart des Mastwurfs gesehen werden und eignet sich bspw. wunderbar um Säcke zuzubinden oder Seilenden abzubinden um ein aufdröseln zu verhindern. Unter Belastung zieht er sich mitunter so fest, dass man ihn nur noch aufschneiden kann.


    Wir beginnen mit einem nicht festgezogenen Mastwurf.
    [ATTACH=CONFIG]9758[/ATTACH]
    Einen der Stränge führt man nun von aussen unter dem anderen durch.
    [ATTACH=CONFIG]9759[/ATTACH]
    Das Ganze sollte leicht angezogen dann aussehen wie ein 'normaler Knoten', über den eine zusätzliche Wicklung verläuft, die hier nach unten links geschoben wurde, um den eigentlichen Knoten zu zeigen.
    [ATTACH=CONFIG]9760[/ATTACH]
    Festgezogen sollte das Ganze dann so ausschauen:
    [ATTACH=CONFIG]9761[/ATTACH]

  • Knoten- How To 5


    Der Halbmastwurf bzw. die Halbmastwurfsicherung:


    Die nächste Abart des Mastwurfs ist der sogenannte HMS. Er findet im alpinen Bereich Verwendung als Sicherung bzw. zum Abseilen/Ablassen. Um die Bremswirkung zu erhöhen (bzw. die nötigen Haltekräfte zu reduzieren) kann der doppelte HMS verwendet werden.


    Man beginnt wie so oft mit einem einfachen Auge. Einer der wegführenden Stränge wird in einer Bucht um den anderen gelegt.
    [ATTACH=CONFIG]9762[/ATTACH]
    Die beiden im obigen Bild parallel verlaufenden Stellen werden jetzt in den Karabiner gehängt (Ja, ich weiß, dass das kein richtiger HMS- Karabiner ist).
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    Festgezogen sieht der Knoten dann so aus:
    [ATTACH=CONFIG]9764[/ATTACH]
    Nicht erschrecken, wenn man an dem im Bild rechten Strang ziehen würde, springt der Knoten um, sollte aber sein Aussehen nicht verändern (abgesehen davon, dass er dann spiegelverkehrt ist). Wenn doch, habt ihr was falsch gemacht :face_with_rolling_eyes:


    Wenn die damit erzielte Bremswirkung unzureichend ist (wenn bspw. mehrere Personen oder ein KFZ am anderen Ende hängen) kann man die doppelte HMS verwenden:


    Dazu wird das im obigen Bild rechte Seilende über das linke geführt.
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    Anschließend wird es von hinten in den Karabiner gehängt.
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    Festgezogen schaut die doppelte HMS so aus:
    [ATTACH=CONFIG]9767[/ATTACH]
    Die damit erreichbare Bremswirkung ist wirklich beeindruckend, zur Sicherung eines Kletterers eignet sich dieser Knoten aber nicht mehr, sondern wirklich nur noch zum Ablassen/Abseilen.

  • Gute Arbeit, Brain.


    Frage:

    Zitat

    Alternativ kann der Achter (ebenso der Sackstich und viele andere Knoten) auch in eine bereits vorhandene Öse hineingeknüpft werden (der Knoten wird dann 'gesteckt', im Gegensatz zum frei geknüpften 'gelegten' Achter).


    In einem Knotenbuch las ich, dass der Palstek besser nicht mit einem Karabinerhaken verbunden wird, sondern - der Bruchfestigkeit wegen - sozusagen "solo" verwendet werden soll. Kann da jemand was zu sagen?


    lg
    Strider

  • Knoten- How To 6


    Der Palstek/Bulin:


    Einer der klassischen nautischen Knoten, zu dem wohl kaum viel zu sagen ist. Der Palstek war als Bulin bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jhdt als Anseilknoten beim Bergsteigen gebräuchlich. Nachdem allerdings eine Seilschaft aus Bergführern abstürzte und einige Tote zu beklagen waren, änderte sich die Lehrmeinung dahingehend, dass der einfache Bulin als nicht sicher anzusehen ist (er neigt dazu, sich bei Ringbelastung nach und nach zu öffnen). Seit dem ist die Achterschlinge der Standard, neben der sich ausserdem Bulin 1,5 und der doppelte Bulin etablieren konnten.
    Den Bulin 1,5 finde ich persönlich (meine Meinung, keinesfalls irgendeine Lehrmeinung) als zu schwierig visuell zu überprüfen, um ihn zu verwenden, weshalb ich ihn hier übergehe, und lediglich den doppelten als Alternative anführe.


    Grundsätzlich ist der Palstek eine sehr brauchbare Schlinge, die allerdings unter Umständen (unglückliche Kombination aus Seilmaterial und Ringbelastung) aufgehen kann, weshalb davon abgesehen werden sollte, diesem Knoten sein Leben vollständig anzuvertrauen (hier spricht der Alpinist aus mir).


    Auch der Palstek beginnt mit einem simplen Auge.
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    Das kürzere Ende wird durch das Auge geführt, und zwar von der Seite, von der es nicht vom Auge wegführt. Auchhier lasse ich mal das Bild für sich sprechen, ich denke, das illustriert es recht gut.
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    Dann wird das Ende um den anderen vom Auge wegführenden Strang herumgeführt.
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    Und dann wieder durch das ursprüngliche Auge, entgegen der Richtung, in der es beim ersten Mal geführt wurde, gesteckt.
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    Festgezogen sollte das dann so aussehen:
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    Und noch die Nahaufnahmen der Rückseite:
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  • Knoten- How To 7


    Der doppelte Palstek/ Bulin:


    Wie ich bereits geschrieben habe, ist der einfache Palstek als anseilknoten nicht länger in Gebrauch, stattdessen ist der doppelte und der eineinhalbfache Bulin neben dem Achterknoten in Verwendung.
    Persönlich finde ich den Bulin 1,5 visuell nur schwierig zu überprüfen, der doppelte ist vom Knotenbild her deutlich übersichtlicher und damit leichter überprüfbar, weshalb ich ihm den Vorzug gebe.


    Wir beginnen mit einem noch etwas lockeren Palstek, mit großzügig überstehendem kurzen Ende. Ob dieses Ende auf der Innen- oder Aussenseite der Schlinge liegt, ist egal.
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    Das Ende wird einfach parallel zu dem die Schlinge bildenden Strang durch den Knoten zurück geführt:
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    Hier noch die obligatorische Nahaufnahme der Vorder- und Rückseite des Knotens nach dem Festziehen:
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