...Du beruflich für andere Menschen verantwortlich bist und eine Krise ausbricht

  • In D gibt es sowas nicht, zumindest nicht staatlich organisiert, eben nur auf freiwilliger Basis (Reservisten, freiwillige Feuerwehr,....)


    Ich arbeite zwar (noch) nicht in einem "Verantwortungsbereich", aber würde vermutlich auch helfen, sobald ich mein "Needs" abgearbeitet habe. Ganz in der Nähe sit ein sogenanntes Mehrgenerationenhaus (Sichtweite), wo im Ernstfall sicher auch ein paar zusammenkommen, sei es nur um ihre Kinder dort zu lassen weil die Kindergärten zu sind oder was weiß ich.
    Etwas weiter, auch noch im Rahmen von 5 schnellen Gehminuten ist ein Altenheim, wo ich eventuell auch aushelfen könnte.
    Also das wäre mein Plan für zB flächendeckenden Stromausfall.


    Kommt allerdings stark auf die Krise an, findet Uni noch statt, werdeich trotzdem dorthin gehen, einfach weil dort mehr Kommunikationsmöglichkeiten sind ( eigenes Stromnetz, extrem schneller Internetanschluss am Backbone, AmateurfunkAG,....) und ich ja auch noch weiterlernen möchte.



    Revedere Romal

  • Zitat

    Es gibt genug Freiwillige in den verschiedenen Organisationen, aber ohne jemandem zu nahe zu treten, ist der Stand der Ausbildung bei vielen Freiwilligen unzureichend.


    Das möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ich denke, dass es hier immer auf die jeweilige Person ankommt. Natürlich spielt Erfahrung hier auch eine große Rolle aber ich kann zumindest aus meinem Bereich folgenden Vergleich machen: Wir haben 2 Notarztsysteme, eines davon ist rein hauptamtlich und eines rein ehrenamtlich besetzt. Während die Hauptberuflichen "ihren Dienst herunterspulen" und dann meistens eher desinteressiert sind, ist die medizinische Versorgungsqualität am ehrenamtlich besetzten NEF deutlich um einige Level höher angesiedelt, da sich die Sanitäter dort sehr aktiv um Aus- und Weiterbildung kümmern während die hauptberuflichen Sanitäter halt ihren Pflichtteil erfüllen.


    Man kann die Qualität nicht unbedingt am Beschäftigungsverhältnis ablesen... sondern an der jeweiligen Motivation und auch Vorgabe der Trägerorganisation. Wenn ich Qualität will, muss ich diese auch ermöglichen und anbieten. Dann kann ich sie aber auch Voraussetzen.


    Sorry für den kleinen Exkurs.

    acta, non verba - viribus unitis

  • Zitat von sokaris;132807

    Das möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Ich denke, dass es hier immer auf die jeweilige Person ankommt. Natürlich spielt Erfahrung hier auch eine große Rolle aber ich kann zumindest aus meinem Bereich folgenden Vergleich machen: Wir haben 2 Notarztsysteme, eines davon ist rein hauptamtlich und eines rein ehrenamtlich besetzt. Während die Hauptberuflichen "ihren Dienst herunterspulen" und dann meistens eher desinteressiert sind, ist die medizinische Versorgungsqualität am ehrenamtlich besetzten NEF deutlich um einige Level höher angesiedelt, da sich die Sanitäter dort sehr aktiv um Aus- und Weiterbildung kümmern während die hauptberuflichen Sanitäter halt ihren Pflichtteil erfüllen.


    Man kann die Qualität nicht unbedingt am Beschäftigungsverhältnis ablesen... sondern an der jeweiligen Motivation und auch Vorgabe der Trägerorganisation. Wenn ich Qualität will, muss ich diese auch ermöglichen und anbieten. Dann kann ich sie aber auch Voraussetzen.


    Deinen Exkurs kann ich auch aus meinem Dienstbereich so bestätigen, es liegt hauptsächlich an den einzelnen Personen! Es gibt überall motivierte, die sich in ihrer Freizeit haufenweise Kenntnisse aneignen, aber leider auch viele, die in den Dienst nach Vorschrift verfallen. Das Problem bei hauptamtlichen ist häufig, dass sie ihren Dienst runterspulen und dann nach Hause gehen. Es liegt halt in der Persönlichkeit. Bei Beamten kann man eh nicht mehr sortieren, wenn diese in den Lethargie-Modus fallen, aber auch bei freiwillig Dienstleistenden fällt mir vermehrt auf, dass die meisten Organisationen froh sind, dass überhaupt jemand mitmacht und man lieber die nimmt, als keinen zu haben. Das ist mMn jedoch auch nicht sehr förderlich.


