Naivität beim Gedanken an den Ernstfall

  • Ich oute mich mal: Gleich zweimal musste ich in den letzten beiden Wochen über mich selbst lachen (wenn es nicht zum Heulen wäre), welche naiven Vorstellungen ich gehabt habe:


    1) Feuer und Rauch: Mein Arbeitgeber beschäftigt übers Land verteilt mehrere tausend Mitarbeitende, und ist nun den Bereich Sicherheit am Professionalisieren. Letzthin hatten wir mit dem Sicherheitsexperten - ein sehr fähiger und kompetenter Mann übrigens - eine Schulung betreffend Evakuierung unseres Gebäudes. Dabei hat er uns eindringlich gewarnt vor Rauch und dem Hollywood-Mythos, mit einem Taschentuch vorm Gesicht durch den Rauch aus einem Gebäude fliehen zu können, und dass eine sehr trainiert Person allerhöchstens drei Atemzüge durchhält und ganz sicher nicht aus dem Gebäude kommt, ausserdem muss man die Augen sicher sofort schliessen, das war mir irgendwie auch nicht so präsent. Ich meine, ich wusste, das Rauch kein Spass ist und grundsätzlich giftig (also ich würde jetzt keinen Grill anwerfen in geschlossenem Raum oder so), aber im Ernstfall hätte ich es wohl tatsächlich probiert mit dem Fliehen durch dem Rauch :banghead:.


    2) Notbremsungen: Vor einer Woche musste ein Bus, in dem ich an der Hintertüre bereit zum Aussteigen gestanden bin und mich FESTGEHALTEN habe, eine Notbremsung machen (und er war noch nicht mal mit normalem Fahrtempo unterwegs, sondern hatte bereits zum Halten eingespurt), und was soll ich sagen, ich bin durch den ganzen Bus geflogen und habe (zum Glück nur) sehr unschöne blaue Flecken und einen kleinen Schock davon getragen, es gab aber mehrere Leichtverletzte. Und ich als öV- Benutzer malte mir in unserem Regional- oder auch Schnellzug, beide benutze ich täglich, immer lebhaft aus, wie ich im Falle der Notbremsung oder Entgleisung mich genau hinter welchen Sitz oder so retten würde - seit letzter Woche weiss ich, dass ich mir da keine Gedanken machen brauche, weil es schlicht zu schnell geht :staun:

  • ein Arbeitskollege hatte im T4 einen Brita Wasserfilter hinter der letzten Sitzbank, der Filter wiegt keine 15kg, hat aber durch die Physik beim Bremsen an Energie aufgebracht und die Rückbank durchschlagen (Auffahrunfall)


    nun denk Dir was mit einem Menschen (90kg???) passiert der in einem Zug steht oder sitzt

  • Überall um uns herum ist Kunststoff in allen möglichen Formen und Farben verbaut. Dieser setzt beim verbrennen Salzsäure frei. Da hilft kein Taschentuch mehr! Generell ist vieles von dem was man in der Glotze sieht eher fragwürdig! Da wir Prepper ja von Natur aus neugierig auf alle unmöglichen Situationen sind schadet ein kleiner Ausflug zur örtlichen Feuerwehr beim nächsten Tag der offenen Tür sicherauch nicht...

  • das ist der grund, welshalb ich mich im bus mit meinem rolli ( wenn ich den kleinen nehme) mit einem koffergurt am haltegriss festgurte.
    bin schon mit rolli durch den buss geflogen, so am anfang. da nützen keine bremschen.... die schwerkraft knallt einen quer durch den bus.


    habe beim tüv ladungssicherung gelernt, was haben wir da fliegen sehn, da sind kräfte am werk, unheimlich..
    weswegen die sicherung der ladung, oder der personen, die hunde ect.so wichtig, denn dir fehlt die zeit zum reagieren.
    vorbeugen ist dann besser als sonst was.


    ausserdem fahren die busfahrer wie die henker manchmal. mit so viel lebendmaterial an bord..schon heftig.


