Abseilen im Notfall - Geht das so einfach?

  • Es gibt im Notfall evtl. Situationen, wo man sich aus einem Gebäude, von einer Steilwand, einem Schiff oder andeen Dingen abseilen muss. Voraussetzung ist natürlich, ein Seil ist greifbar und es sollte auch bis zu dem Punkt reichen, wo man hin will. Wer ein Tau, eine Leiter oder eine Strickleiter hat ist fein raus. Gedanken über solche Fälle sollte man sich aber schon machen.
    Ich habe hier öfter mal gelesen, dass sich der ein oder andere einfach irgendwo abseilen will. Einfach ist das nicht - und ungefährlich auch nicht. Hier ein paar Informationen für die, die sich damit bisher noch nicht beschäftigt haben.


    Wie seile ich mich ab?
    Was sollte ich alles beachten?


    Hier meine Gedanken zu dem Thema. Eines gleich vorweg: Bitte probiert das nicht einfach aus! Das soll erst einmal zum Nachdenken anregen. Wenn ihr das wirklich lernen wollt, schnappt euch einen Ahnungsvollen (der sollte so etwas am seil schon öfter gemacht haben, z.B. ein Bergsteiger, Seilkletterer, Baumpfleger) und probiert das in ein Meter Höhe aus. Am besten über tiefem Wasser.
    Den Dülfersitz beschreibe ich hier nicht, da er sehr schwer zu lernen ist und nicht ganz ungefährlich. Senkrecht kommt man auch nur mit Erfahrung runter.


    Was braucht man?


    1. Ein Seil.
    Das Seil sollte mich tragen können und auch bei dynamischen bewegungen nicht reißen. Das ist natürlich ein Problem, denn nur bei echten Kletterseilen steht so etwas auch am Seil dran. Es sist somit eines der größten Risiken, ob das Seil mich wirklich trägt. Wer vorsorgt, hat ein entsprchendes Seil dabei - na ja, leider wiegt es auch ne Menge, wenn es halbwegs lang ist. Am besten zum Abseilen sind sogenannte halbstatische Seile. Wichtig ist jedoch, dass das Seil NIE locker sein darf - das endet sonst unter Umständen tödlich, falls man in das Seil hinein fällt. Ok, Seil ist also da.




    Auf dem Bild ist ein Sportkletterseil abgebildet und zwei Klemmschnüre aus Reepschnur (ich glaube 6mm), die aber zu dünn sind! Ich würde immer nur 8mm dicke Schnur wählen.


    2. Einen provisorischen Klettergurt
    Das ist eines der größeren Probleme, denn ich brauche so etwas wie einen Klettergurt. Aus einem Stück Seil kann man sich einen Hilfsgurt basteln, was aber nicht einfach ist. Manch einer hat auch einen echten taktischen Gürtel mkt einer für die Kletterei ausgelegten Schnalle, die auch das Körpergewicht sicher hält. Einfach ein Seil um den Bauch legen geht nicht.
    Für einen provisorischen Klettergurt muss man zwei sich nicht zuziehende Schlingen binden, die um die Beine gelegt werden. Eine weitere Schlinge (nicht zuziehend) wird um das Becken gelegt. Die drei Schlingen werden vorne mit einem weiteren Stück verbunden. Für das Anfertigen der Schlingen eignet sich der doppelte Spierenstich, weil garantiert sicher.
    Wer einen Klettergurt hat ist natürlich fein raus. Einfache Klettergurte sind sehr leicht und klein zusamman legbar.
    Eines der größten Probleme bei provisorischen Gurten ist das Einschneiden das Materials in die Beine. Dadurch werden die Blutgefäße abgedrückt und bei relativ wenig Bewegung staut sich das Blut in den Beinen. Man bekommt nach ca. 10 bis 25 Minuten das Hängetrauma und ist dann bewegungsunfähig (bewußtlos) und wird ohne Hilfe daran sterben. Wird man gerettet, kann man immer noch am nachträglichen Schock sterben. Schon öfter passiert. Also keinen Quatsch machen.


    3. Etwas zum Festbinden am Seil
    Man benötigt ein Stück Seil, welches als sogenanntes Klemmknotenseil fungiert. Dieses Seil muss auch das Gewicht des Kletterers tragen und sollte nicht viel dünner sein als das Seil (etwas aber schon). Wenn das Seil ca. 10-12mm dick ist, sollte das Klemmseil ca. 8-10mm dick sein. Nicht weniger.


    4. Etwas zum dran Festmachen
    Um das Seil anzubinden braucht man einen sogenannten Anschlagpunkt. Der muss ordentlich sicher sein und darf keine scharfen Kanten haben. Falls doch, muss man etwas anderes vorab drum binden, z.B. eine Kette oder ein Stahlseil, so vorhanden. Die Schneidwirkung von Kanten an Stahl oder Beton darf man nicht unterschätzen. Man kann auch etwas Dickes unterlegen, falls man sich sicher ist, dass es nicht verrutschen kann. Auch ein Feuerwehrschlauch, Gartenschlauch oder Ähnliches helfen da sehr. Gut geeignet sind gemauerte Träger, Stahlträger, die Mauer zwischen zwei Fenstern usw. Ungeeignet sind oft Heizungsrohre oder andere nur schwach befestigte Dinge in einem Gebäude.



    Vorgehen:


    Zuerst wird der Gurt angelegt oder gebaut. Den kann man oben auch noch testen, in dem man sich irgendwo dran hängt. Sollte man auch tun.


    Nun das Seil am Anschlagpunkt befestigen. Schön wäre es, wenn das Seil doppelt so lang, wie die Höhe ist, denn dann wird es einfach nur um den Anschlagpunkt gelegt und beide Enden reichen bis unten. Wenn man das Seil nicht braucht, kann man oben einen gesicherten! Palstek verwenden. Ich würde einen Schmetterling bevorzugen. Wenn man ein zu kurzes Seil danach noch abziehen möchte, braucht man wenigstens eine dünne Schnur, die ebenfalls bis unteen reicht. Die wird dann am anderen Ende des Schmetterlings befestigt und man kann hinterher das Seil herunterziehen, wenn man an der Schnur zieht.





    Auf dem Bild ist ein Schmetterlingsknoten zu sehen. Durch die nun entstandene Öffnung wird eine Seite des Seils (die lange) erst um den Anschlagpunkt und dann hindurch gefädelt.



    Dann wird das Klemmknotenseil in das Kletterseil gebunden. Ich würde dazu immer den Prusik nehmen, denn der ist in Notfällen am sichersten zu beherrschen. Es gibt auch noch andere Knoten dafür aber das würde hier zu weit führen. Ich würde aus Sicherheitsgründen zwei Klemmknotenseile verwenden, denn nur mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl kommt man mit einem Prusik heil nach unten. Das ist ja ein Klemmknoten und wenn man den falsch behandelt also lockert und dann abfährt wird er zu heiß und das Seil schmilzt durch. Bei zwei Klemmknoten kann man immer einen etwas lockern und den anderen Nachschieben. Dafür baut man einen längeren Knoten und tritt dann mit dem Fuß hinein. Lässt sich doof beschreiben - soll auch erst einmal als Anregung dienen. Wer das lernen will, muss sich damit tiefer beschäftigen.


    Der Prusik:






    Auf dem Bild sind zwei Klemmknotenseile mittels Prusikknoten befestigt.



    Auf diesem Bild ist mal alles komplett dargestellt. Der Baum wäre der Anschlagpunkt. Der Karabiner würde jetzt mit dem provisorischen Gurt verbunden werden (oder einfach anbinden). Das Seil ist in diesem Falle mit einem gesicherten Palstek angebunden worden. Der Palstek wurde mit einem doppelten Spierenstich gesichert.

    Hier noch einmal der gesicherte Palstek:




    Nun muss man sich in das Seil hängen. Der Klemmknoten muss fassen, damit man nicht abrauscht. Dann wird der Knoten ganz leicht gelöst und man kann etwas tiefer rutschen. Mit einem zweiten Knoten geht das viel besser, denn dann kann man mit einem Fuß in einer Schlaufe stehen und das Ganze gut steuern.


    Wer eine Abseilacht dabei hat ist natürlich fein raus. Aber wenn nicht, dann hllft die Knotentechnik.


    Hier ist ein guter Platz zum üben: :face_with_rolling_eyes:




    Bei Fragen einfach fragen.



    cu Tom





  • Hallo eraperb,


    das war ein Beitrag "First Class". Mit Dank von der Moderation.


    Insbesondere die Prussikschlinge sollte jeder in seinem Knotenrepertoire haben, den Palstek sowieso.


    Danke.


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hi,


    so ein Tau das außen wie Hanfseil aussieht aber aus Kunststoff und UV- und wetterfest ist, gibts bei uns im Baumarkt für gar nicht sooo teures Geld.
    Ich habe davon ein 10-m-Tau über unserem Balkon befestigt, weil, wie ich Dir vollkommen zustimme, am Tau abseilen wirklich jeder auch in Panik und ohne Übung hinkriegt.


    Noch besser wäre natürlich ein feuersicheres Treppenhaus oder eine Feuerleiter, aber das kann man sich halt nicht immer aussuchen.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • matthias:


    Mache ich gern. Danke.
    Ich finde, man darf aus einem Forum nicht nur Wissen entnehmen, sondern sollte versuchen, seine eigenen Erfahrungen und Fertigkeiten ebenfalls weiter geben.
    Klar macht das Arbeit - aber andere Forsten haben sich ja auch die Arbeit gemacht.
    Ich habe aus diesem Forum schon viel lernen können und freue mich, dass meine Beiträge gern gelesen werden.



    @Nick:


    Ja ein Tau ist natürlich gut.


    Leider ist es auch sehr dick und schwer. Für zu Hause eine sehr gute Investition.Für unterwegs keine Alternative.
    Ein Seil würde noch gehen. 9mm-Seile aus dem Profibereich würden ja ausreichen und sind bei 20m auch noch im Rahmen. Ein wenig Klemmknotenseil dazu und man könnte schon was tun.


    Viel wichtiger finde ich die Fertigkeit, sich irgendwo abseilen zu können, wenn man das Material vor Ort finden würde.
    Mit nur zwei Knoten - dem Prusik und dem doppelten Spierenstich - würde ich überall hoch und wieder herunter kommen - jedenfalls so hoch, wie ich einen Stein an einer Schnur werfen könnte - bzw. besser pendeln könnte. Vorausgesetzt, da ist irgend ein Ankerpunkt.


    Ich hab das geübt und kann mit den richtigen Materialien auch auf 30m kommen (7-8 Stock). Von unten wohlgemerkt. Das werde ich mal in einem anderen Fred demnächst vorstellen, falls Interesse besteht. Mit anderem Equipment komme ich auch auf 40m Höhe. Hab ich hier liegen.



    cu Tom

  • Hi eraperp


    ich unterscheide da zwischen Preppen für mich und Preppen für andere. Für mich selbst kann ich Fertigkeiten erlernen, Klettern gehört definitiv dazu. Und zwar nicht nur bei schönem Wetter, wenn die Felsen griffig sind, sondern wenns mal kälter ist und die Finger nicht mehr wollen, oder bei den ersten paar Tropfen nicht aufhören, sondern weiterkämpfen.


    Bei Familienmitgliedern oder anderen, die mir wichtig sind muss ich halt mit Material preppen, und vielleicht ermuntern, das eine oder andere zu lernen.
    So als Tipp:
    Eine Kletterwand fürs Wohnzimmer kann man sich auch selber basteln und Kinder kurz nach dem Laufen lernen lernen auch schnell klettern. Unser kleinster ist schon eine Leiter hoch, bevor er aufrecht gehen konnte. Das hat mich dann schon etwas benunruhigt. Andererseits war ich auch ein bischen stolz... :)


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Ich finde gut, wenn man selbst bestimmte Fertigkeiten erlernt.
    Neben dem Abseilen könnte ich meine ganze Familie irgendwo ablassen. Damit helfe ich also auch anderen, wenn ich selbst etwas lerne.


    cu Tom


  • Bitte keine Baumarktseile zum Klettern oder Abseilen benutzen! (Das fehlt noch im Themenstart)...Auch wenn die so aussehen, heisst das nicht das die gut sind. Und bitte nichts nachmachen was man im TV sieht.... genau wie oben beschrieben...zeigen lassen und üben üben üben...

    Gruß David

  • Guten Morgen,


    wenn nicht mehr als ein Seil zu Verfügung steht, dann gibt es noch die Abseilvariante mit dem Dülfersitz.
    Auch wenn diese Variante wenig Spaß macht und je nach Umständen auch schmerzhaft ist,
    so ist es doch eine interessante Möglichkeit sich ohne Hilfsmittel (ausser Seil) abzuseilen.


    Bevor die Frage aufkommt, ja ich habe diesen schon mehrfach im Zuge von Ausbildungen angewendet.


    Als kleiner Tipp, wer sich zum Erstenmal an den Dülfersitz ranwagt,
    sollte sich seperat mit einem Seil (zusätzliche Sicherungsperson) absichern.


    LG
    maniacmantis

  • Hallo!


    Noch ein kleiner Tipp für alle die sich überhaupt mal an das Thema Klettern/Abseilen rantasten wollen:
    In vielen Städten unterhält der Deutsche Alpenverein Sektionen (Ortsvereine). Oftmals bieten die in ortsansässigen Kletterhallen Schnupperkurse an. Diese sind meist nicht teuer und bieten einen guten ersten Einblick in die Materie. Dort (im Schnupperkurs) wird zwar wenig bis garnicht auf solche Behelfslösungen eingegangen, aber man kann ja auch den Ausbilder/Instructor mal gezielt danach fragen :winking_face:


    http://www.alpenverein.de/DAV-Services/Kletterhallen-Suche/


    Auch in Orten ohne Sektion des DAV, können Schnupperkurse meist direkt in den Kletterhallen gebucht werden. Ist übrigens auch ein tolles Wochenendeprogramm für die ganze Familie oder als "Pärchen", wenn draußen das Wetter partout zu schlecht ist und man trotzdem "was machen" möchte. Und NEIN, ich bin kein Mitglied im DAV :winking_face:


    Der "taktische Gürtel" der von @eraperp angesprochen wurde, ist auch unter dem Namen "Riggers Belt" bekannt und gerade im militärischen Bereich sehr beliebt. Neben der Funktion eines Normalen "stabilen" Gürtels erfüllt er die Funktion eines Notfall-Abseilgurts.


    http://www.hqg.de/hqg/de/shop/…qn39e3ahqsumtenrp5onf8ts5


    Hier mal eine beispielhafte Auswahl. Gibt es von diversen Herstellern, wobei meine persönliche Empfehlung ganz klar zu Blackhawk, Arc'teryx oder (mein persönlicher Favorit) Lindnerhof geht.


    Die Stabilität ist einerseits wichtig, da der Gürtel bereits im Normalbetrieb enorm belastet wird. So werden häufig Obersenkelholster für Kurzwaffen oder Zusatzliche Ausrüstung am Gürtel Befestigt (Modularplatten für die Aufnahme diverser Taschen, Magazine, EH-Ausrüstung, etc.). Dabei neigen die "normalen" Gürtel oder die günstigen Riggers Belts dazu, in sich zusammen zu fallen. Das wird auf Dauer äußerst schmerzhaft durch die Scheuerung am Becken und die Druckstellen.


    Bei der Verwendung als Notfall-Abseilgurt gibt es diverse Möglichkeiten und Meinungen dazu. Manche würden den Gürtel "normal" in den Gürtelschlaufen der Hose lassen und nur den Karabiner einhängen, den Prusik stecken/legen, das Seil in den Karabiner ziehen und damit abseilen. Wäre nur meine absolute Notfalllösung wenn für alles andere keine Zeit bleibt. Grund: Der Schwachpunkt dabei sind die Gürtelschlaufen der Hose. Wenn ich gerade im Seil hänge und die Gürtelschlaufen reißen, besteht die Gefahr des "durchrutschens".


    Zweite Möglichkeit (die ich persönlich als unbequemste, aber sicherste bewerte) ist die Verwendung als "Achselgurt". Dabei schlingt man dich den Gurt um die Brust und unter die Arme, stellt ihn so eng ein, das maximal eine Handbreit zwischen Brustbein und Gurt passt. Wenn man dann herabgelassen wird, kreuzt man die Arme vor der Brust und ein durchrutschen ist praktisch ausgeschlossen. Man kenn diese Version evtl. von der Helikopterrettung aus dem Fernsehen (meistens USA, Seenotrettung), nur das dort eben spezielle Schlaufen verwendet werden. Ein weiterer Vorteil hierbei ist, das auch ein senkrechtes Ablassen aus größerer Höhe relativ Gefahrlos möglich ist.
    Nachteile gibt es aber auch. Und das nicht wenige: 1. Da man die Hände vor der Brust kreuzen sollte, ist dies ein rein "passives" ablassen/abseilen. Man kann nur wenig bis garnicht unterstützen. 2. Man braucht dafür immer mindestens einen Partner. 3. Es schneidet extrem ein unter den Armen wenn man freihängend herabgelassen wird.


    Weitere Möglichkeit ist das "reinsetzen" in den Gurt was ich als absolut unsicher einstufe und deswegen auch nicht weitere betrachten möchte. Wer sich über die grundsätzlichen Möglichkeiten informieren möchte, was man alles machen kann, findet auf Youtube tonnenweise Material darüber. Ich persönlich habe aber noch kein Video gefunden das meine Meinung wiederspiegelt, deswegen verzichte ich auf eine Verlinkung.


    WICHTIGER HINWEIS: WEr das ganze praktisch Ausprobieren möchte soll das UNBEDINGT und fachkundiger Aufsicht und zusätzlicher kletterüblicher Sicherung tun. Dann kann man sich gefahrlos an die Limits dieser Belts rantasten. Auch das geht übrigens in den Kletterhallen, wenn man entweder die entsprechenden Kenntnisse nachweisen kann oder direkt einem der Instruktoren sein Anliegen schildert.


    Disclaimer: Ich selbst bin "rechtlich" / formal keine fachkundige Person in diesem Bereich. Deswegen bitte bei jeder praktischen Anwendung zu Übungszwecken eine zusätzliche Sicherheitsebene (SICHERUNG) einbauen!!!!

  • @maniacmantis:
    Den Dülfersitz hatte ich in meinem Erstpost explizit ausgeschlossen, da nicht mal eben so einfach anwendbar. Außerdem auch relativ gefährlich, gerade wenn man unter Stress steht.



    @De_Ba_Be:
    Ja, diese Gürtel sind gut, wenn die Qualität stimmt. Man sollte sehr vorsichtig sein, was die Herstellerversprechen angeht. Immerhin sind diese Gürtel nicht zertifiziert als PSA (Persönliche Schutzausrüstung) - auch wenn oft AustriAlpin-Schnallen eingesetzt sind, die das ja sind.


    Wenn das Gurtmaterial halbwegs was taugt, würde ich den Gürtel mit einer zertifizierten Schnalle zum Abseilen verwenden. Man kann mittels zweier Seilstücken dann auch relativ schnell einen Klettergurt daraus bauen. Damit verhindert man auch effektiv das Durchrutschen.


    Manche Gürtel haben sogar eine extra Schlaufe. Dieser hier zum Beispiel: https://www.amazon.de/gp/css/o…&sr=&tag=httpswwwaustr-21
    Diese würde ich NIE zum Abseilen verwenden. Immer das Seil direkt durch den Gurt fädeln. Solche Schlaufen sind ungeeignet trotz gegenteiliger Behauptungen.


    Hier mein Gurt, den ich bevorzuge. Warum? Er hat eine AustriAlpin-Schnalle (steht aber 5.11 drauf), welche schön schmal ist und einfach durch Schlaufen gezogen werden kann. Die aufgebrachte Schlaufe nutze ich max. als Schlüsselanhänger. Ganz verlassen würde ich mich auf solche Gürtel nie. Nur wenn der Notfall es absolut erforderlich macht.




    Einen zweiten Gurt habe ich mir selbst gebaut. Er ist absolut stabil und ich würde ihn auch zum Abseilen verwenden. Als Schnalle kommt eine Fallschirmschnalle zum Einsatz, welche von V-Tec nachgebaut wird. Leider kostet die Schnalle schon 100 Euro. Gurtmaterial nehme ich aus dem Tauchbereich (Halcyon), da 5cm breit und äußerst stabil.



    cu Tom

  • Hi Tom!


    Was das Material angeht hast Du natürlich recht. Deswegen auch meine Empfehlung für Lindnerhof, Blackhawk und Arc'teryx. Diese Marken sind (nach meiner Erfahrung und der Empfehlung einiger "spezieller" Kameraden) in der Qualität bedenkenlos zu verwenden. Es gibt sicher noch weitere gute Hersteller.


    Das bauen eines Sitzgurtes daraus geht natürlich, entsprechende Fähigkeiten und Material vorausgesetzt. Hier jedoch ein weiterer Hinweis:


    Bei einem Sturz ins Seil ist gerade bei solchen reinen Sitzgurten die Gefahr eines Überkippens nach hinten erheblich. Der Schwerpunkt liegt über dem Fixpunkt am Riggersbelt und somit kommt die Schwerkraft zum Zuge. Wenn man nun, nach einem Sturz ins Seil/in den Gurt auch noch bewusstlos ist, hängt man kopfüber am Belt und die Beinschlingen, sofern nicht genaustens angepasst, werden das rausrutschen allerhöchstens verzögern.


    So oder so, es bleibt eine Lösung für den Absoluten Notfall.

  • Ja, das kann man wirklich nur machen, wenn man Ahnung davon hat.


    Das sollte die Anregung sein - sich damit evtl. mal zu beschäftigen.
    Es gibt bei der ganzen Kletterei am Seil mehrere Probleme bzw. Dinge, die man unbedingt beachten sollte, z.B.:


    - niemals darf das Seil schlaff sein
    - niemals in das Seil hineinfallen, denn es gibt so gut wie keine Dämpfung
    - niemals Seile unbekannter Herkunft verwenden (in der Jetztzeit also nur zertifizierter Kram)
    - alles hundert mal trocken üben mit Anleitung, dann 1m über dem Boden, dann zusätzlich gesichert in der Höhe


    Keine Experimente! Das ist lebensgefährlich.

    cu Tom

  • Also ich verstehe nicht, warum sich nicht gleich einen Klettergurt kaufen, so groß ist der doch nicht, ist leicht am Bob zu befestigen und ist nicht so schwer. Also ich würde für mich da keine Experimente machen und der Klettergurt ist in der freien Natur sehr schnell angezogen, dazu ein paar Karabiner und einen Abseilachter und man kann sich fast überall abseilen. Die Idee für zuhause mit der Strickleiter ist eine gute Idee.


    Eraperp du hast mich an meine Knotentechniken erinnert, ich sollte mal wieder üben.


    Und der Vorschlag von Opa mit den Kindern zum Klettern gehen, kann ich nur empfehlen, je kleiner umso leichter fällt es den Kindern, die sind da dtl. schmerzfreier, wenn ich da meinen Kleinen(5J) immer am Seil sehe.....


    Gibt es eigentlich einen Thread mit den wichtigsten Knotentechniken?


    Jonn

  • Wenn man einen Klettergurt dabei hat, ist es doch gut. Aber wer hat wie oft einen Klettergurt dabei?


    Es wird bestimmt Situationen in einer Krise geben, wo man ohne Klettergurt zurecht kommen muss.


    Daher sollte man wissen, wie es auch ohne geht. Ich werde demnächst noch einmal den Bau eines provisorischen Klettergurtes beschreiben.
    Am besten sind zwei Bandschlingen mit ausreichender Länge.


    cu Tom

  • David: Warum sind Baumarktseile schlecht zum Abseilen? (Außer dass dann die überteuerten Läden keinen Profit mehr machen?)
    Wenn man sucht, findet man meistens Angaben zur Zugfestigkeit.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Zitat von Opa;165329

    David: Warum sind Baumarktseile schlecht zum Abseilen? (Außer dass dann die überteuerten Läden keinen Profit mehr machen?)
    Wenn man sucht, findet man meistens Angaben zur Zugfestigkeit.



    Nick


    Selten so einen bornierten Kommentar gelesen.


    Warum man Kletterseile verwendet und keine Baumarktseile?
    Schon mal ein Kernmantelseil im Baumarkt gesehen? Wenn du dich zum Thema mal schlau machen willst, dann empfehle ich dir doch einfach mal hier http://de.wikipedia.org/wiki/Kletterseil zu schauen. Um es kurz zusammenzufassen: Wenn dir die Sicherheit der zu rettenden Person egal ist, kannst du auch Baumarktseil verwenden. Abgesehen von dem Fakt, dass es zB mit einem Rollgliss nicht kompatibel ist und bei einem Achter schwerer durchgeht und sich aufdröseln kann, ist natürlich noch interessant, dass der Dehnungsfaktor und die Impulsbelastung bei einem Fall ins Seil bei einem statischen Seil gegeneinander arbeiten. Da kann dann mal ganz schnell das Mehrfache der Nennbelastung überschritten werden. Wenn das Seil bricht und du aus 5m auf den Boden klatscht (ja, bei Beton klatscht es dann wirklich...), hast du nichtmal mehr Zeit zum reagieren... bei 9,81m/s Beschleunigung nach unten plus evtl vorher vorhandene Ausgangsgeschwindigkeit.


    Es hat nicht immer nur alles mit Geld zu tun!!!


    So long,
    Sam


    Edit: ein starres Seil übrigens neigt dazu, falls es nicht selbst bei Impulsbelastung bricht, jemandem der da rein fällt lebenswichtige Körperteile zu brechen. Da kann kein Baseballschläger mithalten.

  • Zitat von maniacmantis;165237

    Guten Morgen,


    wenn nicht mehr als ein Seil zu Verfügung steht, dann gibt es noch die Abseilvariante mit dem Dülfersitz.
    Auch wenn diese Variante wenig Spaß macht und je nach Umständen auch schmerzhaft ist,


    Hallo Maniacmantis,


    da sagst Du was. Habe ich mal probiert. War schmerzhaft. Was habe ich Blödmann gemacht? Nur schnell runter und laufen lassen. Endete trotz dicker Jeans mit Brandblasen (!) an eher schmerzempfindlichen Körperstellen. :peinlich:


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)



  • Alle die ich kenne, die das probiert haben erzählen zufällig das Gleiche… :face_with_rolling_eyes:


    Hat man lange was davon.


    cu Tom

  • Hallo,ich habe mir das Abseilen, mit ca. 12 oder so, nach einer Anleitung aus einem Nehberg-Buch quasi selber beigebracht.Erst die Technik auf (damals Dülfersitz) auf der Ebene (im Keller) ausprobiert, dann auf leichtem Gefälle probiert und später dann vom Baum. Erkenntnis: Dülfersitz ist nicht wirklich was für vertikales Abseilen, eher eine Unterstützung für Gefälle, da die Seile durch das Körpergewicht recht stark einschneiden.Als "provisorischen" Abseilgurt kann man auch den sog. "Swiss-Seat" benutzen. Der ist quasi mein Favorit und auch der Grund, warum ich mir keinen professionellen Gurt zulege, für die drei Mal in 10 Jahren, wo ich es brauche.Anstelle eines Seils habe ich dafür schon mal das Gurtband von einem LKW-Spanngurt benutzt (ca. 5cm Breit). Gefiel mir recht gut.Gefallen hat mir auch eine Variante aus einer sog. Rundschlinge zum heben von Lasten mit Kranen (Lastanschlagmittel)Gruß