    ABER!, alle die sich hier im Forum tummeln sind wahrscheinlich von der Sorte Mensch, die auch was bewegen wollen und sich viel mehr Wissen aneignen, als 98% der übrigen Bevölkerung. In diesem Sinne, seid fleissig...

  • So kalt es klingen mag, aber hier wird es in einem shtf Fall Verluste geben. Traurig, aber so läuft das Leben.

  • Hallo zusammen


    Es wird wohl sehr von dem Umständen abhängen ob und welche Hilfe oder Helfer zu Verfügung wären.


    Wenn man, wie Du es vielleicht angedacht hast, an ein Szenario denkt, an dem die öffentlichen Strukturen zerfallen würden, würde ich wohl eher an mich oder meine Familie denken.
    Was nützt es Dir, wenn Du eine Person manuell beatmen könntest, die dann doch sterben wird?
    Wie lange willst Du diese eine Person beatmen? Wen wirst Du aussuchen?


    Auch wenn ich jetzt den Sturm der Entrüstung über mich herauf ziehen sehe, würde ich mich für meine Familie und mich entscheiden.
    Da wäre mir unsere eigene Haut doch zu kostbar.


    Gruß Jumbopapa

  • Zitat von jumbopapa;132942


    Wenn man, wie Du es vielleicht angedacht hast, an ein Szenario denkt, an dem die öffentlichen Strukturen zerfallen würden, würde ich wohl eher an mich oder meine Familie denken.


    Auch wenn ich jetzt den Sturm der Entrüstung über mich herauf ziehen sehe, würde ich mich für meine Familie und mich entscheiden.
    Da wäre mir unsere eigene Haut doch zu kostbar.


    Gruß Jumbopapa


    Hallo Jumbopapa,


    den Sturm der Entrüstung wirst Du hier nicht erleben. Ich und vermutlich die Mehrzahl der anderen hier werden genau so denken. Ansonsten: Um anderen helfen zu können, muss ich erst mal selbst am Leben bleiben. Letztlich, meiner Erfahrung nach ist ein Helferinstinkt so ziemlich genetisch in uns eingebaut, wir brauchen darauf also nicht sonderlich stolz sein. Ich habe schon möglicherweise zwei mal Menschen das Leben gerettet, das eine mal war in der algerischen Sahara, hat mich einen halben Tag, Reifenflickzeug und einen Kanister Trinkwasser gekostet, um ein paar unterirdisch schlecht ausgerüstete im Erg Oriental gestrandete Touristen wieder flott zu machen, der andere Fall auf einer nächtlichen Landstrasse in Deutschland hat mich einen Verbandkasten und ein paar blutverschmierte Klamotten gekostet. Also in beiden Fällen wenig Einsatz im Vergleich zum Ergebnis.


    Ich erwarte sagar im Gegenteil, dass beim Zerfall der öffentlichen Strukturen Hilfsbereitschaft aus den unerwartetsten Ecken kommt, insbesondere von Menschen, die auf die Situation vorbereitet sind, die sich Hilfsbereitschaft bequem leisten können, weil sie nicht ums eigene Überleben und das ihrer Familie kämpfen müssen.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Beruflich bin ich zwar nicht für andere Menschen verantwortlich aber aufgrund meiner Arbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr schreib ich trotzdem was dazu.
    Kann natürlich nur über meine Erfahrungen bei meinem Löschzug schreiben. Hier sage ich ganz klar würde ich so lange meinen dienst tun wie von mir, von meinem Löschzugführer, gefordert würde. Das ist nen cleverer Mann und ich unterstelle ihm mal einfach das er es sagen würde wenn die Situation " aussichtslos" ist.
    Wenn ich von den Großereignissen ausgehe die ich erlebt habe funktionierte das bis jetzt immer sehr gut. Z.b 2007 der Sturm "Kyrill" 2 tage im Einsatz. Da waren die Leute aufgrund von Kommunikationsproblemen schon vor alarmierung im Gerätehaus, wie selbstverständlich.
    Oder der einsturz vom Kölner Stadtarchiv. Im Rundfunk gehört und schon waren die ersten Freiwilligen da.
    Ich hoffe das es am Tag X genauso ist. Aber wenn die Situation Aussichtslos ist vermute ich das WIR ( also meine Kameraden) in erster Linie unsnselber unterstützen würden...

  • In den 80er Jahren habe ich einige Jahre in den USA gelebt und gearbeitet. Bevor ich meine ärztliche Zulassung hatte, bin ich als amerikanisch geprüfter EMT = emergency medical technician = Rettungssanitäter durch die Gegend gefahren.


    Man bekommt in der Ausbildung folgenden Spruch eingebleut:


    "a dead EMT is a bad EMT"


    übersetzt "ein toter Sani ist ein schlechter Sani".


    Das bezog sich vor allem auf die Fahrpraxis (die in den USA für Notfallfahrzeuge sehr reglementiert ist, z.B. nicht schneller als 10 Meilen/h über der örtlichen Höchstgeschwindigkeit, ein haltender Schulbus mit Warnblinkanlage darf auch mit Sondersignalen nicht überholt werden, sondern man muss dahinter warten, bis er den Warnblilnker ausschaltet usw.....).


    Aber das gilt selbstverständlich auch für andere Szenarien.

  • Zitat von Gresli;132794

    Hallo Zusammen,


    Frage: Gibt es in A und D keine Zivilschutzorganisation?


    Hallo Gresli,


    in D das THW, unterstützt von den lokalen freiwilligen oder beruflichen Feuerwehren und ggf. der Bundeswehr.

    Zitat von Gresli;132794


    In der CH sind praktisch alle Männer entweder (noch) bei der Armee oder beim Zivilschutz (auch die Untauglichen) eingeteilt. Frauen und Leute ohne CH-Pass freiwillig.


    Ja nun. Wir haben in D ja gerade die Wehrpflicht abgeschafft, Ob das eine gute Entscheidung war, darüber lässt sich trefflich diskutieren.

    Zitat von Gresli;132794

    Ich z.B. würde in einem solchen Fall eingezogen


    Ich würde zwar möglicherweise auch noch eingezogen, da Reservist, aber ich würde es nicht abwarten. Ich würde mich freiwillig melden. Das war übrigens bei dem zurückliegenden Hochwasser in D ganz spannend. Es hat an Freiwilligen nicht gefehlt.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ach mein altes Thema wird noch mal ausgegraben - ich kann auch noch was dazu beisteuern.


    Wegen des Hochwassers hatte meine Freundin genau so ein Problem, alle Zufahrtswege zum Klinikum versperrt, also kamen an dem Montag fast keine Ärzte in die Klinik.
    Folge war, dass sozusagen auf Wochenendbesetzung gearbeitet wurde und geplante, nicht dringliche Diagnostik verzichtet wurde.
    Sie hatte dann einen Tag zwangsfrei sozusagen.
    Die kommenden Tage sind die dann über große Umwege zur Klinik gekommen.
    Es war aber teilweise unsicher ob sie Abends zurückkommt, daher habe ich mit ihr ein BoB gebastelt und es ihr als 3 Tages Notfall-Übernachtungsrucksack verkauft.
    Das Teil steht immer noch gepackt hier rum.


    Aber ein gutes Beispiel, wie selbst kleine externe Veränderungen dass Gesundheitswesen als Beispiel ankratzen können.
    Da durch ist vermutlich niemand gestorben aber es ist gut möglich, dass Patienten mit einem Schlaganfall nicht so schnell Hilfe bekamen wie sonst.
    Der Dienstarzt der nach dem Nachtdienst seine Stationen übergeben wollte hat sich bestimmt auch seine Gedanken gemacht als niemand kam.


    Für mich/uns auf jeden Fall ein Grund das BoB Konzept zu überdenken und an dem Thema dieses Beitrags dran zu bleiben.
    Wenn ich Semesterferien habe telefoniere ich mal mit meinem EX-Chef der lange in der Leitung und Planung bezüglich Brandschutz und Notfallpläne an einer großen Uniklinik tätig war, dann füttere ich Euch mit einigen Infos aus dem (maroden) Gesundheitswesen.

    IN LIBRIS LIBERTAS