Prof. Dr. Schachtschneider über Europa, ESM und mögliche Entwicklungen

  • Hier ein sehenswertes Interview mit Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider über die weitere Entwicklung der €-Rettung:


    https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=99Q_Va8WFaA#!


    Leider geht aus dem Video nicht hervor, wann das Interview geführt wurde. Zwar wurde das Video am 13.09.2012 hochgeladen, Herr Prof. Dr. Schachtschneider geht aber z.B. nicht explizit auf die Entscheidung des BVerfG vom 11.09.2012 ein (was ich erwartet hätte).


    Nichtsdestotrotz skizziert er (mittlerweile) durchaus realistisches Szenarien:
    - Errichtung eines Europäischen Bundestaats (durch Schuldenunuion)
    - Auslagerung der nationalen Souveränitäten
    - Ressezion der Wirtschaft
    - Inflation
    - Verarmung der Bevölkerung
    - Kontosperrungen
    - Zwangsanleihen
    - Goldverbot
    - politische Destabilisierung
    - Rebellion der Bevölkerung
    - Niederschlagung der Aufstände durch ausländische Polizeikräfte
    - despotisches/diktatorisches Regime in Europa
    - Versorgungskrisen
    - Abschaffung der Kapitalverkehrsfreiheit


    Obwohl Herr Prof. Dr. Schachtschneider bislang mit seinen Prognosen den € betreffend richtig lag, hoffe ich doch sehr, dass sich seine obigen Aussagen nicht bewahrheiten!

  • Man darf aber nicht ausser acht lassen, womit der Veanstalter sein Geld verdient.
    So wie ich das sehe ist es "sven hermann consulting", kann ja jeder selbst sich zusammengoogeln

  • Zitat von propaghandi;112639

    ...Nichtsdestotrotz skizziert er [Schachtschneider] (mittlerweile) durchaus realistisches Szenarien:


    Zitat

    - Errichtung eines Europäischen Bundestaats


    Ohne dieses Ziel vor Augen, hätte man den Prozess "Europäische Einheit" gar nicht erst anstossen brauchen, wir würden immer noch in der Kleinstaaterei des 18. Jahrhunderts leben.


    Zitat

    - Auslagerung der nationalen Souveränitäten


    Die richtig grossen Aufgaben kann heutzutage eh kein (europäischer) Staat mehr alleine stemmen: Energie, Bildung, Umwelt, globalisierte Wirtschaft, Krisenintervention etc. Die Angst vor dem Verlust nationaler Souveränität durch den europäischen Einigungsprozess blendet die Wirklichkeit gekonnt aus: was nationale Souveränität heute noch Wert ist, erkennt man am britischen Staatsoberhaupt (die Queen ist der Souverän der Briten, Kanadier, Australier etc.)


    Zitat

    - Ressezion der Wirtschaft


    Wirtschaft geht dann in die Knie, wenn mindestens ein Glied in der Rohstoffgewinnung - Produktion - Handel - Konsum - Entsorgung/Recycling schwächelt. Mal sinds die Rohstoffpreise, mal gesättigte Konsumenten, mal Standortnachteile bei der Produktion, mal gestörte Handelswege. Das sind alles Effekte, die sich nur wenig um Politik scheren. Eine Rezession halte ich nun nicht gerade für ein spezielles Problem der Eurokrise.


    Zitat

    - Inflation


    Geldentwertung gehört zu unserem Geld- und Kapitalsystem nunmal dazu. Sie ist eigentlich unabhängig von Währungen (die sind nur Mittel zum Zweck). Entgleist die Inflation, liegt das meist an künstlich angeheizten Störfaktoren: Vertrauensverlust (Kapitalflucht), Überhöhung der Geldmenge, starke Steigerung allgemeiner Kosten (Ölpreis)


    Zitat

    - Verarmung der Bevölkerung


    Ist paradoxer Weise eine logische Konsequenz einer auf Profitmaximierung ausgerichteten Wirtschaft: jedes Unternehmen versucht maximale Erlöse für seine Waren bei minimalen Herstellungskosten zu erzeugen. Dummerweise sind Lohnkosten für Menschen ein wesentlicher Bestandteil der Herstellungskosten und noch dümmerer Weise sind es wiederum Menschen, die die erzeugten Waren kaufen sollen. Kann rein mathematisch betrachtet, nur in der Anfangsphase funktionieren, denn der Lohntrend (aus Unternehmenssicht) muss gegen Null tendieren, während der Warenpreis gegen unendlich gehen müsste. Spätestens, wenn der Punkt erreicht ist, an dem die Arbeitnehmer ihre Konsumenten-Aufgabe nicht mehr erfüllen können (weil ihr Lohn nicht mehr zum Kauf der Waren ausreicht), kommt das System "Profitmaximierung" aus dem Takt. Dann müssen "neue Märkte" erschlossen werden oder "Kaufanreize" geschaffen werden.


    Zitat

    - Kontosperrungen


    Ist nur ein Notfall-Instrument, um einen Bank-Run oder Geldwäsche oder Kapitalflucht einzudämmen.


    Zitat

    - Zwangsanleihen


    Hat man in der einen oder anderen Form doch ohnehin schon ständig (in D: Notopfer Berlin, Kohlepfennig, Ökosteuer, Soli-Zuschlag etc. pp.).


    Zitat

    - Goldverbot


    Ist in meinen Augen was aus vergangenen Tagen. In der industrialisierten Welt dürften 99% aller Finanztransaktionen rein "virtuell" bzw. elektronisch ablaufen. Kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie Gold da irgendeine sinnvolle Rolle als Ersatz-Zahlungsmittel spielen soll. Viel zu unpraktisch. Da ist es wesentlich einfacher, Kompensationsgeschäfte zu machen: eine Schiffsladung Eisenerz gegen eine Schiffsladung Getreide. Funktioniert bis heute (z.B. bei Geschäften mit Ländern mit Devisenproblemen), jeder hat sofort, was er will und spart sich die umständliche Konvertierung und ständige Bewertung und Echtheitsprüfung eines Zwischenzahlungsmittels wie Gold. Und im Alltag des kleinen Mannes ist es völlig gaga, anzunehmen, Dienstleistungen und Waren des täglichen Bedarfs in Gold zu bezahlen. Da etablierten sich schon in der Vergangenheit tauglichere Systeme (Tausch, Anschreiben, Schuldscheine/Wechsel) - Regionalwährungen sind nichts anderes als Gutscheine/Wechsel mit geringem Stückwert.


    Zitat

    - politische Destabilisierung


    Ist in meinen Augen eher eine Folge einer auf Selbstbespassung und Ichbezogenheit ausgerichteten neoliberalen (" der Markt regelt alles selbst - Politik stört nur") Gesellschaft, weniger ein Problem von Euro, EU & Co. Da müssen wir uns alle an der eigenen Nase packen.


    Zitat

    - Rebellion der Bevölkerung


    Ist in den meisten Fällen auch wenns schmerzt und blutig ist, berechtigt und verständlich...


    Zitat

    - Niederschlagung der Aufstände durch ausländische Polizeikräfte


    Definiere "ausländisch"... Vor hundert Jahren wäre eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei aus Bayern in Mecklenburg-Vorpommern auch als "ausländisch" aufgefasst worden, heute ists normal. Bei der Fussball-WM in Deutschland waren in den Stadien und auf den Fan-Meilen stets auch Polizei-Einheiten aus anderen europäischen Ländern mit allen polizeilichen Befugnissen im Einsatz (die kannten ihre eigenen Hooligans jeweils am besten). Hat sich niemand drüber beschwert, der Verlauf der WM ist als mustergültig in die Geschichte eingegangen. In Baden-Württemberg ist eine deutsch-französische Brigade stationiert -huch!


    Zitat

    - despotisches/diktatorisches Regime in Europa


    Halte ich für unwahrscheinlicher als ein despotisches/diktatorisches Regime in einem europäischen Einzelstaat (vgl. Ungarn, vgl. Rumänien, vgl. Serbien). Hängt aber auch wieder vom einzelnen EU-Bürger ab: die Wahlzettel für die Europawahl, die alle paar Jahre zeitgleich mit irgendeiner Kommunalwahl in der Wählerpost im Umschlag stecken. sind nicht Werbung, die man ungelesen ins Altpapier wirft, sondern geben jedem die Möglichkeit, die Zusammensetzung des europäischen Parlaments (das letztlich den Europarat und die EU-Kommission kontrolliert und besetzt) zu wählen. Aber sich in eine EU-Phobie zu flüchten ist bequemer, als die eigene Verantwortung als Wähler ernst zu nehmen. Deswegen: jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Selbst schuld, wenn es das Volk nicht beeinflusst. Wir haben - noch - die Möglichkeit zu wählen, anstatt blutige Revolutionen machen zu müssen. Aber viele lamentieren lieber und erschöpfen ihren Wählerdrang beim voten von "Superstars".


    Zitat

    - Versorgungskrisen


    Haben wie die Wirtschaftsrezession vielfältige Ursachen, hängen eng mit der Wirtschaft zu sammen. Wenn der einzelne bei uns sein Erspartes immer "bestmöglich" anlegen will und dann zugreift, wenn die Bank ihm Rohstoff- oder Agrarwetten als Investment anbietet, dann braucht man sich nicht wundern, wenn es zu Schieflagen in diesem Bereich der Realwirtschaft kommt - und wenn es "nur" bei ärmeren Abnehmerländern ist. Andere Versorgungskrisen sind auf Rohstoffmangel oder Strukturwandel oder Systemwechsel ("Energiewende") zurückzuführen. In der Vergangenheit litten und bis heute leiden übrigens die starr nach Planwirtschaft betriebenen Staaten am stärksten unter Versorgungskrisen.



    Zitat

    - Abschaffung der Kapitalverkehrsfreiheit


    Würde ich mir fast schon wünschen. Zumindest beim reinen Verschieben von Vermögen zu Optimierungszwecken ohne konkreten realwirtschaftlichen Zweck. Also alles was unter "Geld verdienen mit Geld" fällt, sollte viel strenge reglementiert werden. Die Welt hat tatenlos zugesehen, wie mindestens 260 Mrd. Euro aus Griechenland abgewandert sind - gleichzeitig pumpen EZB und IWF ähnlich hohe Summen (staatlicher Gelder) in das Land hinein.


    Zitat

    Obwohl Herr Prof. Dr. Schachtschneider bislang mit seinen Prognosen den € betreffend richtig lag, hoffe ich doch sehr, dass sich seine obigen Aussagen nicht bewahrheiten!

    Naja, für Unruhen und Versorgungskrisen bin ich auch nicht unbedingt, aber mit den übrigen "Horrorszenarien" könnte ich durchaus (über-)leben.


    Was sagt uns das als S&P'ler?
    Macht euch auf so vielen Gebieten wie möglich und soweit wie möglich von komplexen Systemen unabhängig (autark)!
    Vernetzt euch lokal und fördert regionale Wirtschaftskreisläufe!
    Vergesst eure Ideale nicht, seid Vorbild! Handelt aufrichtig! Das beste an den ganzen €uro-Bashern finde ich, dass sie ungeniert für ihre Bücher und Vorträge Geld verlangen und zwar Euros!!! Das zeigt IMO die Verlogenheit und Ichbezogenheit dieser Untergangspropheten.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo allerseits,


    Zitat von propaghandi;112639


    Leider geht aus dem Video nicht hervor, wann das Interview geführt wurde. Zwar wurde das Video am 13.09.2012 hochgeladen, Herr Prof. Dr. Schachtschneider geht aber z.B. nicht explizit auf die Entscheidung des BVerfG vom 11.09.2012 ein (was ich erwartet hätte).



    Aus dem Text unter dem Video geht hervor, dass das Interview im September 2012 geführt wurde.


    Zitat von tomduly;112692


    Halte ich für unwahrscheinlicher als ein despotisches/diktatorisches Regime in einem europäischen Einzelstaat (vgl. Ungarn, vgl. Rumänien, vgl. Serbien). Hängt aber auch wieder vom einzelnen EU-Bürger ab: die Wahlzettel für die Europawahl, die alle paar Jahre zeitgleich mit irgendeiner Kommunalwahl in der Wählerpost im Umschlag stecken. sind nicht Werbung, die man ungelesen ins Altpapier wirft, sondern geben jedem die Möglichkeit, die Zusammensetzung des europäischen Parlaments (das letztlich den Europarat und die EU-Kommission kontrolliert und besetzt) zu wählen. Aber sich in eine EU-Phobie zu flüchten ist bequemer, als die eigene Verantwortung als Wähler ernst zu nehmen. Deswegen: jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Selbst schuld, wenn es das Volk nicht beeinflusst. Wir haben - noch - die Möglichkeit zu wählen, anstatt blutige Revolutionen machen zu müssen. Aber viele lamentieren lieber und erschöpfen ihren Wählerdrang beim voten von "Superstars".


    Ich habe nicht so recht verstanden, was Deine Kommentare zu den einzelnen Auswirkunden bedeuten sollen, tomduly. Willst Du damit sagen, dass alles nicht so schlimm ist oder dass all diese Auswirkungen nichts mit der EU oder dem politischen System der EU zu tun haben?
    Abgesehen davon, habe ich schon einige Vorträge von Herrn Schachtschneider gesehen und es geht ihm eigentlich nicht darum, EU-Phobie zu schüren. Vielmehr kritisiert er die Art und Weise, wie politische Entscheidungen in der EU getroffen werden und wie die EU Ihre Befugnisse immer weiter ausweitet, ohne dass der normale Bürger darauf irgendeinen Einfluss hat. Seine Kritik ist dabei vor allem auf die Rechtsebene ausgerichtet (liegt wohl an seinem Beruf :) ).
    Zu dem Zitat Deines Posts: Gerade hier setzt ein großer Teil seiner Kritik an. Seine Hauptargumentation bezieht sich darauf, dass die Organe der EU nicht demokratisch legitimiert sind.
    Beispiel: In den Ländern herrscht Verhältniswahlrecht, die Anzahl der Sitze der Länder ist dann aber festgelegt.
    http://www.wahlrecht.de/ausland/europa.htm
    Oder er kritisiert die Art und Weise wie Richter am europäischen Gerichtshof bestellt werden usw. Bei Youtube gibt es einige seiner Vorträge zu sehen, wer interesse hat.


    Zusammengefasst denke ich, Herr Schachtschneider ist pro Europa und contra EU.


    Grüße
    JBDenimco

  • Zitat von tomduly;112692


    Naja, für Unruhen und Versorgungskrisen bin ich auch nicht unbedingt, aber mit den übrigen "Horrorszenarien" könnte ich durchaus (über-)leben.


    Mir stellt sich in diesem Zusammenhang weniger die Frage, welche Szenarien ich überleben kann/möchte, sondern sie ist eher grundsätzlicher Natur: In welcher Gesellschaft möchte ich leben?


    Als mündiger Bürger und aufrechter Demokrat war ich bislang recht zufrieden
    - in einem Rechtsstaat zu leben, in welchem
    - das Volk der Souverän ist und
    - sich die Regierung durch freie, allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahlen legitimiert, und
    - mir per Verfassung umfassende Grundrechte garantiert werden.
    In meinem Fall ist dies die Bundesrepublik Deutschland. Natürlich ist auch dieses System nicht perfekt und ich würde mir mehr demokratische Einflußmöglichkeiten wünschen, wie etwa Volksabstimmungen, die in Art. 20 Abs. 2 GG ausdrücklich vorgesehen sind.


    Wenn ich mir nun anschaue, dass eine demokratisch nicht ausreichend legitimierte Institution wie die EU immer mehr Kompetenzen akkumuliert, jedoch dabei ohne oder gar gegen geltendes Recht handelt und sich dabei außerhalb jeder Gerichtsbarkeit stellt, so sehe ich das sehr kritisch!
    Leider fehlt mir diese kritische Sicht bei den gewählten Volksvertretern im Parlament, die in ihrer Mehrheit bislang jedes Mal entgegen Regelungen des Maastricher Vertrages (no bail out) gehandelt haben, weil es ja "alternativlos" war. Mehr noch: Das Grundgesetz, welches mehr als 60 Jahre Basis eines friedlichen und prosperierenden Deutschlands war, wird zur Disposition gestellt, damit es der €-Rettung nicht entgegensteht! Eigentlich nicht mehr als folgerichtig, da die Argumente der €uro-"Retter" fast ausschließlich ökonomischer Art waren (Banken verlieren ihr Geld, Inflation, Zusammenbruch des Systems) und demokratische Prinzipien fast völlig außer Acht gelassen wurden, bzw. sich als hinderlich erwiesen (Parlamentsentscheidungen dauern zu lange, Hinterzimmerdiplomatie ist schneller).


    Einer EU, die jedoch dauernd geltendes Recht (siehe Maastrichter Vertrag^^, Rolle der EZB) bricht, weil die wirtschaftliche Lage ja so ernst ist, traue ich nicht zu, meine Interessen als Bürger zu vertreten, bzw. meine Grundrechte ausreichend zu schützen. Politik per Notverordnung hat noch nie zum Erfolg geführt.


    Ob all bisherigen Aktionen der "Rettung" des €uro dienten, daran beschleichen mich auch erste Zweifel. Denn bislang wurden lediglich Steuergelder dazu verwendet, (private) Banken zu stützen, die durch Fehlspekulationen in Schieflage geraten sind. Insbesondere haben sich die bisherigen Aktionen z.B. der EZB (dicke Bertha) als nicht effektiv erwiesen, die Krise zu bekämpfen, sondern im Gegenteil: Der €uro wird durch die wachsende Inflation gefährdet, Sparer werden schleichend ärmer. Darüber hinaus würde die Rolle des Bankhauses Goldman Sachs und die Laufbahn ehemaliger Mitarbeiter wie Mario Dragi, Mario Monti, Ottmar Issing oder Romano Prodi durchaus mehr mediale Beachtung verdienen, als bisher.


    Aus diesen Gründen nehme ich die Aussagen eines Herrn Prof. Dr. Schachtschneider sehr ernst, da dieser die bisherige Entwicklung voraussah und seine o.g. Überlegungen leider nicht mehr so unwahrscheinlich klingen, wie noch vor ein paar Jahren.


    Deine oben getätigten Aussagen, wie z.B. über die Kleinstaaterei des 18. Jahrhunderts, die "Angst" vor dem Verlust nationaler Souveränität oder den Einsatz ausländische Polizeikräfte empfinde ich zumindest mal als irritierend. Was ist Deine Aussage? Alles nicht so schlimm? Eine Konkretisierung wäre evtl. hilfreich.


    Denn wenn ich polemisieren wollen würde, könnte ich auf Deine Auslassungen so antworten:

    Zitat von tomduly;112692

    Ohne dieses Ziel vor Augen, hätte man den Prozess "Europäische Einheit" gar nicht erst anstossen brauchen, wir würden immer noch in der Kleinstaaterei des 18. Jahrhunderts leben.


    Naja, wenn allein Größe zählen würde, würden die Dinosuarier noch die Erde beherrschen. Zu was politische Überdehnung führt, kann man wundervoll am Beispiel der UdSSR lernen.


    Zitat von tomduly;112692

    Die Angst vor dem Verlust nationaler Souveränität durch den europäischen Einigungsprozess blendet die Wirklichkeit gekonnt aus: was nationale Souveränität heute noch Wert ist, erkennt man am britischen Staatsoberhaupt (die Queen ist der Souverän der Briten, Kanadier, Australier etc.)


    Es geht hier vor allem um das Budgetrecht des Parlaments, welches auch das "Königsrecht" des Parlamentes genannt wird. Und das aus gutem Grund: In der Magna Charta von 1215 wurde dem König von England (!) das Rechts abgetrotzt, dass Steuereintreibungen nur noch mit Zustimmung einer Reichsversammlung, dem Parlament, vorgenommen werden durften. Du siehst also: Wer König (Staatsoberhaupt) ist, ist seit 1215 insoweit egal, als dass das Parlament (= Volksvertretung) Mitspracherecht bei den Staatsfinanzen hat. Ein "Europäischer Einigungsprozess" ist IMHO kein Grund, von diesem Prinzip abzurücken.


    Zitat von tomduly;112692


    Definiere "ausländisch"... Vor hundert Jahren wäre eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei aus Bayern in Mecklenburg-Vorpommern auch als "ausländisch" aufgefasst worden, heute ists normal. Bei der Fussball-WM in Deutschland waren in den Stadien und auf den Fan-Meilen stets auch Polizei-Einheiten aus anderen europäischen Ländern mit allen polizeilichen Befugnissen im Einsatz (die kannten ihre eigenen Hooligans jeweils am besten). Hat sich niemand drüber beschwert, der Verlauf der WM ist als mustergültig in die Geschichte eingegangen. In Baden-Württemberg ist eine deutsch-französische Brigade stationiert -huch!


    Vor hundert Jahren, also 1912 (zu Kaisers Zeiten), waren weder Mecklenburg Vorpommern (damals: Grhm. Mecklenburg-Schwerin) noch der Freistaat Bayern (damals: Königreich Bayern) "Ausland", sondern Bundestaaten des Deutschen Kaiserreiches.


    Was man unter "ausländisch" definieren könnte:







    Vorteil bei o.g. "Lösungsansätzen" wäre, dass man spezialisiertes und trainiertes Personal bekommt, welches keine Skrupel hat, auch mal gegen Zivilis... äh, ich meinte Aufständische vorzugehen. Alternativ dazu könnte man den Bundeswehreinsatz im Innern weiter aufbohren und sich natürlich auf Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe c) EMRK berufen. Die "Betroffenen" können im Nachhinein den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen, falls sie sich ungerecht behandelt fühlen.


    Zitat von tomduly;112692


    Macht euch auf so vielen Gebieten wie möglich und soweit wie möglich von komplexen Systemen unabhängig (autark)! Vernetzt euch lokal und fördert regionale Wirtschaftskreisläufe!


    Wer auf Autarkie und Selbstversorgung setzt, kann ganz schnell als "antieuropäisch" gelten, schließlich setzt er seine Kaufkraft nicht dazu ein, Südfrüchte zu kaufen und die Wirtschaft der Mittelmeerstaaten anzukurbeln.
    Denn nur ein konsumierender Bürger ist ein guter Bürger! Warum glaubst Du, vor Enteignung (gibt es doch schon, siehe Notopfer Berlin, Kohlepfennig, Ökosteuer, Soli-Zuschlag etc. pp.) in diesem Fall sicher zu sein? Wie die Geschichte zeigt, ist es Selbstversorgern mit übermäßigem Landbesitz (z.B. eine Kuh oder Beschäftigung von Knechten) ist es schon mal schlecht ergangen.


    Eine zielführende Diskussion wird das so allerdings nicht...