    na es hat doch deine grauen zellen ermuntert sich damit zu beschäftigen, und du hast einen lerneffekt..
    siehs possitiv, denn es gibt nix schlimmeres als eine gefahr zu verharmlosen. (schlimm in sicht auf die folgen)


    gute fahrt, lg urbanrolli


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    ja, der umgang mit einem feuerlöscher will gelernt sein. ich habs mal beim tüv probiert, die ham da kontrolliert ne wanne benzin angezündet...
    nun da müsste ich noch lange üben..das ist gar nicht so leicht..


    nun,bei dem kram der überall drinn ist , oder beigefügt, vergiften wir uns ja schon beim normalen einatmen der dämpfe.
    wenn das mal fackelt, möchte ich nicht in der nähe sein...


    guter tip tag der offenen tür....


    lg urbanrolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Zitat von tomorrow;132613

    ...Dabei hat er uns eindringlich gewarnt vor Rauch und dem Hollywood-Mythos, mit einem Taschentuch vorm Gesicht durch den Rauch aus einem Gebäude fliehen zu können, und dass eine sehr trainiert Person allerhöchstens drei Atemzüge durchhält und ganz sicher nicht aus dem Gebäude kommt, ausserdem muss man die Augen sicher sofort schliessen, das war mir irgendwie auch nicht so präsent.



    Hallo Tomorrow,


    ja, das ist ein spannendes Thema. Die Giftigkeit von Rauchgasen entsteht meist dadurch, dass brennbare Stoffe unter unzureichender Sauerstoffzufuhr verschwelen. Die Hauptgefahr ist Kohlenmonoxid, dazu kommen Chlorwasserstoff und Cyanwasserstoff aus der Verschwelung von Kunststoffen, sowie Ammoniak aus der Verschwelung von z.B. Wolle oder Federn (Bettdecken).


    Massnahmen:


    Ausreichend Feuerlöscher an gut zugänglichen Stellen, Faustregel ein 6 kg Löscher pro Etage plus Keller
    Der Schlauch zur Gartenbewässerung sollte lang genug sein, um auch im letzten Winkel des Hauses als Feuerspritze einsetzbar zu sein
    Strategisch positionierte Rauchmelder, vor Schlafzimmern, im Treppenhaus - die Lebensversicherung
    eine Brandfluchthaube und eine Taschenlampe pro Nase im Nachtkästchen (die meisten Todesopfer entstehen durch Feuer, die Menschen im Schlaf überraschen)



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Kleiner Tipp: Gibt es bei Euch im Dorf eine freiwillige Feuerwehr: macht dort mit. erstens hilft das bei der Integration im Ort, dazu lernt man sehr viele gute Verhaltensregeln im Brandfall und dann im Einsatz seine eigenen Grenzen kennen.
    Die zehn Jahre Dienst in der Stützpunktfeuerwehr haben mir viele Augenöffner beschert, die man so nicht mal in der Armee beigebracht bekommt. Ich vergesse niemals die erste Übung mit dem Atemschutz im Brandhaus, als mir als Rohrführer beim öffnen einer Tür ein Feuerschlag die Wangen verbrannt hat, obwohl ich den Kopf nur ca. 30cm überm Boden hielt.
    Während eines Einsatzes bei einem Brand in einem Discounter sahen wir die Hand vor Augen nicht, und die Messgeräte zeigten Werte an Giftstoffen, welche ohne Atemschutz binnen Sekunden zum Tode geführt hätten. Es gab einige ereignisse, die nur mit sehr viel Glück und dank einer sehr guten Ausbildung glimpflich abliefen.
    Am übelsten waren die Unfälle auf der Autobahn... Auf diese Erfahrungen hätte ich gerne verzichtet.
    Man sollte sich keinen Illusionen hingeben: Ohne Atemschutz oder wenigstens Fluchthaube hätte man in einem Mehrfamilienhaus kaum eine Chance zur Flucht, wenn der Fluchtweg verraucht ist.

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr